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Rundschau.

Die württ. Schulinsp-ktoren sind er­mächtigt worden, daß diejenigen Lehrer, welche der 30. Allgem. Deutschen Lehrerver­sammlung in Leipzig vom 22. bis 25. Mai anzuwohnen wünschen, sür die Zeit vom 22. bis 27. Mai Urlaub erhalten.

Am letzten Freitag ist Oberbürger­meister Hegelmaier von Httldronn zur Kur und Beobachtung nach Jllenau abgcreist.

Niederstetten, 30. April. Einen schreck­lichen Tod mußte der Bäckermeister R. hier in den besten Jahren aus Unachtsamkeit er­leiden, der aus Versehen Wasserglas ge­trunken haben soll, welches zum Einkalken der Eier bestimmt war. Die Gegenmittel, welche der Arzt anwendete, blieben fruchtlos. Der Tod erlöste den starken Mann nach wenigen Stunden.

ik Ueber die Frage, ob die Regierung sich dazu entschließen wird den Reichstag auf­zulösen, wenn die Militärvorlage abgclehnt wird, gehen die Absichten noch immer aus­einander. So werden von verschiedenen Blät­tern die Bundesregierungen Bayern, Sachsen und Baden als Gegner einer Rkichstagsaut- lösung bezeichnet. Wir halten diese Ansicht für falsch. Die genannten Regierungen wer­den demjenigen beitreten, was der Reichskanz­ler verlangt. Wenn der Kaiser vsn einer Auflösung Abstand nimmt, so werden die Regierungen zufrieden damit fein. Wenn aber der Reichskanzler im Bundesret die Auf­lösung beantragt, so werden die betreffenden Regierungen auch zustimme».

Berlin, 30. April. Auflösung des Reichs­tages, scheint die Parole zu lauten. Eine offiziöse Meldung an verschiedene auswärtige Blätter besagt: »Nach authentischen Nach­richten über die Stimmverhältnissc in der Zentrumsfraktion ist keine Aussicht auf das Gelingen eines Kompromisse« vorhanden. Demnach kann mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Auflösung des Reichstages am Schluß der zweiten Lesung, also wohl Ende nächster Woche, und auf Neuwahlen in der Mitte des MonatS Juni gerechnet werden."

Berlin, 30. April. Wie das Wolff'sche Bureau aus guter Quelle hör!, wird der Kaiser mit Rücksicht auf den Ernst der Lage und aus die folgenschweren Beschlüsse, welche in nächster Woche im Reichstag zu erwarten sind, seinen Besuch in Karlsruhe abkürzen und den geplanten Ausflug nach Schlitz ganz ausgeben.

Berlin, 1. Mai. Der Staatssekretär des Reichsjustizamts v. Hanauer ist gestern nachmittag gestorben.

Die Stadtverwaltung von München hat endgültig die elektrische Straßenbeleucht­ung mit vorerst 270 Bogenlampen genehmigt, denen bis in drei Jahren weitere 400 Bo­genlampen folgen werden. Die Stadt ist bekanntlich in der Einführung clekirrschsn Lichtes durch den Vertrag mit der Gasbe­leuchtungsgesellschaft sehr beengt.

Das Befinden des Königs Otto von Bayern der jetzt 45 Jahre alt ist, hat sich nach keiner Richtung hin geändert. Es wech­selt oft lange andauernde Narrrheit mit Pha­sen heftiger Erregung. Lichte Momente sollen ab und zu, allerdings nur selten, zu beob­achten sein, und blitzartig kurze Dauer haben.

Eine aus sechs Personen bestehende Bauernfamilie in dem Weiler Möggersbronn bei Schopfloch (Bayern) hatte von dem Fleisch r>nc« erkrankten und deshalb geschlachteten

Lammes mehrmals verspeist und erkrankte darauf unter allen Anzeichen einer Vergift­ung. Zwei Mädchen starben. Der Bauer, ein Lohn und eine Tochter liegen noch schwer darnieder; die Hausfrau ist nahezu genesen.

Regensburg. Der verstorbene Privatier Lorenz Nudermeicr, Vorbesttzer der Jesuiten- brauerei (jetzt Aktiengesellschaft), hat sein ge­samtes B»ar- und Grundvermögen im Be­trage von über 700 000 ^ dem kathol. Bruderbciuse, dem er bei Lebzeiten schon 200000 ^ schenkte, testamentarisch vermacht.

In Brombach (Niederbayern) brannte ein großes Bauerngut nieder. 32 Rinder, 14 Pferde» 40 Schweine und sämt­liche Fahrnisse sind ein Raub der Flammen geworden.

Bei Rhaunen (Rheinprovinz) ist nach einem Bericht aus Kreuznach ein mächtiger Waldbrand ausgebrochen. Bis Dienstag mit­tag verzehrten die Flammen 1400 Morgen Wald. Bei Idar brannten die Wald­ungen des RotgeSberges ab, angezündet durch leichtsinnige Kinder.

In kurzer Zeit werden auf den grö­ßeren Strecken der preußischen Etaalsbahnen in den Wagen erster und zweiter Klaffe, im lokalen Echnellzugsvcrkehr sowohl, als auch im internationalen, Bücher zur Unterhaltung der Reisenden aufgelegt werden. Die Bücher werden ausführliche Beschreibungen der auf den betreffenden Strecken liegenden Haupt- ortc enthalten, nebst vielen den Reisenden nützlichen Notizen über Sehenswürdigkeiten, Droschken- und Dienstmännertarife etc.

