angelegt war. DaS mehrere Zentner schwere Gitter stürzte um und schlug dem Kinde das Genick ab, was den sofortigen Tod des Kindes herbeiführte.

Heidenheim, 20. Okt. Beim Ausrichten eine- Gebäude» in Sontheim a. Brenz stürzte ein Zimmermann 2 Stock hoch herunter; er kam mit gleichen Füßen unten an, wurde etwas kräftig zur Erde gesetzt, nahm jedoch weiter gar keinen Schaden, sondern arbeitete sofort weiter. Zwei hier lebende Brüder, CigarrenmeisterTheilacker und Bezirkskranken« kassier Theilacker, erhielten die freudige Bot­schaft, daß jeder von ihnen sowie noch 3 weitere Geschwister von einem Vetter in Amerika je das Sümmchen von 100,000 erben.

Aus Baden, 20. Okk. Auf der Strecke zwischen Appenweier und Offenburg hat sich eiu nicht unbedeutender Eisenbahnunfall zu­getragen. Ein Pcrsoncnzuq fuhr nachts auf einen Güterzug und zertrümmerte gegen 30 Wagen, sovaß das Geleis vollständig ge­sperrt ist und die Passagiere umsteigen müssen. Personen wurden zum Glücke nicht verletzt, doch ist der Schaden au Material sehr groß.

Amnetz, 17. Okt. DieMosel- und Nied-Zig." meldet: Ein hiesiger Postbote

Im Kanne des Bösen.

Novelle von C. Western.

(Nachdruck verboten.)

8 .

Wovon ich leben will?" fuhr Edgar lächelnd fort.Denken Sie sich: ein ent­fernter Verwandter, der Kanonikus in einer alten süddeutschen Stadt war, stirbt vor einiger Zeit und setzt mich zu seinem Erben ein. Ich bin dadurch plötzlich unab­hängig geworden; ich werde Landwirt wer­den, wozu ich außer Neigung anch das meiste Talent besitze I"

Ruth wurde flammend rot und wandte sich ab, ihre Erregung zu verbergen. Er­blickte sie sich schon im Geiste als die Gattin des rüstigen Gutsbesitzers?

Somit sah jetzt auch Edgar ein, daß die beiden Frauen ihn nicht abweisen würden, wenn er um Ruth würbe; er wollte des­halb beim nächsten Besuche, ja morgen schon, die Sache mit den Damen besprechen. In diesem Gedanken beseligt, brach Edgar auf und verließ dann das Haus. Eigentlich wollte er noch bei dem Professor vorsprechen, um die Sache mit diesem nochmals zu über­legen ; da aber unten in der Villa alles Le­ben ausgestorben schien, ging er zufrieden heim.

Aber unten bei dem Professor waren Haß und Gemeinheit wach, den Vertrauens­seligen um sein Lebensglück zu betrügen. Der Professor benutzte die Gelegenheit, wäh­rend Diener und Magd in der Küche speisten, Ruth und die Frau Oberst aber im Zimmer faßen, sich leise auf den Corridor zu schleichen und dort das von Edgars Hand geschriebene Billet an Camilla hinzuwerfen. Dann war er verschwunden, lag aber, wie die Kreuz­spinne im Nest, auf der Lauer, was es geben werde. Doch da oben regte sich nichts.

Seit acht Tagen halte Edgar von Bach den Weg nach der Villa jedesmal vergeblich gemacht und entweder nur den Diener und die Magd oder Frau Georgine gesprochen, denn Ruth lag schwer krank am Nerven­

war dieser Tage im Begriffe, eine Depesche nach ihrem Bestimmungsort zu bringen. Die Hände mit dem Telegramm auf dem Rücken haltend und mit einem Bekannten plaudernd, ging er seines Weges. Hinter den beiden kam eine Ziege, welche, von ihnen unbemerkt, sich heranpürschte, dem Beamten das Papier aus der Hand zog uns dasselbe, ehe es der verdutzte Stcfansjünger verhindern konnte, im Maul verkante.

Anläßlich des Besuchs des Groß­herzogs in Mannheim stiftete die Maschinen­fabrik Heinrich Lanz zur Unterstützung Ar­beitsloser 10 000 Mark und die Maschinen­fabrik Bopp und Rentier 50 000 Mark zur Unterstützung ihrer Arbeiter.

Kassel, 20. Okt. Letzte Nacht sind dem Wehlheider Zuchthause 4 schwere Verbrecher entsprungen, indem sie die Aufseher über­sielen, die Mauer überkletterten und direkt in den Fuldafluß sprangen. Drei wurden herauSgesischt, einer ist entkommen, trotzdem die Wachtposten viermal geschossen haben.

Unsere Kaiserin beging am 22. Okt. Ihren 36. Geburtstag. In der Blüte der Frauenjahre, in der Fülle körperlicher Kraft und Gesundheit, umgeben von einer zahl-

fiebcr darnieder. Heute war der neunte Tag angebrochen. Wieder stieg der unermüdliche Edgar die Treppe hinauf und traf Frau von Linden auf dem Corridor.

Nun, wie steht's, gnädige Frau ?" lau­tete seine ängstliche Frage.

Schlimm!" gab sie zur Antwort.

Mein Gott, und welches ist die Usrache dieser Krankheit?"

