Rundschau.

Der neuesten Numn cr der Blätter desScknväb. AUwereins" entnehmen wir, daß laut KabinettSsckr,iben dem 2. Febr. Seine Majestät der König Allerhöchst-Jhren Beitritt zum Schwab. Al »verein zu erklären und dem V rein zur Förderung seiner Be­strebungen einen namhaften Jahresbeitrag «llergnädigst zu venvilligen geruht haben.

Stuttgart, 7. Febr. Heute Nachmittag begaben sich höchster Einladung gemäß Siadl- schultbeiß Rümelin und BürgerauSschnßob- mann K. Sckott zu Sr. K. H. dem Her­zog Albrcchk und I. Kail. H. der Herzogin Margaretha und übergaben denselben eine Adresse mit den Glückwünschen und dem Willkommengruß der Stadt Stuttgart.

Die Schützengilde in Stuttgart wurde bc! ihrem am Sonntag abgehaltenen Ball durch die Anwisenhnl des hoh-n Königspaars geehrt. Dabei halte Se. Majestät der König die Huld, such mit dem ebenfalls anwesen­den Herrn Oberschützenmeister Wenzel von hier über unsere Stadt zu sprechen. Heil­bronn, äußerte ». a. der König, liege ihm sehr am Herzen; er bedaurc die hiesigen Zerwürfnisse. Er habe den großen Akten­stoß in der Hegelmaierangelegenhcit vierzehn Tage lang vor sich gehabt und eingehend studiert, und er wünsche vs» Herzen, daß die Sache zu einem glücklichen AuSgang ge­langen und die Ruhe in Heilbronn wieder einkehren möge.

Ein schönes Familienfest wurde am 2. Febr. in Meimsheim begangen. Die zweitjüngste Tochter des Gemeinderats Fried. Hack wurde mit einem jungen Manne ouS dem Nachbarort Botenheim getraut. Gleich­zeitig feierten die Eltern der Brau! die goldene, und die älteste Schwester derselbe mit ihrem Manne die silberne Hochzeit.

Nürtingen, 8. Febr. In Wolsschlugen wollte gestern der Bauer Schäfer einen Wagen Dung auf eine auf der Markung Hardt ge­legene Wi fe iüb'-cn. Sein Weg ging an einer ti sin, f-lstgen Waldfchlucht vorbei. Wegen des Glatteises kam der Wagen dem Abgrund zu ins Rutschen, ohne daß die beiden Kühe ihn zu halten vermochten. Der Bauer mußte nun mitansehen, wie Wagen und Gespann die sähe, mindestens 6 Meter hohe Felswand hinabstürzen. Zu seiner größten Verwunderung blieben te>de Kühe unverletzt und konnten über Felsen und Stein- geröv mit gioßer Mühe herausgebracht wer­den. D>r Magen dagegen war zertrümmert.

Lanpheim, 8. Febr Am letzten Sams­tag wurde >n dem benachbarten Schönebürg ein Brautwagen abgeholt. Vor der Abfahrt machte das Brautpaar noch die üblichen Ein­ladungen bei den Umstehenden, während aller Sitte oder Unsitte gemäß von den Dorf­burschen dw übliche Gewehrsalve gegeben wurde. Zum Unglück Halle aber einer der Schützen feine Waffe noch mit Schrotkörmr geladen und dem Bräutigam, der in die Schußlinie kam, solche in Kopf, Arm und Oberschenkel geschossen, jo daß derselbe nicht unerheblich v » letzt ist.

Untertürkhcim, 5. Februar. Ans d r Station Untertürkhcim sollen, sicherem Ver­nehme» nach, am Sonntag insgesamt etwa 3600 Fahrkarten verkauft worden sein, da­runter etwa 2700 allein nach Stuttgart (21()0 dritter, 600 zweiter Klasse). Wenn man erwägt, baß dies nur Fahrkarten sind, welche von Personen, die zu Fuß dahin ge­

kommen sind, zur Heimfahrt gelöst wurden, und daß die große Mehrzahl mit Rückfahr­karten versehen warj, Viele auch den Weg zu Fuß machten, so ergibt sich, daß min­desten- 10,000 Personen am Sonntag »ie Uebcrbletbsei de« Eisgang« in Untertürkhcim besichtigt haben.

