Lampier verhaftet. Der Mörder beging die Thal, weil die Opfer seine unsittlichen Anträge zurückwiesen. Lampier lockte die Opfer an einen einsamen Ort am MeereSstrande, band dieselben zusammen und schlachtete sie dann kaltblütig ab. Anläßlich der Verhaftung Lampicr'S fielen arge Ruhestörungen vor. Die VslkSmasse wollte den Möder Lynchen. Der Mörder wurde durch einen Steinwurf an dem Kopfe verwundet.
— Frühe Weinlese. Seit einem Jahrhundert hat man in Frankreich die Weinlese im allgemeinen nicht so früh begonnen, wie dieses Jahr. In Mittelfrankreich wurde schon am 28. Juli der erste neue Wein gekostet, und während des Monats August hielt man überall Weinlese, hauptsächlich in den Gegenden, i» denen die blauen Trauben vorherrschen. Nur die weißen werden noch dis um die Mitte September stehen gelassen- Im Jahre 1822 hielt man es für ein Wunder, daß die Weinlese am 31. August beginnen konnte. Im Laufe eines Jahrhunderts fand sie zehnmal in der ersten Hälfte des September, siebzigmal in der zweiten Hälfte, neun- zehnmal in der ersten Hälft? des Oktober und nur einmal, 1816, Ende Oktober statt.
WertHers Schatten.
Novelle von Karl Cassan-
Nachdruck verboten.
4.
An einer Ecke gegenüber stand der alte Nachtwächter Naring und hörte zu, qls sie es denn aber doch ein wenig zu arg trieben, sagte er herübertretend:
„Meine Herren ich bi» ein pflichtgetreuer Beamter und muß Sic ersuchen, daß Sie Ruhe halten, sonst — "
„Hier hast Du einen blanken Thaler, Wächter der Nacht/'unterbrach ihn Neißner, „gehe nun in die andere Straße und siche zu, welcher Wiud dort weht!"
Der Alte steckte das Geld ein u. meinte: „Meine Herrens, das kann ich, denn ich bin ein pflichigeirruer Beamter, — aber treiben Sie cs nicht zu toll!"
„Für einen zweiten Thalcr wirst Du auch nicht hören, wenn wir den Damen ein Ständchen bringen I"
„Aber nicht so sehr gebrüllt, meine Herrens, sonst —"
„Nein, wir singen ganz leisei" lachte Neißner. „Wo wohnen die Damm, Werther?" „Dicht neben uns!"
„Vorwärts denn I"
Im Woland'jchen Hause war alles dunkel und bald begann Reißaer gerade gegenüber auf der Gosse mit seiner tiefen Bariion- stimme:
„Holde Maid in süßer Ruh!
Rings die Welt im tiefsten Schweigen, Selbst die Bäume, müde, neigen Mit den Gipfeln, mit den Zweigen Eine gute Nacht Dir zu;
Schlaf in Ruh, schlaf in Ruh!
Holde Maid in süßer Ruh I Ach, Dein Bild wird nicht verbleichen, Noch durch meine Träume reichen,
Mir nicht auö dem Herzen Weichen Gute Nacht rus ich Dir zu;
Schlaf in Ruh, schlaf in Ruh!"
Die nächsten Fenster der Nachbarschaft öffneten sich, große Schlashauben und haus-
— Auf dem Oberland von Helgoland wurde den Hamb. Nachr. zufolge von Dr. Holzhause» ein Hünengrab entdeckt und ausgegraben. Ein Stcinsarg liegt bloß.
— Nach Mitteilung des Gouverneurs von Siid-Karolina sind bei dem letzten Orkan mehr als sechshundert Menschen umgekommen; 390 Leichen seien bereits geborgen. In Port Royal haben 7000 Neger von den benachbarten Inseln Zuflucht gesucht. Die Straßen waren gefüllt von hungernden Frauen und Kindern, welche um Brot baten. Als man zur Verteilung der geringen Vorräte schritt, kam es zu Kämpfen der Darbenden untereinander, wobei drei Personen getötet wurden. Der in der Stadt angerichtete Schaden wird auf 2 Millionen Dollars geschätzt. Der sGouverneur bittet um Spenden in Kleidern und Nahrungsmitteln. Das Meer soll auf Hunderte von Meile» mit Trümmern aller Art bedeckt sein.
Chicago, 6. Sept. In der Landwirtschaftlichen Sektion der Weltausstellung wurden Deutschland 21 Auszeichnungen zuerkannt, Rußland 52, Schweden 3, Dänemark 1.
— Teure Briefmarken. Den höchsten Preis, der je für gebrauchte Postmarken altväterliche weiße Zipfelmützen wurden sichtbar.
„Um Gottes Willen sei still!" flüsterte Werther und riß Neißner mit sich hinter einen E>ker. Die Hunde schmiegten sich an ihre Herren, als aber ein verspäteter Wanderer daher kam, schlugen beide laut an und umbellten den Wanderer in großen Sprüngen. Schwer gelang cs, sie zu beruhigen. Auf einem Umweg erreichten die nächtlichen Schwär- mer erst das Helbig'jche Haus und erstiegen vorsichtig die Treppe.
