Rundschau.
— Die Kammer der Abgeordneten ist letzten Mittwoch nach ihren kurzen Osterferien wieder zusammengetreten und hat ihre Arbeite» mit frischer Kraft wieder ausgenommen. L tzwr Tage ist auch der Gesetzentwurf belastend die „Umgchungsbahn" von Untertürkheim nach Kornwesthcim mit ausführlicher Begründung erschienen. Hienoch verursacht diese Linie bei vollständiger Erreichung des unabwei-lich gewordenen Zweckes der Entlastung des Stuttgarter Güterbahn- hof« die geringsten Kosten von allen sonst wie möglichen Projekten. An der Annahme dieser Vorlage seitens der Siändevcrsamm- lung ist deshalb wohl nicht zu zweifeln,
Rommelshausen, 5. April. Von der Schafherde eines hier übernachtenden Schäfer» waren morgens mehrere Tiere verendet. Die tierärztliche Untersuchung ergab, daß dieselben auf einer mit frischem Kunstdünger bestreu- len Wiese geweidet und hiedurch schädliche Stoffe in den Magen bekommen hatten. Da in gegenwärtiger Zeit s» viel künstlicher Düngl-r ang-wendet wird, so ist dieser Fall für die Sckäier gewiß eine Mahnung zur Vorsicht.
MÜlisingcn, 6. April. Von den fünf Bewerbern um die hiesige Stadtschullbeißen- stelle haben bei der heutigen Wahl und bei 25 t Stimmberechtigten, von denen etwa 120 abgestimmt haben, Stimmen erbalten : Kaufmann Oßwald hier 109, Assistent Bosler in N ckarsulm 52, Ralsschrewer Ziegler in Göppingen 31 , R-vlsi»»sffsistent Stotz in Herrenberg 14, RevisionSassistent Haag hier 14. Kaufmann Oßwald ist also gewählt.
— Eine Schulküche. Eine gesunde Idee beabsichtigt der Berliner Magistrat auf Anregung des Vereins >ür das Wohl der aus der Schule entlassenen Jugend durchzuführen, er will nämlich in der im Bau begriffenen Gemeindeschule in der Triststraße eine Schulküche einrichten, in welcher Gemeindeschüler- innen erster Klasse ein fakultativer Unterricht im Kochen erteilt werden soll. Es bandelt sich vorläufig »ur um einen Versuch. Zu den Einrichlungstosten w>ll der Magistrat 500 Mk. betragen, der Verein dagegen soll während eines Jahres eine Kochlehrerin besolden und die Kücheneinrichtung nnd d(iS erforderliche Material liefern.
— (Gestohlene Kirchcnglockcu.) Au«
Berlin meldet die „Germania": I» der Nacht zum Ostersonntag seien die nach Demolierung der alten K pelle ebenerdig aufgestellten, aber fest v rschiaitdten und bisher zum Geläute benützten Glocken beS Dominikaner- Klosters in Moabit von ortskundigen Di-ben adgeschrsubt und gestohlen worden. Ein Klosterbruder entdeckte, als er Ostersonntag Früh zur Auferstehungsfeier läuten wollte, den Diebstahl. Das Geläut wiegt mehr at« 2 Zentner; wie cs möglich gewesen, dasselbe ohne auffallendes Geräusch aus seinem Lager zu heben, ist noch nicht aufgeklärt.
— Der landwirtschaftliche Verein zu Schönhausen hat eiustimmig beschlossen, den Grafen Herbert v. Bismarck als Kandidaten für die Wahlen zum Abgeordnelenhause und zum Reichlage auszustellen. Graf Herbert Bismarck hat darauf erklärt, daß es ihm zur großen Ehre gereichen würde, wenn das Vertrauen der Kreiseingcsessenen und Ne- rufsgenossen ihm die parlamentarische Vertretung ihrer Interessen übertragen solle. Lfftnburg, 4. April. Wegen Svldaten-
Mißhandlung wurde der Unteroffizier Metz in Mühlhausen mit 10 Monaten Festung und der Unteroisizier Neff von Hofweier mit 9 Monaten, sowie Entfernung aus dem Heere bestraft.
