Eine
gefährliche Verwechselung.
Novelle von I. Nikvla.
(Nachdruck verboten.)
1 .
Mein Onkel Joseph Cosey war eine durch und durch ehrliche Seele; harmlos wie eine Taube, sonst wie ein Mädchen und seltsam in seiner Kleidung. Ans seinem jovialen Gesicht lag immer ein gutmütiges Lächeln. Er besaß eine behäbige, rundliche Gestalt, und das Kichern in den höchsten Tönen, welches sein Lachen bedeutete, erregte stets die Heiterkeit der Anwesenden. Die Lust nach Abenteuern hatte nie Raum tn seinem Herzen gesunden; nur sein behagliches, ruhiges Daheim und sein Junggesellenherd hatten Reiz für ihn.
Als ich zehn Jahre alt war, überantwortete das Schicksal mich, eine elternlose Waise, seiner Obhut und Vormundschaft, und in welch edler Weise hat er diese Pflicht erfüllt: Bon meiner frühesten Jugend an zeigte ich eine wahre Leidenschaft für's Malen ; das sah und unterstützte mein Onkel, und gab mich bei einem der besten Maler in's Atelier. Bald bemeisterte mich der Gedanke an einstigen Ruhm; und ich arbeitete und lernte eifrig, von der ehrgeizigen Hoffnung erfüllt, einst mit unter die berühmten Künstler der Nation gezählt zu werden. Da, plötzlich, inmitten meiner wilden Träume, erfaßte mich die Manie, Italien zu sehen. Aber Wie meinem Onkel diese Mitteilung machen? In seinem einfachen Sinn war eine Reise nach Rom gleichbedeutend mit einer Reise zu den Antipoden; und doch ließ sich meine unsagbare Sehnsucht nur durch den Anblick deS St. Peter stillen. Ich schlug meine Staffelei zusammen, packte die besten Farben
ein und begab mich nach R.zu
meinem Onkel. Ich ging verzeihlicher Weise etwas diplomatisch vorwärts, als ich das Gespräch allmählich dahin lenkte, wohin ich es haben wollte, und meinem erschreckten Onkel endlich meine Absicht klar vor Angen führte.
„Wie, Alfred, Du willst nach Rom?" rief er darauf mit ernstem Ausdruck auf feinem gutmütig,», dicken Gesicht; „es wird Dir dort nicht gut gehen I"
„Unsinn, Onkel / versetzte ich lachend, „erstens ist Rom eine der schönsten Städte der Welt, und seine Bewohner sind die heitersten, harmlosesten Seelen der ganzen Christenheit."
Mein Onkel schüttelte bedenklich den Kopf, stand auf und trat an das Fenster. Nachdem er da eine Weile nach dem Himmel und auf die Rasenplätze geschaut hatte, kehrte er zu seinem Platz zurück. „Gut, Alfred," sagte er dann endlich — aber keineswegs in seinem gewohnten heiteren Tone. „Du sollst nach Rom gehen und ich werde Dich begleiten,"
Wie von einem elektrischen Schlage getroffen , sprang ich vom Stuhle auf und starrte ihn bei den letzten Worten in maßlosem Erstaunen an.
„Du willst nach Nom?I" stieß ich hervor. „Was in aller Welt willst Du in Rom?"
„Und was willst Du dort, Alfred, gab er halb lächelnd zurück.
„Mir die herrlichen Gemälde unserer
alten, unerreichbaren Meister ansehen," versetzte ich, „und wenn möglich, mich mit dem erhabenen Geiste ihrer Welke ein wnig inspirieren lassen. Rom war der Geburtsort, die Wiege —".
„Ja, und vielleicht auch Dein Grab," unterbrach mein Onkel mich in weisem Tone. „Du-sollst »ach Nom gehen und ich gehe mit Dir, die Sache ist abgemacht."-
Der Tag unserer Abreise wurde bestimmt, alle dazu nötigen Vorkehrungen getroffen und nach einer angenehmen, interessanten Fahrt langten wir in der ewigen Stadt au.
Wir blieben vierzehn Tage in Rom, — viel zu kurze Zeit für mich, um all' seine Reize und Schönheiten zur Genüge zu bewundern können. Mit vor Erregung klopfenden Herzen ruhte mein Auge auf seiner geschwundenen Pracht I Wie glühte mir das Gesicht, wie hob sich meine Brust, als ich durch all' diese malerische Schönheit hinschritt I Was aber war diese Pracht dem nichtssagenden Auge und dem schwerfälligen Sinn meines Onkels? Für ihn war eine hohe Ziegelmauer ein poetischer Anblick.
Die Bettler quälten ihn und erleichterte» seine Taschen und die Soldaten ängstigten ihn. Die einzige angenehme Erinnerung, die er aus der Stadt Cäiar's mit sich nahm, gab ihm ein schönes Gespann fetter Ochsen, dem wir eines Tages aus unseren Streifereien begegneten.
Ich verließ Rom mit dem einzigen Wunsche, es einst wiederzusehen, mein Onkel dagegen mit einem stummen Dankgebet, glücklich wieder herausgekommen zu sein.
