hkrbeigeschaft. Der Deckel dieser ansehnlichen, aut Steingut hergcstklllen Terrine wiegt ater sechs Pfund. 550 Wähler gaben nun im Laufe der Wahlhandlung ihre Stimme ab. Bei einem jeden nahm der Wahlvor- steher den Wahlzettel mit der rechten Hand in Empfang und hob mit der linken den Terrindeckel etwa 4 Ccntimeter hoch, um den Zettel in die Urne zu werfen. Er hatte also im Laufe des TageS mit der linken Hand ein Gewicht von 33 Centnern zu heben.
— (Gemietete Verwandte.) AuS Bukarest wird mitgeteilt: Unter den nationalen Industriezweigen der rumänischen Hauptstadt verdient befondei« die Profession erwähnt zu werden, die die Verpflichtung übernimmt, allen Leuten, denen Eltern, Geschwister oder Verwandte fehlen, dieselben zu ersetzen. Personen, die sich zu verehelichen wünschen und weder Vater noch Mutter haben, oder welche wirkliche Eltern besitzen, die aber ihre Zustimmung zur Ehe verweigern, haben nichts anderes zu thun, als sich an den Eingang zum Standesamt zu stellen. Dort finden sie zu mäßigen Preisen „Herren" und »Damen", die gern die Stellen von Vätern, Brüdern, Müttern, Tanten oder
Schwestern übernehmen. Für 20 Lei (16 Mark) ist ein ganz anständiger Vat-r, für 15 Lei ein erträglicher Bruder und um den gleichen Preis eine nach der neuesten Mode gekleidete Mutter zu haben. Für den Preis von 50 bis 150 Lei übernehmen diese „Herren Eltern" sogar die Herbeischaffung aller zur Verehelichung nötigen Akten. E< kann sich aber zufällig ereignen, daß eine beim StandeSamte begonnene Hochzeit aus dem Pslizeibureau endigt, wenn der Standesbeamte feststellt, daß die Eltern zu häufig mit zu verheiratenden Kindern erscheinen. Wollte man eine amtliche Statistik anfstellen, so würde man ohne Zweifel konstatieren können, daß einige Damen wenigstens fünfzig Mal in einem Jahre die Mutterrolleo übernommen haben. Die Staatsanwaltschaft widmet jetzt diesen Verwandten auf Zeit ihre besondere Aufmerksamkeit und hat beschlossen, alle Jene, die ihre Vater- oder Mutterschaft mietweise vergeben, dem Strafrichter zu überweisen.
Das Schneiden des Schnittlauchs soll mit einem scharfen Messer geschehen, damit die Pflanzen nicht an ihren Wurzeln gelockert werden. — Man soll da« Kraut auch
nicht bei regnerischem, naßkaltem Wetter abschneiden, weil daS in den Blätter- und Röhrenstummeln sich ansammelnde Regen- wasser Fäulnis herbeiführen kann. Schniit- lauchpflanzen, welche viel benutzt werden, soll man etwas dügcn, die beste Düngung ist mit Ofenruß vermischte Komposterde, nur darf der Ruß nicht mehr frischsein, sondern muß schon im Winter mit der Komposterde vermengt werden.
.'. (UnfchuldSbcweiS.) Richter: „Ein ausgemachter Lump ist er, nichts kann er liegen lassen. Es ist gar kein Zweifel, daß er den letzten Einbruch verübt hat; alles hat er der armen Frau gestohlen, dis auf einige Fetzen, die er liegen ließ." Angeklagter: „Sehen Sie, Herr Richter, gerade deshalb bin ich nicht ungebrochen, denn da« kommt bei mir nicht vor, daß ich etwas liegen lasse."
(Naiver Bescheid.) Fremder: „Wiel Hier am Orte soll eine so gesunde Luft sein, wie ich hörte?" Hotelwiet: „Jawohl, mein Herr I" Fremder: „Aber die Eingeborenen sehen doch alle so miserabel aus!" Hotelwirt : „Ja, Sie machen eben von derselben keinen Gebrauch!"
»Danke mir gar nicht, Ruth," antwortete Arnold und sein Auge umdüsterte sich, „ich trage seil Jahren einen TaliSmann mit mir, der mich in Gefahr und Not behütet."
Sie wußte nicht, wa« er damit meinte, seine Hand griff nach der Brieftasche, dann aber änderte er plötzlich den bereit- gefaßten Beschluß.
„Nein," sagte er ernst, fast weh» ütig lächelnd, „Du sollst meinen TaliSmann erst dann sehen, wenn ich etwa fallen sollte; mein TaliSmann sei dann mein Vermächtnis an an Dich, liebe Ruth I"
„Sprich.nicht so, Arnold," rief da« junge Mädchen erschrocken empsrspringend, „Du wirst und darfst nicht fallen — ich werde für Dich beten I"
„Ich danke Dir, Cousine," antwortete der ernste Mann und wie ein Sonnenleuch- tcn glitt es über seine Züge, dann werde ich allerdings noch besser geschützt sein ats durch den Talisman —Gott lohne es Dir!"
Und ehe sie es zu hindern vermocht, hatte er ihre Hand ergriffen und an die Lippen gedrückt, voll ritterlicher Ehrerbietung, daß ihr da« Blut heißer i» die Wangen schoß, als es bei Egons Blicken je der Fall gewesen.
