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Stuttgart, 15. Mai. (Hoftrauer.) Wegen Ablebens S. D. deS Fürsten Georg Vikwr zu Walveck und Pyrmont ist Hoftrauer auf acht Tage in vierter Abstufung der Hoflrauerordnung angeordnct worden.
Stuttgart, 14, Mai. Außerordentlich zahlreich auS allen Wahlkreisen des LandeS war die behufs Feststellung des Wahlpro- grammS und der Kandidaturen einbcrufenc Tagung des weiteren Landeskomite« der württemb. Volkspartci besucht. Friedrich Haußmann referierte über da« Wahlprogramm. lieber das Verhältnis der deutschen Volkspartei zu der Freisinnigen VelkSpartei erstatteten Payer und Conrad Haußmann umfassenden Bericht, wobei elfterer betonte, daß eS sich bei dem von ihm und E. Richter erlassenen Wahlaufruf zunächst nur um ein Wahlbündnis für die kommende Reichstags- wähl handle, welche« die beiden Parteien mit Rücksicht aus die allgemeine politische, insbesondere durch die Ablehnung der Militärvorlage geschaffene Lage geschlossen haben. Die Versammlung nahm eine »on dem Abgeordneten Storz Tuttlingen eingedrachle Resolution einstimmig an, womit den bisherigen NeichStatzsabgeordneten der Volkspartei für ihre treue Mandatserfüllung der Dank «US- gesprochen wird. E< erfolgte der 3. Punkt der Tagesordnung, die Feststellung der Kan- ditsturen. Auf stürmische« Verlangen der Delegierten ans den Wahlkreisen und der Versammlung nahmen im Laufe der Verhandlung die Abgeordneten Schnaidt-Lud- wigSburg, Speiser-Göppingen, Hähnle-Ulm, Hartmann-Hall, Cour. Haußmann-Balingen, Kercher-Vaihiuzen, die Kandidaturen wieder on, Payer-Tübingen bat sich eine Bedenkzeit von einigen Tagen aus. Für den 5. Wahlkreis, Eßlingen Kirchheim nahm Ehni, für den 8. Wahlkreis Frcudenstadt, Galler an Stelle von Freiherrn v. Münch, der nicht wieder kandidiert, die ihnen von den Vertrauensmännern der betreffenden Wahlkreise angebolene Kandidatur an. Betreffs der Kandidaturen im 1. 3. 7. und 12. Wahlkreise schweben »och Verhandlungen. Betreffs der übrigen Wahlkreise wurden bindcte Beschlüsse nicht gefaßt.
Cannstatt, 14. Mai. Gestern abend starb noch kurzer Krankheit Maschinenfadri- kant, in Firma Oestericn u. Kellner, der durch seine Mühleneinrichtungcn in weiteren Kreisen bekannt geworden, im Aller von 49 Jahren an Lungenentzündung. Dieser Krankheit erlagen in letzter Zeit hier mehrere Personen im verschiedensten Aller. — Die Maschinenfabrik von H. Bausch hier wurde von diesem an die Herren Aßmann u. Kellner verkauft »nd wird von diesen am 1. Juni übernommen.
Cannstatt, 12. Mai. In Münster wurde gestern ei» interessanter Wcinkauf abgeschlossen, denn eS verkaufte ein Weingärtner den Ertrag seines halben Morgen großen Weinbergs um 4 Rm. Buchenholz. — Heule nachmittag wurden die Brückenbauarteiien von den Landlagsabgeordnetcn unter Führung des Direktor« ». Lcibbrand besichtigt. Die Baustelle war ans diesem Anlaß festlich b-flaggt.
