In Innsbruck richteten Wolkenbrüchc vergangene Nacht starke Verwüstungen an. Auch das Zillcrihal ist überschwemmt. Der Verkehr war daselbst unterbrochen.

Folgenschwere Explosion von Feuer­werkskörpern. AuS Paris wird unterm 15. Juli gemeldet: Eine Krämerin, die trotz des PoUzeiverbois Feuerwerkskörper feilhielt, wollte einem Kunden zeigen, wie ein Schwär­mer angezündet wird. Derselbe ging los und setzie den ganzen Vorrat in Brand. Drei­hundert Raketen, Frösche, Schwärmer und so weiter flogen mit fürchterlichem Krachen auf. zerstörten den Laden, verbrannten die Krämer,n, den Käufer, sowie einen vierzehn­jährigen Jungen und verursachte eine Feuers­brunst, die erst nach stundenlanger Arbeit be­wältigt werden konnte. Auch in Rouen hat sich eine schwere Katastrophe durch ein Feuerwerk zugctragen. In Folge eines Feuer­werkes, welches anläßlich der Feuer des Na- tivnalftstes am 14. Juli abgebrannt wurde, entstand eine Explosion, wodurch vier Per­sonen getötet und neunzehn schw.r verwundet wurden. Im Publikum herrschte eine un­beschreibliche Panik.

Von der Cholera, 10. Juli. Die Cho­

lera beginnt, wie dieN. Fr. Pr." berichtet, in Rußland wieder größeren Umfang anzn- nchmen. In Moskau kamen 8 verdächtige Fälle vor. Auch in Petersburg wird das Auftreten von Darmkrankheiten mit Erbrechen und Krämpfen festgestellt. Vorläufig nehmen die Fälle einen gutartigen Verlauf. Die Witterung ist regnerisch bei niedriger Tempe­ratur. In Arabien herrscht die Seuche furcht­bar, besonders unter den von Mekka heim­kehrenden endlosen Pilgcrzügen. An einem Tage im Juni soll es zusammen 1000 Tote gegeben haben. Auch Beamte und Aerzte und sonstige Eingesessene in Mekka sind der Seuche zum Opfer gefallen. In Persien scheint die Cholera erloschen zu sein.

794 Auswanderer, zum größten Teile Russen, die auf dem Dampfer Redsa in Newyork eintrafen, wurden genötigt, an Bord zu bleiben, bis die Dsmpfergesellschaft 10 000 Dollar Kaution dafür hinterlegt, daß die Auswanderer dem Staate nicht lästig werden.

(Ein Kälte-Abonnement.) Die glück­lichen Bewohner von St. Louis I Während wir von der Julihitze geröstet werden und die Mauern unserer Häuser eine unerträg­liche Temperatur ausstrahlcn, genießen sic in

ihren Wohnungen die milde Frische des Frühlings. Es ist bekannt, daß eine ameri­kanische Gesellschaft auf den Einfall gekom­men ist, in mehreren Städten der Union Röhrenleitungen einznrichten, welche im Win­ter die Häuser mit übe> hitziem Wasflrdamps versehen und die Wohnungen der Abonnenlen wärmen. Man abonniert die Wärme, so wie das Telephon. Das hat nun zu der nahcligende» Idee geführt, auch die Kälte zu verkaufen. Man läßt flüssig gemachtes Am­moniakgas in Leitungsröhren circulicren und die durch die Berührung mit diesem Mittel abgekühlte Luft dringt in die Wohnräume und ist im Stande, die Temperatur in den­selben um 10 bis 15 Grad herabzusetzen. Diese Methode wurde zuerst in den großen Hotels, Restaurants, in Schlächtereien von Denver und St. Louis «»gewendet, um die Nahrungsmitteln zu konservieren und frisch zu erhalten. Jetzt hat man in den belebtesten Teilen von St. Louis ein Röhrennetz von 8 Kilometern gelegt, welches den Abonnent-m eine Kältenmenge zusührt, die einer Masse von 43,000 Tonnen Eis entsprechen würde. Die Preise stellen sich gar nicht hoch und dieZahlderKälleatwnnenten steigt immer mehr.

Liebe um Liebe.

Novelle von Karl Cassau.

(Nachdruck verboten.)

1 .

ES war ein sternheller Winterabend. Der Schnee knarrte unter den Sohlen der auf den Straßen dahin eilenden Fußgänger, denn eine scharfe Kälte hatte längere Zeit die Herrschaft behauptet, weshalb es auch auf dem Ring" der Kaiserstadt trotz der noch nicht weit vorgeschrittenen Stunde verhält- nißmäßig belibter war als sonst.

Rasch schritt auch ei» Fußgänger daher, der sich in einen dichten Pelzmantel gehüllt hatte. Von dem bärtigen Antlitz iah man wenig, doch verriet der g änzende Cyttnder- hut, daß seit, Besitzer sich aus einem Gange zu irgend einer Abendgesellschaft befand. Da fuhr im flackernden Lichte des großen Gas» kandelabers rasch ein eleganter Wagen vor­bei, in welchem außer dem Kutscher auch ein in Pelze gehüllter Herr saß.

Em lauter Ausruf ertönte, der Wagen schoß noch eine Strecke weiter, der Insasse sprang heraus und stand vor dem vor An strenguug keuchenden Fußgänger, der ihm entgegeuries:

Lothar, alter Junge, bist Du es oder ist es Du» Geist?"