„Auf Wiedersehen — und Gott behüte Dich," sagte sie leise, ohne aufzusehen — »ich dann war er hinaus; die Thür schlug hinter ihm zu und er ahnte nicht, daß zitternde Hände sich salteten, um ein Gebet für ihn gen Himmel zu senden. Auf Wiedersehen I?
IFortsetzung folgt)
Vermischtes.
Bios darum. Vater: »Aber Junge, schämst Du Dich nicht, bis in den Hellen Mitrag hinein zu schlafen I" Sohn (Slu- dent): „Ja, eS ist ne Schande — man kommt nie mehr zu einem vernünftigen Frühschoppen !"
.'. Sicheres Kennzeichen. Lehrer: „Nun, sag mir Liefet, woran kennst Du einen Apfelbaum und woran einen Birnbaum?" Liesest „An den Früchten, Herr Lehrer!"
Im Banne des Blutes.
Roman von H. von Ziegler.
(Nachdruck verboten.)
24.
Währenddem saß Arnold in seinem Zimmer vor dem kleinen Talisman, den er einst von Ruth erhallen; seine Lippen hatte» daS Pergamentblätichen beinahe andächtig immer von Neuem berührt. Arnolds Entschluß stand fest: er wollte die der geliebten Ruth angethane Schmach rächen und den Baron von Hohenstein vor die Klinge fordern.
Tief, tief im Grunde von Arnold- Seele erwachte dabei ein schwacher Hoffnungsstrahl, er fühlte ihr Herz an dem seinen pochen, daS dunkle Lvck-.nköpfchcn sich gegen seine Schulter pressen! Ja, dar war ein Ueber- maß des ersten Schmerzes gewesen; wenn sie erst denselben beherrschen gelernt, würde dann die Empfindung unumschränkten Vertrauens warmer Hingebung zu ihm auch noch in ihrem Herzen bleiben?
Ja, er wollte sort, wollte seine neue Stellung in der Residenz anirclen; vielleicht, daß gerade die Trennung sein Bild in der Seele Ruths fester elnprägte und sie ihn dann lieben lernte!
Bei diesen Gedanken atmete der ernste Mann tiefer aus, ein glückseliges Leuchten flammte in seinen Augen, er sprang empor und durchmaß wieder und wieder das Gemach, denn e« war ihm unmöglich, still zu bleiben. Sein Sonnenstrahl war Ruth von Jugend an und vielleicht einst noch sein treu- geliebteS Weib, das er aus Händen durch da« Leben tragen dürste I
Am nächsten Morgen blickte Friedrich Berger sehr verwundert auf, al« er feinen Enkel reisefertig vor ihn hintreten sah.
„Arnold, wo willst Du hin ? Jnnge, ich erkenne Dich kaum wieder; Du bist noch ernster und schweigsamer als sonst I"
„Ich reise ab um mich in H. mit Egon zu schlagen ; er soll nicht denken, daß er ein Mädchen wie Ruth ungestraft beleidigen und elend machen darf!"
„Aber, Arnold, was heißt da»? Zu
welchem Zweck willst Du Dein Leben für ein Wahngebilde opfern?"
„Ehre ist kein Wahngebildc, Großvater. Zudem will ich ihm ein einzige« Wörtchen sagen, nämlich Ruth« wahren Namen — und dar wird ihm eine schärfere Strafe sein alter bestgezielteste Schuß!"
„Arnold, und zu welchem Zweck soll diese Thal geschehen? Mein Junge, halte Frieden!"
„Großvater, nur da« eine Mal kann ich Dir nicht gehorchen I Laß mich reisen; von da aus gehe ich in die Residenz, um meine neue Stellung anzulreten "
„Gott behüte Dich, mein teurer Arnold; so gehe denn, ich kann Dich nicht haleen. Möge der Himmel noch so lange ich lebe meinen heißesten Wunsch erfüllen — und Euch beide, Dich und Ruth, zusammen führen I"
„Darf ich —von ihr Abschied nehmen ?" frug Arnold.
„Sicherlich. Vielleicht führt diese Verirrung ihr H-rz nm so sicherer Dir entgegen I"
Ais dann Arnold vor dem jungen Mädchen stand, um ihr Lebewohl zu sagen, blickte sie fast angstvoll zu ihm auf.
„Was willst Du thun, Vetter? Wohin reisest Du? Verbirg e« mir nicht, ich habe eine Ahnung, daß Du einen verhäiignidvollen Entschluß gefaßt hast."
„Die Dich auch wohl nicht täuscht, Ruth. Ich gehe, um Licutenan! Hohenstein zu fordern I"
„Arnold," schrie da R»lh jäh auf und fuhr mit der Hand nach dem Herzen, während alles Blut aus ihren Wangen wich, „Arnold Du wolltest —"
„Für die Ehre meiner Cousine eintrcten," sagle er einfach, „ganz selbstverständlich I Oder fühlst Du noch Mitleid für jenen?"
„Nein," gab sie ruhig zurück, „mir bangt uu> etwa« andere«."
„Und Du mein?"
„Daß Dein Leben gefährdet sein könnte um meinetwillen," sagte sie, voll und innig zu ihm sufsehend, „Arnold, wie sollte ich Dir danken für solch ein Opfer?"
Verantwortlicher Redakteur Bernhard Hofmann. Druck und Verlag von Bernhard Hosmann.