<— Immer näher kommen die Tage des Kriegerfkstcs in Eßlingen heran. Die Zahl der Anmeldung beträgt jetzt schon über 6000. Seiten« der Gcneraldirektion »er württemb. ElaatSkisenbahnen wird da« Fest dadurch
unterstützt, daß eine einfache Fahrkarte, die in Eßlingen von der EmpfangSkommission abgestempelt ist, zur freien Rückfahrt berechtigt. Die als Festplatz bestimmte Maille wird abend« mittels 16 Bogenlampen in glänzender Weise taghell beleuchtet. Für Bewirtung wird durch 9 Bier-, 2 Weinwirtschaften, 2 Kondiloreien rc. in ausgiebiger Meise gesorgt; die Verpachtung hat bereit» stattgefunden.
— In Untertürkheim stürzte der Bataillonsadjutant Kröner (2. Bataillon de« Regiment« Kaiser Friedrich Nr. 125) infolge DurckgehenS seines Pferdes unmittelbar vor dem Ort an der Eisenbahiibarnere in einen liefen Graben, welcher mit Schlamm hoch angesüllt war. Dem Adjutanten drang die Helmspitze in die Kopfhaut ein, außerdem zog er sich eine starke Wunde am Knie zu. Da« Bewußtsein ist noch nicht wiedergekehrt. Im gleichen Augenblick fuhr der Blitzzug vorüber und hätte Man» und Pferd beinahe erfaßt. Der Verletzte wurde sofort Von Dr. Schimpf in Behandlung genommen.
— Das Schullehrcrseminar in Nürtingen feiert in diesem Jahre sein 50jährige« Jubiläum; hikfür sind der 24. und 25. August in An-sicht genommen. Mit dieser Feier soll unter Zustimmung der K Oberschulde- hördc und im Einverständnis mit dem Ausschuß des evangelischen Vclklschullehrcrverein« auch ein LehrergesangSsest im Zusammenhang mit der musikalischen Aufführung de« Seminars in der Stadtkirchc verbunden werden.
Murrhardt, 14. Mai. Gestern abend kam das vierjährige Büblein dcS TaglöhncrS Sch. auf bedauerlich« Weise um- Leben. Da« Kind war auf einen Langholzwsgen gestiegen, der vor einem Wirtshause stand. Al« nun der Fuhrmann «bfnhr, der das Kind nicht bemerkt hatte, fiel e« herab und wurde vom Hinterrade de« Wagens erdrückt, so daß nach wenigen Stunden der Tod einlrat. Der Fuhrmann ist außer Schuld.
Nagold, 9. Mai. Durch die neuerbaute Naturhctianstalt des Herrn Rudolf Frölich, Praktiker« der Homöopathie und Naturheilkunde hier, hat unsere Stadt als Kurort einen neuen Anziehungspunkt erhalten.
Schömberg bei Neuenbürg, 13. Mai. Am Himmclfahristage vereinte in Schömberg eine Anzahl von Aerzten aus Württemberg und anderen geladenen Gästen sich mit den zurzeit dort weilenden Patienten, um die schon vor 14 Tagen bezogene neue Heilanstalt für Lungenkranke durch eine kleine Ein- weihungifeier offiziell zu eröffnen. Bei gutem Wetter verlief die Feier, an welcher circa 60 Personen teilnahmen, in sehr gemütlicher Weise. Die Besichtigung des Hause«, der Heiz-, DeSinstktionS-, Bade- und Dusch- Einrichtungen, der Liegehalle am Hause und im Walde re. fand den volle» Beifall aller Gäste. Ueberraschl waren dieselben, schon jetzt die stattliche Zahl von 28 Kurgästen in Schömberg vorzufinden. Bei der herrlichen Lage, den vorzüglichen Einrichtungen der neuen Anstalt und den bisher schon dort erzielten Resultaten ist der Anstalt eine gute Zukunft zu prophezeien.
Tuttlingen, 12. Mai. Die Influenza tritt hier sehr stark auf, so daß gegenwärtig mehr als 500 Personen in unserer Stadt an dieser tückisch. Seuche darniederliegen. Leider tritt sie bösartig auf und hat schon zahlreiche Opfer gefordert.
