Rundschau.

Dem Eiadtschutthcißen Dr. Mül- berger in Eßlingen ist der T'tel eines Ober- l-ürgermeisteiL v, liehen worden.

Zum Besuch deS Stuttgarter Licder- kranz-S wird rer Kölner Sängerkreis vom 19. auf 20. August und der Straßburger Männirgesaiigtzcreiu vem 7. ans 9. Sept. nach Stuttgart komnun.

Cannstatt, 19. Juni. Beim Nachen- fahren aut dem Neckar ertrank gestern adend die 17 Jahre alte Adelheid S. von Lud­wigsburg. Dieselbe befand sich mit anderen in einem Nacken und wellte mitten aus dem Neckar in einen anderen Kahn übersteige», wobei das Fahrzeug umkippte. Sechs der Insassen konnten sofort gerettet werden, während bei Frl. E. die von zwei Aerzten «»gestellten Wiederbelebungsversuche umsonst waren.

Leonberg, 15, Juni. Am letzten Sonn­tag wurde in Malmsheim ein lediger Bursche von einem anderen auf der Straße in den Rücken gestochen. Die Wunde schien anfangs lebensgefährlich zu sein. Der Thälcr ist ver­haftet. Am Montag früh wurde Bahn­wärter D., zwischen hier und Renningen stationiert, vom Landjäger beim Wildern ab- gcfaßt und dem hiesigen Amtsgericht über­geben.

Vaihingen a. E. , 16. Juni. Heute früh ließ ein Bauer selbstgeschlachletes ge­sundes Rindfleisch, das Pfund zu 30 gleich darauf ein Metzger das Pfund sogar zu 25 audrufen.

Kloster Mariaberg, 17. Juni. Am letzten Dienstag machte I. Kais. Hoheit die Frau Herzogin Wera, Prvtekiorin der hies- Heil- und Pfl geanstalt für Schwachsinnige, ihren Schützlingen einen Besuch. Unker dem Geläute der Kirchenglocken mittags angekom- ine», ließ sie sich im Speisesaal die Beam­ten, ras Warttpersonal und einen Teil der Zöglinge Vorsteven und nahm die Begrüß­ung des AnstaltSlehrers Rall mit dem Ver­sprechen entgegen, daß auch sie wie Königin Olga eine Mutter der Armen des Hauses sei» wolle. Ein Pflegling durste ein Gedicht Vorträgen und einen Blnmenstrauß über­reiche», und nachdem dieVersammclren ihren dankbaren Gefühlen noch durch G sang ^Aus­druck gegeben hatten, durchschall die hohe Frau fast alle Räume der verschiedenen Häuser, besichtigte sie aufs genaueste, beson­ders die Schuten und Kinderzimmer, wobei sie sich über die zweckmäßig gebauten und passend eingerichteten Räume mehrmals be- trierigl sussprach. Nach fast zweistündigem Aufenthalt wurde die Rückreise nach Stutt­gart angetreten.

Reutlingen, 16. Juni. Heute Nacht wurde hier das Polizeigebäude angegriffen. Fenster wurden zertrümmert. Die Polizei mußte die blanke Waste ziehen. Die Auf­regung ist ungeheuer.

Gmünd, 15 Juni. Heute fand in der hiesigen Stadipfarrkiichc und in der Fran- ziSkanerkirche je ei» feierliche- Requiem für den Bischof Karl Joseph v Hefcle statt. In der Sladtpsarrttrche wurde vorher von der gesamten hiesigen Geistlichkeit das Totenos- fizium gebetet.