Nagold, 6. Februar. Durch bas so leidige Schlittenfahren mitten im Ort hat da« 6jährige Löchlerchen de« Lehrer« Talmon- Gro« in Egenhausen sein junge« Leben cin- gebüßt. Da« Kind konnte beim Abfahren von der steilen Straße »ich! mehr ausweichcn und fuhr einem Fuhrwerk zwischen »ie Räder, »ic ihm di- Brust cindrücklcn. Nur tot konnte da« Kind den bedauern«werlen Eltern übergeben werden.

Leutkirch, 4. Febr. Gestern abend wurde hier vor dem neuen Postgebäuhe ein Post- fchlitlcn samt zwei Pferden gestohlen. Fast unglaublich, ader doch wahr. Die von der bayerischen Poststation Kimmralthoscn (Z«i- fchenstalion von hier und Kempten) alltäg­lich aus die Vormittagszüge hier cinlreffende Post fährt abends nach Ankunft dcS letzte» Zuge« von Memmingen her wieder retour. Der Postillion war nach 7 Uhr vor dem Postgebäude mit seinem von zwei Pferden gezogenen Schlitten vorgefshren und begab sich zu dem dicnstlhuenden Beamten, um wie gewöhnlich die Postsachen zu übernehmen. Nach kürzester Frist wieder zurückgekehrt, fand er sein Fuhrwerk nicht mehr vor l Man Linke sich die Bestürzung! Ein Bahnbeamter hatte zum Glücke gesehen, daß sich ein Fuhr­mann einet GsährlcS sehr abmühen mutzte, um seine Pferde auf die nach Wurzach ab» zweigende Straße zu bringen (entzegengesitz- ler Richtung al» die von den Tieren sonst alle Tage gemachte). Der Dieb halte den Augenblick benützt, die Pferde fortzutrciben, als der Postillon (kaum 5-6 Schrille weil) ins Postlokal getreten war. Sofort wurde Anzeige erstattet, ein Gefährt ausgerüstet und aus Ser Wurzacher Poslstraße dem Unbe­kannten nachgesetzt. Für die Polizei war es elne Befriedigung, zu wissen, daß man auf der rechten Fährte war. In Wurzach (16 Kilometer von hier) war der Dieb burch- gefahren in der RichtungPfarrdorfEllwangrn. In dem Weiler Alber» hatte er Hall ge­macht, »nsgespannt, sich für einen HerrfchaslS- kuljcher ausgegeben und war eben im Be­griff, sich gütlich zu thun, al« der ihm auf den Fersen gefolgte Stati»nskommal>da»t ihm die Hand auf die Schulter und Fesseln um die Hände legte und die gewiß seltene und eigentümliche Fahrt unterbrach. In Wurz­ach wurde der Held der Geschichte über Nacht in Numero Sicher gebracht und sieht nun den weiteren Folgen seiner That entgegen. Der Thäter soll ein Dienstknecht sein, der auf einer benachbarlen Ziegelei in Arbeit stand und die Verhältnisse deshalb ganz genau kannte.

Der durch da« Hochwasser in Back­nang entstandene Schaden ist weit beträcht­licher, als man geahnt hat. So wurden z. B. einem Bäcker 2 Wagen Mehl verdorben, Erdötfässer forlgeriffen und noch sonstige Dinge au« seinem Krimerladen vernichtet. DaS niigemkin rasche Steigen der Fluten machte jegliche« Bergen fast unmöglich, selbst viele für gewöhnlich vor der Ueberschwcmmung sicheren Plätze wurden diesmal überschwemmt, so daß der angerichlete Schaden sich minde­

stens auf 50-70 000 ^beläuft. Er trifft die Einzelnen um so empfindlicher, als sie »ou fast jährlich sich wiederholenden Ueber- schwemmungen zu leiden haben.

