und raubten Geld und Wertsendungen im Werte von ungefähr 400,000 Rubeln. Sie flüchteten sodann in die Berge, wo sie von Gendarmen und Mililärabteilungen verfolgt werden.
Wien, 13. Febr. Der Kaiser hat für die Insel Zante 10,000 Franken gespendet.
— Ein toller Hund in Graudenz biß 6 Menschen, mehrere Pferde und Hunde.
Hamburg, 12. Febr. Man schreibt der Fr. Ztg: Durch die Cholera-Epidemie de« vorigen Jahres sind in unserer Stadt nicht weniger als rund 4800 Kinder verwaist, von denen 500 Ganzwaiscn sind. Man ist jetzt seiten- der Behörden damit beschäftigt, den Grad der Bedürstigkeit dieser Waisen fcstzustellen und Beschluß zu fassen über die Art der den einzelnen Waisen zuzuwendetcn Unterstützungen. Es betragen die für solche Unterstützungszwecke eingegangenen Gaben 124,095 einschließlich der Gaben des Kaisers in Höhe von 50,000 In der Hauptsache wird man darauf bedacht sein, den Waisen nach beendeter Schulzeit eine Stütze zu ihrer ferneren Ausbildung zu bieten, indem man ihren Anteil an dem in Frage stehenden Fonds für sic auf der Sparkasse
anlegt. Die Kesten für Unterricht und Unterhalt der Waisen während der Schul- und Lehrzeit trägt selbstverständlich die Hamburg. Staatskasse.
Vermischtes.
.-. Seltsames Bittgesuch. Ein solches erhielt, wie der Kölner Volkszeitung berichtet wird, der Kaiser von einer in ciner Stadt de« Niederrhein- wohnenden Witwe. Dieselbe wandte sich ganz treuherzig an den Kaiser mit der Bitte, daß er ihr doch allergnädlgst die Mittel schicken möge, die sie in den Stand setzen würden, ein Geschäft zu erlernen, um sich und ihr Kind ernähren zu können. Zugleich bat die Bittstellerin den Kaiser, er möge sich doch bei seiner hohen Gemahlin erkundigen, ob sic nicht ein abgelegtes Kleid zu vergeben habe und einen Anzug für ihren Jungen. Die gute Frau scheine eine merkwürdige Auffassung von den „abgelegten" Kleidern der Kaiserin zu haben I
— Gefährliche- Spiel. In dem Dorfe Ambostcl bei Burgdorf (Schweiz) spielten einige Knaben „Aushängen" wobei der 15jähr. einzige Sohn eines Witwers auf einen Birnbaum stieg und sich erhängte, nachdem vor
her ausgemacht war, daß er sofort losgelöst werde, sobald er pfife. Da das verabredete Zeichen nicht gegeben wurde und nicht gegeben werden konnte, so ließen ihn die anderen Knaben baumeln, bis er — tot war.
Der Zartbesaitete. Ein Schnorrer spricht bei einem reichen Bankier vor und weiß ihn durch Schilderung seiner Lage derart zu rühren, daß der Bankier seinem Kammerdiener klingelt und »einend ruft: „Werf den Kerl hinaus — er zerbrecht mer da« Herz."
.'. Lob. Frau: „Reizend! Du hast ja einen schönen Rausch!" — Mann: „Na, Gott sei Dank, daß er zu Deiner Zufriedenheit ausgefallen ist I"
.-. (Gute Freundinnen.) „Nun, was sagst Du dazu, daß der Assessor um meine Hand angehaltcn Hst?" „„Hab' mir'S gleich gedacht! Al« ich ihn ablitzen ließ, schwor er sich ein Leid anznthun!""
.'. (Wa« ist höchster Geiz?) Wenn Jemand permanent über die Brillengläser steht, damit sie nicht so abgenützt werden.
(Was ist eine Mesalliance?) Wenn ein doppelter Buchhalter ein einfache« Mädchen heiratet.
Irrwege.
Novelle von F. v. Pückler.
Nachdruck verbaten.
3.
„Sic wissen, Alice, daß ich mit meiner unverheirateten Schwester Sophie zusammen lebe," erwiderte Herr von Waldstein, „aber diese ist doch nicht geeignet, ein Kind zu erziehen; so will ich Jsa in ein Pensionat der Residenz schicken, damit sie Alles lernt, was eine junge Dame wissen soll, um einst in der Welt eine Stelle einzunehmen." Ein inniger Blick der Kranken dankte ihm, dann sah sie angstvoll nach der Uhr.
„Bald sieben Uhr," sagte sie matt. „Konstantin muß bald wieder kommen — und — Alfred seien Sie nicht böse, wenn ich Sie bitte, mich nun zu verlasse». Konstantin würde sonst leicht — zornig »erden und ich will nicht, daß Sie sich mit ihm veruneinigen. Vielleicht — sehen Sie mich morgen noch einmal; ich fürchte allerdings, daß cs diese Nacht mit mir zu Ende geht!"
Tief erschüttert kniete der bleiche Mann am Lager der einst so heiß geliebten Braui nieder und küßte deren zarte Hand.
„Ihre bebende Rechte legte sie liebevoll auf sein ^gesenktes Haupt und ihre Blicke trafen sich zu ernstbewegtem Abschied.
„O, Alice, Alice, ist es denn möglich, daß S'e sobald sterben müsseh I" murmelte er traurig.
