durch einen Hund verursachte Verunreinigung ist dem mit der Reinigung beauftragten Unterbeamten vom Eigentümer eine Entschädigung von 50 Pfennigen zu zahlen. Wird die Zahlung verweigert, oder wird der Hund von seinem Besitzer verleugnet, so soll das Tier eingefangcn und, falls dies nicht gelingt, auf andere Art unschädlich gemocht werden. Zu letzterem Zwecke ist den diesseitigen Unterbeamten eine scharfgeladene Schußwaffe eingehändigt worden, von der innerhalb des Gebäudes Gebrauch gemacht werden darf." Immer forsch!
Trier, 11. Aug, Der heutige Früh- schnellzug Metz Trier ist unterwegs entgleist. Näheres ist nicht bekannt.
Gmunden, 12. Aug. Erzherzog Alb- recht und Herzog Albrecht von Württemberg sind anläßlich der Verlobung -der Herzogin Marie Jsabella von Württemberg mit dem Prinzen Johann Georg von Sachsen hier eingetrosfen.
- Der Irrsinnige am Postschalter. Aus Mödling, 7. August wird gemeldet: Gestern Vorm'ltag 10 Uhr wurde der Beamte des hiesigen BahnhofpostamteS Ludwig Grohmann durch den Besuch eines Irrsinnigen in mo
mentane Verlegenheit versetzt. Ein etwa 40 Jahre alter, elegant gekleideter Herr übergab ihm zwei Postanweisungen nebst 4 fl. Zu seinem Erstaunen las der Beamte auf einer Anweisung : „An Seine Hochwohlgeboren den lieben Herrgott im Himmel" Die Adresse der zweiten Postanweisung lautete: „An meine» vor drei Jahren verstorbenen Freund Joses Ollcndorf, Wohlgehoren im Himmel." Der Beamte gab dem Irrsinnigen zwei frische Anweisungen mit der Bitte, er möge nochmals die Adressen schreiben ; dieser erwiderte: „Herr Beamte, können Sie mir einen Salonwagen noch Berlin verschaffen ? Morgen Früh 6 Uhr muß ich behufs Rücksprache des lieben Golt dort sein." Der Jrrstnige wurde in das Allgemeine Krankenhaus gebracht.
Wien, 14. August. Aus Ungarn und Galizien langen Meldungen über Hvchwasscr infolge anhaltender Regengüsse ei». In der Gegend von Epcrjes sind alle Ortschaften überflutet, Hunderte von Häusern sind ein- gestürzt und viele Menschenleben zn Grunde gegangen; ebenso ist bei Zagorzycc, Stryj und Przemysl der angerichlcte Schaden ungeheuer.
Rom, 14. August. Eine Dynamitex-
plofion entstand in einem Eisenbahnwagen zweiter Klasse bei Novii und Ligmo; sechs reisende sind schwer verwundet, zwei tot. Jedenfalls liegt ein anarchistisches Attentat vor.
— Eine Tigcrjagd auf einem Dampfer. An Bord des Dampfers „Nonvich", welcher zwanzig Pferde und zwei Tiger aus London für den Antwerpener zoologifchen Garten überbrachtc und auf welchem sich überdies 150 Passagiere befanden, entkam Nachts ein Königstiger und zerriß mehrere Pferde. Unter den Passagieren und der Mannschaft entstand eine furchtbare Panik. Die Reifenden Verbarrikadierten die Cabinen, während sich der Kapitän und der Steuermann hinter der Maschine verbargen. Unmittelbar nach der Landung in Vlissingen wurde die Polizeibehörde verständigt. Man organisierte eine förmliche Tigerjagd an Bord des Dampfers und erst nach drei Stunden gelang es, das Tier, das auch mehrere Schiffsjungen verwundet hatte, einzufangen.
.-. (Falscher Wortgebrauch.) Engländer (dem das Wort „roh" nicht einfällt): „Kellner, bring' Sie mir „ungebildetes" Beef» steak!«
Liebe um Liebe.
Novelle von Karl Cassau-
(Nachdruck verboten.)
14.
»Auf Euren Brief werde ich zu Euch kommen, Fiorella, und bann zahle ich Euch die gleiche Summe wie heule I
„O Exc-llenza ist ein Engel!" rief die arme Person.
Er lächelte und meinte:
»So hoch versteige ich mich nicht, ^ctäio!"
Als er ging, murmelte er leise vor sich hin:
„Nun, Guido von Gilzingen, jetzt kann der Kampf um ihre Liebe beginnen. Du oder ich l"
Tags darauf reiste Lothar mit seiner Gatlin und Schwiegermutter heimwärts.
Während dieser Zeit spielte sich eines TageS bei Doktor Löwe eine andere Scene ab.
Der Redakteur hatte mit feiner Frau Beate eine kleine, comfartable Wohnung in der Bclletage eines schönen Hauses der Sternstraße in Wien inne.
Ziemlich früh des Morgens, es war im Junij, trat dort der Lieutenant Victor von Eppingcr ein und fand B-ate allein. Ihr Gatte war schon nach dem RedaclionSburean gegangen.
