herauszuziehen. Unterdessen kam das Faß zur Versteigerung, und um seines Regenschirms nicht verlustig zu gehen, trieb er den Preis bis 40 ^ in die Höhe, sv daß es ihm zugeschlagcn wurde.
— Ein wetterfester König, Ei» Reit- unsall, der glücklicherweise ohne ernste Folgen dem König Humbert in Italien vor einigen Tagen infolge heftigen Regen weiters in Mailand zugestoßen ist, gibt einem Neapeler Blatte Gelegenheit, von einer Liebhaberei des Königs zu erzählen, die noch wenig bekannt sein dürfte. Der Monarch ist nämlich ein leidenschaftlicher Freund von Regen und Unwetter; je drohender die Witterung, desto lieber reitet er aus. Es ist ihm ein Genuß, sich von Sturm und Regen peitschen zu lassen und den Elementen gegenüber seine eisenfeste Gesundheit zu erproben. Seine Jagdparlien bei Castel Porziano in der römischen Cam- pagna unternimmt er fast regelmäßig beim schlechtesten Wetter, und manchem Augenzeugen ist es noch in lebhafter Erinnerung, wie bei der Einweihung der Margherita-Brücke in Rom, als der Bürgermeister unter dem von einem Stadtsoldate» gehaltenen Schirm seine Rede hielt, der König mit bloßem Haupt
Im Banne des Men.
Novelle von C. Western.
Nachdruck verboten.
7.
Der Professor, dem jeder Umstand zur Erreichung seines Zieles dienen mußte, ging stille zwncheu den Frauen einher. Willig nahm er die Bürde, für das Begräbnis zu sorgen, auf sich und zeigte dabei eine Ergebenheit, die selbst Ruth tief rührte. Bei sich freilich dachte der Heuchler so:
«Ich habe nicht gewußt, daß mein schönes Mündel auch eine reiche Erbin mit beträchtlicher Rente sei. Indes, verwirft sie mich, die Stolze, so — schreibe ich die Rente mir selbst zu; niemand erfährt ja davon, wenn ich, der bezugsberechtigte Vormund, das Geld behalte I Mein Nebenbuhler, der Hauptmann soll dadurch nicht des Lebens Behaglichkeit kennen lernen I Uebrigens muß ich ein Mittel finden, ihn von ihr immer zu trennen I
Am Nachmittage nach der Beisetzung der Leiche verließen beide Frauen in Begleitung des Dieners und der Magd, welche Kränze trugen, die Villa, um dem Grabe des Verstorbenen einen Besuch abzustatten. Diese Zeit benutzte der Professor, um mit Hülfe eines Nachschlüssels sämtliche Zimmer der Familie von Luiden zu durchsuchen. In Ruth« Gemach fand er schließlich, was er gebrauchte: ein Tagebuch von ihrer Hand. Er nahm cs mit einem Jubelruf an sich und ging damit nach unten. Hier durchlaS er das Heft höhnisch lächelnd.
„Mädchenlräume," murmelte er, als er an die Pensionsgeschichten kam. Der Oberst hätte auch besser gethan, Rutb, als die Tante vor sechs Jahren starb, ins Haus zu nehmen, anstatt sie zu Fräulein Wendheim in die Pension zu thun I"
Er blätterte weiter. Dieses Kapitel behandelte die Briefe, welche ihre Rückkehr inS Vaterhaus forderten. Es enthielt ein Loblied der Stiefmutter in allen Farben und allen Tönen.
„Hm, "^murmelte der Gewissenlose, „Frau von Linden muß doch wohl so verschwenderisch
und mit zufriedener Miene dem triefenden Regen standhielt.
— Altes Gesetz In Maryland besteht noch ein altes Gesetz zu Recht, nach welchem Männer, die ihre Weiber prügeln, zu Strafe ebenfalls körperlich gezüchtigt werden sollen. Die Behörden von Frederick County haben beschlossen, dieses alte Gesetz wieder zur Anwendung zu bringen, und demgemäß erging dieser Tage von dem Kreisgericht des Couniy gegen den Farmer Daniel Jones, der überführt war, vor einen« Monate in rasender Eifersucht seine Frau scheußlich mißhandelt zu haben, das folgende Urteil: „Innerhalb 48 Stunden wird der Sheriff Sie in das County-Gefängnis dringen, Sie dort an den Prügelpfahl ketten und Ihnen auf ihren entblößten Rücken mit einem Ochsenzimmer 39 Hiebe aus Leibeskräften aufzählen." Jones »ud seine Frau sind Mitglieder einer alten Maryländischen Familie, aber weder Einfluß noch Geld vermochten ihn vor der Strafe zu schützen. JoneS ist der zweite Weiße, an welchem in Maryland im Laufe der letzten hundert Jahre die Prügelstrafe vollzogen wurde.
.-. Liebe und Lyrik. Im „Lyrischen
nicht sein, wie der Selige geglaubt; er war ja überhaupt barock in allem, was er that und trieb! Ha I"
Sein Auge haftete auf einer Stelle, die lautete:
„Dies Blättlein sei nur Dir geweiht:
Uns trennt niemals Raum und Zeit
Und soll stets das Bewußtsein laben:
Wir wissen, was wir an uns haben I
Ruth."