Der Tod ist meine Erlösung, Herr von Waldstein," schluchzte der Kranke. „Beschützen Sie mein Kind I"
„Gott helfe mir, daß ich den Schwur halte!" rief er feierlich und richtete sich in die Höhe! „Leben Sie wohl, Alice. Ich habe nie dies Glück zu hoffen gewagt, von Ihnen Abschied nehmen zu dürfen. Gott sei mit Ihnen!"
Feuchten Auges neigte er sich über die Sterbende und küßte ihre bleiche Stirn, dann schritt er hinaus, begab sich hinunter in sein Gastzimmer und schob den Riegel vor; er mußte allein sein mit sich u. seinen schmerzlichen Empfindungen, er öffnete das Fenster
Verantwortlicher Redakteur; Bern
und lehnte sich hinaus in den dunklen feucht- warmen Oktoberabend.
„Alice, Alice," flüsterte er traurig, „nun wirst auch Du gelöscht aus dem Buche dieses Leben«; mit düsteren Farben hat das Schicksal deine Laufbahn gemalt! O, welch ein herber Kontrast zwischen Einst und Jetzt! Damals das schöne, verwöhnte, übermütige Fräulein, deren romantisches Herz, dem stattlichen Kunstreiter zuflog. Und als sie, fern vom Elternhaus- ohne Elternsegen, dessen Weib wurde, da schimmerte die reine Liebe des edlen Gemütes aus ihren Verklärten Blicken. Sie hatte alle- verlassen, um dem Manne ihrer Wahl zu folgen. Und heute! Allmächtiger Gott, was haben kurze sieben Jahre in dem schönen Mädchenantlitz für Verheerungen angerichtct! Al« ich heute Mittag bei meiner Ankunft im Fremdenbuche las: „Kunstreiter Volkert und Familie" hätte ich nimmerm'chr geglaubt, in Aiic>m eine solche bejammernswerte Kleuzträgerin zu finden."
Nur ihr Kind ist rosig, frisch u. fröhlich. Es lacht neben der blassen, sterbenden Mutter I Ja, sie soll mir gehören von nun an, sie soll das Licht und der Sonnenstrahl eine- einsamen Mannes werden. Jsa, Alicens Kind ist ihr Vermächtnis I"
Der starke Mann wischte sich eine Thräne von der Wange, dann setzte er sich an den Schreibtisch, nahm Papier und Feder und begann seiner Schwester zu schreiben, ihr zu erzählen, daß sie ein Pflegetöchterchen haben sollte, ein süßes Kind mit rosigem Münd- chcn und dunklen, großen Augen.
Währenddem war eS oben im Dachstübchen still geworden; Jsa hatte sich zu Bett gelegt, leise und vorsichtig, damit Mama, die mit geschlossenen Augen ganz still dalag, nicht aufwecke. Nur ehe Jsa in die Kissen schlüpfte, glitt sie noch zu der Kranken, richtete sich auf den Zehen in die Höhe und preßte ihrer. Mund auf deren Wange.
Gute Nacht, Mama, schlaf wohl I" rief das Kind.
„Mein Liebling, mein Herzblatt" murmelte Alice und wieder übermanntc sie das
bard Hosmann.) Druck und Perlag von B e
ganze Weh der Trennung ; schluchzend pretzie sic das Kind an sich, welche« erstaunt zu ihr aufsah und endlich, das Gesicht weinerlich verziehend, ganz schüchtern frug: „Bist Du böse, Mütterchen?"
„Nein, nein, Liebling. Aber Mama ist krank, Mama wir» bald in den Himmel zum lieben Gott gehen — und bann bleibst Du bei — Onkel Alfred. Nicht wahr, Jsa? Er will Dich sehr lieb haben."
„Ja, Mama, und ich werde auch ganz artig sein, damit Du mich lieb behältst, wenn Du wiederkommst aus dem Himmel. Aber, weine doch nicht mehr, ich will auch hier bei Dir mein Nachlgebet sagen."
Und das Kind knieetr nieder, faltete die Händchen und betete laut und innig : „Vater unser —"
Da brach mit einem Male durch die Thränen der unglücklichen Mutter ein Lächeln, uns ein Strahl des Friedens verklärte ihr blasses, magere- Gesicht; Alicens bebende Lippen murmelten die Worte des heiligen Gsttesgebete« nach, sie fühlte sich wunderbar beruhigt, denn der Herr, zu dem einzugehen sie fest glaubte, würde auch ihr Kind nicht verlassen, denn „Hein war die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit."
Und dann lag Jsa in ihrem ärmlichen Veilchen und bald darauf verkündeten regelmäßige, friedliche Atemzüge, daß die Kleine schlief. Auch die Mutter weinte nicht mehr, still und ruhig wartete sie auf den Tod, den Erlöser von all ihren Leiden; sie hatte abgeschlossen mit diesem Erdenleben, wie ein Traum lag es hinter ihr und als jetzt von draußen her ungestümme Männerschrilte sich näherten, wandte sic kaum den Kopf, l Fortsetzung folgt )
Vermischtes.
.. (Falsch verstanden.) Hausfrau (zu ihrem erst kürzlich eingetretenen Dienstmädchen vom Lande): „Rest, mein Mann ist nicht wohl — legen Sie ihm heute Abend eine Flasche in's Bett!" Rest: „Weißwein «der Rotwein?"
rnbard Hosmann in Wildbad.