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Wildbad, 11. April. Herrn Or. v 6 kouts welcher vorige Woche hier angc- kommen ist, begiebt sich aus einige Tage zum medizinische» Kongreß nach Wiesbaden.

Die vorläufigen Hauptergebnisse der Viehzählungen Württemberg« vom 1. Dez. 1892 sind nunmehr bekannt. Württemberg zählt über 100 000 Pferde, welche seit Jan. 1883 um nahezu 5000 Stück zugenommen haben. Die Esel sind bis auf 76 Stück zu­sammengeschrumpft (natürlich nur die vier- füßigen.) An Rindvieh zählt da« Land nahezu 1 Million Stück (ca. 66 000 St. mehr als 1883,) Schafe (384335) (weniger 165 769), Schweine 385482 (mehr 102196) Auch die Zahl der Ziegen, Bienenstöcke, Gänse, Enten und Hühner hatten in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen. Der im ganzen so erfreuliche Aufschwung unserer Viehhaltung beweist, daß auch da« Volk-Ver­mögen im allgemeinen zugenommen hat. Die Abnahme der Schafe in Württemberg zeigt sich ganz entsprechend der Abnahme auch in den übrigen deutschen Ländern und ist einer­seits die Folge der durch dir australische Wolle sehr gedrückten Wollpreise und an­dererseits der durch die französische Zoller­höhung außerordentlich erschwerten Mast- hammelausfuhr nach Frankreich. Obgleich die Hühnerzucht bei uns um nahezu 17°/» zugenommen Hai, sollte doch in dieser Richt­ung noch vielmehr als bisher geschehen; wurden doch im vorigen Jahre für mehr al« 30 Millionen Mark Eier vom Ausland in Deutschland eingesührt und Württemberg allein hat für ausländische Eier 1'/» Mil­lionen Mark gezahlt. Zieht man von dieser Summe sogar 0- Million für Fülterungi- kosten der Hühner ad, wa« entschieden zu hoch gegriffen erscheint, so könnten unsere Bäuerinnen die noch verbleibende 1 Million recht gut gebrauchen, umsomehr, als die Ge­treide preise so tief gedrückt sind, daß unsere Bauern nicht mehr auf ihre Selbstkosten bei dem Getreidebau kommen. Bei dem Eier- Handel bleibt allerdings zu viel an den Hän­den der Zwischenhändler hängen, und eine Hebung der Eierprsdnktien ist nur dann zu erwarten, wenn das Prinzip ter Molkerei- Genossenschaft auch auf andere landwirt­schaftliche Produkte ausgedehnt wird.

Eßlingen, 8. April. Vorgestern abend ereignete sich hier in der Turnhalle ein be­klagenswerter Unfall. Der 16jährige S., der als Zögling zum erstenmal am Turnen teilzunehmen gedachte, wollte vor Beginn der UebungSstunde beim Ausstellen und Anrichten der Gerätschaften behilflich sein. Er erfaßte dabei das Pferd von unten, kam rücklings zu Fall und wurde von dem schweren Ge­räte, das auf ihn fiel, so hart gequetscht und innerlich verletzt, daß starke Blutungen cin- traten. Seine Freunde trugen ihn alsbald nach Hause, wo er nach einer halben Stunde starb.

Bietigheim, 8. April. Heute mittag trieb ein männlicher Leichnam die Enz herab. Derselbe wurde bei der hiesigen städtischen Sägmühle gelandet, deren Besitzer in dem­selben einen Holzhändler von Calmbach er­kannte. Da der Verunglückte in günstige» Verhältnissen stand, so ist man begierig, aus welcher Ursache der Mann seinen Tod ge­funden hat.

