zurück: „O Du Lugenöeuiel 1" durch einen energischen Griff am Telephon die Unterhaltung beenden». Im Königlichen Kabinet füll man fehr belustigt gewesen fein.
Briefbestellung mit Hindernissen. Von einer nächtlichen Briefbestellung mit Hindernissen erzählt die „HunSrücker Ztg.": Für einen bekannten Kreisbeamten traf dieser Tage nach Mitternacht ein Eilbotenbrief ein, der einem Bolen zu sofortiger Bestellung übergeben wurde. Der Bote fand das Haus verschlossen, und alles Pochen und Rufen konnte die Bewohner nicht wachmachen. Der Bote brachte nun den Brief «nf'S Amt zurück, erhielt aber die gemessene Weisung, den Brief mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln an seine Adresse zu befördern. Gesagt, gethan. Er holte sich in der Nachbarschaft eine Leiter und kletterte auf dieser bis zu dem im oberen Stockwerke liegenden Adressaten empor, den er durch Klopfen ans Fenster zu wecken suchte. Mann und Frau fuhren jäh aus dem Schlummer. Mit einer Waffe in der Hand öffnete der Mann das Fenster. „Was wollen Sie?" schnob er den auf der Leiter Stehenden an, der ihm freundlich grinsend den Eilbrief überreichte. DaS gewissen
haft beförderte Schreiben enthielt thatsächlich wichtige Nachrichten.
Auch ein Fachblatt. Pari« bietet bekanntlich viel Eigenartige«, was in den übrigen Großstädten nicht zu finden ist; als eine sehr merkwürdige Erscheinung dürfte aber eine daselbst erscheinende Zeitung zu betrachten sein: das Journal der Bettelleute. Diese Zeitung, welche auf autographischem Wege hcrgestellt wird, erscheint täglich und gibt der in Paris sehr ausgedehnten Zunft der Bettler den nötigen Anhalt, wo sie ihre Schritte hinzu- lenken haben. In dieser Zeitung wird eine genaue Liste der täglich stattsindenden Taufen, Hochzeiten, Begräbnisse rc. geführt, welche eine reiche Einnahme versprechen, ferner ein Verzeichn!« der Wohlthäter nebst Angabe der günstigsten „GcschästSstunden", sowie andere ins Fach schlagende Anzeigen.
Landwirtschaftliches Viehmastpulver.
Die Dresdener landw. Presse und die Fundgrube schreiben: „Einförmige Stallfüt- lerung bei wenig Bewegung der Tiere ha! sicher eine Abnahme der Frefflust und Abmagerung im Gefolge; ein Würz und Reizmittel ist daher unbedingt erforderlich, um
dem Zwecke der Mästung zu entsprechen, was kleine Viehbesitzcr namentlich beherzigen sollten." Diesem Zwecke entspricht nun vollständig das von der chem.-techn. Fabrik Gloria in Cannstatt hergestellte Viehmastpulver.
Dieses Pulver besteht au« den besten Ingredienzien, und die benutzten Zuthalcn sind von ausgezeichneter Güte. E« verhindert Krankheiten, nährt, stärkt, mästet, reizt den Appetit und wirkt wesentlich auf die Verdauung der Tiere, deren Gesundheit und Kraft gehoben wird. Je gesünder das Pferd, desto stärker ist cs; die gesündeste Kuh zielst die größte Quantität Milch und die fetteste Butter. Je gesünder die zu mästenden Ochsen, Schafe und Schweine, desto schneller nehmen sic an Gewicht zu, desto feiner wird die Qualität de- Fleische«.
Da- Pferd wirb stärker, bekommt glänzende Augen und ein sammetarliges Feil. Das Futter vermehrt die Freßlust, macht da« Pferd mutig und stolz und giedt ihm ein hübsches Aussehen, namentlich schöne glatte Haare. Das Futter ist außerdem besonders wirksam in einer der häufigsten Pferdekrankheilen, der Strengel.
Irrwege.
Novelle von F. v. Pückler.
(Nachdruck verboten.)
11 .
„Das Armband werde ich schon behalten und zwar sogleich verkaufen. Ich weiß nicht, wie eS kommt, da« einem das Geld so durch die Finger rollt, ich habe schon wieder nicht«, trotz »er jetzigen brillanten Einnahme."
Jsa nunmehr von ihrem Vater Bella genannt, war nach WaldsteinS Briefe sehr erfrischt und heiter; er schrieb, daß er wahrscheinlich nächsten« in der Residenz reisen müsse und sie dabei wieder zu sehen hoffe. Fräulein Sophie war i» ihr Stift gegangen und u«ß eS noch fraglich, ob sie überhaupt zum Brüser zurückkehren werde; so war er denn allein, der arme Onkel und sehnsüchtig dachte da« fchöne Märchen daran, wie prächtig sie nun mit ihm würde leben können. Aber es sollte nun einmal nicht sein. Energisch schüttelte sie die schwermütigen Gedanken ab und machte sich zur Probe zurecht.
