Bride gewöhnliche Schreibende gegessen hätten. Sie habe ein halbes Pfund auf einmal hin- untergefchlucki. Leider kam das Geständnis zu spät, der Arzt konnte nicht mehr helfen, und die trostlosen Ellern waren ihrer zwei hoffnungsvollen Kinder beraubt.

Ein äußerst seltenes und wertvolles Tier, ein Lonisdsrschwein, hat in voriger Woche ein Bauer in einem kleinen Dorfe bei Brüssel erworben. Als der Käufer das Vieh nach Hause brachte, sah er mit einem Male vor sich auf dem Boden und dicht hinter dem Schweine ein Zwanzigmarkstück glänzen. Er hob das Geldstück auf, unter­suchte e- genau, und siehe, es war wirklich echt. Am nächsten morgen begab sich der glückliche Besitzer des Schweines schon in aller Frühe zu ihm und diesmal fand er auf der nämlichen Stelle zwei weitere Gold­stücke, alle mit der gleichen Jahreszahl 1834 versehen. Jetzt war der Mann außer sich vor Freude und Aufregung. Keine Minute wich er mehr von dem Wundertiere, welche« ihn mit noch drei weiteren Goldstücken be­schenkte ; er erzählte das Wunder seinen Nach­barn, und bald hatte sich im ganzen Dorfe die Kunde hiervon verbreitet. Da nahm die

Im Kanne des Blutes.

Roman von H. von Ziegler.

(Nachdruck verboten.)

10.

Hier, in der Residenz? Nicht möglich!"

Allerdings I Baron von Hohenstein mutz den Wimer mit seiner brustkranken Frau in Algier verbringen und so ist seine Schwester Gräfin Jellsch mit den Kindern hier. Die Kinder besuchen ebenfalls daS Institut bei Fräulein Lindow."

Arnold biß die Zähne zusammen, denn diese Nachricht mißfiel ihm höchlichst, aber er mußte sich darein finden, es ließ sich nicht ändern I Am liebsten freilich hätte er Ruth wieder in die Arme genommen und wäre mit ihr geflüchtet weit fort von der ge­haßten Frau; eme dumpfe Ahnung raunte ihm zu, daß von dieser Seite die dunkelste Lebenswolke für seinen Liebling aufstcigen werde.

*

* *

Am nächsten Morgen lichtete in Ham­burg das Schiff, mit dem Arnold die Ueber- fahrl nach Engiand zu machen gedachte, die Anker; die Arme verschränkt, das Auge schwermütig auf den belebten Hafen gerichtet, stand Arnold Berger t« und nahm Abschied von der Heimat! Die Ufer begannen sich vor seinen Augen zu drehen, zu tanzen und grü­ßend zu neigen, sie schienen zu rufen: auf Wiedersehen I

Lebe wohl, mein Vaierland" , sagte er wehmütig,für lange Zeit! Gott behüte dick, mein Vaierland und Euch, Ihr Lieben I Wenn ich einst wicderkomme wie wird es dann sein : Aus Kindern werte» Leute!"

In den Masten und Raaen stimmten die Matrosen ein frisches Lied an und, als der Hasen kleiner und kleiner ward, da nah­men sie die Mützen ab und aus all den rauhen Kehlen erklang es feierlich:Lebe wohl aus Wiedersehen!

Währenddem hatte Fräulein Lindow ihre neue Schülerin zu den anderen kleinen Mäd­chen in den Frühstückssaal geführt. Es war Freivicrtelstunde, wo all die belegten Schnit-

Sache mit einem Male eine weniger frohe Wendung. Der Verkäufer diS Schweines stellte sich nämlich ein und reklamierte dieses sowie die gefundenen Goldstücke als sein Eigentum, indem er behauptete, daß die letz­teren sowie noch vier andere Goldstücke, welche sich nebst einem Portemonnaie in dem Magen des Tieres befinden müssen, den Preis einer von ihm Verkauften Kuh dar- stellten. Da sich der Käufer indessen dieser Forderung nicht fügen will, vielmehr be­merkt, das Schwein könnte auch andere Gold­stücke als diejenigen de« Verkäufer« gefunden und verschluckt haben, so wird sich demnächst das FriedenSgericht mit der Angelegenheit zu beschäftigen haben.

Originelle Rekl. macht die Firma Liebau u. Cs., Samenhandlung, Kunst- undHandelS- gärtnerei in Erfurt. Hoch oben aut dem Dache ihres zur Vergrößerung des Geschäfte» neuerbauten SamenhauseS, welches dicht an der Elseubahnstrccke, inmitten der Kulturen gelegen ist, hat dieselbe in meterhohen Buch­staben außer der Firma noch die Bemerkung angebracht, daß sie Kataloge auf Wunsch gratis und franko versendet. Die Firma gedenkt, späterhin die Worte durch elektrische

ien und Brötchen verspeist wurden und die Lippen der Schülerinnen sich in lustigem Ge­plauder bewegten, nachdem sie so lange ge­schwiegen hatien. Bei dem Eintritt der Pen- stonsvorstcherin richteten sich aller Blicke auf da« schöne, aber bleich und traurig auSfch- ende Mädchen an ihrer Seite, da« Gespräch und Lacken verstummte und neugierig traten die Schülerinnen näher, um den Ankömm­ling zu sehen.

