Im Mime des Blutes.
Roma» von H. von Ziegler.
Nachdruck verboten.
25.
Lieutenant von Hohenstein fuhr jäh zu- sammen, als sein Bursche ihm wenige Tage nach der fatalen Scene in der Villa seines Onkels, eine Karte brachte und meldete, der Herr sei draußen und lasse sich durchaus nicht abweisen. Ans dem dicken englischen . Carton stand der schlichte Name: Arnold Berger.
Eine eisige Kalte rieselte durch Egon- Glieder, nun kam der Augenblick, vor dem ihm gegraut, nun sollte er jenen kalten, ruhigen Blicken gegenüber stehen, die chm schon neulich auf dem Norderhof so unbequem geworden ! Aber was blieb ihm übrig, er »rußte den Gegner annehmen, er ließ sich eben nicht abweisen I
Uno da rn standen sich die beiden Männer gegenüber, Arnold hoch aufgerichtet, festen kalten Blickes, Hohenstein möglichst hochmütig sich empor richtend.
„Sie haben mich zu sprechen gewünscht, mein Herr?" frug Lieutenant von Hohenstein stolz sich in die Brust werfend.
„Allerdings," entgegnete Berger scharf und kurz, um Ihnen zu sagen, daß ich den Schimpf und die Ehrverletzung rächen will, die Sie meiner Cousine angethan. Sie sind ein ehrloser Mensch I"
Mit ivnlblitzknden Augen sprang Caon VSrwältS, fast sah cS auS, al-wolle e> seinen Gegner an der Kehle packcnr- doch mit einer einzigen energische Handbewegung schleuderte ihn Arnold zurück und sagte kalt: „Ich muß bitten, doch ehrenhafter z» ve> fahren und daS regelrechte Duell inne zu halten. Morgen früh, denke ich, triff-n jrvir uns !"
„Sie sollen von mir böienschäumte Hvhenst i'', „w.nn cs auch durchaus niLt erforderlich ist, ron Ihnen, einem bürgen- lhchen Kcrnfm.nrne, die Duellford rring an- zufnchmen."
^ „Und doL hielten sie eS mit ihrer Ossi- zierSchre für vereinbar, einem Mä'ch-n de» .Hof zu »rachen, welches Sie ebenfalls als -bürgerlich hielten?"
„Bürgerlich hielten?" frug Egon erstaunt, „wie meinen Sie das, mein Herr?"
„W-mn ich Ihnen nun mer» Ehrenwort darauf gebe , daß Fräulein Rulh Berger, die von Ihnen so schwer beleidigte Dame, aus edlem Geschlcchlc stammt — und ein gräfliche- K>buchen im Lockenhaar tragen dürste, wenn sie wollte."
Der Offizier prallte jäh zurück und erklärte : „Dann allerdings — müßte ich ein- gesiehen, ehrlos gehandelt zn haben aus um drzwinqUcher Leidenschatt zu der Dame."
Arnold fühlte, wie ihm die Röte deS Unwillens siedend in die Stirn jagte. Verächtlich blickte er zu dem ganz erstaunten Olfizure hinüber und sagte dann schwer betonend : „So muß ick Ihnen dann wohl den wahren Namen des Fräuleins nenne» , obschon sie keinesfalls je mehr Aussicht haben dürsten, die verscherzte Gunst zurückzugeivin- ncn. Meine Cousine heißt mit ihrem wahren Namen Geäst» Ruth von Aeltsch."
Egon taumelte zurück wie vom Schlag gerührt.
„DaS ist also das Geheimnis," stöhnte er, die Faust vor die Stirn schlagend, „daher
kam also die unerklärliche Vorliebe der Tante für da« schöne Mädchen. O, ich Thor, mich an Olga zu fesseln und diese Perle mit Füßen zu treten!"
„Ihre Reue kommt wohl einigermaßen zu spät, mein Herr Lieutenant," sagte Arnold kalt und verächtlich, „alle'dingS für Ruth gerade zur rechten Zeit. Und nun bitte ich Sie noch, als der beleidigte, mir ihre Bedingungen mittcilcn zu lassen, ich werde gleichfalls für einen Sekundanten sorgen. Natürlich bleibt jene Mitteilung, meine Cousine betreffend, unter uns!"
Kaum war Arnold gegangen, s» sank Egon von Hohenstein wie verzweifelt in einen Stuhl und verbarg das Antlitz i» den Händen. Jenes Mädchen, für das er III Wahrheit heiße Liebe empfunden, war ihm ebenbürtig und eine Verwandle der Gräfin! O, weshalb hatte er nicht sie gewählt statt der hochmütigen spöttischen Olga, die alle Tage etwas anders übel nahm und ihm nicht vergessen konnte, daß er anderen Damen auch noch den Hof gemacht I
Er MSLte eine Weile so dagesess n haben, als ihm ein Gedanke jäh in den Kops schoß, dann plötzlich sprang er in die Höhe und eilte zum Schreibtisch.
„Noch ist cs vielleicht nicht zu spät," murmelte er eercal, „Mädchen sind l icht versöhnt, >»'sonb-rS wenn man sie bei dci Eitelkeit eifaßt — und R"lb dürste von dieser Eigenschaft auch nicht frei sein.
