Stricknadel. Dies? trieb er, indem er sie gegen einen seiner Westenknöpte anstemmte, gewaltsam in das Pfeifenrohr, Die Nadel glitt vom Knopfe ab, drang in die Brust und durchbohrte das Herz. Nach wenigen Augenblicken war der Unglückliche eine Leiche.

Das Erdbeben auf Zante Die Nach­richten aus Athen und Zante lauten er­schreckend. Die Ortschaften auf Zante gleichen Ruinen, 40,000 Menschen sind obdachlos und dem größten Elende preisgegeben. Trotz der Lebensmiltclsendungen aus Athen und Malta herrscht Hungersnot. Zahlreiche Per­sonen sterben vor Hunger. Ueber 2000 Häuser sind zerstört und haben zahlreiche Personen unter sich begraben. Die Zahl der Toten und Verwundete kann auch nicht annähernd festgestellt werden, doch tst dieselbe erschreckend hoch. Die Stadt Zante ist zu drei Vierteilen ein Trümmerhaufen. DaS Spital ist eingestürzt, ein Teil der Kranken konnte im bischöflichen Palai« untergebracht werden. Die Erdstöße dauern fort. Das KönigSpaar ist in Zante angelangt.

Vermischte».

.'. (Um 25 Pfennige.) Ein General- Konsul aus Hannover und seine Frau woll­ten am 24. August v. I. mit dem Abend­schnellzug in einem Schlafwagen von Frank­furt a- M. nach Hannover fahren. Er ließ am Vormittag zwei SchlafwagenbilletS erster Klasse lösen. Al» er am Abend mit seiner Frau zum Zuge kam, erklärte ihm der Schaff­ner, daß der Zug keinen Schlafwagen führe. Der Konsul begab sich alsbald zur Kasse und forderte den Preis der beiden Schlafwagen- kartcn, 13 zurück. Er wurde sowohl am Schalter als auch von dem aufsichtfüh» enden Beamten mit dem Bemerken,die Sache giengc sie nichts an", zurückgewiesen. Der Konsul forderte nunmehr von Hannover aus die Franko-Einsendung des Betrage» wiederholt, bi« sich endlich der Fi-ku« nach langem Briefwechsel zur Uebersendung de» Geldes mit Abzug von 20--f entschloß. Der Adressat mußte in Hannover außerdem 5^-s Bestellgeld bezahlen. Er forderte aber sein Geld ohne Abzug und verklagte den FiSku«

um die 25 In den Verhandlungen plaidiertcn zwei Anwälte. DaS Gericht ver­urteilte den Fiskus zur Zahlung der 25 ^s.

Der gefährliche Hase. In Holstein zogen, wie dortige Blätter erzählen, im vorigen Monat einige JägerSleule hinaus, dem viel: Verfolgten Geschlechts der Lampe nachzustellen. Die Langgelöstellen schienen jedoch ihre Ver­folger wenig zu fürchten, wenigstens zog ein mutiger Hase e» vor, ruhig im Lager zu bleiben, statt das Panier seine» Geschlechts zu ergreifen. Der Kühne verfiel seinem Schicksal; ein beherzter Jägersmann ergriff ihn bei seinen Löffeln und gedachte ihn als lebendes Beutestück heimzudringe». Jedoch in dem erbitterten Zweikampfe, der nun zwi­schen beiden stattfand, gelang eS dem Hasen, mit den Läufen nach dem Hahn des Ge­wehre» zu langen, und der Schuß krachte hart an des Jägers Ohr vsrbe'. Als letz­terer sich von seinem Schrecken erholt hatte, war er froh, baß bereits eine wette Strecke zwischen ihm und der gefährlichen Bestie lag.

Das Atzkelmuis ävr Uriu äv 1a Rare.

Roman von H. v. Limpurg.

(Nachdruck verboten.)

45.

Ich weiß, was Sie meinen, HerrDr.," nickte Jüans errötend,und ich danke ihnen herzlich I Wann darf der Herr Assessor von Norden aufstehen?"

Haben Sie ihm mitgeteiit, daß seine Schwester krank ist?"

Nein, er ahnt weder mein Hiersein, noch irgend einen der traurigen Vorgänge im Haus."

So bitte ich, meine Gnädigste, daß Sie dem Patienten alles sagen; eS könnte durch die Leute ihm erzählt und er dadurch erregt werden."

Der Herr Ass.ssor ahnte nicht, daß ich hier bin," murmelte Juna unschlüssig.

Und weshalb wollen Sie Versteck spie­len, gnädige Fra»," frug der Arzt eindring­lich,er wird Sie segnen, wenn er aus Ihrem Munde schonend den Tod des Vaters erfährt."

Nun wohlan, ich will es thun," sagte die schöne Frau entschlossen, während Helle Röte in ihre Wangen stieg.Aas Wieder­sehen dann, Herr Doktor."

Als sie die Thür des Krankenzimmer« öffnete, hörte Juana die geliebte Stimme Leo­pold» fragen :Wo ist meine Schwester? Und mein Vater?"

