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Das Ksmite zur Errichtung eines ge­meinschaftlichen Erinnerungszeichens fürKönig Karl und Königin Olga von Württemberg erläßt ein Ksnkurrcnzausichrcibcn für würt- tembergiiche und alle in Württemberg leben­den Künstler. Das Denkmal soll in den oberen königlichen Anlagen in Stuttgart er­richtet werden.

Ebingen, 13. April. Am südlichen Ab­hang des Hoheuzollern entstand dieser Tage in einer jungen Waldkultur ein Brand, der um so gefährlicher hätte werden können, al- sich in der Nähe das Pulvermagazin befindet und das Feuer bei dem starken Winde sich immer weiter verbreitete. Doch war das Militär von der Burg zeitig zur Stelle, um durch energisches Eingreifen dsS Feuer ein­zudämmen. Der Schaden de» kürzlich auf der Markung Salmcndingen ausgebroch. Waldbrandes beläuft sich auf Grund amt­licher Schätzung auf 5000 ^

Blauselden, 12. April. Ein mit Epi­lepsie behaftetes 19jährigeS Mädchen in Nie­derwinden fiel gestern früh in unbewachtem Augenblick in ein Güllenloch und fand darin den Tod.

Biberach, 13. April. Al« der gestern abend nach 8 Uhr fällige Bahnzug von Ulm hier eiuiraf, ereignete sich bei dessen Einfahrt ein Unglücksfall. Glasermeister Schott, der in Schemmerberg arbeitete, hatte den Zug zur Heimfahrt benützt. Noch ehe derselbe gänzlich stillstand, verließ der Unglückliche schwer bipackt de» Wagen, wurde auf das Geleise geschleudert und ihm beide Beine oberhalb der Kutre abgefahren. Acrziliche Hilfe war soforr zur Hand, doch starb der Unglückliche heute mittag untergroßenSchmer- zen. Eine zahlreiche Familie beklagt den Verlust eines treubesorgten Vaters, die Stadt einen pflichtgetreuen Bürger. DaS Zugs­personal trifft keine Schuld an dem Unglück.

Karlsruhe, 12. April. Der Erbgroß- herzvg von Baden ist zum Generallicutenant und Kommandeur der 29. Division in Frei­burg ernannt werden. Der Kaiser hat dem Erbgioßhrrzog persönlich die Beförderung mit- gcteilt.

In verschiedenen deutschen Städten, so in Stuttgart und Hamburg haben sich neuerdings Geschäftsleute und Handwerker znsammengethan, um gemeinsam gegen die überhand nehmende und den reellen Ge­schäftsbetrieb schädigenden Schwindclauktionen vorzugehen. Durch Zeitungsanzeigen werden die Schwindeleien aufgedecki und die Kauf­lustigen rechtzeitig gewarnt. Es sind bereits nahmhafte Erfolge auf diesem Wege erzielt worden und man kann nur lebhaft wünschen, daß diese Art wirksamer Selbsthilfe überall Nachahmung fände. Bekanntlich hat das Zentrum im Reichstage einen Gesetzentwurf eingebracht, der gegen solche Echwindelauktio- neu gerichtet ist. Selbst wenn er angenom­men werde» und die Zustimmung des Bun- desrats finden sollte, ist es noch immer an- gezeigt, daneben auch auf dem Wege der Selbsthilfe dem schwindelhaften Wettbewerbe möglichst enge Grenze» zu setzen.

Leipzig, 9. Aprit. Wie das Leipz. Tgbl. meldet, hat eine Gesellschaft patriotischer Bür­ger eine auf dem Schlachtfeld von 1813 ge­fundene Kanonenkugel künstlerisch zu einem Tintenfaß umgestalten und dem Fürsten Bis­marck zu seinem 78. Geburtstag als Geschenk Überreichen lassen.

Hanau. 9. April. In Nied-resstgheim bei Hanau bei dem Landwirte Conrad Schä­fer ist in den letzten Tagen ein Gänschen dem Ei entschlüpft, welche« vier wohlge­formte Beinchen mit zur Welt brachte. Das Tierchen ist sehr munter und als vierfüßig's Geflügel seinen neuen Geschwistern in Schnell­igkeit weit überlegen.

Ein Akt furchtbarer Brutalität, welcher voraussichtlich Menschenleben koste» wird, erregt in Triest unsagbare Entrüstung. Auf dem englischen Cistermndampfcr Windskala waren sieben Arbeiter der Fabrik Greensam mit der Reinigung d.s Kessels beschäftigt und ruhten in demselben aus, als der Boots­mann Joseph Siainke au« Deutschland, er­bittert über deren Unthätigkeit, den Hahn öffnete und Ströme siedenden WssserS über die Unglücklichen ergoß. Drei derselben konnten durch die Oeffunng entfliehen, die übrigen wurden entsetzlich zugerichtet. Zweien, deren Zustand verzweifelt ist, hängt das Fleisch in Fetzen vom Leibe, Stainke wurde verhaftet.

Belgrad, 14. April. König Alexander ließ letzte Nacht die Regenten verhaften und teilte ihnen mit, daß er sich für großjährig erkläre. Er ernannte sofort ei» Ministerium unter dem Präsidium von Dokic (bisher Mitglied des StaatSrats). Die Truppen wurden konstgniert und leisteten dem König den Eid der Treue. Die Häuser der Regen­ten und Minister wurden umstellt. (König Alexander ist geboren am 1-t August 1876, steht also im 17. Lebensjahr; den Thron von Serbien hat er bekanntlich vor vier Jah­ren nach dem freiwilligen Verzicht König Milans bestiegen, der die Regentschaft für ihn noch eingesetzt hat.)