Beate empfing den Cousin herzlich.
"„Der Tausend, Victor," scherzte sie, „d»S ist einmal eine Ehre. Seit zwei Monate» hast Du uns Deinen Anblick nicht gegönnt."
„Schmolle nur nicht, Cousine," entschuldigte er sich, „der leidige Dienst! Ich bin von den Märschen noch ganz angegriffen."
„In der Thal, Du sichst nicht wohl au«, Cousin!"
Er murmelte etwas in den Schnurrbart und ging unruhig auf und ab/
„Wv ist Dein Monn?" fragte er dann nach einer Pause.
„Er ist schon auf dem Bureau!"
„Ich möchte ihn gern sprechen I"
„So gehe zu ihm; Du weißt ja das R daktions-Bureau."
Er schwieg und fing dann wieder an:
„Allerdings! — Aber liebe Beate, Dein Mann ist zuweilen sehr streng; ich möchte lieber über die Sache mit Dir sprechen I"
„Mit mir?"
„Ja Cousine. Ich — gestern — gespielt — und — Unglück gehabt I"
„O weh I"
„Ich habe zweitausend Gulden Ehrenschulden I"
„Das ist schlimm, sehr schlimm, Victor I" ries Beate erschrocken.
„Nun war ich schon bei Spaldingen u. Comp., Mamas Bsnquier. Sie waren sehr höflich, aber ohne Mamas Unterschrift wollen Sie mir kein Geld geben."
„Kein Geld geben I — Das war vor- auszufehen, Victor I" entgegnen Beste kühl.
„Luder! Ich habe auch sonst überall vergeblich angeklopst.
„Und nun willst Du das Geld von meinem Manne. — Ich weiß nicht V clor, ob Franz die Summe geben kann. — Aber sagen will ich es ihm. Komme um zwölf Uhr wieder!"
Er ließ den Kopf hängen.
„Wenn ich bis 2 Uhr nicht zahle, bleibt mir nichts übrig wie die Kugel I"
Er brachte die letzte Erwiederung stoßweise, dumpf hervor.
„Um Gottes willen, um aller Heiligen willen I Franz wird Dir das Geld geben, nur kein Selbstmord. Hörst Du, komme wieder, Victor, Du sollst es haben!"
Er dankte hoch aufatmend und ging.
Doktor Löwe kam wohlgemut heim. Beate war ein allerliebstes Weibchen u. Löwe der glücklichste Ehemann. Natürlich wußte Beate durch ihn von dem Ende des Oheims, darum hatte sie jetzt auch so entsetzlicher Angst um Victor und brachte bei ihrem Gatten die Geschichte so gut als möglich an.
Löwe sagte kein Wort, brummte aber zuletzt:
„Art läßt nicht von Art I —Ob Lothar mit AOxandrinen so glücklich ist? Seine
Briefe.sind so trübe! — Na mit dem Victor will ich selbst Mal ein Wort reden!*
Alk Victor erschien, ging Löwe mit ihm auf sei» Zimmer und lud ihn freundlich ein, Platz zu nehmen.
„Stillschweigend zählte er dann zweitausend Gulden Von seinen Ersparnissen in lauter Fünfzigguldenscheinen auf den Tisch, deutete dahin und meinte:
„Dort ist das Geld, Victor, um das Sie Beate gebeten. Nun hören Sie aber eine kurze Geschichte!"
Victor horchte verwundert:
„Es war einmal ein Bankdirekwr I" begann Doktor Löwe.
„Mein Vater!" rief V cior erblassend.
„Er galt für reich, aber er war es nich!; er hatte speculiert und sich vollständig ruiniert I"
„Mein Vater?" rief der Offizier abermals erblassend.
„Da ward plötzlich eine Cassenreviston gemeldet. Nach einem kaum beendigten großen Feste, welches er gegeben, schoß er sich eine Kugel durch das Herz. Die Well weiß cS nicht, glaubt vielmehr, daß er am Herzschlage verstorben I"
„Gottlob, Sie spr>chen nicht vo» meinem Vater!" murmelte jetzt V>clor.
„Ein Brief, de» der Unglückliche hinterließ, klärte Alles ans: es war ein Casst'll- destct von 500 000 fl vorhanden."
„Teufel I" schrie jetzt der junge Mann empört.
„Ein edler Mann, ein Freund des Hauses, deckte daS Deficit, er hielt den Namen des Toten rein von Schmach, deckle mit seinem eigenen Gelbe Alles und rrtieie so die Ehre des Hauses I" fuhr Dokior Löwe fort.
„Aber um Gottcswillen, Cousin, von wem reden Sie denn?"
„Wollen Sie nun wissen, wer er ist, von dem ich spreche?"
„Ja, aber —"
„Der Retter ist Doktor Lothar Hitler, der Gatte Ihrer Schwester und der Unglückliche —" (Forts, folgt.)
Verantwortlicher Redakteur: Bernhard H »lmann,) Druck und Verlag von Bernhard Hoimann in M'dbad.