Ja, wer das wüßte I Gleich nach Ihrem letzten Besuche, trat Ruth totenbleich zu mir in's Zimmer, siel mir um den Hals und weinte heftig. Die Ursache ihres Schmerzes wollte sie mir nicht angeben; inzwischen steigerte sich aber der Ausdruck eines heftigen Seelenleidens bis zur Raserei und das Nervensteber war ausgebrochen I"

Sollte der Tod des Vaters?"

Frau von Linden schüttelte den Kopf:

Sie hing sehr an dem Papa, aber sie trug sein Scheiden wie eine Christin I Nein, es muß etwas anderes sein I Ich selbst be­greife es nicht I"

So kam Edgar von Bach Tag für Tag in die Villa, bis am dreizehnten Tage die Krisis überwunden war und die Genesung der Kranken stetige Fortschritte machte. In dem heftigen Kampfesszwischen Tod und Leben, der nun ausgefochten, hatte Ruths gute Ge­sundheit den Ausschlag gegeben. Das treue Ausharren Edgars ließ Frau von Linden endlich tiefer sehen ? Aber Geduld, die Kranke mußte zunächst gesunden, ehe über die Sache zu sprechen war.

So schlichen die nächsten Wochen lang­sam dahin.

Als der Professor die Nachricht von der Erkrankung Ruths erhielt, traf ein jäher Schreck sein schon halb versteinertes Herz; etwas, wie ein Gewissensbiß zuckle darin auf! Also in dieser Art hatte das Billet an Ca­milla gewirkt. Wie mußte sie den Haupt­mann geliebt haben, und wie sehr mußte sie ihn folgerichtig jetzt darum hoffen I Die Eifer­sucht krampfte ihm den Rest vom Herz ge­waltsam zusammen, wenn er daran dachte, wie nahe doch Liebe und Haß zusammen­wohnen I Nur ein geringfügiger Umstand,

reichen schönen Kinderschaar gewährt unsere Kaiserin allezeit das Bild einer so glücklichen Mutter und Gattin, daß schon diese rein menschliche Seite ihres Lebens mit warmer Sympathie e> füllt. Wer aber gesehen hat, wie alle Herzen der hohen Frau eutgcgen- geschlagen, wie das z B. der Fall ist, wenn Sie Ihren hohen Gemahl, den Kaiser auf Seinen Reisen begleitet, wer den ganzen Lieb­reiz ihres Wesens zu empfinden das Glück gehabt, der weiß, welch ein Kleinnod das deutsche Volk in seiner Kaiserin besitzt. Die Kaiserin Auguste Viktoria ist die Zierde des ersten Thrones der Welt und das deutsche Volk kann mit Fug und Recht außer der Liebe und Verehrung für die LandeSmutter auch den Stolz empfinden, daß gerade eine solche Kaiserin den Thron Wilhelm II. teilt.

Wien, 18. Okt. Eine Portiersfrau in der Reichsstraße ist vier Jahre verheiratet, hatte dreimal Zwillinge, von denen das zweite Paar prachtvoll gedeiht, und ist vorgestern von gesunden, kräftigen Drillingen genesen. Auf Zwillinge", meinte der glückliche Vater, sei er vorbereitet gewesen, aber zu Drillingen glaubte er cs doch nicht bringen zu können." O, diese Klapperstörche I

nur ein Schatten von Hoffnung konnte das alte Geiühl wieder Herstellen I Darum Vor­sicht I Als Ruth endlich genas, murmelte Pfeil:

Wäre auch ein Skandal gewesen, wenn die Rentenbank das eingezahlte Kapital ver­schluckt hätte!"

Er hatte längst als Bezugsberechtigt sich selbst in der Eigenschaft eines Vormundes angegeben und bereits eine einmalige Rente bezogen.

Aber nur als meine Frau erhält Ruth von Linden sie ausgezahlt I" hatte er dabei gesagt, finster und entschlossen.

Jetzt fand man ihn täglich bei Frau von Linden, deren Trost und rechte Hand er all­mählich zu werden anfing. Dabei bewies er so viel zarte Rückstchtsnahme, daß Frau von Linden den Grund einer schon früher ge­äußerter Abneigung gegen ihn seitens Ruths nicht begreifen konnte.

Ein Monat war wieder verflossen I

Ruth saß zum ersten Male im Lehnstuhle und am offenen Fenster.

Ja, die Rosen sind nun verblüht, mein Kindl" meinte die Mutter wehmütig.

Ruth nickte:

Verblüht, verblüht I"

Dann begann sie heftig zu weinen. Da meldete der Diener:

Herr Edgar von Bach I" Vertraulich setzte er hinzu, wie sein langjähriger Dienst im Hause ihn wohl zu berechtigen schien: Heute in Civil!"

Ruth zuckte zusammen und sagte:

Laß ihm irgend etwas sagen, Mamal"

Frau von Linden blickte auf und frug:

Irgend etwas? Daß Du gesund und ihn empfangen willst, denke ich?"

Aber Ruth erhob beide Hände abwehrend:

Nein, Mama, uur das nicht! Ich will ihn nie Wiedersehen I"

Sie sagte es so heftig, so laut, daß Ed­gar, der auf dem Corridor stand, jede» Wort hören mußte.

Blaß, wie zum Tode erschrocken, fand ihn Frau Georgine von Linden draußen.

(Fortsetzung folgt.)

Lkrautwortlicher Redakteur rBernhard Hofwann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wldbad.