Rundschau.

Stuttgart, 8. Fkbr. Ein Besuch des Kaisers vo» Oesterreich in Stuttgart wird hier für Mai angckündigt.

Se. Mas der König hat das Ne- vieramt Hoist t!, Forsts Neuenbürg, dem Revieramts-Assistculen Ludwig in Dunningen, ferner die AmtmannSstelle bei dem K. Ober­amt Neuenbürg dem Reg'erungSreferendär I Kl. Zeller, stellt). Amtmann in Neuen­bürg übertragen.

Nicderinodern i. Elf, 7. Febr. Oer Müdlenbesitzer Lanth hier ist auf eine eigen­artige Weite um sein Geld gekommen. Er hatte 11 700 ^ in Papier einpacken und fortsenden wollen, als der Pfarrer erschien, um d^m schwer erkrankten Vater de« Herrn Lanth das Abendmahl zu reichen. Herr Laulh hatte 2 Wertpakete auf einem Tische liegen, auf dem eine brennende Kerze stand. Ais er nach wenigen Minuten zurückkehrte, waren die kleinen Pakete zu Asche verbrannt. Wie dies eigentlich gekommen, läßt sich schwer sagen.

DaS Neuvermählte Herzog-paar Al- drecht hat letzten Montag bei Hellem Sonnen­schein, der eine gute Vorbedeutung für das junge Paar zu einem langen und glücklichen L den fein möge, seinen Einzug in Stuttgart gehalten. Das junge Paar wurde von S. M. dem König, dem Prinzen Herrmann zu Sachsen-Weimar, dem Herzog Philipp und Gemahlin u. s. w. im Bahnhof empfangen und fuhr zunächst nicht einmal in das schön geschmückte Heim im Kronprinzen-Palais, sondern zu I. M. der Königin nach dem Wilhelmspalast, um die hohe Frau dortselbs! zu begrüßen. Die junge Herzogin hat durch ihr frisches Aussehen und die gutmütigen Ge- stchtSzüge sofort die Sympathieen der Stutt­garter gefunden. Gleich am Tag nach ihrer Ankunft wurde die junge Herzogin bei der großen Hoftafel sämtlichen Mitgliedern de« Kgl. Hauses persönlich vorgcstellt und beim Hsfball am Dienstag Abend auch der ge­samten Hofgesellschaft, oder vielmehr diese dcr Herzogin. Die Stuttgarter Geschäfts­welt begrüßt de» neuen herzoglichen Hofhatt begreiflicherweise mit Freuden, aber auch die Armen hegen frohe Hoffnungen.

Um 5200 Mark ist der Eßlinger Konsumverein durch die Verbicuung nachge­machter Ksnjummarken geschädigt worden. Diese überraschende Entdeckung wurde dadurch gemacht, daß das Markensystem mit dem 1. Februar geändert worden ist. Die Aufreg­ung unter den Mitgliedern ist eine große. Bereits hat die Staatsanwaltschaft den Metz- geringster Bühler verhaften lassen, i» dessen Hause noch vieles nachgemachte Ksnsumgeld teils neu, teils in einer die Oxydation för­dernden B>ize liegend, vorgefunden wurde.

Altensteig, 5. Febr. Ein 12jährigcs Mädchen von Göttelfingen trug an dem stürmischen Donnerstag vom 2. Februar Fleisch nach Schernbach. Ans dem Heimweg kam es vom Wege ab und verirrte im Waide. Es kam abends nicht »ach Hause. Die Seinigen suchten es die ganze Nacht trotz deS groß-n Regens. Erst um 6 Uhr kehrten sic von der erfolglosen Suche heim. Von dcr Gemeinde gingen nun Leute au- und endlich fand man um 11 Uhr mittag« das Kind ganz erstarrt an einem Fußweg am Walde sitzen. Man glaubte anfangs, das Kind habe die Füße erfroren, doch ist sein Befinden ein ordentliches.

