wurde in stark verkohltem Zustande aus dem Ofen herauSbesördert.

Die belg. Kammer beschloß trotz des Widerspruchs des Ministeriums, jedem Ab- geordnelen 4000 Francs jährliche Entschädig­ung, sowie freie Elsenbahnfahrt zu bewilligen.

Aus Bayreuth, 16. Juli, wird der Fr. Zig, gemeteei: In dem Dorfe Marki- leugast sind 27 Bauernhöfe durch eine Fcuers- brunst eingeäschert worden.

Der badische landwirtschaftliche Kon­sumverein kaufte bis jetzt bereits für eine Halde Million Mark Futtermittel außerhalb Badens an.

Furchtbare Verstümmelung durch Blitzschlag. Aus Callmoor, 17. Juli, wird berichtet: Auf eine gräßliche Art und Weise ist der 20jährizc Sohn des Hofbesitzers Klind- worty hierseldst umS Leben gekommen. Von einigen Bekannten war während des heraus- stcigendcn Gewitters bemerkt worden, wie der junge Klindworth, der ans dem Felde Haide gehauen hatte, sich dieselbe zu einem Haufen zusammentrug und, um Schutz gegen das Unwetter zu haben, unter denselben kroch. Als nun gestern abend gegen 8 Uhr K. noch nicht zurückgekehrt war, begab sich, beunruhigt

über das lange Wegbleiben seine« Sohne», der alle K. nebst einigen Freunden auss Feld, woselbst sich ihnen unter dem erwähnten Haidehaufen ein gräßlicher Anblick darbot. Der Blitz war unglücklicherweise gerade in diese kleine Haidecrhöhung eingeschlagen, hatte dieselbe in Brand gesetzt und den jedenfalls durch den elektrischen Schlag sofort detänblcn K. bi« aufs Unkenntlichste entstellt. Vom Kopfe war nur uoch die Hirnschale nebst Nasenbein und Kiefern vorhanden, die Unter­arme waren ab und nur ein Paar verkohlte Stumpfe der Oberarme übrig geblieben, das eine Bein hing nur noch an einer Sehne fest, sonst Alles verkohlt und verbrannt. Die Ueberreste des Erschlagenen wurden auf den milgebrachte» Wage» geladen und in das elterliche HauS geschafft.

London , 20. Juli. Auf der Nord- westernbahn entgleiste ein Zug. Die meisten Passagiere wurden getötet, 30 verwundet; die Wagen haben schwer gelitten.

Marsaille, 14. Juli. In der vergangenen Nacht ist die Zündholzfabrik am Prado ab­gebrannt, wodurch 400 Arbeiterinnen und 60 Arbeiter beschäftigungslos werden. Schon im April dieses Jahres war in derselben

Fabrik am Tage nach dem Ausstande der Arbeiterinnen Feuer auSgebrocken., damals aber bewältigt worden Die Zündholzfabri- katisn ist i» Frankreich rin Staats,!,vnopvl, das dem Staate viel Geld einlrägt, dem Publikum aber zu einem übertriebenen hohe» Preise eine schlechte Ware liefert. Ein Schäch- telchcn schwedischer Msnopolzündhölzer muß hier mit 10 Centimes (8 bezahlt werden, sodaß man mit Vorliebe auf die eingeschmug­gelten Wachsstreichhölzer Italiens und Spa­niens zu 5 Centimes zurückgreift.

Der Ort Baren (Frankreich) ist durch eine Wasserhose nahezu vollständig zerstört worden; die Gebäude sind teils eingestürzt, teils völlig weggeschwemmt. Brücken und Wege sind vernichtet; ebenso die bloßgelcgten unterirdischen Telegraphen-Leitungen- Das eigenllichc ZerstörungSwerk soll sich binnen wenigen Sekunden vollzogen haben.

Heimgegeben. Reisender: Herr Chef, dürste ich um die Hand Ihrer Fräulein Tochter bitten?" Chef:Hören Sie mal, Herr Schulz; ich habe Sie doch als Ge­schäftsreisenden engagiert und nicht als Hoch­zeitsreisenden,"

Liebe um Liebe.

Novelle von Karl Cassau-

(Rachdrua verboten.)

2 .

Ei, ei, Lothar, und Du hast nicht ein­mal Blumen bei Dir? Ich dächte doch, Du sehest die junge Dame nicht mit gleichgül­tigen Augen an I"

Stille I* gebol hier aber Lothar so heslig, daß Doktor Löwe lörmlich zusammenjchrak. lieber diesen Punkt laß uns nicht scherzen E» ist gewiß, Atexandrine ist mir nichl gleich­gültig, aber nie soll sie crsahren, daß"

Ein so stolzes Herz wie das Deinige sie geliebt hall" ergänzte Löwe sarkastisch. O, Lothar, ich fürchte für Dich, denn Alc- xandrine scheint sich mehr für Pferdehufe als für Versfüße zu interessieren und schmucke Husarenoffiziere fcheinen ihr näher zu stehen ats Jamben und Trochäen !"

Du spictst offenbar auf den Rittmeister von Gilzingen an , Franz I Victor, der Sohn des HauseS, hat ihn ats Kameraden mitgebrachi. Und wenn Atexandrine die Werbungen deS Rittmeisters erwidert, umso­mehr, Franz, habe ich Ursache, meine Ge­fühle zu verbergen; ich denke, das leuchtet ein I"

Ich schweige! Aber eins noch I die Hul­digungen dieses Gilzingen scheinen doch mehr der Mitgift als der Person AlexandrinenS zu gelte»."