MÜnsigen, 14. Juni. Heute wurde hier unser vor kurzem wegen körperlicher Leiden vom Amt abgetretener Stadtschultheiß BoS- ler unter großer Teilnahme vo» Stadt und Land zu Grabe getragen. Tut 45 Jahren

war er hier Stadtschultheiß gewesen, hatte daneben die Stelle» des Oberamtspsiegers und OberamtssparkassierS versehen und war während zweier Landtagsperioden Abgeord­neter für den Oberamtsbezirk Münsing?« ge­wesen. Außer dem Geistlichen, Dekan Dr. Baur, sprachen an seinem Grabe unter Nie- derlegung von Kränzen Stadtschultheiß- wald im Namen der Siadtgemeinde, Ober­amtmann Widmann für die Amlökorporatio» und den landwirtschaftlichen Verein, ebenso die Vorstände des Kriegervereins und des Gewerbcvereins Worte der Anerkennung seiner unermüdlichen Verufstrcuc und seiner Ver­dienste, sowie seines gediegenen Charakters.

Wie dieUlm. Zig." mitteilt, wird die Volkspartei die Wahl des antisemitisch- agrarisch-derttschparleilichen Abg. Baittleon im 14. Wahlkreis anfeckten, wozu das Material bereits vorliege. Da Bantleon nur eine Mehrheit von 14 Stimmen Hst, ist ein Er­folg der Wahlprotestler wahrscheinlich. ^

Berlin, 8. Juni. Wie man sein Glück verspielen kann, davon erzählt dasN. W- Abendblatt": Vor etwa drei Wochen spielten in einer Gastwirtschaft i» Berlin drei Herren Skat. Einer der Spieler, ein Kaufmann, hatte dabei so entschiedenes Unglück, daß die beiden anderen Herren sich schließlich weigerten, weiter zu spielen. Der Berliner drang aber darauf, daß ihm Revanche gegeben werde und verpfändete, da er bares Geld nicht mehr bei sich halt?, die Hälfte eines Zemelloses der sächsischen Klassenlotterie. Er verlor auch diese verpfändete Hälfte im Spiele, und da­durch wurden seine Skatgensssen auch Teil­nehmer an dem von ihm gespielten Lose. Jetzt nun ist die betreffende Nummer mit dem dritten Hauptgewinn von 200 000 hcraus- gekommen. Der unglückliche Skat- und glück­liche Lotteriespieler hal geschworen, nie wieder, wenn er ein Lotterielos in der Tasche trägt, eine Karle anzurühren.

Berlin, 16. Juni. Bis 7'/a Ubr sind 276 Wahl,esultate bekannt: davon 32 Kon­servative, 13 Nalionallib-ralc, 5 Reichspartci, 2 Freisinnige Vereinigung, 46 Zentrum, 1 Wilder, 5 Freisinnige und VokSpariei, l9 Sozialisten, 3 Amistmiten, 8 Polen, 6 Elsäßer, 1 Däne. 135 Stichwahlen. Da­ran beteiligt sind 63 Nationale, 71 Sozia­listen, 12 Freisinnige Vereinigung, 24 Frei­sinnige und Volkspartei, 5 Polen, 4 Bund der Landwirte, 25 Zentrum, 3 Welfen, 1 Elsäßer, 12 Antisemiten, 8 Volkspariei, 41 Konservative.

Auch die Helgoländer haben, zum erst?» Male, gewählt. Es wurden bei der Reichstagswahl auf Helgoland 460 Stimmen abgegeben, v,n denen der Freisinnige Thom- sen 441, ein sozialistischer ZLHIkandidat 19 Stimmen erhielt.

Potsdam, 19. Juni. Heute Nacht ist das neue Proviantamt der hiesigen Gar­nison niedergebrannt. Etwa 600 Gtr. Brod sind verbrannt; sowie ein großer Posten Heu. Der Schaden ist ziemlich bedeutend.

Fricdrichsruh, 18. Juni. An der gest­rigen Fahrt der Mecklenburger zum Besuch des Fürsten Bismarck beteiligten sich 4000 Personen. Ansprachen an den Fürsten hiel­ten Stichler sWismar), Hillmann (Güstrow) und Grospitz (Hamburg), letzterer in platt­deutscher Sprache. Bismarck antwortete i» einer halbstündigen Rede, worin er sich gegen den Partikular muh und die FraküvnS-

politik aussprach, und schloß mit einem Hoch auf den Großherzog von Mecklenburg.