Unser nächstes Ziel war Neapel, wo wir im Hause einer Dame Namens Signora Malaiesta, Wohnung nahmen. Diese Signora hatte einen Sohn, Beppo Malaiesta, der in der Kraft und Blüte des Lebens zu stehen schien, Er war von starker, athletischer Gestalt. Seine kräftige, breite Brust stand mit den ebenmäßigen muskulösen Gliedern in voller Harmonie. Sein Kopf war' eine wahre Studie. Dichte Massen schwarzen , glänzenden Haares umwallten seine Schläfen nnd reichten bis zu dem braungebrannten Halse herab. Seine dunklen Augen waren von buschigen Brauen beschattet, und schauten mit feurigem Blick unter denselben hervor. Sein Herz schien sehr an seiner Mutter zu hängen, obwohl er nicht immer bei ihr wohnte, da ihn, wie es hieß, seine geschäftliche Thätigkeit oft in die benachbarten Distrikte rufe. Die Signora wußte ihren hübschen Sohn gar nicht genug zu loben; so oft sie ihn nannte, sprach aus jedem Worle der Mutterstolz und die zärtlichste Mutterliebe.
Damals schwebte auf eines Jeden Lippe der Name des berühmten Briganten-Häupt- lings Guido Gonzago. Sein Rauben und Plündern erfüllte die mutigsten Herzen mit Furcht und Schrecken. Der Staat hatte hohe Belohnung für die Ergreifung der Bande geboten, während ein enormer Preis auf das Haupt ihres gefürchteten Anführers gesetzt war. Der Räuberhauptmann ließ sich dadurch jedoch in seinem Treiben durchaus nicht stören und verlachte die erfolglosen Drohungen.
Wir weilten seit einem Monat in Neapel. Wir hatten den Vesuv erstiegen und weideten unsere Augen an dem prächtigen Panorama von Berg, Stadt und See. Wir hatten uns auf den tiefblauen Wassern des herrlichen Golfs geschaukelt und mein Taschen
buch war voll Skizzen neapolitanischen Sce- nericn. Mein Onkel seufzte nach Haus und ward täglich ungeduldiger. DaS permanente Lächeln verfchwand von seinem gutmütigen Gesicht; auch verlor er etwas von seiner Korpulenz, doch hatte.r so viel zuzujetzen, daß mich das nickt ängstigte.
Wiederholt spielte er auf unsere Abreise an, als er aber sah, daß seine leisen Winke nutzlos waren, ließ er unsere Sachen packen und erklärte mit Entschiedenheit, daß er Neapel binnen vierundzwanzig Stunden verlassen würde. Ich versuchte cS mit Bitten und Zureden, mit Vorstellungen — Alles umsonst. Endlich erklärte ich mich bereit, mich seinem Wunsche fügen zu wolle», wenn er »och einen Tug zugebcn und mich auf einem Ausflug nach Caserta begleiten wollte.
Wo in aller Welt ist Taserla?" brummte er.
„Nur wenige Meilen von hier," versetzte ich, „es hat eine herrliche Ruine, die zu skizzieren eine Tagereise wert ist."
Nach einer halbstündigen Debatte gab endlich mein Onkel nach ; als aber die Signora von der beabsichtigten Exkursion hörte, riet sie uns ejfngst davon ab.
i Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
.'. (Bei der Wahrsagerin.) „Wenn ich Ihnen die Geheimnisse Ihrer Vergangenheit und Zukunft enthüllen soll, haben Sic fünf Mark zu zahlen, mein Herr." „Hier sind sie. Und damit ich an die Enthüllungen meiner Zukunft glauben kann, erzählen Sie nur etwas aus meinerVergangenheil." „Nichts leichter als das. Sie sind in Ihrer Ehe unglücklich gewesen." „Ich war nie verheiratet." „Hm. Sie haben von falschen Freunden zu leiden gehabt." „Meine Freunde sind erprobt." „Hm. Man kann sich irren. Sie sind ein Vielgereister." „Mein weitester Ausflug hat sich bis zum nächsten Dorf erstreckt." Ei, da muß ich doch Ihre Hand genauer anseh'n. So — gleich kann ich bess-r darin lesen. Nun Hab' ich's. Sie haben einen Geldverlust erfahren." „Ganz recht; die fünf Mark, die Sie mir soeben abgenommen haben."
(Jncognitv.) Als dem Könige Christian VII. auf seiner Reise dnrcd Holland im Jahre !768 ein angesehener Mann einen Stammbaum überreichte, nach welchem er ein Verwandter des Königs zu sein behauptele, sagte der König: „Lieber Vetter, ich bin inkognito hier, machen sie es auch so."
(Ich nickt.) „Einer von Euch Jungens hat wieder einmal Kirschen gestohlen und die Kerne auf die Treppe gespuckt. Wer von Euch war das?" Fritz: „Ich nicht, Herr Lehrer. Ich habe die Kerne'runtergeschluckl."
Viersilbige Charade.
Eins und Drei ein holder Mädchenname, Zwei und Vier beliebt bei jeder Dame,
Und das Ganze, süß, erfrischend, labend, Trinkt man gern am heißen Sommerabend. Auflösung: 'sqvuomiz — oqaxgz — vusi;
M e r k' s.
Wer gut frühstückt, spün's den ganzen Tag, wer gut erntet das ganze Jahr, wer gm heiratet, das ganze Lebe» I
Druck unh Perlag von B er n h. Hofmaun in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bernh. Hosman n.)