Angehörigen gesund sngetroffen hatte. Nachmittags gab er seinem Eohn Karl den Auftrag, mit einem jüngeren, fünfjährige«! Bruder nach den Kühen zu sehen, ob diese noch angepflöckt seien. Gegen 7 Uhr abend- kehrte der kleine Knabe zurück und erzählte weinend, daß Karl trotz der Verbote- in einem Wasserloch auf dem Möwenwcrder gebadet und, des Schwimmen- unkundig, lautl»- versunken sei. Der Vater begab sich sofort dorthin und holte seinen ertrunkenen Sohn aus dem tückischen Wasser. — Da der Förster von seinem Traume verschiedenen Leuten Mitteilung gemacht, als der Kleine noch am Leben war, unterliegen die Einzelheiten de« sonderbaren Vorfall» keinerlei Zweifel.
— Auch ein Bescheid. Eine peinliche Überraschung wurde unlängst der Königiv- Regentin von Spanien bereitet. Au- Madrid schreibt man darüber Folgendes: Ein unangenehmer Zwischenfall ereignete sich vor einigen Tagen während der Reise der königlichen Familie von Madrid nach San Sebastian. Al- der Hofzug einige Minuten auf der Station Alsasua in der Provinz Navarra hielt, bat eine Kommission, die au« den angesehensten Bürgern der Stadt bestand, um
Liebe urn Liebe.
Novelle von Karl Cassau-
(Nachdruck verboten.)
8 .
Der Journalist sah den Freund erstaunt an und sagte zögernd:
„Allerdings, Lothar, aber hast Du gar kein Bedenken!"
„Kein-, bitte, eile l Nimm meinen Wagen, aber sende ihn mir zurück I" —
Löwe ging kopfschüttelnd; er hatte von Hiller eine Anweisung auf 500 000 st. in der Hand. Diese Großmut Hitlers war unerhört.
Jetzt wandte sich Lothar an den Arzt Und fragte:
„Sind äußere Symptome bei dem Toten zu erkennen, Herr SsnitätSrat — ?"
„Keine! Die Wunde ist fast unsichtbar!" vers-tzte dieser leise :
„So schreiben wir im Totenschein als Totcsurfachc Schlaganfall, nicht wahr?"
Der Sanitätsrat nickte, trat an's Pult und schrieb das Verlangte.
Jetzt ergriff Lothar die Hand der unglücklichen Witwe und sagte leise:
„Gnädige Frau, ich bin in der glücklichen Lage, da- D stctt decken zu können , mein Freund Löw- hu bereit- da- Geld, aber ich t> üp > da a> <>e Beringung, daß Niemand erfährt, wer es war, der diese- that. So bleibt der Name ihres unglücklichen Gatten in Einen!"
F>au von Eppinger schluchzte krampfhaft und erwiderte:
„Aber, H<rr Doktor, ich bin nicht im Stande, Ihre Großmut je vergelten zu können, ich werde nie in der Lage sein, die Summe zu ersetzen I"
„Wer hat denn da- gefordert, gnädige Frau?" erwiderte Hiller großmütig.
„Ich bewundere Sie, Doktor, Sie sind wie ein Engel I" rief der Eanitätsrat beinahe überlaut.
„Und ich nehme dg- Opfer nicht anl" setzte Frau von Eppinger mit Thränen Hinzu.
„So wollen Sie lieber die Schande, da-
Berantwrrtlicher Redakteur:
die Erlaubnis, der Königin eine Huldigung darbringen zu dürfen. Die Erlaubnis wurde natürlich sofort erteilt. Wie groß war da- Erstaunen der Königin-Regenti» , als der Führer der Kommission statt der übliche» ehrerbietigen Phrasen Folgendes sagte: „Majestät, wir bitten Sie, Ihren ganzen Einfluß anwendcn zu wollen, um z» verhindern, daß unserer armen Provinz neue Steuern aufgebürdet werden." Eine solche Uebcrrumpel- ung hatte die Königin nicht erwartet, sie war sichtbar in Verlegenheit und schwieg einige Augenblicke, dann erwiderte sie kurz: „ES ist gut meine Herren. Aber sie dürfen nicht vergessen, daß es meine einzige Pflicht ist, alle Beschlüsse de« Parlaments und der Regierung zu respektieren." Nach diesen in ziemlich scharfem Tone, dem man die innere Erregung der Sprecherin anmerkte, gesprochenen Worte wandte die Königin-Regentin der verblüfften Kommission den Rücken und zog sich in ihrem Salonwagen zurück.
— Aus der sibirischen Hölle. So eben in London au< Odessa eingetrosfenen Nachrichten des „Sun", die einem in Oststbirien erscheinenden Blatte entnommen sind, sprechen von der grausamen Behandlung, die den Ge-
Unglück Ihrer Kinder ?" fragte Lothar bitter.
Die unglückliche Frau verbarg ihr Gesicht in beiden Händen.
„Wollen Sie meine Hilfe annchmen, gnädige Frau?" fragte Hiller jetzt milde und feine Stimme vibrierte.
Sie nickte stumm und reichte dem edcln Manne die Hand.
„Und Siegeben ihr Ehrenwort, niemals von der Angelegenheit auch nur eine Silbe verlauten zu lassen?"