Von der Miinsinger Alb, 7. April. In Dspscn kehrte am Ostermontag ein im Kon«

firmandenalter stehender Knabe von einem Ausflug mit seinen Kameraden nicht mehr nach Hause zurück. Man vermutet, daß die Furcht vor der Konfirmation den im Lernen etwas zurückgebliebenen Knaben man soll ihm gedroht haben, wenn er bei der Kon­firmation sein Sach' nicht kenne, dann gehe e- ihm schlimm zum Verlassen des Eltern­hauses bewogen hat. Nachforschungen, die am Montag nacht und Dienstag nach dem Vermißte» angestellt wurden, blieben er­folglos.

Ehingen, 7. April. Heute mittag kam per Achse der Granitblock hierher, der für das einfache Denkmal des in Ostafrika ver­storbenen Hanptmanns Krenzler bestimmt ist. Wie seinerzeit berichtet wurde, ist der Block als sogenannter Findling in einer Kiesgrube bei Aßmannsharbc bloßgelegt und für ge­nannten Zweck angekauft worden. Aus Dankbarkeit gegen den Vater des Verewigten haben Bauern aus SchaibliShausen, wo der­selbe als Lehrer Viele Jahre wirkte, die Her- bcischaffung de« 40 Zentner schweren SteinS übernommcn. Derselbe wird nun auf den sogenannten Wolfert, ganz in der Nähe der Stadt, unweit des Kriegerdenkmals zu stehen kommen. Gine Gedenktafel mit entsprech­ender Inschrift wird demselben eingcfügt, worauf dann das Ganze mit Trauerweiden umrahmt wird. Der Wolfert, ein prächtiger Vergnügnngsplatz, wird dadurch wieder um eine Zierde bereichert.

Arnbach. Sämtliche Kirschbäume in hiesiger Gegend stehen seit EamSiag in üp­pigster, schönster Blüte. Dies zur Nachricht für Naturfreunde.

Der Kaiser in bayrischer Ulanen- Uniform zu sehen, ist bisher wohl nur selten Jemanden Gelegenheit geboten gewesen. In diesen Tagen hat der Moment-Photograph ZieSler Unter den Linden in einem neu er- öffneien großen Schaukasten am Eingang­in die kleine Mauerstraße ein umfangreiches kolorierte« Bild zur Ausstellung gebrach«, welche« die bayrische KönigSparade aus dem Jahre 1891 darstellt. E< ist der Moment zur Ansicht gebracht, in welchem der Kaiser, der damals noch den Vollbart trug, in seiner grünen bayerischen Ulanen-Umform mit der Kette und der Dekoration de« bayrischen St. Hubertus-OrdenS, die Front der unter prä­sentierendem Gewehr stehenden Sanitäts-Com­pagnie, in dunkclroter Uniform mit carmoi- sinroien Kragen und Aufschlängen »breitet.

Die Aluminium-Feldflasche. Die»» einzelne bayerische Truppenteile abgegebene neue Aluminium-Feldflasche mit Filzüberzug bat bei den praktischen Prüfungen und Pro­ben vorlresfliche Ergebnisse geliefert und alle Zweifel einer schädlichen Ein­wirkung deS Metalle« auf den Inhalt be­hoben. Die Form der Flasche ist so gewählt, daß sie sich dem Körper anpaßt, und die Tragweite derart zweckmäßig eingerichtet, daß die Flasche nicht wie die bisherige den Träger beim Marschieren belästigt und behindert. Der Filzüberzug hält die Flüssigkeit länger warm beziehungsweise kühl. Die Alumini­umflasche ist erheblich leichter al« die Glas- flasche und dabei nicht so leicht zerbrechlich, auch nimmt das Getränk keinen metalischen Geschmack an, wenn die Flasche gut gereinigt wird. Empfehlen dürfte e- sich aber, einen Trinkbecher anzufügen.

