ung zerstörte die Wand des anstoßenden Ordonnanzraum« und die dortigen Gerätschaften, sowie sämtliche Fenster und Spiegelscheiben des Gebäudes und der benachbarten Häuser. Menschen sind nicht verletzt. Der KorpSkommandeur ist gegenwärtig in Paris; daher befand sich keine Schildwache vor dem Hause, was dem Verbrecher die Vorbereitung ermöglichte. Der Krach wurde kilometerweit gehört. Die Bevölkerung, sehr erregt, strömte scharenweise herbei. Die Polizei ist einem Kerl auf der Spur, welcher eine Viertelstunde vor der That im Tborwege des Gebäudes gesessen hat und der That verdächtig erscheint.
Odessa, 18. Novbr. Im ganzen Südwesten Rußland- wütet die Influenza mit größter Heftigkeit. Hierselbst kamen über 15 000 Erkrankungen vor.
— In Constantine (Algier) stürzte sich am 14. vs. MlS. eine 36jähr. Witwe Märet vor den Augen zahlreicher Zuschauer mit ihrem 7jährigen Töchterchen von einem hundert Meter hohen Felsen. Die beiden wurden als Leichen mit zerschmettertem Schädel auf- gefunden.
Sofia, 2, Nov. Ein Armeebefehl des Fürsten Ferdinand ordnet eine lOlägige Armce-
trauer und eine einmonatliche Trauer des Alexander-Regiments für den verstorbenen Grafen von Hartenau an.
— Im Bureau der Jndiana-JllinoiS- Jowa-Eisenbahn in Chicago erschienen drei anständig gekleidete Herren und verlangten den Schatzmeister der Eisenbahngesellschafl zu sprechen. Sie wurden in das Zimmer des Schatzmeisters geführt und kamen bald darauf wieder heraus, verabschiedeten sich und verschwanden. Kurze Zeit darnach wurde der Schatzmeister John Drake in bewußtlosem Zustande in seinem Zimmer ausgefunden; sämtliche Papiere waren durchwühlt und ans der Kasse 20,000 Dollar« verschwunden.
Vermischtes-
— Kühne Phantasie. Ein Ingenieur in London hat jüngst einen Bericht veröffentlicht, in welchem er behauptet, daß der größte Teil der Straßen London« bei der ersten besten Gelegenheit in die Luft fliegen werde. Nach diesem Berichte soll sich zwischen dem Erdreiche, auf welchem die Stadt ruht, und dem Holzpflaster der Straßen ein bedeutendes Vacuum gebildet haben. Dieser leere
Raum hat sich nach und nach mit Ga« und mit atmosphärischer Luft gefüllt, und das bildet einen Explosivstoff von höchster Gefährlichkeit. „Die englische Hauptstadt steht also auf einem Vulkan" — mein! derJngenieur.
.-. (Die „Speisung der Fünftausend.") Ein Geistlicher in Irland predigte über dieses Thema, machte aber einen Fehler beim Lesen des Textes und las: „Und sie speisten fünftausend Menschen mit fünftausend Laiben Brot und zehntausend Fischen". Ein alter Irländer, der in der Kirche zugegen war, machte die Bemerkung: „Das ist doch kein Wunder, das könnte ich auch I" — Der Prediger hörie dies, wählte am darauffolgenden Sonntag derselben Text, las aber diesmal richtig: „Und sie speisten fünftausend Personen mit fünf Laiben Brot und fünf Fischen". Er wartete einen Augenblick, beugte sich über den Rand der Kanzel vor und stellte halbl«ut die Frage: „Könntest du das ebenfalls thun, Murphy?" — Sicherlich, Hechwürdcn," antwortete Murphy. — „Und auf welche Weise?" — „O," antwortete Murphy, „mit dem, was am vorigen Sonntag übrig geblieben ist I"
Eine
gefährliche Verwechselung.
Novelle von I. Nikola.
(Nachdruck verboten.)
2.
„Wie!" rief sie, „Sie wollen sich in dir einsamen Berge wagen, in denen immer Banditen Hansen? O, Sie scherzen nur! Der Weg nach Cascrta liegt ja dicht an den Schlupfwinkeln de« gefürchteten Guido Gon- zago. Sie werden doch nicht so lhöricht sein, ihm direkt in den Weg zu laufen I"
Mein Onkel teilte die Ansicht der Dame, aber ich ließ mich nicht von meiner Idee abbringen, erklärte vielmehr, daß mir nicht« mehr Vergnügen machen würde, als wenn ich als Trophäe den Kopf des berühmten Briganten heimbringen könnte.
Zeitig am nächsten Morgen fuhr e>« vnllosso — wie unser Kutscher das Ding zu nennen beliebte — vor unserer Thür vor. Es war keine Kutsche, sondern nichts, als Vier derbe, über den Wagenrädern leicht zusammengenagelte Holzbretter, die wenn auch für unsere Bequemlichkeit, so doch keineswegs für unsere Sicherheit sprachen.
Mein Onkel schnitt eine Grimasse und machte einen kühnen Versuch, das gebrechliche Fuhrwerk zu besteigen, aber er blieb in der Wagenthür stecken, und es bedurfte unserer vereinten Kräfte, um seine korpulente Gestalt aus dieser fatalen Lage zu befreien.