— Barbarische Mißhandlung eines Lehrlings. Am 4. d. M- verurteilte das Amtsgericht in Würzburg den Tischler Herbert vom benachbarten Heidmgsfeld zu 6 MonaNn Gefängnis, w il derselbe in geradezu barbarischer Weise leinen Lehrjunge» mißhandelt hatte. Der brutale Mann verabreichte dem armen Burichen nicht »ur bei den geringfügigsten Anlässen Prügel, sondern er goß ihm auch einmal heißen Leim in das G>nick, legte ihm glühende Kohlen auf die Hände, daß schwere Brandwunden entstanden und stell c ihn sogar, nur mit den Strümpfen bekleidet, auf d'e heiße Osenptatle. Der Knabe war seiner Zeit in dem Winzentinum untergebracht worden. Als d>e Mißhanklungen damals im Orte bekannt geworden waren, warf die erregte Menge dem Unmenschen die Fenster ein. Als Grund sür seine Rohh iten gab er an, daß es mit ihm in seiner Jugend ebenso g>machl worden sei
— Fruchtbare Enthüllungen aus einer Knabenerzichungsanstalt E,n Mord von sensationellem Beigeschmack ist gegenwärtig Tagesgespräch von Kopenhagen. In dem Knabcuerziehungsheim des Frl. Möller, das in der Stadt noch zwei unter Vorsteherinnen stehende Filialen besitzt, starb am 28 Febr. d. I. eiit Knabe von 15 Jahren, mit dem die Inhaberin der Anstalt, Fräulein Möller, wie sich jetzt hcrauSstellt, zarte Beziehungen unterhalten und de« sie kurz vor seiner Entlassung in unausälliger Weise ums Leben brachte, um so zu verhindern, daß von diesem Verhältnisse etwas ruchbar wurde. Erstais ein Genosse des Verstorbenen, der Volmer Sjörgen hieß und inzwischen die Anstalt verlassen hatte, einige sehr gravierende Wahrnehmungen erzählte, veranlaßte dies dir Po- liz i, die Angelegenheit näher zu untersuchen. Das Ergebnis sührte zur schließlichen Verhaftung des Fräul. Möller, die anfänglicd hartuäcklg leugnete. Am zweite» Ost-rtage legte sie endlich ein G ständnis ab, worin sie erklärte, mit dem Knaben in intimen Beziehungen gestanden zu haben. Letzten Sonntag sollte er konfirmiert und im Mai entlassen werde». Da sie vor Angst gepeinigt wurde, er könnte etwas verraten, beschloß sie, ihn »mznbringen. Am 28. Febr., als in der Anstalt der Geburtstag eines Knaben gefeiert wurde, mischte sie in das Glas des Sjörgen Opium, worauf sie ihn, nachdem er betäubt worden, inS Bett brachte. Dann sch: ürte sie Tücher um seinen Kopf. Nachdem sie am Nachmittag sicher war, daß er tot sei, ließ sie einen Arzt holen, der nicht« Auffälliges feststellen konnte. Der Knabe war nicht mehr zur Besinnung gekommen. Der Ermordete war ein sehr und stark entwickelter Junge, der größte in der Anstalt. Die Begebenheit erregt in der Anstalt, die die Mörderin mit großer Energie in die Höhe zu bringen wußte, große Bestürzung, da der Fortbestand in Frage gestellt erscheint. Frl. Möller ist 47 Jahre alt, hochgewachsen und macht einen streng asketischen Eindruck. In der Stadt war sie durch ihre öffentlichen Vorträge über Kindererziehung bekannt.
— Im Dorfe KanglMM ist ein Wesen geboren worden, daS den Kopf eine« Menschen und den Körper eines Schweine« hat.
Aus Italien, 4. April. I» Neapel sind gestern während deS Gottesdienstes in einer Kirche Chor und Orgel einsestürzt. 45 Musiker wurden verwundet; der Dirigent liegt im St-rben.
— And Palermo wird gemeldet, daß in d>r Nacbt zum 3. ds. die Post zwischen Palaina und Cawcatta von 10 Räubern a> - gefallen worden ist. D>e beiden die Postwagen begleitenden Carabiuieri eröffnctcn ein heftiges Feuer gegen die Angreifer, wovon einer getötet wurde, während die übrigen entflohen. Sowohl die beiden Sicherheits- beamten wie die zahlreichen Reis-nden blieben unverletzt.
Goethe schenkte, während er krank lag, den Aerz'en sehr wenig Vertrauen. Er sagte unter anderem nach gehaltenem Consilium: „Da die A rzte sich^berate» müssen, so wissen sie nichts Bestimmtes Daher sind di- Heilmittel nur erraten, und di? Hutung ist zufällig." Gegen ihren Willen ließ er sich am Tage der Krisis Edampagner bringen, der ihm s hr wohl bekam.
— Sterbekasse des Süddeutschen Gast- wirle-Verbandes. Die C-sse bat in, erste» Vierteljahr ibr-s Besthens eine» außeror. deutlichen Aufschwung genommen nnd weist in 3 Monaten mehr als 2300 Mitglieder auf, was einer Einnahm von über./kl 1150 pro Sterbefall entspricht. Der Rescivefonv beträgt heule 10 800.— ; ausbezahit wurden bei einer Leistung von ^ 4 bezm.
6 de« detr. verstorbenen Mitglieds Ma>k 2439.50 für Steibefälle, die sämtliche sog. unvorhergesehene waren, da bekanntlich der Tod nicht erst anfragt; sie betrafen 2 Gast- wirtSfrauen und 4 Gastwirte. Die Sterbekasse ist verbreitet Über die.Staalen Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Loch- ringen und den südlichen Teil Preußens. Angesichts des edlen und humanen Zweckes und der außerordentlich niederen Beiträge (50 pro Sterbefall), sowie der groß n Leistungen (von ./A 575.— dis ^ 1150 — pro Strrbefall, je nach Alter der Mitgliedschaft) dürste eS den Gastwirten obengenannter Staaten nur anzmmpfeble» sein, dies m nützlichen Institute beizutreten. Anmeldungen nimmt auch die Verwaltung der Casse entgegen, welche in den Händen des Stadtverordneten und Gastwirts Carl Reinemer, Darmstadt, ruht.
— Die Toilette der HauSherrin ist nur ein Teil der Toilette de« Hanfes, — diesen Grundsatz bringt die im Verlage von Franz L>PP rheide in Berlin erscheinende „Modcn- well" (gegründet 1865) neuerdings zum Ausdruck. Nachdem sie ihre» Inhalt durch zwei besondere Rubriken „Für'sHaus" und „Gärtnerei" vermehrt, erscheint sie als die berufenste Hüterin des häuslichen HerdeS, al« siel« hülfsbcreite Beraterin in allen Fragen, die das weibliche Jnleressen-Gebiei berühren. Die Dame in bevorzugter Stellung, wie die schlichte Hausfrau findet in den Spalten der „Modenwelt" nicht nur Anleitung zur billigen Herstellung ihrer Toilette, sondern auch alle Ratschläge für die behagliche Gestaltung der Häuslichkeit. Die „Modenwelt", die verbreitetste aller Modenzeitungen überhaupt, darf sich rühmen, wie kein anderes Btair das Schöne und das Nützliche in gleichem Maße zu pflegen. Der Preis ist unverändert 1 Mk 25 Pf. das Vierteljahr.