Rundschau.

Ludwigsburg, 13. Okt. Auf dem Schieß­platz bei Psppemveiler von Oßweil hce und auf der Höhe des Sprottenbergs wurden in de» letzten Monaten starke Schutzwände zur Verhütung von abirrenden Geschossen errich­tet. Dieselben sind nunmehr ferliggestellt und der Schießplatz, der seit dem Unglücks­fall vom 24. Juli d. I. unbenützt liegen blieb, ist wieder zu den Schießübungen der hiesigen Garnison eröffnet worden.

Göppingen, 14. Okt. Die Buchdruckerei samt Verlag des Hohenstaufen ging um den Preis von 55,000 ^ in den Besitz der Herren Wilhelm Hahn und Adolf Müller in Stuttgart über. Die seitherige Tendenz und Redaktion wird hiedurch des Hohen­staufen keine Aenderung er­fahren. Der seitherige Besitzer, PH. Kosten­bader , wird von Martini d. I. an laut Hohenstaufen den Pacht der Restauration zur Schwäbischen Bierhalle übernehmen.

Ebingen, 14. Okt. Gestern wurde ein Bürger aus Veringcnstadt ans Amtsgericht Sigmaringen eingeliefert, der beschuldigt ist, seine Frau vor 14 Tagen so schwer miß­handelt zu haben, daß ein Arm- und Bein­bruch die Folgen waren. Inzwischen ist die Frau gestorben, und die eingelcitete Unter­suchung wird feststellen, ob der Tod mit der erlittenen Mißhandlung zusammenhängt.

Mannheim, 16. Oktbr. Nach gering­fügigem Streit erschoß in Ludwigshafen der Cigarrenfabrikant Bausch den Posthalter Ressert auf offener Straße.

Der Kaiser teilt- dem Fürsten von Sigmaringen telegraphisch mit, daß er den Prinzen Friedrich von Hvhenzollern zum kommandierenden Geuer ,l des dritten Ar- merkoips ernannt habe.

Eine Zeitung für Dienstmädchen das ist wohl das Neueste auf dem Ge­biete der periodischen Literatur. Während alle Stände und Berufsklassen schon lange ihre speziellen Fachorgane haben gibt es ! doch sogar eine Zeitung sür Kahlköpfe war der so viele Mitglieder zählende Stand der Dienstmädchen ohne eine besondere publi­zistische Vertretung. Diele klaffende Lücke auf dem deutschen Zeitungsmarki mußte natür­lich ausgefüllt werden, und so fand sich denn ein unternehmender Verleger, der von nun an Deutschlands dienende Mädchen mit geistiger Nahrung versorgt. DaS Blatt mnnt sich Deutsche Dienstmädchen-Zeitung" und bringt, wie jede ordentliche Zeiiung, an der Spitze einen Leitartikel, der die Stellung der Köchin und des Mädchen für Alles in sozialer und rechtlicher Hinsicht behandelt. Eine Mit­arbeiterin, die alsTante Pienchen" zeichnet und das Geständnis ablegt, selbst Jahre laug den Küchenbesen geschwungen zu haben, wendet sich an Deutschlands Dienstmädchen mit wei­sen Ratschlägen. Ein RomanDie Dia­mantenfee" schildert die Schicksale eines an Schönheit undTugend reichen Dienstmädchens, das mit allen möglichen Widerwärtigkeiten zu kämpfen hat, dann aber wohl einen großen Triumph davongetrageu wird. Die Dienst­mädchen-Zeitung gibt der Zuversicht Aus­druck, einem wirklichen dringenden Bcdürf- abzuhelfen.

Die Klage der Hausfrauen. Auf das Wohl der Hausfrauen bedacht ist die Polizeiverwaltung dcS Städtchens Biesenthal, wie aus der folgenden Bekanntmachung her- vorgkht;ES ist von Hausfrauen wiederholt

Klage bei unS darüber geführt worden, daß ihren Männern, obgleich diese in trunkenem Zustande sich befunden, von hiesigen Ga st­und Schankwirten Bier und geistige Getränke verabfolg! worden. Wir machen die Wirte hiermit darauf aufmerksam, daß das Ver­abreichen von Bier und geistigen Getränken an angetrunkene Personen nicht nur strafbar, sondern als Völlerei anzusehen ist, soweit die Voraussetzung des § 331 der Rcichsgc- werbeordnung, auf Grund deren die Schank­konzession entzogen werden kann, vorliegen. Die dnss-itigen Exekutivbeamten sind streng angewiesen worden, Wirte, die sich derartige Ungehörigkeiten zu Schulden kommen lassen, zur Anzeige zu bringen."

Eine in einer Zigarrenfabrik in Bres­lau angestellle Arbeiterin beschloß, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Zu diesem Zwecke legte sie den Kopf u ter das M sstr einer Schneidemaschine und setzte diese dann in Bewegung, um sich den Kopf abzutrcnnen. Sie erlitt jedoch nur eine nicht unbedeutende Halswunde, da sie noch rechtzeitig an der Ausführung ihres grauenhaften Vorhabens verhindert wurde.

Ein seltenes Familiencreignis ist es, wenn von einer Familie fünf Generationen am Leben vorhanden sind, wie dies von der Familie Schmechel in Berlin gemeldet wird. Die Ururgroßmutter, eine noch verhältnis­mäßig rüstige Frau, zählt 89 Jahre, ihre Tochter, die Urgroßmutter, ist 66 Jahre all. Die Großmutter steht im 48. Lebensjahre, deren Tochter, die Mutter, nur um 18 Jahre jünger ist. Die Tochter der letzteren ist ein niedliches Baby von 7 Monaten, welches Urur- und Urgroßmutter täglich nach dem Kreuzberg Park fahren.

