Rundschau.

-- Stadtpfarrer Dr. phil. und theol. Karl Braig in Wildbad hatte bekannt­lich den ehrenvollen Ruf an die Akademie Münster auf den erledigten Lehrstuhl für Dogmatik und Apologetik angenommen und war im Begriff dahin üderzustedeln. Nun aber erhielt derselbe, wie das D. V. mitteilt, dieser Tage einen Ruf auf den durch den Weggang deS Professors Hart y (.welcher ins Kloster Beuron eintrai) erledigten Lehrstuhl für propädeutische Theologie und Philosophie an der Universität Freiburg i. Br. Darauf- hin gab er die Professur in Münster zurück, um die in Freidurg anzunehmen, wohin er demnächst feinen Wohnsitz verlegen wird. Professor Dr. Braig hat sich durch seine Schriften einen angesehenen Namen gemacht.

Se. Maj. der König hat den Oder­amtsarzt Fischer in Neuenbürg seinem An­suchen gemäß in den Ruhestand versetzt.

In Stuttgart starb gänzlich unerwar­tet der Landtagsabgeordnete für den Bezirk Neckarsulm, Herr Oekonomierat Ege, Vor­sitzender des Vorstands der landwirtschaftl. Berufsgenossentchaft sür den Neckarkreis.

Zuffenhausen, 18. Okt. Bei der heute trotz der ungünstigen Witterung abgehaltcnen Hossagd in den Waldungen bei der Schlot- Wiese wurden 17 Fasanen, 3 Rehe und 72 Hasen erlegt.

Dem Bauern Kaspar Brose von Winzerhansen ist in eine Weinebülle Erdöl geleert worden, wodurch der darin befindliche Wein ungeni-ßbar wurde. Der entstandene Schaden beträgt mindestens 150 ^ Im vergangenen Jahr wurde dem Brose der Zapfe» an seiner Bütte gezogen, wodurch ebenfalls ein nicht unbedeutender Schaden ent­standen ist. Es scheint demnach ein Rache­akt vorzuliegen. Hoffentlich gelingt es den Thättr ausfindig zu machen-

I» der Sonntag-Nacht wurde die Bahnrasse mit ca. 1500 Inhalt in Mögg- lingen gestohlen. Die Diebe, Handwerks- burschen, wovon einer bereits fcstgensmmen wurde, haben von einem Fenster da« Gitter weggerissen, die Scheiben eingedrückt, und sind dann eingestiegen. Den Stein, an dem die Kasse befestigt war, haben die Einbrecher mit einem Meisel gesprengt,, an der Ein- gangSthür die Schrauben abgerissen und die Kasse auf einem Wägelchen weggeführt.

Reutlingen, 16 Okt. Heute vormittag geschah in der Kelter hier ein großes Un­glück. Der Weingärtner KäSmann, ein älterer Mann, war mit Pressen beschäftigt. El stieg auf die Presse, um die Spindel zu schmieren; dabei glitt er aus, fiel rückwärts herunter und war auf der Stelle tot.

Ebingen, 17. Oktbr. Ein Soldat von Geislingen bei Balingen halte mit andern Soldaten den Auftrag erhalten, in Altingen bei Herrenberg Scheiben zum Bataillons- schietzen herzurichten. Trotz ernster Mahn­ung, sich vor Dynamitpatronen zu hüten, die in einen» Raume verschlossen wahren, han­tierte dieser mit einer solchen Patrone und wurde so schwer verletzt, daß ihm 4 Finger von einer Hand abgenommen werden mußten und er überdies ein Auge verlor. Der Un­glückliche und dessen sehr geachtete Familie sind um so mehr zu bedauern, als cs frag­lich ist, ob dieser bei solchem Sachverhalt einer staatlichen Unterstützung teilhaftig wird.