Attentat gegen einen Schuldirektor. Ein Schüler der sechsten Klasse s>r Real, schule in Saratow, Namens SchtipanowSkij, ha! am 3. d., wie dieNowoje Wremja" meldet, auf den Direktor der Schule, P. Hermann, einen Schuß abgcfeuert und den­selben lebensgefährlich verletzt. Vor der Ver­übung dieser Thal drang SchtipanowSkij in die Wohnung d-S Inspektor- des Rjäsan- Uraler Bahn, Philippenko, ein, schoß auf denselben mchrercmale und fuhr direkt in die Realschule. In der Halle war ihm Direktor Hermann begegnet, der nach seiner Schultasche fragte. Mit den Worten:Da hast Du die Schultasche!" feuerte Schtipa­nowSkij einen Schuß ab; die Kugel drang dem Direktor in den Unterleib. Schtipa­nowSkij wurde alsbald verhaftet. Die Ur­sachen dieser Mordversuche, welche in letzter Zeit eine gewisse typische Bedeutung erlangt haben, sind vorläufig unbekannt.

Für Briefmarken-Sammler wird es von Interesse sein, zu hören, daß die schönste und größte Sammlung sich in Paris im Be­sitz Ferrari befindet. Der Wert derselben beläuft sich, wie eine englische Autorität sagt, auf 250 000 Pfund (5 000 000 Das britische Museum besitzt ebenfalls eine sehr schöne Sammlung. Die obige Autorität sagt, daß falsche Briefmarken hauptsächl. iu Deutsch» land und den Bereinigten Staaten angefer­tigt werden.

Ein gewaltiger Brand äscherte 2000 Häuser in der Stadt Canagvmo in Ja­pan ein.

120,000 Gulden für einen Hund. 120,000 Gulden «erden ans der gegenwärtig in Rotterdam stattfindendrn Internationalen

Hundeausstellung gefordert. DsS Tier, ein Fvx-terrier, heißtCoomde Baroneß" und gehört einem Herrn Normann Higgs. Auch sonst noch befinden sich auf der Ausstellung, welche mehr als 700 Exemplare, darunter eine große Anzahl deutscher Tiere, und sehr vielePrachtstücke" aufweist, verschiedene Raritäten, die ganz enorm bewertet sind.

Philadelphia, IO. April.Man weiß nicht, wovon man fett wird," sagt ein bay­risches Sprichwort, das sich die Philadelphia aneignen sollen, denn das Trinkwasser der Stadt scheint dem berüchtigten Wasser von Paris noch um ein Bedeutendes über zu sein. DerIngenieur" veiöffentlicht von diesem angenehmen Getränke folgende wenig reizende Analyse. Nach chemischer Untersuchung ent­hält das Wasser: 20 Prozent Kohlenstaub, 7 Proz-nt Schmutz, 2 Prozent tote Katzen und Hunde, 6 Prozent Jouche, 2 Prozent Eholerakeime, 2 Prozent TyphuSkeime, 5 Prozent Reste unserer Vorfahren, 5 Pro­zent Farbstoffe und nur 30 Prozent Wasser­stoff und 20 Prozent Sauerstoff.

Per Vcloziped von der Bühne ins Orchester. Das Radfahren über wertvolle Kontrabässe und Violoncellos und über die empfindlichen Häupter ausgezeichnet musika­lischer Künstler »ersuchte in der Dresdener Hofsper während »er Generalprobe zu einem neuen Ballet ein junger Mann, der in der Premiere als Radfahrer milwirken sollte. In einem kühnen Bogen über die Bühne verlor er auf der abgeschräglen Fläche die Führung seines Stahlrosses, so » dieses samt seinem Reiter mit aller Wucht gegen die Rampe schoß und hier mittelst eine« verhängnisvollen Ealtomortalc in das Orchester und mitten unter die Herren Kammermusiker stürzte. Schreck und Verwirrung waren natürlich allgemein. Mit einem Dutzend Notenpulten waren mindestens ebenso viele Herren des Orchesters zu Boden geworfen worden, und als ei» seltener Zufall darf es gelten, daß Niemand ernstlich verletzt wurde. Nur eine gute Baßgeige und ein wertvolles Violoncell halten den bedauernswerten Vor­fall damit zu bezahlen, daß sie unter den schmerzlichsten Aufschreien und Platzen ihrer Sailen in Trümmer gingen. De» Anspruch auf die Meisterschaft des Hofopernbühnen- fahrenS hat der Radfahrerjüngling natürlich auf immer sich verscherzt.

Ein Kulturbild aus Alabama. Von einem nach Gewicht verkauften Neger wissen die Blätter von Alabama folgende kuriose Geschichte zu erzählen : Einen Tag vor seiner Hinrichtung verlangte ein wegen Mordes zum Tode verurteilter Neger von der Behörde die Vergünstigung, seinen Körper öffentlich an den Meistbietenden verkaufen zu dürfen. Die Bitte wurde dem Todeskandidaten ge­währt, angeblich im Interesse der Wissen­schaft. Der Neger wurde gewogen, darauf erging an sämtliche Aerztc in Cintra eine Einladung zu der neuartigen Versteigerung. Es entstand ein lebhafter Kampf um den Besitz deS Körpers des Verurteilten, der schließlich dem Meistbietenden für 15 Dollar» und 48 Cents verkauft wurde. Bei diesem Spottpreise stellte sich das Pfund Negerfleisch auf kaum 35 Pfennige. Der Neger kas­sierte sofort die ganze Summe ein und gab sie für berauschende Getränke und fette Spei­sen aus, die die letzten Stunden seine- Le­ben- verschönten. Als er dem Henker über­geben stnrdk, war er sinnlos betrunken.