Glaub'S auch!" gab Hitler trocken zu­rück.

Woher mag eigentlich der Reichtum des Bankdirektor- stammen?"

Lothar zuckte die Achseln:

»Ich habe mich nie darum gekümmert, übrigens soll er in den Donaukriegen sehr klug fpeculierl haben I"

»Ah, sol"

Schon trat das Haus des BankdircktorS, von oben bi« unten festlich erleuchtet, in Sicht, atS Doctor Löwe abermals das Wort nahm:

Lothar, Du weißt, ich bin Dein Freund, Dein treuer Freund, der, wie man sagt, mit Dir durch Dick und Dünn geht. Ich tiebe

Beste, deS Direktors Nichte, und habe dabei vietfacb Gelegenheit gehabt, Fräulein Al-xan- drine zu beobachten ; meinst Du, glaubst Du, eaß diefer Marmor zu beseelen sei?"

Lothar stand still und schaute einen Mo­ment zum funkelnden Sternenhimmel auf, kann entgegnen er:

Daß Atexandrine eine Seele besitzt, weiß ich; aber diese träumt, sie muß erst erweckt werden. Franz, laß eS Dir gestehen: dem einen Streben gilt all mein Ringen, mein Denken, Fühlen, Schaffen; ich will Alexan- drinen mir erwerben, sic durch Liebe zur Liebe und zu einem neue», glücklichen Leben er­wecken!"

Möge es Dir gelingen, Lothar!"

Doctor Löwe reichte dem Freunde die Hand und beide traten durch das Portal in bas Haus des BankdirekiorS, wo die Diener geschäftig Peizröcke in Empfang nahmen. DaS Haue war vom Blüthenbuft großer Topfpflanzen durchweht, Marmortreppen und Corridore waren mit feinen Smirnaer Tep­pichen belegt, mit großen Kübeln voll exo­tischer Gewächse besetzt, an den Wänden fah man überall feine Bilder kcr »eueflen, dcut- jchen Schule und durch große, matlgeschliffene Kugeln von Glas drang das Gaslicht von hohen, vergoldeten Kandelabern bis in die entferntesten Winkel. Einem Fcenpalastc glich rer große Saal im ersten Stock. Welch'eine fast orientalische Pracht aus tausend und einer Nacht, welch' ein buntscheckiges Wogen ele­ganter Damen und Herren, darunter viele in den Uniformen des Kaiserstaates und der Nachbarländer I

Die beiden Freunde kamen gerade früh genug, um der nach den rauschenden Klängen einer Jägerkapelle ausgeführlen Polonaise zu- schauen zu können, welche ei» schöner, flotter Rittmeister in der Uniform der roten unga­rischen Husaren mit der classisch schönen Tochter deS Hauses an der Seite dirigierte. Ein schöne« Paar war cs wahrhaftig, weiche» an der Spitze der Polonaise schritt. Die vielfachen Wendungen und Verschlingungen, die das führende Paar in immer neuen Varianten ersann, botcn den Zuschauern hin­

reichend Gelegenheit, die ganze Gesellschaft in allen verschiedenen Elementen zu mustern.

Die beiden Ankömmlinge mußte» übrigens bei dem Hausherrn in sehr hoher Achtung stehe», denn Herr von Eppinger, welcher seine Augen überall zu haben schien, eilte nach ihrer Ankunft sofort zu ihnen und begrüßte sie herzlich. An einem der Büffels tranken die Freunde nun in aller Eile einige Gläser echten Champagners und wandten sich dann dem Tanze wieder zu.

Während der Zug der Tanzenden die entgegengesetzte Saalfctte entlang ging, flüsterte Doktor Löwe seinem Freunde in's Ohr:

Atexandrine versieht sich wahrhaftig auf Labyrinthgänge. Auf Wiedersehen, ich mutz zu Beate!"

Die nächste Pause benutzte Doktor Hitler dazu, die Damen des Hauses aufzusuchen und ihnen sein Csmpliment zu mache».

War Frau Bella von Eppinger fchvn eine Schönheit crften Ranges zu nennen, in den vierziger Jahren noch jugendfrifch, so dnrste ihre Tochter Fräulein Atexandrine mit ihren zwanzig Jayren als das Prototyp echt weiblicher Schönheit gelten. Es war eine junonische Gestatt, die zugleich doch et­was von der Zierlichkeit der Hede an sich trug. Das griechische Oval des GefichleS war durch ein Paar mandelförmig geschnit­tener, strahlender, blauer Auge» belebt und von dem prachtvollsten Kastanienbraun eines üppigen Haarschmuckes umrahmt; der rote Kirfchlnund konnte so lieblich lächeln und piauoern, daß man fast darüber vergaß, die prachtvollen, perlartigen Zahnreihen zu be­wundern.

Hitler fand Fräulein Alixandrine neben der Mama und bei den Damen waren auch der Sohn des Hauses, Viktor von Eppinger, Oberlieutenant bei den Kaiserjägern, und der schon erwähnte Rittmeister von den roten Husaren, Guido von Gilzingen.

Hitler stellte sich ver bindlich grüßend den Damen vor und nahm auch Anlaß, Fräulein Atexandrine in Anvelrachl des heutigen Tages herzlich zu beglückwünschen.

lFmueyung folgt.)

Berautworllicher Sledickteur: Bernhard Hssmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmaun in Wvdbad.