Creseld, 16. Okt. Der 8 Uhr 45 Min. v-n Köln, 10 Uhr 32 Min. von Creseld

abgegangene Personenzug geriet hier infolge unrichtiger Weichenstellung in ein falsches Geleise. Der Lokomotivführer bemerkte dies bei der herrschenden Dunkelheit und dem strömenden Regen erst bei Ankunft in der Nähe des Uebergangs über die Marktstraße, an der Westseite der Stadt, und hielt den Zug sofort an. In demselben Augenblick brauste der von Vlisingen kommende Schnell­zug auf dem nämlichen Geleise Hera». Es erfolgte ein gewaltiger Zusammenstoß, wo­durch der Postwagen und ein Wagen 1. Klasse des Schnellzuges entgleisten und sofort in Brand gerieten, die Unglücksstätte weithin beleuchtend. Der Packwagen des Personen­zuges türmte sich auf den nachfolgenden Personenwagen 3, Klasse, der glücklicher­weise leer war. Ein günstiger Umstand war überhaupt die geringe Besetzung beider Züge. Sechs Zugsbeamte und ein Reisender sind verwundet, zwei Lokomotiven, zwei Pack­wagen, drei Personenwagen sind stark be­schädigt. Polizei, viele Acrzte, Berufs- und freiwillige Feuerwehr waren alsbald- zur Stelle. Dre Verwundeten wurden verbunden und dem städtische» Krankenhause zugeführt. Infolge eines sonderbaren Zusammentreffens tragen die ineinandergefahrcnen Lokomotiven die aufeinanderfolgenden Nummern 335 und 336, die Züge die Nummern 244 und 245. Der angeblich schuldige Weichenwärter wurde heute verhaftet. Inwieweit anderen Beamten Schuld beizumessen ist, bleibt zu untersuchen.

Hornberg bad, Kreis Villingen, 14. Okt. Der diesjährige Obstertrag im benachbarten Gutach wird auf 200 000^. geschätzt: das in einem Orte mit 2092 Personen. Es trifft somit nicht viel weniger als 100 auf den Kopf der Bevölkerung.

Karlsbad, 16. Okt. Der Reichskanzler Caprivi ist gestern nach günstiger Vollendung seiner Kur nach Berlin abgcreist.

In Wiesbaden fand am 18. ds. die dritte Zwangsversteigerung des Bade- Etablifsements statt. Es wurde für 1,105,000 ^ dem Bauunternehmer Philipp Helfmann in Frankfurt a. M. zugeschlagen. Der ge­richtliche Anschlag betrug 2,300,000 ^

In der Jnfanteriekaserne in Wies­baden gerieten der Fr. Ztg. zufolge am Mittwoch vormittag zwei Soldaten der 13. Compagnie in scherzhaften Wortwechsel. Der Scherz wurde bald ernst und der eine der .Soldaten, der zufällig ein Brotmesser in der Hand hatte, durchstach dem andern die Lunge, Der Getroffene war bald darauf tot. Der Streit entstand wegen eines Stückes Kom­mißbrot.

Einem großen Uhrenschmuggel aus der Schweiz ist man in Mühlhausen i- E- auf die Spur gekommen. Dieser Tage fand der Prozeß wegen dieses Schmuggels statt, der jahrelang von Händlern aus Chaux-de- Fonds durch Familien aus Mühlhausen be­trieben wurde. Er endigte mit der Verur­teilung von 20 Personen, von denen die meisten ihren Wohnsitz Chaux-de-Fonds ha­ben, zu Geldstrafen bis zu 126,990 Mark- Diese höchste Strafe erhielt der Anstifter, der Baseler Spediteur Vellard ; zwei Frauen und ein Wirt aus Mühlhausen wurden zu je 121,854 verurteilt. Außerdem wurde die Einziehung der Uhren, die beschlagnahmt werden konnten und einen Wert von 14,654 Mark 80 --s haben, ausgesprochen, sowie er­kannt, daß sür jene geschmuggelten Uhren,

welche nicht mehr eingezogen werden konnten, ein Weitersatz von 210,654 <^. 41 zu zahlen ist, sür welchen Betrag ein Verur­teilter ganz, die übrigen Verurteilten nach Maßgabe ihrer Beteiligung gesamtverbindlich haften.

