Rundschau.

Marienwahl, 22. April. Seine König­liche Majestät kehrten heute morgen in Be­gleitung des dienstthuendc» Flügeladjutanten Oberst v. Giavenitz von Wildbad zurück, wo in der Frühe zur Verabschiedung Graf v. Dillen-Spiering, Forstmeister Forstrat Gras V. Uxkull und Stadlschultheiß Bätzner am Bahnhof erschienen waren. Nach der Ankunft i» Marienwahl nahmen Seine Maje­stät sofort den Vortrag des Oberhofmarschalls entgegen, empfingen den Generalmajor z. D. v. Schmidt und arbeiteten mit dem Kabi­ne tschef, sowie mit dem Hofkammerpräsiden­ten.

Ebingen, 22. April. Ein Oekonom in Truchtelfingen nahm sein einziges 5jährige« Knäbchen mit aufs Feld. Nach gethancr Ar­beit fitzte er das Kind auf den Wagen und entfernte sich einige Schritte von demselben. Das Kind stürzte vom Wagen, brach das Genick und starb nach wenigen Stunden. In Nusplingen verursachten Schulknabcn mittelst Zündhölzchen einen Waldbrand, der 3 Morgen Wald schwer schädigte.

Leutkirch, 22. April. Die Ehefrau de« Schuhmachermeisters Feil von hier war ge­stern mit Verwandten in den oberen Stadt­wald gegangen, um Holz aufzumschen. Zwi­schen 2 und 3 Uhr entstand ein Gewitter, das einen nur ganz kurz andauernden Platz­regen brachte. Die Leute waren so unvor­sichtig und standen im niedrigen Gehölz neben hohen Tannen unter. Ein Blitz schlug in eine der letzteren und Frau Feil wurde, ob­gleich sic ziemlich weit entfernt stand, doch getrosten, betäubt und teilweise gelähmt. Sie hat am Leibe mehrere Brandwunden erhalten, doch soll ihr Befinden nicht hoffnungslos sein.

Polstern, OA. Sanlgau, 22. April. In vergangener Nacht brach in dem von JohS. Gaier und Joseph Mcnner bewohnten Dop- petwohnhause Feuer aus, welches nicht mehr bewältigt werden konnte und da» HauS nebst angebarmr Scheuer vollständig einäscherte. Von dem Mobiliar konnte nur wenig ge­rettet werden; auch zwei Schweine sind ver­brannt. Es wird Brandstiftung vermutet.

Weingarten, 20. April. Gestern waren es 25 Jahre, daß Herr Büttner in der Ka­pelle des hiesigen Infanterieregiments den Dirigenlenstab führt. AuS diesem Anlaß empfing derselbe zahlreiche Glückwunschschrei­ben von den verschiedensten Seilen. Der Liederkranz Ravensburg ernannte ihn zum Ehrenmitglied, und abends fand dem Jubilar zu Ehren im OlfizierSkasino eine Feier unter Teilnahme des vollständigen Oifizierkorps statt, wobei Oberst Freiherr v. Seckendorf dem Jubilar im Namen des Offizierkorps eine prachtvolle goldene Uhr überreichte. Auch die Musikkapelle, die schon in der Frühe des Tages ihrem Leiter ein Ständchen gebracht halte, ließ ihm ein wertvolles Geschenk über­reichen.

Leutkirch, 14. April. Zwei Feuerwehr­männer, Buchdruckereibesitzer Feier u. Sailcr- mcister Kohle im nahen Memmingen, haben einen Apparat erfunden, welcher bei FeuerS- gefahr die Rettung von Personen jund Ge­genständen au« höheren Stockwerken sicher und gefahrlos ermöglicht.

