Rundschau.

Infolge der vom 14. bis 18. Febr. ds. Js. abgehaUene» Lehrcrdienstprüfung ist u. a. zur Versetzung von Schuldiensten für befähigt erklärt worden: G- Danner, Unterlehrcr in W i l d b a b.

Ludwigsburg, 3. März. Dem Prinzen Ernst von Sachsen-Weimar, Rittmeister im Dragonerregiment Königin Olga (1- würtl.) Nr. 25, ist gestern nachmittag ein Unglücks- fall zugestoßen. Bei einer Ausfahrt zu Wagen scheute da« Pferd, infolge dessen fiel der Wagen um, und der Prinz wurde oui die Straße geschleudert. Dem Prinzen Ernst, der glücklicherweise nur eine Hautwunde am Kopfe davongetragen hat, wurden in der Dragouerkaferne sofort die nötigen Verbände angelegt.

Stuttgart, 4. März. Die diesjährigen Schießübungen der Feldartillcrie auf dem Schießplätze bei Darmstadt, finden in der Zeit vom 27. Juni bis 5. August statt und zwar diejenigen de« Feldart-Regt«. König Karl Nr. 13. vom 27. Juni dir 15. Juli, des Feldart.-RegtS. Nr. 29 Prinzregent Luitpold von Bayern vom 18. Juli bis 5. August.

Stuttgart, 3. März. Heute nachmittag» 4 Uhr wurde NechtSanwslt Oesterlen unter zahlreicher Beteiligung beerdigt. Hofprediger Braun hielt die Leichenrede. Rechtsanwalt Kielmiyer sprach namens der AnwaltSkammer, Rechtsanwalt Leipheimer für die Stuttgarter Anwälte, Friedrich Haußmann namens der DölkSpartei. Alle legten prachtvolle Kränze am Grabe nieder.

Der württ. Schutzverein für Handel und Gewerbe hielt letzten Sonntag feine Ge­neralversammlung ab, welche von über 70 Delegierten der einzelnen Uvlerverbände in Württemberg besucht war. Der Verein zählt über 1200 Mitglieder und beschloß von jetzt an nur noch den Jahresbeitrag von 3 ^ zu erheben , dagegen das besondere Eintrittsgeld von 2 ^ fallen zu lassen, ferner einen bezahlte«! Sekretär anzustellcn und dem Verband deutscher Kauficule beizu- treten. Au- dem Jahresbericht deS Vereins geht hervor, daß derselbe schon sehr erheb­liche Erfolge erzielte und auf noch weitere Erfolge mit Sicherheit rechnen darf. Dia­dem Verein und feinen Gegnern empfohlene Mittel der Selbsthilfe hat derselbe auch an­gewendet, bevor der gute Rai erteilt worden war und manchen Veranstalter schwindel­hafter Ausverkäufe je genötigt, die von ihm beglückten Plätze rasch wieder zu räumen. Eines der professionell!« Ausverkaufs- und Wanderlager-Gefchäfie, die FirmaAlexander Holz", hat inzwischen ihren Konkurs ange- meldel.

Holzgerlingen, 28. Febr. Am Sonntag wurde in hiesiger Gemeinde ein seltenes Fest gefeiert. Der 74 Jahre alte Oberholzhauer Jakob Micheler feierte mit seiner 73 Jahre allen Ehefrau Rosine, geb. Wörn, da» Fest der goldenen Hochzeit. Der überaus große Zug in die Kirche legte Zeugnis ab von der freudigen Anteilnahme, welche die hiesige Einwohnerschaft an dem Fest nahm; auch wurde das Jubelpaar durch eine Ehrengabe des Königs von 20 ^ erfreut.

Sulz a. N-, 3. März. Gestern abend starb auf der Rückkehr von Rosenfeld in seinem Gefährt der auch in weiteren Kreisen bekannte Oberamlstierarzt Mozer von hier. Ein Herzschlag hatte dem tüchtigen und all­

gemein beliebten Arzte ein solch jäheS Ende bereitet.

Ebingen, 3. März. Der in weiten Krei­sen hochgeachtete und überaus tüchtige Kauf­mann Nckslau» Blickte von Hausen i. K- kam gestern abend mit einem Wagen cingc- kaufler Trikotwaren von Ehingen heim ; aber bereits im Ort angekommen, scheute ein Pferd, infolgedessen der Wagen stürzte und Blickte, der hoch auf de» Kiste» faß, in de» Mühlkanal geschleudert wurde. Hilfe trat sofort ei», aber bald darauf gab der allge­mein sehr bedauerte Maun den Geist auf.

UllN, 3. März. Heute nachmittag wurde in den Anlagen vor dem Blaubeurer Thor ein junger Mensch erschossen sufgefundcn. ES war dicS ein 16Jabre alter Laufbursche, der gestern unter der Aussage, er erschieße sich, entlaufen war. Dieser Selbstmord war die Veranlassung zu dem sich wie ein Lauf­feuer durch die Stadt verbreiteten Gerüchte, eS sei wieder ein Mordanfall hier vorgekom­men. Bezüglich deS an dem Fräulein Selma Reuß verübten Mords hat die Kgl. Staatsanwaltschaft nun auch eine Belohnung von 300 ^ ausgeschrieben, so daß die auS- gesetzte Prämie nunmehr 800 beträgt. ES scheint aber leider niemand den Thäler gesehen zu haben, da sich dem Vernehmen nach niemand gestellt hat, der Angaben von Wert zu machen im stände gewesen wäre. Selbstverständlich wurden auch heule die Ver­nehmungen und Erhebungen mit größter Energie betrieben.