Crailthkim, 12. Mai. Gestern feierte
hier Metzger Rosenfeld mit seiner Gattin im Kreise seiner Verwandten das Fest der gold- nen Hochzeit.
Ulm, 12. Mai. Nachdem die ökonomische Musterung beim Fußarlilleriebataillon Nr. 13 mit dem 10. d. MtS. zu Ende ging, bat h'Ukc die ökonomische Musterung beim Pionierbataillon durch dieselbe Kommission (Generalmajor v. Monbart, Kommandeur der 54. Jnfanteriebngadc, und zwei Jnten- danturbeamtc au« Stuttgart) begonnen, die bis zum 16. währt. Heute und morgen ist Frontmusternng.
Laupheim, 12 Mai. In Dsrndorf war der 49jährige verheiratete Bauer Leiner mit der Abfuhr von Langholz im Waide beschäftigt ; da rissen plötzlich die Stränge der Pferde, und da« sogenannte Wagscheit wurde gegen den Unterleib des danebenstchenden Unglücklichen geschlendert, so daß er schwer verletzt nach Hanse gebracht wurde und bald darauf starb. Er hinterläßt fünf unversorgte Kinder. — In Gutenzell hatte ein Forst- gehitfe dieser Tage ein ganz besonderes Jagdglück. Er fing nämlich an dem Ufer der Roth in zwei Fallen, die aneinaner gebunden waren, gleichzeitig zwei ältere Otterweibchen.
Vom Fränkischen, 14. Mai. Da die Futtervorräte für daS Rindvieh fast gänzlich aufgezehrt sind oder wenigstens sehr stark zur Neige gehen und ob der anhaltenden Trockenheit der Wieswach» auf das geringste Maß sich beschränkt, so sind gar viele Leute leider darauf angewiesen, ihr Vieh auf die Weide treiben zu müssen. Dies hat ein Mann in Weipertshofen gar übel empfinden müssen; sein Vieh fraß auf der Weide die Schlucken der Herbstzeitlose und es gingen dadurch zwei Stück Vieh zu Grunde.
Berlin, ^14. Mai. Wie die „Rhein.- Wcstfäl. Zig." ans Militärkrcisen erfährt, sind zu militärischen Hebungen für die Dauer von 14 Tagen bis zu 8 Wochen von der Infanterie 60 000 Reservisten und 60 000 Landwchrleute, vsn den anderen Truppenteilen 26 330 Mann einberufcn worden. Hierbei sind die Offiziere und Offiziersanwärter nicht eingerichtet, wohl aber 10 Prozent der Unteroffiziere. Da die Hebungen bald nach Pfingsten beginnen sollen, so wird sich ein erheblicher Teil der Einberufenen noch am Wahltage bei der Fahne befinden und demnach nicht in der Lage sein, dsS Wahlrecht auSzuüben. Die Hebungen seien, wie „Rhein Westfäl. Ztg," betonen zu sollen glaubt, bereit« zu einer Zeit anberaumt gewesen, als noch Niemand wissen konnte, daß Mitte Juni Neuwahlen zum Reichstage stallfinden würden.
Berlin, 14. Mai. Soeben ist ein von zahlreichen Börsenmännern und Bankier» Unterzeichneter Aufruf erschienen. Der Aufruf erklärt, e< sei „eine Pflicht der liberalen Parteien, eine Verständigung mit der Regierung herbcizuführen, welche, unter thun- licdster Berücksichtigung des wirtschaftlichen Bedürfnisse« nach Abkürzung der Dienstzeit, die durch die Miickärvorlage beabsichtigte Stärkung unserer Wehrkraft in vollem Umfange sicherstellt." Zur Unterstützung „derjenigen liberalen Kandidaten aller Schattierungen, welche die obigen Ansichten teilen und vertreten", wird zum Zeichen von Beiträgen aufgefordert.
Marienbad, 12. Mai. Der Fürst von Waldeck ist heute 8 Uhr früh gestorben. An