Straßenexcesse in Breslau. In Bres­lau sandkn am Samstag in später Abend­stunde in der MaihiaSstraße Zusammenrot­tungen statt, welche einen drohenden Charak­ter ««nahmen. Eine Anzahl Bursche» wollte einen Laden stürmen und empfing die Poli­zei, welche einschritt, mit einem dichten Stein­hagel, sowie mit Revolverschüssen. Die Po­lizei ging nunmehr mit blanker Waffe gegen den auf etwa 1000 Personen angewachsenen Haufen vor und Verhaftete 23 Tumultuanten. Eine Abteilung Militär sprengte schließlich die Menge auseinander. Die Zusammen­rottungen in der Malhiasstraße wurden da­durch hervsrgerufen, daß die Polizei aus einem geringfügigen Anlaß einen Ruhestörer verhaftete. Ein Fleischermeister leistete der Polizei hierbei Hilfe und zog sich dadurch den Zorn der Menge zu, worauf sich die geschilderten Vorgänge abspielten.

Am Freitag morgen 6 Uhr wurde der berüchtigte Wilddieb Gottlieb Schröder aus Fördersledt im Hose des Kriminalge- richtögebäudcs auf dem Thränsberg in Mag­deburg durch den Scharfrichter Reindel hin- gerichtet. Schröder hatte am Morgen de- 3. Juli 1892 in der Förderstedter Feld­mark auf dem den Fabrikbesitzern Bennecke, Hecker u. Co. gehörigen Jagdgebiete mit einem doppelläufigen Gewehre den Förster Sauer durch einen Schroischuß in den Hal« und den Jagdaufseher Wendl durch einen Schuß i» die Schläfe vorsätztich und mit Ueberleg- ung getötet und beide Leichen dann in ein Kornfeld geschleppt.

Ein grauenhafter Mord ist in Merk­linde bei Ssstrop verübt worden. Der Bergmann Wilhelm Degener, der nebenbei ein stolt gehendes Spezereigcschäft betrieb, mußte, weit er sich einen Unfall zugezsgen hatte, in das Krankenhaus in Witten, wo er mehrere Moncttc lag. Diese Zeit hatte leine Frau benutz:, um sich in einen Kost­gänger zu Verlieben, mildem sie alles durch­brachte. Als Degener dieser Tage heimkehrte, fand er seine Wohnung leer, die Frau war mit dem Kostgänger fort. Degener ging ihnen nach und hal das mit seinem Leben bezahlen müssen. Der Thäter, angeblich ein Bergmann Weber, ist verhaftet.

Ein cnlietzliche« Unglück meldet die »Neue Stettiner Zeitung" : Der Forstmeister Gence von Mühlenbeck, »er Stadtförster Krohn aus Altdsmm und der Eisenbahnbau­inspektor Stahl aus Stettin wurden, als sie aus einer Draisine zu einem Waldbrand bei Groß Christi,lenberg fuhren, von einem ent­gegenkommenden Güterzug überrascht und zermalmt.

Graz, 17. Juni. Im Osten von Steuer- mark vernichtete Hagelschlag sämtliche Kul­turen.

Succi zu Pferde. Der bekannt, italienische Dauerfa ster Succi, der gegenwär­tig in Turin ein 40tägige« Fasten absolviert, hat sich, um zu zeigen, daß bei ihm von einem Kräfteveriall nicht die Rede sein könve, am 12. d. M. dem Volke hoch zu Rosse präsentiert und wurde von dem gewählten Publikum mit warmem Beifall begrüßt. Die Neilübung fand im Hofe der Herberge statt, in welcher Succi unter äiztlicker Aussicht fastet. Der Kostverächter saß länger als eine halbe Stunde fest und elegant im Sattel und ritt unter Musikbegleitung bald im Galopp