Dort lag bereits ver Festschmuck für heute Abend. Biiterlächelnd wandte sie sich von dem goldbrskatnen Küraß und dem weißen Seivengewanbe; e- waren ja nur Flitter für sie, bas Herz schlug noch immer einsam und sehnsüchtig nach Liebe. —
Gestern als sie bei Gerson gewesen, um eine Rechnung zu zahlen, hatte sie eine eigentümliche Begegnung gehabt; ein Brautpaar stand vor einer Musterkarte von Teppichen und, während die reichgckieidete junge Dome eifrig betrachtete und auswählte, lehnte der Bräutigam, ein hochgewachscner Kürasstcr- offizier daneben, augenscheinlich gelangweilt. Bella blickte schärfer hin, es war Gräfin Herta Rhonau und der Herr neben ihr jedenfalls Prinz Arloff.
Doch auch der letztere hatte die blonde Dame bemerkt, einen Moment begegneten sich ihre Augen — dann nahm letztere ihr Palst und ging hinan«. Aber dennoch mußte sie jetzt wieder an jene dunklen, ernsten Männcr- augen denken; noch nie hatte sie äniiche gesehen, noch nie über selche nachgetacht. Und
Herta Rhonau die hochmütige ehemalige Pcn- sionsgefährlin, sollte seine Gemahlin wcrdcnl
Immer noch sinnend, nahm sie Hut und Handschuhe, einen weiten Radnrantel über das Reitkleid und begab sich in die nahe Manege. Am Eingang derselben stand ein Dienstmädchen, einen kleinen, etwa fünfjährigen Knaben an der Hand; als derselbe die blonde Dame kommen sah, langte er ein Blummensträußchen hinter dem Rücken hervor und hielt es ihr lächelnd hin.
„Bist Du Donna Bella? Die Mama schickt Dir hier diese Blumen, denn sie sieht Dich so gerne reiten und meint nur, Du sähest immer sehr traurig aus."
Tief bewegt kniete da« junge Mädchen neben dem Kinde nieder, liebkoste e« und gab ihm Zuckerplätzchen, die sie meist für die Pferde mitnahm.
„Sage Deiner Mama vielen Dank," flüsterte sie herzlich, »siehst Du, ich stecke mir Deine Blume gleich an und Du sollst auch zuschen, wie ich reite. Willst Du, mein kleiner Liebling?"
Er nickte glänzenden Auges und Bella führte ihn an einen Platz im ZlrkuS, von wo aus er alles mit ansehen konnte.
„Sieh da, Bella," lachte Volkert gut gelaunt, »was hast Du Dir damitgebracht? Ein Kind?"
„Ja, Vater, der Kleine brachte mir diese Blumen;" lächelnd wies sie auf das Bou- ketl an ihrer Brust, „und zur Belohnung soll er zusehen."
„Das glückliche Kind," schnarrte ein junger Offizier mit eingeklemmtem Augenglas, dicht neben dem Direktor, „andere ehrfurchtsvolle Aufmerksamkeiten finden vor Donna Bella- Augen kerne Gnade."
„Nein," gab sie kalt, über die Schulter sprechend, zurück, „ich dächte, das hätte ich mit klaren Worten ausgesprochen."
„Erlaube, liebes Kind, daß ich Dir hier Durchlaucht Prinz Arloff vorstelle, „fiel der Direktor hastig ein, „und dann ist es Zeit, zu Pferde zu steigen."
Bei Nennung diese- Namens ward Donna Bell« sehr bleich, sie sah beinahe unwillkür
lich empor und wieder in die schönen, ernsten Augen.
„Ah, mein Fräuleinrief der Prinz überrascht, „ich glaube, Ihnen bereits einmal von weitem begegnet zu sein — gestern bei Gerson."
„Allerdings, Durchlaucht, ich erinnere mich, und zwar erkannte ich ihre Begleiterin, Gräfin Rhonau, mit der ich im Institute zusammen war."
,AH, — meine Braut hat eS mir gar nicht erzählt."
„Das glaube ich I" meinte Bella bitter, „sie hat mir damals schon wenig Freundlichkeiten erwiesen und wird die einstige Bekanntschaft mit einer — Kunstreiterin sicher vergessen wollen."
Der Prinz sah »oll ernster Teilnahme in dies schöne, schwermütige Mädchenantlitz; weshalb wohl mochte sie diesen dornenvollen LebenSberuf gewählt haben; sie war Dame von Kopf bis zu Fuß.
„Darf ich die Herren bitten, dort Platz zu nehmen," bemerkte Volkert, sehr verbindlich sich nähernd, „basRosenfpiel wird gleich beginnen, ich muß meine Tochter dazu ab- holcn."
Wie im Traume stieg Belle zu Pferde, unterm Banne jener dunklen Augen die;un- ausgesetzt auf ihr ruhten, begann sie ihre Evolutionen und es gelang ihr, die Rose, welche ihre beiden Gefährtinnen ihr von der Schulter reißen wollten, zu behalten, sodaß sie, als das Ziichen zum Schluß der Puffe gegeben wurde, dieselbe hoch empor haltend, »u< der Manege sprengte.
„Bravo,vorzüglich," riefen enthusiastische Stimmen hinter ihr drein ; nur Arloff regte keine Hand, er saß wie gelähmt. Beim Hin- aussprcngen halte ein bl>tz«rtiger Blick der schönen Reiterin, ihn gestreift. Aber er erhob sich nun mit den anderen Herren, um in die Ställe zu gehen und alS er jene Rose draußen achtlos liege» sab, N Dm na W na ls kühn veeleidigl, lanalk <r danach — »>e mand Halle es bemerkt!
(Fortsetzung felgt.)
Verantwortlicher Redakteur Bernhard Hofmann. Druck und Verlag von Bernhard Hofmann.