von welchem dieselbe eben das Quartiergeld übernahm. Fodor verlangte seinen Rock, die Frau warf ihm denselben zu und sagte: „Da hast Du, Du darfst Dich aber bei mir nicht mehr blicken lassen I" Fodor fing den Rock mit der linken auf, sagte: „Ich komme nicht mehr!" und feuerte mit der rechten 2 Revolverschüsse gegen seine Frau ab, welche in dir Schläfe drangen. Nun rief das Mädchen um Hilfe, worauf Hausbewohner herbeieilten, denen sich Fodor jedoch in den Weg stellte. Als man dann um die Polizei schickte, feuerte Fodor zwei Schüsse in seine Mundhöhle ab, die Kugeln drangen ihm ins Gehirn und er verschied sofort. Kurz vorher war auch die Frau den erhaltenen Schußwunden erlegen.
— Für Komponisten und überhaupt jeden Musikliebhaber dürfte die Mitteilung von Interesse sein, daß die im Verlage von Carl Grüninger in Stutigar'. erscheinende „Neue Musik Zeitung" in der soeben erschienenen No. 19 ein neues Preisausschreiben, diesmal für Liederkompositionen, Mil Preiße» von Mk. ,100.— und Mk. 60.— erläßt. Große Beteiligung ist erwünscht. Die näheren
Bedingungen sind ans der betreffenden Nummer zu crsehehen, welche von der Verlagshandlung allen Interessenten auf Wunsch
gratis und franko übersandt wird.
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— „Der Lahrer Hinkende Bote" ist wieder da. In seinem 94. Jahrgange stehend, präsentiert er sich diesmal in einem farbigen Umschläge, ist also auch hier, wie allezeit und überall, mit der Zeit fortgeschritten. Der Inhalt zeichnet sich in diesem Jahre wieder besonders durch einen Reichtum an kleineren Erzählungen aus, die immer die Spezialität des Hinkenden waren; er scheint aber jetzt noch ganz eigens Leute auf- getrieben zu haben, die in der Fabulierkunst des alten Hebel wie zu Hause sind (chergl. „Wunderbare Rettung"), und so ist denn eine Volkstümlichkeit erreicht, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Von bekannteren Namen sind der jüngst verstorbene C- Geres, Maximilian Schmidt, Hermine Villinger, A. v. Winterfeld rc. vertreten; die „Welt- begebenheiten" sind, von echtnationalem Geist durchhaucht wie immer, und dabei doch freisinnig-objektiv, auch sehr unterhaltend ausgefallen und köstlich illustriert — kurz, man'
muß diesmal den Meister Hinkenden durchaus loben.
Markt- u. Herbstnachrichten.
Wailblingen, 5. Okt. In Neustadt wurden schon einige Wcinkäufe abgeschlossen zu 110 und 120 M. per 3 Hl.
Endersbach, 5 Okt. Lese »UN in »ollem Gang. Heute einige Käufe zu 120 u. 124 Mark per 3 Hl.
Schnaith, 5. Okt. Verkauf heute lebhaft. Preis 140—145 M. Per 3 Hl. Noch diel Vorrat.
Winnenden, 5. Okt. Heute wurde in Hanweiler ei» Kauf zu 150 M per 3 ,Hl. abgeschlossen. — In Breuningsweiler Käufe zu 126, 128 und 138 M. per Eimer. Käufer sind erwünscht.
Asperg, 5. Okt. 145, 150 M., Berg- wein 165 M per 3 Hl.
Höpfigheim, OA. Marbach, 4 Oktober. Mehrere Käufe zu 100 M. per 3 Hl. Käufer erwünscht.
Großbottwar, 5. Okt. Heute sind sehr viele Weinkänfer hier. Der W-in steigt im Preise. Die meisten Käufe per Eimer zu 120, 125, 125, 126, 130—150 M.
Im Kanne des Bösen.
Novelle von C. Western.
(Nachdruck verboten.)
2 .
„Gleichzeitig möchte ich Dich auch bitten, so geschickt wie möglich die schöne Sängerin Camilla von der Hofoper darauf vorzube- reites, daß ich nicht daran denke sie zu heiraten, denn ..... ."
In diesem Augenblicke ertönte die Klingel der Eingangspforte der Wohnung und der Professor fuhr erschrocken auf.
„Zum Kuckuck, ich habe wohl gar vergessen, die äußere Thür abzuschließen I" rief er halblaut, eilte hinaus auf den Corridor und sah eben einen hochgewachscnen Offizier in das Haus treten.
„Störe ich?" fragte der Offizier.
„Durchaus nicht!" erwiderte Professor Pfeil mit erzwungener Freundlichkeit. „Bitte, treten Sie einstweilen hier in dieses Zimmer ein, ich zünde gleich Licht auf dem Corridor an, mein Diener, der leichtsinnige Mensch hat vergessen, die Lampe anzubrennen."
Er entzündete dann das Gas in seinem Arbeitszimmer, schob dem Besucher einen Stuhl hin, setzte im Cigarren, Feuer und Aschenbecher vor und meinte dann:
„Entschuldigen Sie mich nur eine Minute, Herr Hauptmann, ich will sofort einmal Nachsehen, ob mein Diener zurückgekchrt ist."