In München feierte am 7. ds. früh morgen« der Herzog Dr. Karl Theodor in

seiner Augenheilanstalt, Maria-Josefastraßc 2, das Jubiläum seiner zwciiausendsten Staroperativu, wobei dessen hohe Gemahlin Herzogin Karl nebst der Herzogin Sophie hilfreiche Hand leisteten. Zugegen waren außerdem eine Reihe von Münchener Aerzten. Der Operationssaal war von den Schwestern der Anstalt mit Blumen und Gewächsen fest­lich geschmückt. Die laufendste Etaroperalion nahm der mackere bayerische Prinz und Augen­arzt am 3. Juli 1889 vor.

Ein fidtleS Zuchthaus. In Zürich ist man, wie dieZür. Post" berichtet, durch die freiwillige Aussage eines im dortigen Zuchthaus Inhaftierten dahinter gekommenen, daß zwischen der Männer- und Wciber-Ab- icilung ein sksndasiser nächtlicher Verkehr bestand; als Hauptdurchgang wurde ein Kel- lergewötbe benutzt. Man fand etwa 20 Schlüssel, mit deren Hülfe die Gefangenen sich nach Belieben aus ihren Zellen entfernen konnten. In vielen Fälle» waren gar nicht einmal Schlüssel notig; denn die Schlösser und Riegel waren zum Teil so alt und klapp­rig, daß sie je nach Bedarf auSgehobcn und eingesetzt.werden konnten. Ferner war in dem Zuchthaus eine Art Postdicnst organi­siert, durch welche die Korrespondenz zwischen den Häftlingen vermittelt wurde. Eiuc Ge­fangene befindet sich in anderen Umständen.

Von diesem Treiben, das bis in das Jahr 1885 zurückreichen soll, hat die Verwaltung bisher keine Ahnung gehabt I Jedoch bemerkt da« zitierte Blatt, daß den jetzigen Gefäng- niSdireklor, der seit zwei Jahren im Amt ist, keinerlei Verantwortung trifft; dieser hat wiederholt auf die Notwendigkeit durchgrei­fender Reformen hingewiesen, ohne bei den Centraibehirden Gehör zu finden.

Wien, 26. März. Auf nach Chicago! Ein großer Wiener Kaffeewirt, welcher in Chicago eine Wiener Wirtschaft errichtet, hat kürzlich einen Aufruf erlassen, um Wiener Kellnerinnen zu erhalten. Was geschah? Nicht weniger als 1651 Wienerinnen haben sich gemeldet I Eie alle waren europamüde. Der Wirt hat sich die acht schönsten ausge­sucht ; jedenfalls eine Heidenarbeit.

3» Folge eines Bienenstiches ge­storben. Aus Groita (Böhmen) wird unterm 7. d. M. geschrieben: ,Jm benachbarten Wctzwalde entnahm am 5. d. der Landwirt Neumann einem seiner Bienenstöcke Honig und legte bas Stück einer vollen Wabe bei­seite, um dasselbe seiner zur Zeit nicht an­wesenden Galtin aufzuheben. Als dieselbe Abends »ach Hause zurückkehrte, führte sie »ie Wabe zum Munde, um wie sie öfter gethan den Honig aus der Wabe zu saugen. Plötzlich verspürte sic einen stechen­den Schmerz im Schlunde: eine noch in der Zelle verborgene Biene war von ihr mit dem Hvnig verschluckt wvrden und hatte sie ge­stochen. Trotzdem sehr bald ärztliche Hilfe rcquirirt wurde, konnte die Frau nicht mehr gerettet werden. Die Halspartien schwollen in kurzer Zeit so an, daß die Frau nach drei Viertelstunden den Erstickungstod erlitt.

Die Stadt Ravenna ist seit mehre- ' ren Tagen der Schauplatz ernster, durch Not­lage hervorgerufener Ardeiterunruhcn. Am 5. d. demonstrierten 400 Arbeiter aut dem Viktor-Emanuelplatze, drangen in die Bäcker­läden ein und trugen Brod davon. Unter der Bürgerschaft entstand eine Panik. Zahl­reiche Häuser und Gewölbe wurden geschlos­sen. Am 6. erneuerten sich die Unruhen.