Der Wirt Schönweiß in Nürnberg, der seine Frau geohrfeigt, wurde deshalb von seinem Schwager erstochen.

Ein junges Brautpaar in Berlin, der Sohn eines Töpfermeisters und die Tochter eines Kaufmanns, hat sich gemeinschaftlich im Plötzensee ertränkt, angeblich, weil durch die Militärpflicht des Mannes eine längere Trenn­ung bevorstand.

Einem Berliner Stallknecht ist Frau Fortuna hold gewesen. Er hat den ersten Gewinn der Frankfurter Pferdemarkttotlerie gewonnen. Der glückliche Gewinner will trotz seines Berufes nicht dem Viererzug, sondern dem Geld (rund 6000 den Vorzug geben.

Ein fürchterlicher Tod. Durch einen Schnellzug zu Tode geschleift wurde in Ber­lin in der Nacht zum Montag ei» etwa 30 Jahre alter Mann. Der nach Warschau be­stimmte Zug, der um 11 Uhr 28 Minuten von der StationZoologischer Garten" ab- fnhr, durchlief zwei Minuten später die Halte­stelleTiergarten". Hier sahen Eisenbahn- beamte durch die Räder hindurch, wie an der dem Bahnsteig abgekehrtcn Seite des Zuges ein nicht erkennbarer Gegenstand mitgeschleppt wurde und bald auf dem Bahndamm auf­schlug, bald in die Höhe geschleudert wurde. Schon wollte man das Zeichen zum Halten geben, als der Schnellzug eine Kurve durch­eilte, wo sich der Gegenstand in die Drähte eine« optischen Telegraphen verwickelte und vom Zuge losgelöst wurde. Man fand jetzt einen fürchterlich zugerichteten Mann auf dem Bahnkörper liegen und brachte ihn, da er noch lebte, nach dem Krankenhause in Char­lottenburg. Unterwegs aber verschied der ver­unglückte. Die Nachforschungen haben nun ergeben, daß der Mann, dessen Per­sönlichkeit bis jetzt unbekannt geblieben ist, in einer Abteilung der dritten Wagenklasse mitgefahren war und wahrscheinlich beim Hin­aussehen aus dem Fenster durch die nicht fest verschlossene Thür au« dem Zuge gestürzt ist. Er ist mit dem linken Bein zwischen Wagen und Trittbrett hängen geblieben und zu Tode geschleift worden.

Bei Hochstätten (Kreuznach) ereignete sich ein Felssturz. Ein Block von 300 Zir. Schwere verschüttete eine Schmiede. Men­schen wurden nicht verletzt.

Eine unfreiwillige Fußtour von Paris nach St. Petersburg hat ein 14jähriger Knabe unternommen, der dieser Tage durch Potsdam marschierte. Derselbe ist in St. Petersburg ortsangehörig und war aus Frank­reich mit Zwangsreiseroule zu Fuß bis zur Grenze gebracht worden, von wo aus er die weitere Neiserorte bis zur russischen Grenze erhielt. Dieselbe hält er genau inne und er­hebt bei den Polizeiverwaltungcn seine Unter­stützung, um sich Unterkommen und Nahr­ungsmittel zu verschaffen.

Unglaublich. Daß man in Europa Bären mit Menschenfl-isch füttere, dürfte ge­wiß kaum glaublich klingen, trotzdem berich­te» ernsthafte Blätter folgende Gruselgeschichte: In Orovne (Siebenbürgen) faßte die Gen­darmerie kürzlich die beiden Bärentreiber Jllie und Juro ab, da sich herausstellte, daß die­selben ihre Bären mit den Leichen kleiner