Die Gewerbeprüfungskommission zu Ruh- leben bei Spandau stellt gegenwärtig Schieß- versuche an mit Gewehrgrschossen aus Alu­minium. Hiermit sollen künftig die mili­tärischen Wachtposten ausgerüstet werden, weil diese Kugeln von weit geringerer Durch­schlagskraft sind und diese Munition eine siel kürzere Tragfähigkeit besitzt als die übrige Munition unsere» Jnfanteriegcwehr«.

In der Kaserne de« in Hannover garnisonicrenden Hannoverschen Füsilierregi- mcnlS Nr. 73 (Prinz Albrecht von Preußen) hat ein mit dem reinigen des Gewehre« be­schäftigter Füsilier einen Kameraden unab­sichtlich durch die Brust geschossen. Aerztliche Hilfe war sofort zur Stelle und es ist Hoff­nung auf Erhaltung de« Lebens vorhanden.

Die Stadt Kreuzberg ist größtenteils niedergebrannt, von ISO Häusern sind 141 mit den Nebengebäuden zerstört.

Von einer Löwin zerrissen. Au« Lissabon wird mitgeieilt: Im Circus spielte sich am 25. April abends eine Schreckens­scene ab. Der Tierbändiger Max Himme vom Pariser WintereircuS gab mit seinen fünf Löwen die erste Gastv rstelluug. Die Produktion verlief ohne Zwischenfall; als aber Max Himme sich anschickte, den Käfig zu verlassen, stürzte sich die Löwin Nelly auf ihn. Der Kampf zwischen dem Manne und der Bestie war fürchterlich. Er währte volle zehn Minute» im Angesichte de- vor Entsetzensprachlssen Publikum«. Max Himme riß der Löwin die Zunge au« dem Munde, das Tier aber hackte seine Pranken um so wütender in seine Glieder ein. Endlich tötete ein Clown die Löwin durch einen Büchsen­schuß ; sic riß im Hinfallen Max Himme mit, »er unter ihrem Cadaver sterbend her- vorgezvgen wurde. Während des Kampfe« waglr es der Gehilfe M»x Himme'«, Pois-

son, in den Käfig einzuireten und die andere in Schach zu halten.

AuS Rußland kommt die Nachricht von einem mißglückten Attentat auf den Zaren, das anläßlich seiner Reise nach dem Süden bei Charkow versucht worden sein soll. In­wieweit diese Nachricht aus Wahrheit beruht, können wir natürlich nicht feststellen, so viel aber ist gewiß, Laß sich bei Charkow auf dem Eiseubahnkörper während der Zaren- reisr ein Zwischenfall ereignet hat. Die eine LeSart darüber, die ein Londoner Blait wie- dergiebt, ist so entsetzlich, daß es gar nicht ausgeschlossen ist, daß die zweite vom Char­kow» Amtsblatt gelieferte Darstellung, die auf ein Attentat gegen den Hefzug hindeutet, lediglich bezweckt, den wahren Sachverhalt zu beschönigen. Der LondonerStandard" er­fährt auS Petersburg:Während der Reise des Zaren nach dem Süden versammelten sich unweit Charkow mehrere tausend Bauern, um geg-n gewisse örtliche Mißbräuche zu petitionieren legten sich nieder aus die Schie­nen und weigerten sich, sich zu erheben, bis der kaiserliche Zug anlangte. Es entspann sich ein Kampf, der den Tod von 15 Sol­daten zur Folge hatte. 42 Bauern wurden entweder durch die Kugeln der Soldaten ge­tötet, oder vom kaiserlichen Zuge zermalmt." Der Vollständigkeit wegen wollen wir auch noch milteilen, was bas Charkow» Amts­blatt meldete. Nach demselben wurden der kaiserliche Zug morgens 5 Uhr durch optische Signale und Abfeucrn von Schüssen durch die längs der Geleise ausgestellten Soldaten zum Stillstand gebracht, da entdeckt worden war, daß eine Schiene herausgerissen worden war. Die Schiene wurde auSgebessert, in 8 Minuten setzte der Zug die Reise ohne weitere Störung fort. Die eingestellte Unter­suchung ergab, daß der Unfall nicht der Fahr­lässigkeit de- Bahnpersonals zuzuschreiben sei.

Die Kommission, welche ben durch das Erdbeben im Vilajet Mamurct-ul-Aziz lMeinasien) verursachten Schaden fcstzu- stellen hatte, berichtet, daß in der Hauptstadt des VilajetS Malatia und in den KazaS (Bezirken von Hasmanzor, Behesni, Cara- kiahta und Akdjedagh durch da- Erdbeben nicht weniger als 885 Menschen getötet unv 164 Personen verwundet wurden. Von 11,740 Häusern wurden 271 gänzlich zer­stört; 1345 sind unbewohnbar und 2195 sind mehr oder weniger beschädigt worden. Außerdem wurden eine Kaserne und zwei Post- und Telegraphen-Stationen zerstört und eine Kaserne schwer beschädigt; 47 Mo­scheen, 9 mohammedanische und 5 christliche Schulen und 3 Kirchen sind gänzlich zerstört worden. Die Zahl der umgekommencn Haus­tiere beträgt 10,000.

(Definition.) Was ist Fama? Wenn man vsn Jemand' nichts weiß und da« weiter sagt! (Benützte Gelegen­heit.) Herr (am Stammtisch laut erzählend): . . . Wie gesagt, ich schwimme in Selig­keit ... I" Hausierer (zufällig eintrel- end:Schwimmhosen gefälligI"

.-. (Der schlaue Schneider.)Ich möchte gern einen Anzug haben, aber ich muß Ihnen gleich im Voraus sagen, ich kann Sic erst in vier Wochen bezahlen. Wann kann der Anzug wohl fertig sein?" Schneider: In vier Wochen."

Der Mann ist besiegt, wenn er über­zeugt ist, die Frau , wenn sie nicht mehr überzeugen kann.