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Neuenbürg, 18. Febr. In der Nacht vsn Dienstag auf Mittwoch wurde im Magazin des Kaufmanns Bodamer in Höfen ein- gebrocben. Der Einbrecher nahm einen Zuckerhut und etliche Pfund Butter mit und li>ß eine Leiter, eine Axt und einen Stock zurück. Offenbar fcheint derfelbe bei feiner Arbeit gestört worden zu fein.
Boildvrs, 16. Februar. Gestern abend wurde ein dem Bäcker Hetze! gehöriges 3jähr. Mädchen vsn einem durch den Ort fahrenden Fuhrwerk überfahren und war auf der Stelle tot.
Giengen a. B, 17. Febr. Heute früh hat sich hier ein gräßliches Unglück zugetragen. Der 16 Jahre alte Bicrbrauerlehrling im Schlüssel, S. Häge vsn Oellingen, siel in eine mit siedendem Wasser gefüllte große Kufe, wobei er am ganzen Oberkörper wie am Unterleib so schwere Verletzungen erlitt, daß er denselben wahrscheinlich erliegen wird.
Oberstadion, 16. Februar. Als letzten Montag ein Bauer von Attenweiler hier bei einer Hochzeit war, fand er, als er wieder heimfahreu wollte, sein Pferd nicht mehr vor. Notgedrungen mußte er nun zu Fuß den ziemlich weilen Weg unternehmen. Wie groß war fein Erstaunen, als er zu HauS sein Roß fand! Dasselbe hatte sich losgemacht und war, des langen Wartens müde, ganz gemütlich in feinen heimischen Stall zurückgekehrt.
Oehringen, 17. Februar. In dem zu Langenveutingen gehörigen Wald, unweit von der nach Neustadt «. d. L. führenden Staatsstraße, wurde vorgestern unter einer niederen Tanne die Leiche einer 30- bis 40jährigen Frau gefunden, die schon längere Zeit dagelegen fein mußte, da sie schon stark in Verwesung übcrgegangen und an mehreren Stellen Vom Wild angefressen war. Die gestern von Oberstaatsanwalt Schäfer von Hall, Oberamtsarzt Hofrat Dr. Luithlen und Oberamtswundarzt Dr. Lang von hier vorgenommene Legalinspektion ergab, daß der Tod durch Erfrieren erfolgt und daß jede Gewalthat ausgeschlossen sei. Auch wurde die Leiche als die einer TaglöhnerSfrau aus Brettach, OA. Neckarsulm, erkannt, die sich in der Nacht des 1. Januar vom Hause entfernt und wahrscheinlich iniolge geistiger Störung den Tod gesucht hatte. Scho» im Frühjahr 1892 soll sie eine kalte Nacht mit ihren zwei kleinen Kindern im Kirchhof auf dem Grabe ihrer Eltern zugebracht und schon damals den Tod gesucht haben. Ihre häuslichen Verhälnisse waren sehr traurige; sie hatte mit großer Not zu kämpfen und noch dazu in Abwesenheit ihres Mannes, der im Zuchthaus faß, sich in e,n Liebesverhältnis eingelassen, das nicht ohne Folgen blieb.
Ulm, 19. Febr. Wie alljährlich, so hielt auch Heuer wieder das würltembergische Fuß- artilleriebataillon Nr. 13 zur Erinnerung an die vor 22 Jahren erfolgte Kapitulation von Beifort gestern abend in den hübsch dekorierten Sälen des Gasthofs zum Weißen Roß eine Feier ab. Zu derselben waren auch frühere Angehörige des Bataillons eingeladcn worden. Der Kommandeur des letzteren, Major Berlage, hielt eine Ansprache, in der er der Teilnahme des Bataillons an der Belagerung gedachte und die Anwesenden aufforderte, in künftigen Zeiten ebenso ihre Pflicht zu thuu, wenn das Vaterland rufen sollte. Die Stellung dreier lebender Bilder,
sowie die Aufführung eines Lustspiels „Aus dem Posten", endlich die Vorträge der Kapelle Belz trugen sehr dazu bei, den Abend für die Erschienenen zu einem schönen zu gestalten. — Vier in einer Kammer stehende Koffer von vier Metzgerburichen wurden heule vormittag von einem noch nicht ermittelten Individuum gewaltsam erbrochen und aus denselben das darin befindliche bare Geld gestohlen, während der Dieb sonstige Wert- g-genstände, wie Uhren u. s. w., zurückließ.
Merklingen, OA. Blanden,en, 19 Febr. Als man gestern morgen in den Rathauskeller kam, mußte man die Wahrnehmung machen, daß sich derselbe über Nacht halb mit Wasser angefüllt hatte. Für den Hirscd- wirt, der seine Weine und Biere in besagtem Keller aufbewahrte, ist das wässerige Vorkommnis nichlgerade erfreulich, um so weniger, als der Wein erst einige Tage nachgelassen und somit die Fässer noch nicht fest verschlossen waren.
— Nach der Zusammenstellung der Bud- getkommifston des dcuischen Reichstags wurden im Militärctat zusammen 6 410 000 ^ gestrichen.
— Wie aus Karlsruhe gemeldet wird, ist am 18. ds. die Eisenbahnschiffbrücke bei Maxau wieder aufgeführt und der Betrieb über dieselbe, der seit 16. Januar eingestellt war, wieder in vollem Umsang ausgenommen worden.
— Auf dem Güterbahnhof Karlsruhe entgleiste am Sonntag beim Rangieren 4 Wagen, wobei dem Obmann Koch der Kopf abgerissen wurde.
— Der Schiffsverkehr auf der Elbe zwischen Dresden und Hamburg ist frei. Mit dem Ablassen von Kähnen wurde «m 20. ds. begonnen.