Professor Pfeil eilte aber zu Astara zurück und flüsterte ihm zu: Hauptmann von Bach ist eben angekommen, langweiliger und unverhoffter Besuch, aber ich konnte ihn nicht abweisen. Du mußt jetzt leise hinaus, denn es ist besser, wenn ich die Gelegenheit wahrnehme und den Hauptmann gleich einmal auf den Zahn fühle, daß er mich nicht bei dem Obersten anschwärzt." „Bitte, nimm es mir nicht übel, Astaro, wir sehen uns morgen wieder."
„Ich weiß Deine Lage vollkommen zu würdigen, Freund, und werde in Deinem Interesse mein Bestes thun," Astaro. „Auf Wiedersehen morgen Abend im Klub!"
„Gute Nacht!" flüsterte der Professor und geleitete den Freund leise hinaus, sodaß der im Arbeitszimmer des Professors wartende Hauptmann von Bach von dem Besuche gar nichts bemerkte.
„Blieb ich lange ?" fragte Professor Pfeil den Ha lptmann.
Der Offizier, dessen edles Gesicht dem Gelehrten voll zugewendet war, entgegnete freundlich:
„O, bitte sehr, Sie waren ja kaum eine Sekunde abwesend, lieber Professor!"
„Dafür bin ich jetzt auch ganz zu Ihrer Verfügung, Herr von Bach!" lautete die verbindliche Antwort des Professors.
Er zündete sich ebenfalls eine Cigarre an, setzte sich dem Hauptman» gegenüber und fragte:
„Was giebt es Neues, Hauptmann?"
„Neues? Neues bei uns? Ein neue- Seitengewehr, eine neue Pickelhaube, einen neuen Tornister, lauter Sachen, die mich eigentlich wenig interessieren I"
„Aber mein Gott, was soll den Offizier wohl sonst interessieren?"
„Sagen Sie den Gamaschenknopf I"
„Da mögen Sie vielleicht nicht ganz Unrecht haben I"
„Ohne Zweifel; mich interessiert nur die Strategie und die Mathematik und das ewige Einerlei des Garnifondienstes langweilt mich," fuhr der Hauptmann fort. „Als ich bei dem Oberst von Linden Ihre werte Bekanntschaft machte, Herr Professor, sagten Sie mir, glaube ich, daß Sie selbst vier Semester Mathematik studiert hätten!"
„Gewiß!" erwiderte der Professor.
„Da möchte ich Ihren Rat in einer trigonometrischen Aufgabe in Anspruch nehmen, die ich jetzt bearbeite I"
Lassen Sie hören I"
Man vertiefe sich nun in die Materie der Trigonometrie, soweit diese das Parallelegramm der Kräfte berührt und prüfte eine Aufgabe, die der Hauptmann von Bach selbst erfunden. Es handelt sich um ein sich fortbewegendes Schiff, aus welchem auf ein bestimmtes Ziel mit einer Büchse, deren Kugel
eine gewisse Schnelligkeit besitzen sollte, geschlossen werden sollte und zwar mit dem Erfolge der Treffsicherheit. Der Hauptmann von Bach entwickelte die Aufgabe in zwei Sätzen, die der Professor in der Thal als richtig anerkennen mußte.
Befriedigt lehnte sich der Hauptmann jetzt zurück, der Professor aber sagte lachend:
„Ich hätte nie geglaubt, daß sich zwei so diametrale Neigungen wie die abstrakte Mathematik und die sentimentale Dichtkunst in einer Menschenseele vereinigen ließen, wie dieses bei Ihnen der Fall ist, Herr v. Bach !"
Hauptmann von Bach erwiderte lächelnd:
„Sie hatten dabei, werter Herr Professor, gewiß von ihrer eigenen Person abgesehen?"
„Wieso 2" frug der Professor scheinbar erstaunt.
„Sie sind Chemiker; ich entdeckte aber neulich, daß Sie nicht nur Poesie genießen, sondern auch bisweilen selbst den Pegasus besteigen!"
Professor Pfeil lachte laut auf und sagte dann:
„Ein Trugschluß, Hauptmann; die Chemie ist die zersetzende Scheidekunst I In deren Fahrwasser bleibe ich auch, wenn ich bisweilen auch ein beißendes Epigram dichle I"
„Hübsch gesagt! Und wie heißt Ihr neuestes Opus dieser Gattung?"
„Ich weiß nicht, vb Sie meine Auffassung teilen!" bemerkte der Professor.
„Gleichviel, ich werde mich an die Form und den Geist des Epigrams halten!
„Nun denn, es lautet folgendermaßen:
„Cupido heißt ein Schalk mit Recht I
Nach seinem Pfeilschuß lustig schauet
Er auf daS männliche Geschlecht,
Das noch auf — Weibertreue bauet!"
Der Hauptmann meinte hierauf:
„Gewandt und echt epigrammatisch, aber boshaft I"
„Poetische Scheidekunst, Herr Haupl- mann I" gab der Professor zurück.
(Fortsetzung folgt.)
Druck und Verlag von Beruh. Hofmannin Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bernh. Hofmann.)