Ufin
Der Hauch des Ostern sprengt die Grüfte Und Alles trat verjüngt hervor,
Hoch zu dem Himmel in die Lüfte Ertönt ein froher Sängcrchor.
Der AufrrstehungStag des Lichtes,
Das rings erglänzt in holdem Schein,
Au» taufend weißen Blüten bricht eS Wie Ahnung goldner Zeit herein.
Jetzt fließt des heiligen Geistes Segen Herab in gläub'ger Seelen Sinn,
Und weist wie einst sie allerwegen Zum frommen Dienst des Schöpfers hin.
g jlen. E)
Jung-Deutschland streut nun aller Orten Der Nächstenliebe Wundersaat,
ES schuf mit Thatcn, nicht in Worten Ein Kaiser wieder Hilf' und Rat.
Da ringt die Seele von den Plagen Jedweder Erdenlast sich los,
Und Hoffnungen der Wonne tragen Ihr Blatt und Blüten in den Schooß.
Wacht auf und klingt hinaus, ihr Glocken, Daß alle Welt es hören mag,
Es künde euer laut Frohlocken
Den heil'gen frohen P f i n g st e n t a g.
Im Kanne des Blutes.
Roman von H. von Ziegler-
(Nachdruck verboten.)
14 .
Auf dem Tische lag ein soeben angekommener Brief an Ruth Berger adressiert. Er war von Betty von Hohenstein; sie war verlobt mit dem Landest von Halden, und die Hockzeit sollte doch noch im Herbste sein. Erst nach einer langen Weile fand Ruth ihre Fassung wieder und erhob sich, um am Fenster das Schreiben der Freundin zu durchfliegen. Es lautete:
„Meine geliebte Ruth!
ES dringt mich heute, mit einer innigen Bitte zu Dir zu eilen, zu Dir, mit der mich seit Jahren treue Freundschaft verbindet. Du Weißt, daß meine Hochzeit »or der Thür steht, und mein herzlicher Wunsch besteht darin, daß Du unser« Ehrentag mit feiern und rwch als Braut jungfer zum Altäre begleite» möchtest. ES ist der größte Freundschaftsdienst, den Du mir gewähren wirst, und Tante Deltsch, die seil Mamas Tode treulich Mutterstelle an uns vertritt, läßt Dich gleichfalls dringend um Dein Komme» bitten. Meine liebe Ruth, wie sehr wünschte ich auch Dir der Liebe Glück, welches ich in so reichem Maße genieße I Ich liebe Eugen so fest und treu, so von ganzem Herzen, daß ich nur ein Dasein ohne ihn, eine Trennung von ihm, gar nicht denken und vorstellen könnte. Wir sind kein sentimentales Brautpaar , da» im Rausch der Flitterwochen alles um sich her vergißt; wir freuen uns mit den Fröhlichen und nehmen warmen Anteil auch an Kummer und Leid. Ich kann Dir meinen Verlobten gar nicht beschreiben, Du mußt ihn selbst kennen lernen und lieb gewinnen; er ist so anders Wie die übrigen, o und so einzig lieb und gut. Und ich will ihm auch stets ein Irenes, demütiges Weib sein, das zu ihm steht, bis uns dereinst der Tod scheidet. Komm, Ruth, mein Liebling, sage nicht nein, sondern gieb mir zum letzt« n Maie als Mädchen das Geleit zum Altar."
DaS feine Briefblati ensank den schlanken Fingern, träumend lehnte Ruth den Lvckeu- kopf an den Fensterrahmen und gar mancherlei Gedanken durchwirbelten ihren Sinn.
„Wie sie ihn liebt," murmelte sie sinnend, ob ich wohl auch einmal dies Empfinden kennen lernen werde? Es muß schön sein, wen» man so Hand in Hand zusammen geht durch Leid und Freud des Lebins und im Aussehen zu dem geliebten Manne
die seligste Freude und den besten Trost sinket."
Am Himmel flimmerten die Sterne, der Abendwind raschelte in den Zweigen und weckte das junge Mädchen aus ihren Sinnen. Erschrocken blickte sie auf das Reitkieid, welches sie noch trug und eilte hastig ins Schlafzimmer, um dasselbe mit einem andern zu vertauschen.
Unten im Eßzimmer summte bereits der blanke Theekessel auf dem gedeckten Tische und der Großvater stand mit seinem Gaste ihrer wartend am offnen Balkon als Ruth eintrat und mit einigen entschuldigenden Worten zum Thee cinlud.
„Denke nur, Rulh," rief der alte Berger fröhlich, „ich finde soeben eine Karte von Arnold aus Bremen vor, worin er seine Ankunft bei uns schon auf heute anmcldet und es war gerade noch Zeit, ihm den Wagen zu senden."
