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Rundschau.

Neuenbürg, 27. Aug. Was wir in un­serem Bericht in der letzten Nr. über das schauerliche Brandunglück in Salmbach noch nicht als Gewißheit auszusprechen vermochten, daß die 4 fehlenden Mädchen der Pforz- heimer Ferienkolonie den gräßlichen Flam­mentod gefunden haben weiden, bestätigt sich nach Durchsuchung der Trümmer desLöwen" in höchst betrübender Weise. Bei der Rett­ung des einen der 5 in dem Mansardenzim­mer befindlichen Mädchen durch Goldarbeiter Schroth. sollen sich die andern 4 zur Flucht angcschickt haben, so daß man annehmen mußte, daß sie noch in'S Freie gelangt seien. Dies muß ihnen des erstickenden Qualms wegen aber nicht mehr gelungen sein. Leider sind die Angaben noch so wiedelsprechend und die- ist nach Lage der Sache ja erklär­lich daß man noch keinen bestimmten Schluß ziehen kann. Die Angaben eines Bürgers, daß er in den Flammen schreck­liche Rufe gehört habe, findet nun ihre allzu traurige Bestätigung. Die verbrannten Kin­der sind 8sir, 9 und 13 Jahre alt. Wer tröstet die unglücklichen Eltern?

Neckarwestheim, 27. Aug. Vor einigen Tagen wurde ein IlljährigeS Mädchen zwi­schen hier und Lausten von einem Manne in räuberischer Absicht überfallen. Nachdem sie demselben ihre Barschaft, bestehend in 50 verabfolgt hatte, ließ er von ihr ab und sprang davon.

Heilbronn, 27. Aug. Auf dem letzten Obstmarkt wurden einem Mann von Gails- bach sechs Säcke Obst entwendet. Dem Thäter ist man auf der Spur.

Altensteig, 26. August. Glasermeister Schaupp wollte gestern am RevieramtSge- bäude ein Fenster wegnehmen. Hiebei ver­lor er das Gleichgewicht, stürzte herab und fiel auf bas Hundshäuschen. Die Verletz­ungen waren so schwer, daß der bedauerns­werte 67jähr:ge Mann nach einer Stunde starb.

Saulgau , 27. August. In Völlkosen brannte gestern ein Wohngebäude nebst Scheuer gänzlich nieder. Verursacht wurde der Brand durch kleine Kinder, die ein am Hause be­findliches Wespennest anzündeten. Von einem recht bedauerlichen Unfall wurde der Sägmühlebesitzer Stärk von Ließen betroffen. In seinem seit 2 Jahren neuangelaufenen, ca. 27 Morgen großen Weiher, einer land­schaftlichen Perle unserer Gegend, erfolgte in der Nacht vom Freitag auf Samstag ein

Dammdruch, und zwar an der tiefsten Stelle, an der muerrichleten Ausflußvorrichtung, dem sogenannten Stempfel. Das Wasser braust mannsdick aus der Bruchstelle, und dürste der Weiher bis morgen ausgelaufen sein. Ob und wie viel von dem Fischbestand (ca. 800 große u. 2030,000 Satzkarpfen) gerettet werden kann, wird sich zeigen.

In Landau (Pfalz) brannte das Magazin der Firma Bossart u. Disque nie­der. Das Feuer vernichtete größere Vorräte an Kaffee, Gerste, Reis, Oel, Sago. Die Firma ist versichert.

Eine diebessichere Rosinante besitzt ein Droschkenkutscher iu Berlin, der dieser vor ein Wirtshaus an der Ecke der Schön­lein- und Böckhstraße fuhr, um eine Er­frischung einzunehmen. Diesen Umstand be­nutzte ein Gauner, schwang sich auf den Bock und fuhr davtzn. Nach einigen Schrit­ten merkte der Gaul die ungewohnte Hand des Führers, blieb stehen und war nicht von der Stelle zu bringen. Dagegen zeigte sich das Pferd sofort willfährig, als der Kutscher hinzukam und den Dieb nach der Polizei­wache fuhr.