Hier bringe ich Euch, meine Lieben, eine neue Genossin," begann Fräulein Lindow, Ruth Berger heißt sie, und ich wünsche, daß Ihr alle sehr freundlich gegen sie seid. Ihr Großvater, Herr Berger, der ein sehr Ichönes Gut besitzt, schickte seine Enkelin hier­her, denn sie ist eine Waise, und es mutz eine Eurer Aufgaben sein, der neuen Ge­nossin das Pcnsionsleben so angenehm wie möglich zu machen."

Ruch hob das Lockcnköpfchen schüchtern in die Höhe und musterte flüchtig all die fremden Gesichter vor sich, dann schritt sie langsam auf eine« der älteren Mädchen zu, reichte ihr die Hand und sagte treuherzig: Du siehst so gut und freundlich aus ; willst Du mit mir Freundschaft schließen?"

Die Angeredete, ein hübsches, etwa fünf­zehnjährige« Mädchen nickte gutmütig und antwortete:Sehr gerne, ich heiße Betty, wie heißt Du denn?"

Ick heiße Ruth," lautete die Antwort, das heißt eigentlich nennen sie mich Schnee­wittchen, denn Großpapa nef mich immer mit diesem Namen."

Schneewittchen," lachte Betty heiler,o, das klingt hübsch, und wenn wir lebende Bilder vorstellen, mußt Du bei den sieben Zwergen sein."

Ach ja, da« wird hübsch werden und ich denke, e< wird mir bei Euch such recht gut gefallen."

At« Fräulein Lindow sich abwandte trat ein andere« junge- Mädchen zu Betiy, zupfte sie am Kleide und zischelte:Aber, Betty, wie kannst Du Dick denn unterstehen, dies fremde Mädchen gleich so vertraulich anzu­reden; die Tante Jeitsch wünscht dock nickt.

Lämpchen bei Nacht zu erleuchten, sodaß jeder vorüberfahrende Reisende dieselben lesen muß.

.. Im Arbeitszimmer des verstorbenen Kaisers Wilhelm finden fick in die Patten zweier neben dem Schreibtisch stehender runder Tischchen eingefchnitten folgende Verse:

Es geht so leicht durch's Erdenleben,

ES geht so selig himmelwärts,

Wenn nur das Herz dem Herrn ergeben, Unwandelbar in Freud' und Schmerz.

Bist Du Ambos, trag' geduldig,

Bist du Hammer, schlage zu.

Einst bist du dem Leben schuldig;

Handle oder duld' in Ruh'."

.'. Ueberraschnng.Herzlichen Glück­wunsch, liebe Franziska, wie bat uns Deine Verlobung überrascht!"Mich auch; ich war gerade sterblich in einen anderen ver­liebt."

(Verrannt ) Dame:Herr Asstssor, ich bedauere sehr, die Einladung zum Tanz- kränzchen ablehnen zu müssen, denn ich bin schon zu alt und auch nicht mehr hübsch ge­nug." Assessor:O, da« thut nichts, da kommen ja noch viel Häßlichere!"

daß wir uns gleich mit Jedermann cinlassen."

Nun, Olga, das nenne ich aber einen Hochmuth," rief da eine andere Schülerin empört.Jedermann'« Kinder nimmt Fräu­lein Lindow gar nicht in ihr Pensionat auf, und wir werden Dir alle beweisen, daß die neue PcnsionSschwester uns zehnmal lieber ist als Du mit Deinem Vorurteil."

Olga war dunkelrst und zog sich grollend zurück, »ährend die U-brigen die neue Ge­nossin umringten und mit tausenderlei Fra­gen bestürmten.

Al« Ruth dann am Abend in ihrem Bette lag, glühte daS Lockcnköpfchen, und als sie die Hände zum Abendgebet faltete, betete sie:Lieber Gott, behüte auch den gutten Großpapa und Vetter Arnold, ich bitte Dich I"

Es war Ruths erstes Gedenken an den fernen Detter, welchen die Ernennung an Ruth und ihr silbernes Lachen während der Reise nach England nicht verließ!

Am folgenden Sonnabend kam bei Fräu­lein Lindow ganz unerwartet Gräfin Aeltsch vsrgefahren. Sie sah sehr bleich au« und ließ gleich Fräulein Lindow zu sich bitten. Fräulein Lindow eitle auch sogleich herbei und erkundigte mit tiefem Knix sich nach den Wünschen der Gräfin

Ach, mein liebes Fräulein," meinte diese, merkwürdig unruhig,Sie hoben eine neue Schülerin bekommen, die sich, wie es scheint, sehr an menie Nickte Betty anfchlicßt, und ich möchte, ehe ich die Bitte der letzteren erfülle und da« fremde Mädchen einmal zu uns einlade, doch sehr gerne dasselbe sehen."

O, mit Vergnügen, Frau Gräfin, ich will sie gleich rufen."

Bitte, uock einen Moment! WaS wissen Sic von den Eltern der neuen Schülerin?"

(Fortsetzung folgt.)

Merk^

Wollen ist die Seele unsres Lebens;

Können ist die Krone unsres Streben«.

Wer nicht verständig rede» kann.

Dem stehet Schweigen besser an I

Verantwortlicher Redakteur Bernhard Hofmann. Druck und Verlag von Bernhard H»,mann.