E-ne Stunde ipäier trug der Bursche deS Lieutenants von Hohenstein einen Brief ans rosafarbenem Papier zur Post. Der Brief war an Ruth adressier!, er cnlb'eli eine demütige Adbine und eine feurige Liebeserklärung und folgenden Schluß:
„Wenn Sic auch an mir und meiner Liebe zweistln mußt n, tcnr Rutb, so werden wohl diele Z >len Ihnen die V r- sicherung geben, daß ich cS treu meint. Können Sie auch verz-ibcn und miir sagen, daß allis wieder zwilchen iniS ist, wie damals in den köstlichen Manövertagen, wo die schönste Amazone an meiner Seite ritt. Senden Sie mir nur eine Zeile, ein gutes Wort »nd ich eile zu Jheen Füßen. Das Band, welches die bloße Convenienz um Olga und mich schlingen tollte, will ich dann lösen, »m einzig und allein Ihnen anzngehören, Ihr ergebener Diener sein zu dürfen. Ruth, einzige Rulb, können Sie Gnade üben?
Egon von Hohenstein."
Am nächsten Morgen standen sich die Duellanten gegenüber; Egon, nach Absenkung des rosafarbenen Briefes sehr übermütig und siegeskeck, Arnold ernst und vollbewnßt des feierlichen Augenblicks zwischen Tod und Leben. Er hatte Ruths Notizbuch auf dem Herzen, in seiner Brieftasche lagen noch außerdem zwei Briefe an sie und den Großvater. Wen» er fiele, sollte sie wenigstens wissen, wie sehr er sie geliebt, und daß er auch für sie gestorben sei I"
Die Sekundanten begannen ihre Tätigkeit, schritten die Entfernungeab, zählten und gaben endlich das Zeichen zum Feuern. Zwei Schüsse fielen fast zur selben Zeit und die Herren sprangen vor; beide Gegner standen noch auf den Füßen, nur Arnold hing den linken Arm schlaff herab und dicke BlntS tropfen sickerten aus dem Aermel herab. ;F. f.)
Vermischtes.
(Amerikanisches.) Teuere Jagdkarten gibt der Gouverneur von Kamerun aus. Nach einer Bekanntmachung desselben kostet ein Erlaubnisschein zur Jagd ans Elefanten und Flußpferds tür eine jedeSmal bestimmte Zeit 2000 — 5000 c/A Dem Gouverneur ist jedoch Vorbehalten, ForschungSreisenden den Erlaubnisschein gebührenfrei zu erteilen. Allerdings sind diese Dickhäuter ein wertvolles Wild, man findet sie aber auch nicht in Kartoffel- und Repsäckern.
Auf jeden Fall. A.: „Gestatten Sie mir, Ihnen zu gratulieren, H-rr Müller; ich lese eben in der Zeitung, daß Ihre Frau Sie mit Zwillingen beschenkt hat." — B.: „DaS ist ein Irrtum, der Vater heißt Joseph Müller, und mein Name ist Heinrich Müller." —A.: So? Na, dann graiulierc ich erst recht I"
(Mißverstanden.) Fremder: „Herr Meyer zu sprechen?" Dienstmädchen: „Herr Meyer befindet sich auf der Hochzeitsreise! Fremder: „O, daS lhut mir leid!" Dienstmädchen: „'Nicht wahr, der arme Herr; Sie kennen seine Frau also auch?"
.-. Durch die Blume. Neffe: „Weißt Du noch, Onkel, wie Du mir als Kind immer Pfennige tchenktest?" Onkel: „Gewiß, aber wie kommst Du darauf?" Neffe: „Nun, man sagt lock, aus Pfennigen würden Thal er!"
Gipfel der Zärtlichkeit. Musketter
(ans der W-'Listnbe zn einem Kameraden): „Ich mag nicht Gesielter werden; meine Katharine fällt mir immer so stürmisch um den Hals und da könnte sie sich mal an den Kröpf n weh thunl"
(S-e kennt das.) Fräulein (vom Hause, tingenb): Nach Frankreich zogen zwei Grenadier" — Dienstmädchen : „Ach, Franc lein, von die Grenadiere singen Sie? — na, von die weiß ich ovch Lied zu singen!"
(Humor vor Gericht.) „Wer sind Sie?" „Aus Deutschland!" „Ich meine, wie sie heißen?" „Ich wobne in Bcrtm I" ,,N«, Ihren Namen wollte ich wissen I" „Meine Wohnung befindet sich FriedriLstraße 3!" „Ja, damit weiß ich noch immer Ihren Namen nicht!" „Ja, ohne das andere nützt Sie mein Name nichts — ich heiße nämlich „Meyer!"
Deutlich Baronin: „.. Aber, bester Professor, ich habe es selbst gesehen, wie fünf schwächliche Dämchen nach zwei Stunden Sitzen einen massiven Eichcntisch zum Rücken brachten." Profcsso,: „Ja, meine Gnädige, der Klügere gibt elnn schließlich nach!"
(Schöne Sprache.'! „Du, Knebbchen, sag' mal, wie heißt der Rrklamc-Tiiel des ungarischen Kapellmeisters, in dessen Konzert wir neulich waren?" — „B-ster Pesicc Orchester-Meester" — heeßl er!"
Bei der Landpartie. Herr (als ein Gewitter im Anzug ist und sich seine Frau und Kind nebst ihm in eine Wirtschaft flüchten): „Gesegnet sei daS Gewitter! Sonst wär' mei' geizige Alte wieder nicht — nn- gekehrt!"
.'. Aus der Lebenspraxis. Wie kommt es, daß geistreiche Leute meistens so bescheiden und getdreiche so anmaßend sind? Weil geistreiche Menschen wissen, was ihnen fehlt, und geldreiche, waS sie haben.
N«M«tv>»rtliSer Ned^ktrur ! Bernhard H , k Va«, ».i Druck und Verlos VS.I Bernhard Ho fmsnn in E- dhad.