Straßburg, 13. Febr. Mit der vielerörterten Frage der Soldatenmißhandlungen, die auch bei der Beratung der Militärvorlage noch in der Form eine Rolle spielen dürfte, daß seitens des Reichstages wiederholt die Forderung einer zeitgemäßen Umgestaltung des Militärstrafgerichtsverfahrens und des Beschwerdewesens erhoben wird, beschäftigt sich eine augenscheinlich vsn sozialdemokratischer Seite ausgeqangene, unter dem Titel „Soldaten UN» Menschen" bei Pont! und tz. Döh> en zu Hamburg erschienene kleine Schrift. Niemand kann schärfer, als wir es stets gethan, dafür eintreten, daß, soweit dies in Anbetracht der menschlichen Verhältnisse überhaupt zu erreichen ist, die Möglichkeit einer schlechten, ungerechten und ungleichmäßigen Behandlung der Heeresangehörigen verhindert und etwaigen Ausschreitungen mit der allergrößten Strenge eilige- gengetrelen werde. Wenn aber die vorliegende Schrift sich bis zu dem Ausspruche Versteigert, daß die „Kasernengreuel" keine zufälligen Erscheinungen seien, sondern notwendige Folgen des modernen Militarismus, der „seine Zöglinge vertiere", indem er keine Sorge für die geistigen und seelischen Bedürfnisse des Soldaten kenne, kein Gefühl der Gemeinsamkeit zwischen Vorgesetzten und Untergebenen erzeuge und was dergleichen ebenso unwahre als gehässige Behauptungen mehr sind, so kann man für derartige Darstellungen nur die Empfindung eines tiefen Bedauerns haben. Wäre nicht für die weil überwiegende Mehrzahl der Soldalen die Zeit der Angehörigkeit zum stehenden Heere trotz aller Beschwerlichkeiten und Verdrießlichkeiten,
denen man sich als Soldat ebenso wenig entziehen kann wie in jedem anderen B-rufS- kreis?, eine angenehme und erfrischende Erinnerung für das ganze nachfolgende Leben, wie wäre es denn möglich, daß die Bildung der Krieger- uns Mililär-D reine, die kein Machtgebot eines allmächtigen Vorgesetzten, sondern der freiwillige Entschluß der Beteiligten inS Leben ruft, einen solch mächtigen Aufschwung genommen hätte I
— Das Steuerbsuquet ist im Großherzog- tnm Weimar um eine Blüte bereichert worden. Es ist dort eine Palhensteucr zur Einführung gelangt, die in der Höhe von je lünf Mark erhoben werden darf, wenn mehr als vier Palh-m zu einer Taufe beigezsgen werden. Der Ertrag fließt in die Kirchmkasse. Außerdem muß man zu solchem Pathenreich- lum auch noch die Genehmigung des Supc- rindententen haben.
— In Budweis ist ein schreckliches Verbrechen entdeckt worden. Der Diener Wenzel Bild hat vor mehreren Jahren seine Gatt'n in eine dunkle feuchte Kammer eingesperrt. Sie wurde zum Skelett abgemagert, in Fetzen gehüllt, auf Stroh liegend, sjnmplsinnig, halb blind und taub aufgefunden. Bild, der den natürlichen Tod der Gattin beabstcdtigle, damit er wieder heiraten könne, ist dem Gericht cingeliefcrt.
Wien, 18. Febr. Man spricht hier von einem kurzen Gegenbesuch des Kaisers Franz Joseph in Stuttgart, doch scheint Genaueres noch nicht fcstzustehen.
— Die von ihrem Mann geschiedene 32jährige Marie Turnschuß in Graz suchte ihren Mann in der Wohnung auf u. feuerte auf ihn zwei Revolverjchüsse ab, ohne ihn jedoch zu verletzen. Dann seuerle sie auf sich einen Schuß in den Kopf und zwei in die Brust. Sie wurde blutüberströmt in's Landgericht überführt. Sie hatte schon in Wien Zeinen Konflikt mit der Polizei wegen Annahme des falschen Namens Emmingen von Wernburg und wegen Verdachts des Kindesraubs.
— Die in Paris verstorbene Witwe Allemandi auS Basel hat dem Bund 40 000, der Stadt Basel 100 000, dem Kanlon Baselland 30 000 und dem Kanton Solothurm 20 000 Francs mit der Bestimmung vermacht, daß die Zinsen dieser Schenkungen alljährlich dafür verwendet werden sollen, jungen, armen Arbeitertöchtern »der Arbeiterinnen schweizerischer Herkunft Aussteuern zu verschaffen.
— Der Ruhm, der Erfinder der elektrischen Glühlichtlampen zu sein, wir» dem Amerikaner Edison jetzt durch den Deutsch- Amerikaner Henry Göbel streitig gemacht. Göbel will schon im Jahre 1860 diese Art der Verwendung des elektrischen Stromes für Beleuchtuiigszweckc erfunden haben. Eine Anzahl von Zeugen die in einem Patentstreit der Edifon-Kvmpagnie gegen die Bea- con Jucan»escent Lamp Co. vernommen worden sind, haben ausgesagt, daß sie schon zwischen 1860 und 70 elektrische Glühlampen in Göbels Hause in voller Thäligkeit sahen.
Vermischtes.
.'. Berlin, 8. Febr. Mehr einen Bund fürs Vergnügen als einen Bund fürs Leben scheint ein junges Ehepaar eingegaugen zu sein, das sich dieser Tage i» der Marienkirche hatte trauen lassen und das unmittelbar vsn der Kirchmthüre aus eine Vergnüg-