Nagold, 9. Febr. Auch der Altensteiger Lokalbahn hat das Hochwasser übel mitge- spiclt. HDie Waldach-Eisenbahnbrücke bei Klingler und Barthel wurde so unterspiclt, baß jetzt die Anbringung von Spundmauern notwendig ist. Nur mit Vorsicht können die Züge die Br ü ck e passieren. Hofstett fiel der Bauer Braun, der in seiner Scheuer einen hochgeladcnen Heuwagen mit demWiesbaum" spannen wollte, rücklings vom Wagen, weil der Wiesbaum brach. Braun ist lebensgefährlich verletzt.

öaichingen, 8. Febr. Während in dem die Alb mit Wasser versorgenden Filsthale zuviel des besagten nassen Elements vorhan­den ist, haben wir oben auf der Alb Mangel an Trink- und Kochwasser, In unserer Ge­gend sind nämlich wohl infolge der ge­habten enormen Kälte mehrere Wasser­leitungshauptstränge geplatzt, infolgedessen die Reservoire von Laichingen, Hohenstadt und Westerheim fast völlig ausgelaufen sind. Die Pumpmaschinen in Mühlhausen sind nicht in der Lage, den Ausfall zu ersetzen, so daß in fraglichen drei Orten behördlicher­seits Maßregeln behufs Einschränkung deS Wasserverbrauch« getroffen werden mußten.

Berlin, 28. Jan. Bisher wurden un­liebsame Gäste vor die Thür gesetzt! ein hie­sige« Ramschgeschäft aber hat die Praxis an- geokmmen, dieses Geschäft mittels Fahrstuhl zu besorgen. DerKonfektionär" berichtet darüber: Eine Dame verlangte einen mit 6 ^ im Schaufenster ausgestellten Hut. Dieser wurde ihr vorcnthalten, weil er an­geblich bestellt fei. Sie bestand aber darauf, den Hut zu erhalten, und als sie ihr Ver­langen wohl etwas laut kund gab, erschien ein älterer Herr, der sie bat, mit in den Fahrstuhl einzusteigen, im unteren Stockwerk würde sie den gewünschten Hut bekommen. Die Dame stieg mit dem Herrn in den Fahr­stuhl; sie befand sich unversehens im Erd­geschoß; es öffnete sich eine Thür, die nach der Straße führte, und die Dame war höflich hinauskomplimentiert und stand auf dem Trottoir.

Stralsund, 5. Febr. Eine unerwartete Erbschaft ist dem hier in dürftigen Verhält­nissen lebenden Arbeiter Schindler'schen Ehe­paar zu teil geworden. Etc wurden vor­gestern zum hiesigen Amtsgericht beschicken, wo ihnen mitgeteilt wurde, daß ein Stief­bruder des Ehemannes, der vor langen Jahren nach Amerika gegangen war und dort ein Mühlenwerk betrieben hatte, plötzlich gestorben sei und sie zum Erben eines Teiles seines eine Million Mark betragenden Vermögens eingesetzt hätte. 180 000 ^ kämen, wie die N. Strals. Z. berichtet, auf den Anteil der beiden glücklichen Erben. Die Freude dcr Eheleute war natürlich unbeschreiblich, um so mehr, als sie von dem Verstorbenen nie ein Lebenszeichen erhalten hatten. Der Mann ist Arbeiter und seine Frau war seit­her als Wäscherin Ihätig

Am 7. Februar starb in Leipzig, 85 Jahre alt, Se. Exz. Herr Geheimrat Dr. Ferdinand v. SteinbetS, früher langjähriger Präsident der Kgl. Würltemb. Zentralstelle für Handel und Gewerbe, ein Mann, der ganz hervorragende Verdienste um die Württ. Industrie, um ihre Hebung und Förderung, wie um die Verbreitung ihrer Erzeugnisse im Auslände hat.