Das war uns endlich gelungen und nach einigem geschickten Manöverieren glückte eS ihm auch, sich von der Seile durchzuquetschen, und schweißtriefend nahm er in der einen Ecke Platz. Ich folgte ihm schnell und setzte mich ihm gegenüber.
Der Kutscher warf den klapprige» Wagenschlag zu, sprang auf seinen Sitz, und das morsche Fuhrwerk, von zwei Maultieren gezogen, setzte sich in Bewegung.
Nachdem wir drei Stunden hin und her geschüttelt worden waren, hatten wir endlich dir Hälfte der Fahrt zurückgelegt, und Caserta (ag keine drei Meilen mehr vor uns. Da
plötzlich kamen wir an eine scharfe Wendung des Weges, die u»S einer steile» Stelle nahe brachte; auf der einen Seite ein jäher Abgrund, auf der anderen eine tiefe Schlucht.
Die Maultiere liefen in scharfem Trabe vorwärts, indem sie die gebrechliche Kalesche wie wahnsinnig hinter sich Herzogen, die jeden Moment in Stücke zu bersten drohte.
Die angstvollen Rufe de« Kutschers, der sich vergeben« bemühte, die Tiere zum Stehen zu bringen, schienen den Trab nur noch zu beschleunigen.
Eine scharfe Biegung im Wege besiegelte das Schicksal des Fuhrwerks. Mit einem lauten Krach, der zu beiden Seiten des Abgrundes widerhallle, schlug die Kalesche an einen hohen Steinhaufen und borst in Stücke. Mein Onkel wurde vorwärts über die Tiere hinweggkschleudert und tauchte mitten in einem Busch dichten Haidegestrüpps wieder auf; ich fand beim Sturze ein weicheres Lager auf einem hohen Grashügel.
Sobald ich mich von meiner momentanen Betäubung erholt hatte, eilte ich meinem Onkel zu Hilfe und erlöste ihn von seiner fatalen Situation. Er versuchte zu lachen, aber der Versuch mißlang; trotzdem wirkte es sehr komisch. Er schüttelte mir herzlich die Hand, und stillschweigend gratulierten wir einander zu unserer glücklichen Errettung.
Inzwischen schirrte der Kutscher langsam seine zwei Maultiere ab und betrachtete sein geschädigtes Fuhrwerk.
„Meine schöne Kalesche," sprach er in der Hoffnung auf ein hohes Trinkgeld vor sich hin. „In ganz Neapel war ihres Gleichen nicht."
„Wo, zum Teufel ist mein Hut ? Alfred, hast Du meinen Hut nicht gesehen?" rief jetzt mein Onkel.
Wir suchten und fanden den unglücklichen Hut unter einem Teil des zerbrochenen Fuhrwerks platt gedrückt wie ein Pfannkuchen. Mein Onkel betrachtete ihn mit philosohisch resigniertem Blick, zog sein Taschentuch heraus und band es um den Kopf.
Nachdem der Kutscher noch ein Trinkgeld für seine Fahrt erhalten hatte, hing ich
die Tasche mit meinen Mal-Utensilien über die Schulter und nahm meinen Onkel am Arm; so setzten wir unfern Weg nach Carsela zu Fuß fort.
Als wir eine Strecke vorwärts gegangen waren, gelangten wir auf ein Stück Plattland, einige hundert Fuß über dem Meeresspiegel, und ein selten schönes Panorama rollte sich vor unseren Blicken auf.
Mit einem AuSruf der Begeisterung holte ich mein Skizzcnbuch hervor. Mein Onkel versuchte in seiner gutmütigen Weise in meinen Enthusiasmus einzustimmcn, eS wollte ihm aber nicht recht gelingen. Große Schweißtropfen rollten ihm vom Gesicht, als er sich unruhig um mich herum bewegte; ich aber zeichnete ungestört weiter, weder seiner nervösen Unruhe, noch der dahinfliegenden Zeit achtend.
Ich weiß kaum, wie lange ich gearbeitet hatte, aber meine Skizze war noch nicht halb fertig, al« sich mein Onkel neben mich in'S Gras setzte.
„Siehst Du, Alfred," sagte er, „das mag Alles recht schön für Dich sein, ich aber würde diese Berge viel lieber auf der Leinewand sehen, als daß ich hier mitten unter ihnen sitze. Laß uns entweder vorwärts nach C-fferta gehen ober nach Neapel zurückkehren. Die Sonne ist am Untergrhen und die Dunkelheit wird uns noch überraschen, daß wir schließlich hier in der Wüste übernachten müssen. Und dieser mörderische Mensch, dieser Bepo oder Zepo, wie er heißt — wen» der Hand an uns legi, sehen wir unser schönes Vaterland niemals wieder. Ach, hätte ich es doch niemals verlassen I" schloß er seufzend.
Noch schwebten ihm die Worte auf den Lippen, als mich ein leises Geräusch, wie wenn etwas loses Gestein von dem Felsen in die Schluchi hinabrolltc, erschreckte, l Fortsetzung folgt.)
Merks.
Freude schweift in die Welt hinaus, Bricht jede Frucht und kostet jeden Wein ; Riefe dich nicht das Leid nach Haus,
Du kehrtest nimmer bei dir selber ein!
Druck und Perlag von B e r n h. Hofmaun in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Beruh. Hofmann.)