„Heute will er schon kommen ?" frug die junge Dame gedehnt und ohne aufzusehen, denn sie fühlte Hohensteins Blick auf sich gerichtet.
„Ja doch, Herzchen, freust Du Dich nickt auch? Er reitet dann morgen früh gleich mit zum Manöver. Sie müssen nämlich wissen, Herr Lieutenant, mein Enkel kommt heute aus England und Amerika zurück, wo er sieben Jahre das kaufmännische und chemische Fach studierte."
„Ah, in der Thai," pflichtete Egon verbindlich bei, obschon ihm die Sache vollständig gleichgültig war.
»Ich sah ihn zuletzt, als er mich zu Fräulein Lindow in Pension brachte. Er war sehr gut gegen mich."
„Ein beneidenswerter Mann; so sehnsüchtig und freudig erwartet zu werden," bemerkte Egon, und ohne daß es Berger gewahrte einen aufleucklenden Blick zu Ruth hinüber sendend, die unter demselben von neuem tief errötete.
„Uebrigeus, Großpapa," sagte sie rasch ablcnkend, „Bet y, Herrn von Hohenstcin's Cousine, schreibt mir soeben» ich solle zu ihrer Hochzeit kommen. Wirst Du es erlauben ?"
„Natürlich", Kindchennickte der alte Mann freundlich, „mir ist'srecht, wenn Du Deine Jugend genießen kannst. Kaufe Dir ein Kleid und alles was Du sonst zu der Hochzeit brauchst."
„Danke schön, Großpapa I Ich habe noch mein rojaseidenes Kleid und werde kein neue- brauchen. Ach, ich fahre sehr gern zu der Hochzeit, denn Betly ist meine liebste Freundin."
„Sie sind auch Tante Aeltsch'S beson
derer Liebling, gnädiges Fräulein, siel Egon ein, „etwas, worauf man sehr stolz sein kann denn es ist ziemlich selten. Olga, meine jüngere Cousine, hat das Unglück, sich gar nicht mit Tante Jellsch zu vertragen." Ich verstehe mich auch nicht mit Olga," fiel Ruth ziemlich kühl ein, „wir mögen uns gegenseitig nicht und sie hat mich all' die Jahre ungern im Hohenstein'schen Hause ein und ausgehen sehen."
„Oho," siel der alte Berger unwillig ein, „das brauchst Du gar nicht zu leiden. Du stehst mit dem Fräulein ganz auf einer Stufe und kannst einen Namen —"
Hier brach der Greis plötzlich ab, sich auf die Lippen beißend und horchte scheinbar ruhig auf den Hof hinaus; nach einer Weile erst fuhr er wieder fort: „Ich dachte der Arnold käme schon, doch 's ist noch zu zeitig. Herr Lieutenant, schenken Sie sich doch ein Glas Wein ein und thun Sie mir Bescheid; junge Leute sollen nicht hinterm leeren Glase sitzen. Ruth, mein Kind, Du bist kctne aufmerksame Wirlin I"
Allerdings war dies der Fall. Daschöne Mädchen dachte an tausenderlei andere Sachen als an das Weinglas des stattlichen Offiziers, dessen feuriger Blick sie mehr und mehr verwirrte; nun hob cr sein GiaS dem ihren entgegen und hell glirrten beide zusammen, daß sie wohl oder übel aussehen mußte.
„Ihr Wohl, mein gnädige- Fräulein," sagte Hohenstein heiter, „und zugleich meinen ergebenen Dank für die so gütige Aufnahme, welche mir die Herrschaften bereiten."
„Nicht Ursach', mein Herr," wehrte Friedrich Berger ab und erhob sich, um seine Pfeife zu holen, während da« tieferglühte Mädchen daS kleine GlaS aus einen Zug leerte. ^
(Fortsetzung folgt.)'
Vermischtes.
.'. In Nürtingen wurde dieser Tage das neue Schlachthaus eingeweiht. Dabei begrüßte am Eingang in die Räumlichkeiten folgender Vers den Eintretendcn:
Malte Muskeln, schlapper Bauch Ist bei Vegetarianern Brauch,
Aber Fleisch und Gerstensaft Giebl dem Manne Mut und Kraft.
Laßl un« Fleisch und Wurst genießen. Glaubet mir, daß unsere Riesen Sicher ihre Kräfte haben Nicht von Wirsing und Kohlraben.
(Aus drr höheren Töchterschule.) Lehrer: „Wer hat Rom gegründet?" — Schülerin: „Romeo."
Verantwortlicher Redakteur Bernhard Hosmann. Druck und Berlaz von Bernhard Hosmann.