„Ja I" antwortete sie fest.
Hiller nahm das Ehrenwort über diese Angelegenheit gleich; ilig dem Arzte, ab und rief nun Jean.
„Sie sind ein wack rer Mensch, Jean!" sagte Hiller zu diesem. „Geben Sic Jh> Ehrenwort, über den gewaltsamen Tod des gnädigen Herrn schweigen zu wellen?"
„Ich gebe eS, Ew. Gnaden I"
„Gut, Sie sollen dafür belohnt werden. — Wo sind die Schlüssel zu dem Gewölbe der Bank?"
„Hier im Pulte, E«. Gnaden I"
Jean zeigte die Stelle.
„Wo treffe ich den Kassierer der orientalischen Bank?"
„Herrn Führden? Im Bankgebäude, Ew. Gnaden I"
„Gut Jean, lassen Sie Vorfahren, sobald der Wagen zurück ist I"
„Even fährt er vor, Ew. Gnaden."
„Desto besser, kommen Sie, SanitätS- rat I"
Die Herren gingen, nachdem Lothar Frau von Eppinger nochmals aufgesordert, fest zu bleiben. Dann flüsterte er noch heimlich mit Jean und stieg in seinen Wagen.
„Nach der orientalischen Bank!" befahl er dem Kutscher.
„Adieu, Herr SanitiiSral!" rief er letzterem zu, »er in einen anderen Wagen stieg. Dieser sah Hiller bewundernd nach und flüsterte :
„Was mag er Vorhaben? Umsonst wirft doch Niemand eine halbe Million weg!" —
Schwer war cs der unglücklichen Witwe, ^ sich zu fassen, aber cS mußte sein.
fangenen auf der Insel Sachalin zu Teil geworden ist. Die Behandlung der Grsangenen durch die Gefängnisbeamtc» hatte einen solchen Grad der Grausamkeit erreicht, daß der Statthalter zu Gunsten der Gefangenen sich ein- mischen mußte. Einige Gesang n n nahmen zu ih>er eigenen Verstümmelung Zuflucht, andere flohen in.dcn undurchdringlichen Wald, in den! sic alle Schrecken des Hunger- litten. In dem Beutel eine- entronnenen Gefangenen wurde Stücke von Menschenflcisch gesunden und andere Fälle von Kannibalismus wurden berichtet. Sachalin ist die jüngste Ver- brecherkolonie. Die erste Deportation dahin fand in 1869 statt. Seit einigen Jahren werden jährlich 1000 Gefangene dorthin gesandt.
Vermischtes.
.-. St-ßseuszer eines Besitzlosen. „Daß der eine reich und der andere arm ist, dagegen Hab' ich n>x — aber daß ich immer der andere sein soll, das gefällt mir nicht I" (Uebertreibung.) Arbeiter (der in seinem Gärtchen einige Schnecken sieh): Sapperment, ich bin ja -- — Hornviehdc- sitzer I"
Jean betrieb indetz alle Vorbereitungen zur Bestattung des Toten mit großer Energie. Er holte den Sarg herbei, legte den Toten hinein, ließ ein Zimmer schwarz anSschlagen, den Sarg auf einen hohen schwarzen Katafalk bringen und ringsum Silbcrleuchtcr und hohe Blattgewächse anfstellen, so daß eS schwer war, an die Leiche selbst zu gelangen.
Nun erst erfuhren Ai>xandri»e, Beate und Viktor die Traucrnachricht, jetzt erst beweinte das ganze Haus den arm-n angelttiw vom Schlage jählings dahingerofsten Herr».
Inzwischen hatte Hiller, Löwe und der Kassierer Jührden eine harte Arbeit vor sich, um das Deposilengcwöibe und »ie Kasse der Bank wiedar in Ordnung zu bringe. Die Revision fand zwar eine hsle Stunde später statt, aber alles war in gehöriger Ordnung befunden und dann «rst verbrettelc sich das Gerücht vom Tode des Herrn von Eppinger.
Unvermeßtich war »er Schmerz.Alexandriner!-, als sie die SreckcnSb-ischafl erfuhr; sie wußte sich gar nicht zu fassen. Den geliebten Toten sah sie nur au« einiger Entfernung, denn Jean verstand es, ohne Aufsehen zu erregen, jedermann vom Katafalk in angemessener Entfernung zu hatten. Viktor erhielt die Nachricht eben, als er von den Anstrengungen der vorigen Nacht «us- gcschiafen halte und war ganz starr vor Schreck.
Inzwischen verbreitete sich aber dennoch das Gerücht von einemCassentesficile beider orientalischen Bank und einem daraus resultierenden Selbstmorde de-Bankbirektors. Herr von Eppinger, hieß cS, habe sich nur durch einen gewaltsamen Sprung aus dem Diesseits in da- Jenseit- der Schande entzogen.
Zu dem Rittmeister von Gilzingen gelangte da- Gerücht, al« dieser eben seinen Goldfuchs Ali, ein Geschenk seine« Vetters, eine» Gutsbesitzers in der ungarischen Pußta, bestieg.
„Wissen Sie c« schon, Gilzingen?" fragte ein Kamerad.
„Was soll ich wissen ?„ meinte Gilzingen ruhig.
(Fortsetzung folgt.)
Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard H « smann in WO dbad.