ES es ist, gnädiger Herr," stotterte der Diener verlegen und blickte nach der ein- trctenden Dame)

Johann ich werde mit dem, Herrn Assessor sprechen," tönte da JnanaS Antwort wie HtmmelSmusik an Leopolds Ohr u. hastig zog sich der Mann zurück

Und nun kamen zögernde, leise Schritte näher, ein Kleid rauschte über den Fußboden, dann stand sie vor ihm, an die er in Leid und Weh gedacht, die er halte Haffen wollen und doch noch immer, nein heißer als je­mals lscdte.

Herr von Norden I" sagte sie leise.

Jüans gnädige Frau! Sie sind hier bei mir I Was führt Sie hieher ?" rief Leo­pold mit freudigem Staunen.

Meine Freundschaft, Herr von Norden, für Ihre ganze Familie."

So habe ich mich nickt getäuscht, als ich im Fieber Ihre Stimme zu vernehmen glaubte."

O, Herr von Norden, es sind keine guten Botschaften die ich Ihnen bringe. Luise ist krank und Ihr Herr Vater ist in Folge der Aufregung . . . ."

Um GotteSwillen I Was sagen Sie?" rief Leopold.Luise ist krank und der Va­ter auch."

Nun Luise ist nicht gerade bedenklich leidend und wird vielleicht noch heute wieder gesund, aber mit Ihrem Herrn Vater steh! es sehr schlimm."

O, Sie sagen mir nicht die volle Wahr­heit," seufzte der Kranke,ich fürchte, mein Vater ist tot. Ick halte so einen seltsamen Traum vorhin oder ich hörte die SchreckenS- kunde im Halbwachen Zustande."

Ich will Ihnen die Wahrheit sagen, die Eie doch erfahren müssen," erwiderte Juana mit zitternden Lippen.Ihr Herr Vater starb an einem Hirnschlage vor einer halben Stunde.

Tot I Tot ist er, mein armer Vater!" wehklagte der Kranke.O, wie schmerzt mich sein Verlust und doch, wenn ich die ganze unglückselige Lage meines VaterS er­messe, in welche er durch den schuftigen Lin­den gebracht wurde, so preise ich die Vor­sehung, daß Sie auf diese Weise den Knoten in meines VaterS Schicksal löste. Gott sei ihm gnädig!"

Ja, Gott sei ihm gnädig!" rief jetzt mit von Thränen fast erstickter Stimme Luise und stürzte mit aufgelösten Haaren ins Zim­mer, siel vor de» Bruders Lager auf die Kniec und umfaßte schluchzend sein Hals.

Lange weinten die Geschwister ihren Schmerz au« und Juana wollte eben leise davon gehen, denn sie sah, daß Luise ihre Schwächeanwand- lung von heute morgen überwunden hatte.

Da wurden draußen schwere Schritte und eine wohlklingende Männerstimme hör­bar, bei deren Klange Luise wie elektrisiert emporsprang.

Hauptmann von Leuthold, Friedrich, mein Friedrich ist es!" rief trotz der trau­rigen Situation das junge Mädchen vor

Freude erglühend, eilte hinaus und stet dem Geliebten in die Arme.

Ernst trat einige Minuten späier Leut- hold mit Luisen wieder ein, und indem er Frau de la Mare und Leopold zum Gruße die Hand reichte, sagte er fast feierlich:

Ich weiß Alles, Leopold, und csndoliere in Deinem Schmerze, aber Gott hat nach großer Prüfung doch Alles zum Besten ge­lenkt. Die Sorge um Euch Lieben trieb mich heute früh sofort, als ich die Depesche erhielt, mit dem Schnellzuge hierher. Mein erster Schritt war, mich nach Linden zu er­kundigen, um diesen Dämon unschädlich zu machen. Wer beschreibt aber mein Erstaunen, als ich in Linden» Wohnung Criminalbe- amten finde, welche Linden tot aus seiner Wohnung trugen. Ich erfuhr nur flüchtig, daß ihm an» zwei Gründen, wegen Wechsel undUrkundeniätschung und wegen einerTodes- bedrohung die Verhaftung bevorstand und » er der Verhaftung und der Zuchthaus­strafe durch einen Selbstmord entgangen ist.

Allmächtiger Gott!" rief Juana onf- schlnchzend.

Du liebst den Elenden also doch I" schrie jetzt der kranke Leopold wie verzweifelt.

Nein und tansendmalnein!" enlgegneie aber da Juan» und ihr Gesicht strahlte wie dasjenige einer Rachcgöitin.Ich danke viel­mehr dem allmächtigen Gott, daß er mich von dem Ungeheuer, wilches Baron Linden hieß und der mein Stiefbruder aus der ersten Ehe meiner Mutter war, befreit hat."

Ihr Stiefbruder!" riefen alle drei, Leo­pold, Luise und Leuthold mit dem Tone de» Schreckens, aber auch der Erleichterung.

Ja, so ist e« !" erklärte weinend Juan» und vor dem Kranken niederknieend, flüsterte sie:

Können Sie mir nun verzeihen, Leo­pold I"

Von ganzem Herzen rief er und zog Juana an sein Herz.

So gingen aus schweren Prüfungen zwei glückliche Paare hervorr.

Ende.

MerkU

Die Liebe ist der Mai des Lebens, die Ehe oft der April.

ttjuaiuw-rtticher Netzakttue: Bernhard Hofwann,) Druck und vertag von Bernhard Hotmann m Witdhad.