Von Wölfen zerfleischt. Die Buda­pests ZeitungNemzrt" berichtet:JnZsa-

blacz-Krafso im Szörnyer Komitat wurde ein Priester zu einem im Walde wohnenden, im Sterben liegenden Heger gerufen. Der Seel­sorger kam dem Rufe nach und nahm zur Sicherheit ein geladenes Gewehr mit sich. Als er sich in der Nacht, auf den Rückweg machte, wurde er den Wölfen Überfallen und buchstäblich zerfleischt. DeS anderen Tages wurden im Schnee Leichenstücke, die zerfetzte Kutte und das Gewehr gefunden als Zeichen von dem furchtbaren Ende, «elckes.-dcr Geist­liche in der Ausübung seiner Pflicht gesun­den hatte."

Soweit bis jetzt bekannt, haben 123 Fischer infolge des jüngsten Sturmes bei den Lofoten ihr Leben verloren; ein Aufruf zur Unterstützung der Hinterbliebenen wurde er­lassen.

Wieder ein Fall von Kannibalis­mus auf dem Meere. Aus St. Andrews Island (Kolumbia) kommt die Nachricht von einer entsetzlichen Seefahrt. Die kleine Scha­luppeJuana" war am 16. November aus Portorik» abgegangen; kurz nach ihrer Ab­reise brach ein furchtbarer Sturm toS, der sie auf die hohe Sec Hinaustrieb. Der Orkan zersplitterte die Maststangen, zerbrach die Steuerruder und trug die Segeliücker davon, so daß da« Schiff sich weder vorwärts noch rückwärts bewegen konnte und bald nur nock ein Spielball für Wind und Wogen'^purde; nach 26 Tagen einer außerordentlich" gefahr­vollen Reise wurde es endlich durch Zufall nach Proidencc Island getrieben. Von Ken 26 Personen, die bei der Abreise sich^ an Bord deSSloop" befunden halten, kamen nur 1,6 in Providenre an. Die Erzählung von den Leiden, die die Passagiere und Mat­rosen erdMden mußten, ist haarsträubend. 15 Tage "nÄch der Abreise hatten sie ke>n Stück Brod und keinen Tropfen Wasser mehr und begannen die Hungerpcin zu füh­len ; die stärkeren Naturen der Mltfahrenden ertrugen Hunger und Durst mit stoischer Ruhe, aber die Schwachen kamen um und ihr Fleisch diente den Ueberlcbende» als Nahr­ung. In Ermangelung von Wasser stillten sie ihren Durst mit dem Blute der Toten. 6 Tage lang dauerte diese SchreckcnSperiode, bis von den Zeichen nichts mehr übrig blieb als die näckten Gerippe. In den letzten bei­den Tagen erkrankten von den 16 Uederleb- enden 14 an Hungertyphus; als man ihnen endlich Hilfe brachte, waren sie bereits aller Kräfte beraubt und konnten sich kaum noch von der Stelle bewegen.

(Vertrauenerweckend:) Zahnarzt:Be­vor ich Sie chloroformiere, erlaube ich mir um das Honorar zu bitten." Patient:Aber ich laufe Ihnen doch nicht davon!" Zahn­arzt:DaS nicht, aber wenn Sie zufällig nicht mehr aufwachen sollten, käme ich auch noch um mein Geld."

Sachverständig. Stubenmädchen (beim Briefschreiben):Wie heißt doch gleich die Mehrzahl von Schatz, Lisette?" Köchin (Geliebte eines Soldaten):Kompagnie!"

Des Mädchens Klage.

Man lehrt' mich Lateinisch und Griechisch, Die Reiche, die drei, der Natur,

Ich kenn' Mathematik und Physik, Geschichte und Literatur.

Ich bin nun an Geist und an Bildung Ein Mann schon, das fühl' ich genau; Ein schönes Bewußtsein! Viel lieber Wär' ich aber dsch eine Frau j