Aus Württemberg , 16. April. Das schwäbische Silcherpuartett, zur Zeit «uS den Herren Stell und Runge, sowie den Damen Runde und Seefcid bestehend, hat am 11. Hs. Mt«, die Ehre gehabt, in Friedrichsruh

der Fürstin Bismarck, welche an diesem Tage ihren Geburtstag feierte, durch den Vortrag schwäbischer Volkslieder eine die ganze fürst­liche Familie docherfreuende Huldigung dar­bringen zu dürfen. Fürst BiSmarck zeigte sich sehr aufgeräumt, nach dem Liede- dele, ruck, ruck, ruck" erklärte er sieb um 60 Jahre jünger zu fühlen.Er ist so rüstig und frisch," schreibt Hr. Stoll im Stuttg. Neuen Tagbl.",daß man ihn für einen 60er, höchstens 65er halten muß." Die Sänger nahmen an der fürstlichen Frühstücks­tafel teil, wo sie mit ausgesuchter Liebens­würdigkeit behandelt wurden. Aus eine Ein­ladung, seitens deS Führer- des Quartetts, nach Stuttgart zu kommen, wo ihm alle Herzen entgegenschlügen, erwiderte der Fürst, daß er zu alt und müde sei, daS Reisen strenge ihn an, er bleibe lieber zu Hause und schlafe in seinem eigenen Bett.

Vom schwarzen Grat, 22. April. Ita­lienische Arbeiter, welche an der Wasser- werkSanlagen in J«ny beschäftigt sind, koch­ten gestern abend nach ihrer Art im Freien Kaffee zum Abendessen. Einige Kinder an­der Nachbarschaft tummelten sich um da« Feuer, als plötzlich eine- derselbe», das 7jähr. Söhnchen des Kaufmann- I. Hauser, rück­wärts in den Kochkessel fiel und sich der­maßen verbrühte, baß es nach 24 Stunden starb.

DaS Berliner Polizeipräsidium er­läßt folgende Warnung vor dem Genuß eis­kalter Getränke, die auch anderswo beherzigt zu werden verdient:E« ist in früheren Jahren die Wahrnehmung gemacht worven, daß die aus den Straßen fettgehaltenen Mine­ralwasser, wie Selterser-, Sodawasser u. a. m., an die Abnehmer meist eiskalt verabfolgt werden. Da der Genuß so kalten Wasser», welcher schon in normalen Zeiten leicht ernste Verdauungsstörungen von längerer Dauer nach sich zieht, für den Fall deS erneuten Drohen» der Cholera und die Neigung zu ähnlichen Erkrankungen noch befördern müßte, io wird da- Publikum bei dem Beginn der wärmeren Jahreszeit vsr dem Genuß eis­kalter Getränke überhaupt insbesondere aber der Mineralwasser in derartigem Zustande, hiedurch gewarnt."

Ueber die älteste deutsche Zeitung, da« im 278. Jahrgang stehende Frankfurter Journal", wurde der gerichtliche Konkurs verhängt. DaS Ferterscheinen de» Blattes ist zunächst nur auf vierzehn Tage gesichert.

Baron Nathaniel Rothschild in Wien teilte demVerein für Errichtung eine» Asyls" für an Tuberkulose Erkrankte mit, daß er ihm seine Besitzung in Reichenau (Nieder-Oesterreich) schenke. Der Wert die­ser Besitzung wird aus mehrere Millionen geschätzt.

Aus Sagan, 21. April, wird berich­tet : Ein großer Walddrand hat im städti­schen und herzoglichen Revier gegen 1000 Morgen zwanzig- bis dreißigjährigen Be­standes vernichtet. Feuerwehr und Militär sind in Thärigkeit, um dem noch audauern- den Brande Einhalt zu thun. Der Schaden ist bedeutend.

In Paris äscherte am Samstag früh eine FeuerSbrunst ein Kaufhau« in der Ruc Rivoli ein; drei Frauen fanden in den Flam­men den Tod.

In einer öffentlichen Badeanstalt in Moskau zersprang ein Leitungsrohr. Die Bade-iste sprangt» in« Freie, doch wurden

neun Personen verletzt, darunter vier schwer.