Beide schliefen am anderen Morgen noch fest, als Gröhlman zum Wecken erschien:
„Herr Helbig! cs ist Zeit! die Post fährt präcise 9 Uhr ab!"
„Laß sic fahren dahin! Hern' ist kein Cvlleg I Wie schön Laura geworden ist!" erwiderte Werther wie im Traume.
Er legte sich bequemer zurecht und schnarchte weiter.
„Gröhlmann schüttelte den Kopf und brummte:
„Noch ganz im Schlaf! Vielleicht bin ich glücklicher, wenn ich dem Andern vor's Gesicht trete!"
Er klopfte Herrn Neißner auf die Schulter und wiederholte sein Zitat von der Post. Der Studiosus aber träumte sehr lebhaft, packte das alte Faelotum des HauscS Helbig an den Beinen, und schüttelte es entsetzlich, so daß der Alte laut um Hilfe schrie.
Da erwachte Rcißner und rief:
„Nun, was gibt's? Schuhputzer, eS sind ja Ferien, und kein Cvlleg, also laß mich schlafen I"
„Aber die Fahrpost geht ab, mein Herr!"
„Laß sie abgehen I" schloß Rcißner seine kurze Antwort, und auch er töpferte dem Gotte Mv'phens weiter.
Den Bericht Gröhlmanns über die jungen Herren nahm der alte Helbig mürrisch entgegen, sagte aber dann:
„Nun, laß sie schlafen I"
„Es war lauge nach 10 Uhr, als die beiden Langschläfer herunterkamen, und Frau Helbig mit einer langen Strafpredigt den Kaffee auf den Tisch brachte.
gelegt wurde, bezahlte soeben eine Londoner Markenhändlerfirma. Dieselbe erwarb eine rote Penny- und eine blaue Zweipencefrei- marke von Mauritius aus dem Jahre 1847, mit dem Worte „Postossice" auf der linken Seite für den fabelhaften Preis von 680 Pfund Sterling ( 13,600 In
land sollen nur noch zwei Exemplare derselben, und zwar im Brittischen Museum, und in der ganzen Welt deren 14 vorhanden sein. Sie gehören aber Leuten wie dem Baron Rothschild und dem Grafen de Ferrary und sind daher unverkäuflich. Marktberichte
Stuttgart, 7. S'ptbr. Kartoffelmarkt: Zufuhr 200 Zentner. Preis per Zentner 3 bis 3 ^ 50 — Kraulmarkt:
Zufuhr 4000 Siück. Preis 15 bis 20 <^. per 100 Stück. — Mostobstmarkt: Wilhelmsplatz. Zufuhr 1000 Ztr. Mostobst. Preis per Zentner: 2 c/A 80 ^ bis 3-/L
Eßlingen, 6. Sept. Auf dem Wochenmarkt standen heute 300 Ztr. Mostobst, die rasch verkauft wurden zu 3 20 bis
3 ^ 50 ^ der Ztr. Zwetschgen waren in Menge zu haben zu 3 ^ der Ztr. Filder- kraut kostete 12—15 -/A das Hundert.
Herr Adrian Helbig aber war nicht sichtbar.
Noch vor Tisch überbrachte Frau Corne- lie den fensterblickenden Hausherrn die Nachricht' daß der Gast mit der Nachmittagspost bestimmt fahre, worauf ihr Gatte zurückgab:
„Wird auch Zeit; halb Schwalbheim war diese Nacht wegen des Ständchens auf den Beinen I"
Werther mußte Neißner nun WolandS Garten zeigen, und hier fand dieser Gelegenheit, Sophie noch einmal zu sprechen.
Als gleich nach 5 Uhr Werther Von Neißner Abschied genommen und vom Posthause zurückgekehrt war, meinte sein Vater:
„Lieber Werther, wenn wir Freunde bleiben sollen, so lege nun diese Kleidung ab und trage Dich wie ein ehrbarer Mensch. Den großen Köter hättest Du besser auch in Jena gelassen I"
„Soll ich ihn fsrlschafsen, Vater?" meinte Weither sehr entgegenkommend.
„Mir wäre es lieb!"
„Es soll geschehen, und mit der Kleidung will ich gleich wechseln I"
„Desto besser I"
„Der Vater wollte gehen, Werlher rief ihn zurück und erklärte demütig:
„Verzeihe, Vater, daß ich diese Nacht so spät gekommen, eS wird aber jetzt anders!"
„Ist es denn ernst, mein Sohn? Gott segne DichI" Und Thräneu standen dem alten Mann in den Augen.
„Ja, mein Vater", versicherte Werther, „von nun an werde ich eifrig studieren!"
Herr Helbig teilte den Entschluß seines Sohnes seiner Frau mit und diese bestätigte jetzt mit großem Selbstgefühl:
»Ja, ja, ich hab's ja stets gesagt, c» steckt ein guter Kern in dem Jungen!"
(Fortsetzung folgt.)
Merk's.
Was dir geheim ist, verrat' es nicht I Was du gelitten, o klag es nicht I Was dir das Herze schwellt, o sag'es nicht! Freud kommt auf Leiden, o zweifle nicht!
Verantwortlicher Redakteur rBernhard Hofwann-) Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wi'dbad.