Dein Wagenwärter Schilling von Ulm wurden auf dem Bahnhof Sigmaringen beide Füße abgefahren.

In Bellamont erhängte sich, dem Oberschw. Anz. zufolge, ein im 82. Lebens­jahre stehender wohlhabender Mann. Er sollte zu einer Gerichtsverhandlung nach Ra­vensburg als Zeuge, scheute aber die Reise; in seinem langen Leben hatte er niemals die Eisenbahn benützt und nahm sich lieber das Leben, al« mit dem Dampfroß »ach MavenS- burg zu fahren.

Trauriges Ende einer Hochzeit. Im pfälzische» Orte Niedersimten hatte sich eine Witfrau wieder verheiratet. Nach beendeter Trauung sollte die HschzeilSfeier beginnen, und die Braut eilte, um einige Gäste h r- beizurufen, aus dem Hanse, glitt aber aus und brach das Genick, so daß der Tod so­fort eintrat.

Der Besuch deö Zarewitsch in Berlin gewinnt immer mehr an Bedeutung, Die Münch. Allg. Zig." erhält aus Berlin folgendes Telegramm:Dem Vernehmen nach hätte der Großfürst-Thronfolger die Versicherung hierher üderbrachl, daß ein Bündnis zwischen Rußland und Frankreich nicht bestehe.DieKreuzztg." ist in d r Läge, diese Nachricht als richtig zu bestätigen. Wenn man auch bisher im allgemeinen an- nahm, daß ein förmliches Bündnis zwischen Rußland und Frankreich nicht abgeschlossen sei die unlängst aufgetauchttn Gerüchte, im November sei zwischen den beiden Staa­ten eine MiiitärkonSentiou urtterz.ichneL wor­den, hat keine verläßliche Bestätigung gefun­den s» hätte die offizielle Erklärung des Zarewitsch, wenn sie wirklich in obiger Form abgegeben sein sollte, gleichwohl große Trag­weite, in erster Linie wegen des niederschmet­ternden Eindrucks, de» dieselbe in Frankreich machen muß, wo die große Masse des Volks doch immerhin im Glauben sn lis Existenz der russisch-französischen Allianz lebt.

In Nordhausen spielte sich ein trau­riges LiebkSdrama ab. Der zur Zeit als Olfizier auswärts befindliche Sohn eines b - kannten dortigen Großmdustnellcn und Mil­lionärs war mit einer jungen, anscheinend mittellosen Amtmannötochter aus Groß-Salze bei Schönebeck in ein Verlöbnis eingcgangen, halte die Sache aber anscheinend seinen El­tern noch verheimlicht. Am Sonntag langte nun die junge, bildhübsche Dame in Begleit­ung ihrer Schwester hier an, um bei den Eltern ihres Bräutigams sich Klarheit zu verschaffen. In deren Villa mag eS wohl zu bitteren Auseinandersetzungen zwischen bei­den Teilen gekommen sein. Die Verlobte verlieh anscheinend unwohl das Zimmer und kehrte nicht wieder. Man gierig ihr nach einiger Zeit nach und fand sie auf dem Abort in Krämpfen. Ersichtlich hatte sie Gift ge­nommen. Auf dem Transport nach dem Krankcnhausc starb die Unglückliche.

Sonderbare Todesursache. Ei» Bür­ger der Eladt Löwen saß dnser Tage im Wirtthaus und rauchle g- inütiich beim Glase Bier aus der dort üblichen kurzen Holzpieff-'. Al« die Pfeife sich verstopfte, suchte er zucZt mit einem StrohhalmeLuft" zu schaff.n, und als dieser abbrach und im Rohre steck-n blieb, erbat er sich vs» dev Wirtin eine