Die Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahueu hat die Absicht, gleich den süddeutsche» Bahnvermallungen die Dauer der Rückfahrkarten auf zehn Tage zu ver­längern. Diese Einrichtung soll frühestens !am 1. April 1894 ins Leben treten. Auch in Elsaß-Lothringen sind bekanntlich seit l. Okt. die zehntägigen Rückfahrkarten eingeführt.

Der Krieg soll immer schrecklicher sich gestalten. Turpin, der Erfinder des Sprengstoffes Mellinit, welcher letztere in seiner Wirkung bekanntlich den Dynamit noch um vieles übertrifft, hat eine neue Mi- trailleuse konstruiert, welche alles bisher an Schnellfeuerwaffen Dagcwesene übertreffen soll. Wie das Patent- und technische Bureau von Richard Lüders in Görlitz darüber mit­teilt, soll die neue Waffe bei einer Ladung 25,000 kieinkalibrige Geschosse 3 da Kilometer weit tragen können »nd dabei eine Fläche von 22,000 Quadratmeter bestreichen. Das neue Geschütz soll in einer Viertelstunde vier­mal geladen werden können und erfordert zur Bedienung 5 Mann und 2 Pferde. Die Zeichnung mit allen Einzelheiten soll Turpin dem französischen KrirgSministerium bereits eingereicht und dieses dem neuen System sich sehr sympathisch gezeigt haben. Wollen wir hoffen, daß die Maschine auf dem Papiere bleibt und nicht zur Ausführung kommt!

New-Aork, 16. Okt. Der Sturm, der am Freitag abend vom Gols von Mexiko bis nach Maine wütete, war besonders stark in Baltimore, wo die Lichtdrxhle brachen und ein Gebäude der Elektrizität-Compagnie in Brand steckten. Das Feuer dehnte sich auf da- in der Nähe befindliche Gefängnis aus,

worin 544 Sträflinge sich befanden. Einer derselben ist tol, zwanzig wurden verwundet, die übrigen wurden mit Mühe gerettet.

Verschiedenes.

.'. Eine heitere Episode wird aus dem letzten Manövertag bei Ludwigsburg mitgc- teilt: BeimKaiserstein" auf dem Römer­hügel, Ludwigsburger Gemarkung, da, wo vorschriflSmäßig das Manöver sein Ende fin­den sollte und die Kritik stattfsnd, hatte der L. dwigSburger Gemeinderat mit dem Ober­bürgermeister v. Abel an der Spitze sich feierlichst neben dem weißgedecklen Tischchen postiert. Nach der großen Tages- und Ge- fechtShitze soll dem Kaiser und dem Könige neben einigen Bcgrüßungsworten eine kleine Erfrischung gereicht werden. Um 12'/-Uhr erscholl das Signal: Das Ganze Halt und bald darauf der OffizierSruf. Endlich kam Bewegung in die Masse der Zuschauer. Hoch­rufe bekundeten, daß der Kaiser nahe. Der Oberbürgermeister probiert seine Stimme mit einem leichten Räuspern. Champagnier- pfrvpfen knallen, das Publikum ruft Hoch; da plötzlich wird der Kaiser der Frühstücks- Veranstaltung und der harrender Fräcke an­sichtig, er biegt rasch ab und reitet querfeld­ein, von allen seinen Begleitern umringt. Das zahlreich versammelte Publikum bricht in ein schallendes Gelächter aus, in das end­lich auch die zuerst verblüfft dreinschauende LudwigSburgcr Deputation einstimmt. Und als dann bald darauf die Herren Offiziere erhitzt und vor Durst lechzend zum appetit­lichen Tischchen kommen, vermeinen sie, es sei eine ambulante Wirtschaft und trinken von dem perlenden Champagner, bis sie von den schwarzen Fräcken erfahren, daß letztere eigentlich keiiv Kellner, sondern Ludwigs­burger Stadträtc seien und daß der impro­visierte Champagnerschonk auch keine öffent­liche Wirtschaft, sonderu der Frühstückstisch der Statt Ludwigsburg für den Kaisirliöc» Gast sei.

-- In welchem Jahre soll man heiraten ?

Ucber den Einfluß deS Alters der Eitern auf die Gesundheitsverhältnisse der Kinder hat der berühmte Statistiker Köiösi auf Grund von 29 813 Todesfälle betreffendem, in Buda­pest gesammelten statistischen Material einen lehrreichen Bericht verfaßt. Er fand, daß die schwächsten Kinder von den jüngsten Müttern Gunter 20 Jahren) sbstammten, die kräftigsten Kinder von Vätern zwischen 30 und 40 Jahren herrührten. Körest zieht nun aus seinen eingehenden Untersuchungen did folgende Schlüsse: 1. Mädchen sollen nicht heiraten, ehe sie 2l Jahre alt sind; 2. alte Männer sollen nicht junge Frauen nehmen; 3. Frauen unter 30 und zwischen 30 und 35 Jahren sollen Heiraten mit Männern über 50 und mit jungen Männern vermeide»; 4. Männer sollen nicht Frauen unter 20 und wenn sie selbst zwischen 20 und 30 Jahre alt sind, nicht solche über 35 Jahre heiraten.

.'. (Erklärung.) Sie:Sag', liebes Männchen, was versteht man denn eigentlich unter Kunstweinen?- Er:Weißt Du, daS ist das Weinen um einen neuen Hut und dergleichen!"

(Er kennt sie.) Frau:Karl, eben habe ich etwas erfahren, aber ich habe mein heiliges Ehrenwort geben müssen, es niemand weiter zu erzählen." Mann:So? Na, ich bin ganz Ohr!