Art, Papier, StiefelwichS, gesalzene Hering, Honigtung, Pürschcn, Mausefallen und andere KonvekS, herzstärkende Wurzel, Kartoffeln, Bratwurst und andere .Gemäß. Isaak Mackerl I" — Welche Vielseitigkeit!
Wie wird das Wetter im Juni, Juli und August sein? Die „Tägliche Rundschau* veröffentlicht auf Anregung au« dem Leserkreis dir schon einmal von ihr mitgeteilte Wetterprognose deS Herrn Dr. I, ServS für 1893, da sie bis fetzt im Wesentlichen Stich gehalten hat. Für Juni, Juli August lautet die Wettervorhersagung wie folgt: Juni sehr heiß mit heftigen, schweren Gewittern. Juli: Dieser Monat ist besonders beachtenswert, da er sehr diele kalte Tage und Landregen bringen wird, er scheint der schlechteste aller Juli der vergangenen und folgenden Jahre zu werden. August: Mittel- warm.
— D«S beste Mittel, um eine zarte, reine Gesichtshaut zu erhalten, ist der Gebrauch von lauem Regenwasfer, und zumAb- trocknen ein rauheS Handtuch. Durch dieses einfache Schönheitsmittel bewahrt sich bis ins hohe Alter ein frisches Aussehen.
(Stimmzettel und Hümmel.) Norddeutsche Blätter erzählen folgende agrarische Wahlgeschichte: Auf einem Gute in Mecklenburg ist eS herkömmlich, daß jeder Guts- arbciter, sozusagen als Teil seiner Löhnung, im Frühjahr einen Hammel erhält. Vor der vorletzten Wahl erklärte nun der Gutsherr : „Wenn Ihr sozialdemokratisch wählt, gibt e« keinen Hammel!" Die Urne barg Einen sozialdemokratischen Stimmzettel. Von wem rührt er her? Keiner will ihn abgegeben haben. Der Gutsherr entscheidet: „Wenn ich nicht erfahre, wer den Zettel abgegeben hat, erhält keiner einen Hammel I" Nach sechs Wochen bekommen Gutsherr und Verwalter Streit mit einander, und der Verwalter geht ab. Bei seiner Verabschiedung erzählt er den Arbeitern: „Sinn will ich Euch verraten, wer den sozialdemokratischen Zettel abgegeben hat. Der Gutsherr selber hat'« gethan, um die Hammel zu sparen."
.-. (Der „überlegte" Bauer.) Au« Gutenstein bei Wien wird der N. Fr. Presse berichtet: Am Dienstag, 11. Juni, wohnte ich der Trauung eines Bauern au« dem Dürnbach bei, der eine Klostcrthalerin heiratete.
Braut und Bräutigam stehen vor dem Mare. Der Pfarrer hält die Ansprache und fordert zum Schlüße das „Ja" der Brautleute. Aber der Dürnbachbauer schweigt. Der geistliche Herr fragt nochmal« — der Bauer schweigt wieder. Allgemeines Erstaunen. Der Geistliche erklärte ihm zum drittenmal die Sachlage, die umstehenden Beistände und Bauern flüstern ihm ziemlich energisch zu: „So sag doch einmal Ja I" — und nun kommt aus dem Munde de- Dürnbachbaucrn ein langsames „Ja". Allgemeine Befriedigung. In der Sakristei stellte der Pfarrer etwa« erregt den Bauer ob seiner Zögerns zur Rede. Da antwortete der letztere gemütlich: „Ja — ich denk', so was muß man sich halt gut überlegen I" Al« darob der hochwürdige Herr halb lächelnd, halb ärgerlich meint: „Das thut man doch etwa« früher und nicht, w nn man schon vor dem Altäre steht," meint der Dürnbachbauer begütigend : „Na, jetzt lass'n mir'« halt gelten I" Die Braut schien in all dem keine schlimme Vorbedeutung zn sehen, denn sie war beider „Ehrentafel" lustig und guter Dinge mitsamt ihrem „überlegten" jungen Ehemanne.
Im Banne des Blutes.
Roman von H. von Ziegler.
Nachdruck verboten.
26.
„Ich bin verwundet," sagte er, ohne mit der Wimper zu zücken, „Herr Doktor, ich glaube, daß ich Ihre Bemühungen in Anspruch nehmen muß. Bitte, verbinden Sie mich und bringen Sie mich nach dem Lazaret."
Lieutenant von Hohenstein stand wie versteinert, und erst als Arnold sich entfernen wollte, kam er zu ihm, um nach altem Brauch Versöhnung mit dem Gegner zu schließen.
Arnold sagte ernst: „Sir haben mich kampfunfähig gemacht, Herr von Hohenstein, aber ich vergebe Ihnen dies und die Ursache, die unS hierher geführt hat, denn der Mensch ist nun einmal unvollkommen! Wenn wir uns einstmal« Wiedersehen sollten, wollen wir diese Stunde vergessen."
Mit der Binde am Arm reiste Arnold am andern Tage ab.
Die finstre Falte auf Egons Stirn vertiefte sich aber sehr, als man ihm am nächsten Abend einen Brief übergab, dem bei dem Oeffnen sein eignes, völlig unerbrochnes Schreiben an Ruth entfiel.
Ruth hatte dasselbe nicht einmal gelesen!