Er las dieselbe Stelle nochmals laut und sagte dann: „Das gerade brauche ich I"
Ohne mit der Wimper zu zucken, schnitt er das Blatt aus dem Tagkbuche heraus und legte das letztere dann an seine alle Stelle. — Sein Plan war gemacht und zwar gut gemacht!
In den nächsten Tagen verließ der Professor das Haus nicht, sondern lag auf der Lamr, ob Edgar von Bach nicht seinen Con- tolenzbrsuch bei Lindens machen würde, denn seine Compagnie war endlich zurückgekehrt. Da am siebenten Tage nach der Bestattung d s Toten sah Ernst Pfeil zu seiner Genug- thuung die hohe G-stalt des Hauptmanns der Villa zuschreiten. Höhnisch lächelnd murmelte der Professor:
„Nun werden wir Dich nicht oft mehr sehen, Sohn des Mars; ich werde Dir noch heute eine Falle stellen, die Dir keine Liebe einbringen soll! Welch ein Glück, daß ich heute noch nicht oben war I"
Er wartete dann die Zeit ab, daß Edgar leinen Besuch beendigen sollte.
Als Ruth daS edle Gesicht Edgars erblickte, eilte sie auf ihn zu und sagte:
„Mama und ich, wir haben Sie schmerzlich bei diesem Schlage des Schicksals an unserer Seite vermißt, Herr von Bach I"
„Und ich bin bestürzt über einen Todesfall, von dessen Nachricht ich — ich muß es gestehen — fast überwältigt ward I Meine gnädige Frau, mein gnädiges Fräulein, es bedarf wohl der Versicherung nicht, wie mein Herz hier weilte, während mich die Pflicht drüben in der Bergstadt gefesselt hielt! Wie ist nur alles so schnell gekommen?"
Verlag" zu Berlin sind neuerdings „Gedichte von Ottilie Voß" erschienen. Das erste ist überschriebcn: „Die Liebe. Meinen Anbeter» gewidmet" und lautet:
„Ein Jeder hatte mich gecn Und Alle wollten mich lieben,
Und Alle zu lieben, daS ist gemein; Drum ließ ich es lieber sein Und mein Herz wurde zu Stein."
Den Gedichten hat Ottilie eine Liste ihrer Anbeter beigefügt, die Namen und Stand bezeichnet sind. Es sind lll, darunter 1 General, 5 Lieutenants, 4 Trompeter, 1 Trommler, 2 Barone, 1 Hühneraugen- Operateur, 1 Schriftsteller, 1 Schmuggler, 1 Wucherer, 1 Lumpensammler und „Gebrüder Meier einziges Kind".
(Verfehlte Kürze ) Ein junger Kaufmann, welcher sich in der Fremde befindet und in Geldnot gerät, telegraphiert seinem Vater: „Schicke heute noch Geld. Anton." Nach zwei Tagen erhält der ungeduldig Harrende folgendes Anttvort-Telegr.: „Bis jetzt noch nichts von Dir angekommen. Dein Vater."
Frau vo» Linden erwiderte schmerzlich erregt:
„Diese Nervenkrankheit ist selten heilbar; daß mein Mann seit längerem daran litt, verriet mir Professor Simler; nur seiner sorgsamen Haltung ist es zu danken, daß wir den Teuren nicht schon früher verloren I"
„Aber was werden sie jetzt beginnen, meine Damen?"
Frau Georgine entgegnete:
„Ich danke Ihnen für ihre Teilnahme, Herr von Bach, indes ganz so mittellos, wie sonst wohl Offizierswitwen, sind wir nicht I Botho muß seinen Liebhabereien ziemlich viel Geld gewidmet haben; wir haben für den Haushalt stets nur ein Drittel des Gehaltes verwendet; das zweite Drittel habe ich aber seit dreizehn Jahren erspart und werde Ruth dafür eine Rente kaufen, damit sie auch nach meinem Tode versorgt ist ; für mich wird die übliche Pension genügen I
„Und sie bleiben in der teuren Hauptstadt?"
„Nein, mit Ablauf des Mietvertrags ziehen wir nach . . . ., meiner Heimat; so haben wir beschlossen!"
Der Hauptmann überlegte: sollte ersetzt um Ruths Hand bitten ? Aber es war heute doch wohl nicht schicklich I Dagegen durfte er wohl ondeuten, daß demnächst auch bei ihm eine Veränderung eintreten werde.
„Wissen Sie, meine Damen," begann er dann, „der selige Herr Oberst that ganz Recht, als er den Dienst quitierte. Ich bin in derselben Lage I Ich mochte, ich konnte die Chicanen meines Diensten nicht länger tragen; ich habe um meinen Abschied gebeten I"
„Aber" — warf hier Ruth mit Hast ein. „Jeder unbefangene Beurteiler, auch Frau Georgine, konnte hieran sehen, daß der Mann, der da jetzt lächelnd saß, ihrem Her» zen nicht gleichgiliig war, — aber, wie — was — I" frug Ruth vor Erregung stotternd.
l Fortsetzung folgt.)
Druck und Verlag von B ern h. H o f maun in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bern h. H ofnr» nn.)