In Villa Pianora bei Florenz hat am Donnerttag vormittag die feierliche Ver­mählung deS Fürsten Ferdinand vsn Bul­garien mit der Prinzessin Luise von Parma stattgefundcn. Dem TrauungSaktc wohnten die beiderseitigen Familienmitgtieder und die bulgarischen Würdenträger bei, welche den Fürsten auf seiner Reise beglettet hatten. An die Unterzeichnung der Ehepakten schloß sich größere FrühstückStafel an; bei derselben brachte Ministerpräsident Stambuloff einen Trinkspruch auf den Herzog von Parma au«, in welchem Stambuloff versicherte, Bul­garien werde seine Fürstin ehren und eifer­süchtig behüten.

Anläßlich der Hochzeit der Prinzen Ferdinand war die Stadt Sofia reich ge­schmückt. Der Mimsterat beschloß, den Hoch­zeitstag offiziell zu feiern. Vormittags war feierliches Tedeum, woran die offizielle Welt und eine große Menschenmenge teilnahm. Sodann war Truppenrevume.

AuS Sofia wird gemeldet: Anläß­lich der Vermählung de« Prinzen Ferdinand sollen zahlreiche Begnadigungen erfolgen.

Ans Griechenland, 21. April. Nach ausführlichen Berichten aus Zante erfolgten am 17. drei Erdstöße, die die ganze Insel eine Minute lang in zitternde Bewegung versetzten. Die Wirkung war grauenhaft. Die Stadt Zante war im Augenblick in einen Trümmerhaufen verwandelt, au« dem dichte Staubwolken aufstiegen. Kaum zehn Häuser sind unbeschädigt. In den Straßen befinden sich etwa dreißig gähnende Oeff- nungen, darunter eine von dreißig Metern. Alle Kirchtürme sind eingestürzt. Die Zahl der Toten in der Stadt wird auf 41, die der Verwundeten auf 300 angegeben. Fünf­zehn Dörfer auf der Südostseite sind gänz­lich zerstört.

Zahme Schlangen als Rattenfänger. In Brasilien haben im Laufe der letzten Jahre die Ratten in ganz unglaublicher Weise überhand genommenen. Infolgedessen sind die Einwohner darauf verfallen, Schlan­gen zu züchten, um diese da« Ungeziefer ver­tilgen zu lassen. Die hierzu verwendete Schlange ist die Giboi», eine kleine Art Boa, ausgewachsen ungefähr 4 Meter lang und von der Dicke eine« mittelstarken ManneS- »rme«. Sie ist auf den Märkten von Rio de Janeiro, Bahia u. s. w. für 11 >/s Dollar zu kaufen. Diese brasilianischeHaus- schlangc" ist den Menschen gegenüber ganz harmlos und bringt den Tag über schlafend in einem Winkel de« Hausflur« zu. Bei Anbruch der Nacht aber bekommt sic Leben und zeigt nun plötzlich ein völlig anderes Wesen. Eie kricht und schleicht dann rast- lo« im ganzen Hause umher, selbst bi« in die Dachräumc und unter dem Fußboden bahnt sie sich einen Weg, legt sich mit un­gewöhnlicher List auf die Lauer und schnellt, sobald sich eine Ratte blicken läßt, pfeilschnell auf dieselbe zu, packt und zermalmt sie. Obgleich die Gidoia, wie fast alle Schlangen, sehr selten und wenig frißt, stellt sie den Ratten doch unausgesetzt nach, lediglich aus Mordlust, sodaß sie ihrem Besitzer äußerst nützlich ist.

(Die armen Philosophen I) Feldwebel: Sie, Einjähriger, Eie studieren gewiß Phi­losophie ? Einjähriger:Ja!" Feld­webel:Hab' mir's gleich gedacht . . daS sind bei uv« immer die Dümmsten j"