Weihnachten war vor der Thür. Draußen auf dem Norderhof flogen im wirbelnden Tanze die Schneeflocken durch die Lufi, und Bäume und Sträuche standen kahl. Ruth saß neben dem Großvater auf der Ofenbank und arbeitete eifrig allerlei Sachen zur Christ- bescheerung im Dorfe. Die Rosen waren nach »nd nach auf Ruths Wangen zurückgekehrt, und wenn sie auch still und ernst blieb, s» schien doch die Wehmut in ihren Blick gemindert und zeitweilig konnte sie wieder lachen wie ehedem.
„Ruth," sagte eine« Abend« der Großvater hastig cintretcnd, „hier ist ein Telegramm aus der Residenz für Dich. Was mag es bringen? Doch nichts schlimmes von Arnold?"
„Nein," entgegnete Ruth kopfschüttelnd, Verantwortlicher Redakteur B
nach dem sie gelesen, „es ist von der Gräfin Aeltsch, lies eS selbst, Großvater!"
Wie ein flehender Angstruf klangen die wenigen Worte des Telegramms dem jungen Mädchen entgegen: „Kommen Sie bald. Ich sterbe und habe Ihnen noch viel zu sagen!"
Berger sah sehr ernst aus, als er das Telegramm gelesen, er faltete das Papier zusammen und sagte bestimmt: „Du mußt morgen mit dem frühsten Zuge fahren, Ruth; ei«c Sterbende kann nicht warten."
„Ich danke Dir, Großpapa. Ja such mein erster Gedanke war, den Wunsch der Gräfin, die stets gegen mich so gütig war, zu erfüllen."
»Ich habe der Gräfin vielleicht einst Unrecht gethan," meinte der alle Mann, „denn ich hielt sie für herzlos, und nun erkenne ich doch, daß auch sie nur eine angstvolle, schwache Frau ist, die geirrt hat wie wir alle."
„Was kann sie mir zu sagen haben? WeShalb läßt sie nicht Betty oder Olga kommen?" frug sich Ruth, während derGioß- vater schon die Depeschen absandte, welche der Gräfin ebenso wie auch Arnold die Stunde von Rutbs Ankunft in der Residenz meldeten.
ES war dem alten Manne rin Trost, den Enkel Arnold in der Residenz zu wissen, gerade in diesem Falle; er konnte, wenn es nötig sein sollte, Ruth zur Seite stehen und ihr raten.
So reiste das junge Mädchen denn am nächsten Tage ab, begleitet Von den besten Wünschen des Großvaters, selbst sehr erregt von all dem, was sie hören und erfahren sollte. ,
Seit Ruth nach Bettys Hochzeit die Residenz verlassen hatte, lebte die Gräfin Misch in der Residenz und ihr bis dahin vernachlässigte« Herzleiden nahm, durch Aerger und jahrelang verborgenen stillen Kummer verschlimmert, so rapide Fortschritte, daß der Arzt seit einigen Tagen bedenklich den Kopf schüttelte und die Patientin ermahnte, ihre nächsten Familienangehörigen kommen zu lassen. In dieser Not war Ruth der Gräfin
ernhard Hofmann. Druck und Verlag von
letzte Hoffnung, angesichts des Todes konnte man ihr ein Wiedersehen mit dem geliebten Mädchen nicht verweigern; jetzt mußte und wollte sie alles bekennen, um in den Armen der Enkelin zn sterben und wenigstens deren Verzeihung mit hinauf zu nehmen an de» Thron des höchsten Richters.
Still war e« in dem Krankenzimmer der Gräfin. Obschon cs erst vier Uhr Abends war, hatte die Wärterin doch schon die Lampe angesteckt, deren gedämpfter Schein hinüber drang auf das Krankenlager und an den Wänden allerlei gespenstische Figuren wiedergab. Die Vorhänge waren zurückgcschlage», damit die Gräfin den Zeiger der Uhr beobachten konnte, unruhig glitt ihr Auge von einem Gegenstände znm anderen, denn cs worttte sich schlecht, wann der Tod an der Thür klopft.
Die Zeit verging, kreischend schlug die Uhr fünf Mal und tue abgezehrten Finger der Kranken rissen nervös an der seidenen Steppdecke.
„Sic kommt nicht, sie müßte längst hier sein," seufzte sie ungeduldig, „der Zug kam schon vor einer halben Stunde!"
Aber horch, was war das! Rollte da nicht ein Wagen durch die Straße? Hielt nicht jetzt plötzlich vor dem Hause I Ja, sie kam doch noch, sie wollte die Gräfin nicht allein sterben lassen!
Aus dem vor der Villa stillhaltenden Wagen stieg ein Herr und half einer jungen Dame beim dem Herabspringen vom Trittbrett.
„Arnold, ich danke Dir," sagte Ruth, welche die Ankommende war, leise und drückte seine Hand, „Du verwöhnst mich durch Güte und Liebe, wie ich es Dir gar nie vergelten kann!*
Ja, Arnold hätte wohl gewußt, womit sic eS ihm am besten vergelten konnte, aber er schwieg und seine Lippen preßten sich fester zusammen.
„Sende mir Nachricht, Ruth," ontwortete er nach einer Pause, wenn Du etwas von mir bedarfst, so komme ich zu jeder Stunde."
«Fortsetzung folgt)
Bernhard Hssmann,