Ga< z ich selbst, Lieber Franz !" gab der aus o,m Wag>n zurück.Hole mich um 2 Uhr ad, Karl; ich gehe den R'st des Weges mit meinem Freunde I" rief er dann dem warienven Kutscher zu und wandte sich nun wnder an de» Freund:Du willst in Ge- flllschasl gehen, Franz?"

Aherdings! Und Du?"

Ebenfalls I"

Du machst Dich jetzt recht selten I"

Ich sühle mich aus meinem Tusculum so wovi, daß ich die Stille da draußen mit dem Getriebe der Stadt nicht vertausche» mag I"

Das glaube ichl Wer so mit einem Arkadien in der Braneung der Revolution" eine halbe Million und mu denRom llis" eine zweite hatve Million Guloe.» innerhalb

eines Jahres verdient hat, kann sich wohl eine Villa leiste», Gespann, Dienerschaft und jeden Komfort des Lebens I Dein Name Dr. Lothar Hiller hat nun einmal Klang I Da­gegen bleibt Dein armer Freund, Doktor Franz Löwe, immer noch ein armer Redak­teur d>S Tageblatts mit 2000 fl. JahreSge- halt. Aber da ist das Restaurant Ster- zinger. Laß uns eintreten in seine heiligen Hallen, um zur Erwärmung unseres inneren Menschen ein Glas Punsch zu uns zu neh­men ; der Herr Winter führt ein abscheulich streng Regiment I"

Ja, wir wolle» ans einen Augenblick eintreten!" erwiderte Dr. Hiller.Im üb­rigen, mein lieber Franz, stehen die Thore der Villa Hillershans,» besonders für Dich gastlich offen. Du sollst sehen, daß ich mit meinen Freunden rcchischasfen teile I"

Bin überzeugt, alter Knabe! erwiderte Dokior Löwe.

Die Freunde traten jetzt in das reich dekorierte Restaurant. Nachdem Doktor Löwe zwei Glas Punsch a 1a Strauß bestellt, nahmen die beiden an einem kleinen Tisch­chen Platz. Doktor Lothar Hiller war eine hohe, stolze Gestalt. Sein Gesicht war von edtem, klassischem Schnitt und von einem langen, dunklen Barte umrahmt, mit welchem die Augen und das volle, dunkle Lockenhaar vorzüglich harmonierten. Doktor Franz Löwe war etwas kleiner von Figur als sein Nach­bar, hatte blaue Augen, dlsnbeS Haar und einen blonde» Voll- u«d Schnurrbart. Aus seinen mit einer Brille bewaffneten Augen sprachen Gutmütigkeit und Witz zugleich.

>WaS schreibst Du jetzt?" fragte der Redactmr nach einer Weile den Freund.In einer Woche brauche ich für mein Feuilleion eine Novelle; am liebsten brächle ich eiwaS von Dir. Wir zahlen das Doppelte des irüheren Honorars, denn Du hast wie ge­sagt als Schriftsteller einen berühmte» Na men.

Lothar zuckte die Achseln und sagte:

Ich nnleroreche mich bei meinen Ar- veiien nicht gern. Mein Roman,das

Labyrinth", nimmt mich vollständig in An­spruch."

Ein vielversprechender Titel I Hast Du Deine Ariadne schon gefunden?"

Ich denke!«

Und sie wird Dir den Faden reichen, der Dick aus dem Labyrinth führt?"

Ich h°ff-!"

Puh, wie zugeknöpft I Ich will mit­teilsamer sein. Ich bringe in diesen Tagen eine Geißelung der Börsenjobbern I Weißt Du schon, daß infolge der Krise abermals zwei große Häuser gefallen sind, Rörer und Bachmann und Milowsky u. Sohn?"

ES scheint wieder zu kommen, wie zur Zeit des großen Krachs !«

Allerdings I Prosit Lothar I Wohin willst Du denn heute, wenn ich fragen darf?"

Zu Eppingers!"

Zu Eppingers? ha, ha, ha I"

Dokior Löwe lachte laut aus. Gesprächig fuhr er dann fort:

Guter Junge, eben dahin will ich ja auch. Der Spaß ist köstlich I Und «ir sitzen hier und verplaudern die Zeit."

Sie tranken nun rasch die Gläser aus, schlugen die Pelzröcke fester um sich und schrit­ten dem Ausgange des Restaurants zu.

Der Direktor der orientalischen Bank, Ritter Leopold von Eppinger, bewohnte ein prachtvolles Haus am Ring, ganz in der Nähe der Bank selbst. Dorthin lenkten die Freunde ihre Schritte.

Nein, wie komisch," fuhr Dokior Löwe fort,daß wir uns unser Ziel nicht gleich nannten. Da sitzen wir bei Sieizinger und verlieren eine kostbare halbe Stunde.Was mag denn heule bei Eppingers los sein?"

Heule? Das weißt Du nicht, der ge­heime Verehrer Fräulein Beatens 2" fing Hiller erstaunt.

In der Thai, ich gestehe meine vollste Unwissenheit rin I" erwiderte Doktor Löwe gutmütig.

Nun, Fräutein Alexandrine feiert ihr zwanzigstes Wng'nsest!"

i Fou'eyung folg!)

Verantwortlicher Redakteur r Bernhard Hoswann.) Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wlldbad.