Die Frist für die Einlösung der österreichischen Vereinsthaler ist neuerdings bis zum I. April 1894 verlängert worden. Bis dahin werden sic noch von allen unse­ren öffentlichen Kassen in Zahlung genom­men.

Prinz Ludwig von Bayern wohnt nicht allein den Kaisermanövern in Elsaß- Lothringen (wo er seinen Vater, den Prinz­regenten, vertritt), bei, sondern auch den sich daranschließenden Manövern in Baden und Württemberg, zu welchen der Prinz Einlad­ungen von dem Großherzog von Baden und dem König von Württemberg erhielt.

Wie /aus Solingen berichtet wird, ist der Schleifer Fritz Bläsing von dort, der schon einmal verhaftet war, unter dem Ver­dacht, die kleine Klara Schlurmann ermordet zu haben, jetzt aus« neue eingezogen worden, da sich der Verdacht gegen B. verstärkt hat. Er hat nämlich in Solingen in der Haftzelle einem anderen Häftling die Thal im Ver- trauen eingestanden, und jener hat dem Ge­richt Anzeige gemacht und seine Aussage mit einem Eide bekräftigt. Bläsing hat schon einmal vor Jahren einem Knaben aus Rache den Leib ausgeschlitzt und diese That mit 4 fahren Zuchthaus büßen müssen.

Aus den Stimmen der englischen

Presse über den Tod des Herzogs Ernst von

Ksburg-Gvlha heben wir folgende Betracht­ung de« Standard heraus:Die politischen Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland sind in unseren Tagen derart, daß das deutsche Reich uns kaum als aus­wärtige Macht erscheint. Wir sind Alle stolz, zu wissen, daß ein Enkel der Königin auf dem Throne der Hohenzollern sitzt, und nirgends haben die außerordentlichen Geistes­gaben und die unermüdliche Energie des Kai­sers so viel Bewunderer als bei uns. Das enrop. Gleichgewicht hat sich wieder so ge­staltet, daß die Autorität Englands und die Macht Deutschlands in derselben Wagschale notwendig find. Wir wünschen aus vollem Herzen, mit der ganzen Welt in Frieden zu leben und ebenso Deutschland. Der Drei­bund liegt in der Natur der Dinge, und ebenso liegt es in der Natur der Dinge, daß die Sympathie der Engländer sich in der­selben Richtung bewegt. Würde Prinz Albert noch leben, so würde ihm die Annäherung Deutschlands und Englands viel Freude be­reitet haben. Sein Patriotismus als Eng­länder und sein Gefühl als deutscher Prinz würde» in gleicher Weise befriedigt worden sein. Und dieselben Gründe sprechen dafür, daß er und die Königin es wohl zufrieden sind, daß ihr zweiter Sohn den Rang und die Pflichten eines Fürsten des deutschen Reichs zu übernehmen bestimmt ist."

Ein Haupttreffer nach 20 Jahren. DasNeue Wiener Tbl." berichtet: Bei der Loosadteilung der Staatsschuldenkasse wurde gestern (25. August) Vormittags wirk­lich ein 1864er Loos präsentiert, mit der Anfrage, ob vielleicht auf dasselbe ein Treffer gefallen sei. Nachdem das Loos in der Kou- trole geprüft und die Ziehungslisten durch­gesehen worden waren, entdeckte der Beamte, daß das bezeicbnentc Loos schon vor zwanzig Jahren mit dem Haupttreffer von 160,000 Gulden gezogen wurde, ohne daß dieser Ge­winn bis heute behoben worden wäre. Der Präsentant des Looses erklärte darauf, nicht er selbst, sondern ein Anderer sei der Besitzer des Looses und er werde den Eigentümer sofort von dem Glücksfalle verständigen. Es liegt auf der Haud, daß der Eigentümer des Looses all' die zwanzig Jahre her die Ziehungslisten niemals durchgeschen »haben. Und das rächt sich schwer genug, denn wenn der Besitzer jetzt auch den vor zwanzig Jahren fälligen Haupttreffer per 160,000 fl. behebt, so hat er doch mindestens eine gleich hohe Summe an Zinsenyerlust eingcbüßt. Aber