Saulgau, 5. März. Vergangene Nacht kurz nach 11 Uhr brach in den beiden Scheuern des FrsnzenmüllerS Michelberger, und zwar in beiden zu gleicher Zeit, Feuer aus und brannten solche vollständig nieder. Leider wurde da- Feuer zu spät bemerkt; eS fielen demselben 3 Pferde, sämtliche- Rindvi h sI7 Stücks und 7 Stück Zuchtschweinc, so­wie alle Vorräte und sämtliche BaumannS- fahrnis zum Opfer. Es konnte gar nichts gerettet werden. Da- in geringer Entfern­ung stehende Wohn- und Mühlgebäudc, da- erst vor vier Jahren infolge Brandfalls neu erbaut wurde, blieb unversehrt. Dar Be­dauern mit der schwer betroffenen Familie ist ein allgemeines. Leider darf Brandstift­ung beinahe mit Gewißheit angenommen wer­den.

Ravensburg, 5. März. Vor einiger Zeit, als der Schnee zum Schmelzen kam, fand man bei dem Hof Mocken, 5 Klm. von hier, in einem Graben an der Straße die Leiche eines älteren Manne». Ueber die Per­sönlichkeit desselben ksnnle nicht- fcstgrstelll werden. Jetzt stellt es sich heraus, daß dies ein 70 Jahre aller früherer Straßenwärter aus Weingarten war, der auf dem Wege zum Besuch seiner Schwester während eines Schneesturmes verunglückte und den Tod fand.

Der Erbgroßhcrzog Wilhelm von Luxemburg hat sich, offizieller Mitteilung zu­folge, mit der Herzogin Anna von Braganza verlobt.

Das Blatt KiewSkoje Sslowo erzählt folgende Geschichte über die Behandlung eine« Passagiers auf der russischen Südwestbahn: In- Odeffaer Hospital wurde mit stark ge­schwollenem Gesicht und Beulen und Ab­schürfungen am ganzen Körper ein gewisser F. Kvlomeizvw, 26 Jahre alt, eingeliefcrt. Nachdem er aus seiner Ohnmacht war, er­klärte er, daß er auf dem Wege nach Odessa

bei der Station Bi'rsul» sein Billet verloren halte. Als der Kontrolleur die Billette kon­trollierte, wur»e er als blinder Passagier einfach au« dem Waggon bei vollem Gange des Zuge» hinau-geworsen I Der Unglück­liche wurde dann in der Steppe aufgefunden und in« Krankenhaus befördert.

Aus Italien , 28. Febr. Ein Bauer aus einem benachbarten Dorfe brachte seine an hysterischen Anfällen leidend- Tochler zu einerHexe", um von dieserden Leusel auSlreiben zu lassen." Diese gab dem Bauer den Rat, nach Hause zu gehen, der, Back­ofen zu Heizen, und die erste Person, die kommen würde, in den heißen Backofen z» st-cken. Der Bauer heizte und die erste Person, welche kam, war eine alte Bettlerin. Die Aermste wurde sofort in den heißen Backofen gesteckt. DaS fürchterliche Jammer­geheul lockte Leute herbei, welche Lärm schlu­gen. ES sitzen nun Bauer, TmfelStochtcr und Hexe b-reit- im Bru gvrrlicß der Unter­suchung.

Rom, 6. März. Am SamStag abend wurde ein Beamter dcr Römischen Bank, Namens Agazzi, verhaftet, welcher in zwei Jahren 97,000 Lire Bankgelder veruntreut hat.

New-Aork, 6. März. Am SamStag wütete in den Staaten Mississippi, Alabama und Georgia ein sehr heftiger Cyklon und richtete großen Schaden an. Die Stadt Barnett und die Eisenbahnstation Mississippi wurden nahezu zerstört. Die Zahl der Ge­löteten wird auf 14, die der Verwunde­ten auf 20 beziffert. Auch von anderen Orten werden zahlreiche Tote und Verwun­dete gemeldet.

Sansibar, 6. März. Da« Reutersche Bureau meldet unterm 5. ds.: Der Sultan von Sansibar ist heule gestorben. Der eng- lischeKonsul proklamierteHamcd Ben Thwaiu als Sultan. Alle« ist ruhig.

Vermischtes.

Das Schlafen der Kinder bei Tag. Er ist eine leidige Thatsache, daß nicht selten kleine Kinder, welche am Nachmittage schlafen sollen, angekleidet in ihre Bette gelegt werden. Gewöhnlich geschieht die« auS Bequemlichkeit, damit die Kinder nicht aus- und angezogen werden müssen. Wenn eS der Mutter be­kannt wäre, wie schädlich diese Gewohnheit ihrem Liebling ist, so würde sie ganz gewiß nicht die Mühe scheuen, ihn zum Schlafen auSznziehen. Das Kind, welches in seinen Kleidern geschlafen hat, wacht vielfach vom Schweiß erschöpft und ermattet auf, und ist deshalb anstatt vom Schlaf erquickt, vielfach mißstimmt. Die Bänder und Knöpfe der Kleider haben die Unterleibs- und Brustorgane gepreßt und das Atemholen und die Ver­dauung erschwert. Versäume deshalb keine Mutter, die Kinder auch beim MittagSschlaf ihrer Kleider zu entledigen, und achte darauf, da« dies niemals unterlassen werde. Fröh­liche Kindergesichter beim Erwachen werden der Lohn für die kleine Mühe sein.

(Ein Schwabenstreich.) Ein zum Hof­lieferanten am Geburtstage de« Königs er­nannter biederer Stuttgarter Bürger wurde schon am Morgen deS Festtages telephonisch durch das königliche Kabinet benachrichtigt. Der nach diesem Titel schon längst sehnlich schmachtende Spießbürger aber glaubte, einer seiner Freunde wollte ihn hänseln, und rief ärgerlich in gutem Stuttgarter Schwäbisch