Rundschau.

Wildbad, 23. Jan. Dkr Direktor des herzogliche» Hojtheaters in Altenburg, Peter Liebig, welcher seit langen Jahren unser kgl. Kuriheater während des Sommers mit großem Erfolg leitete, ist von der kgl. Bade­verwaltung bis zum Jahre 1900 verpflichtet worden.

Sprollenhaus, Gmd. Wildbad, 23. Jan. Gestern früh bald nach dem Ausstehen, er­eignete sich hier ein sehr bedauerliches Un­glück, durch das die Familie des Holzhauers Johann Heselschwerdt in tiefes Leid versetzt Wurde. Der Vater war vor dem Hause mit Schnerschäufeln beschäftigt und die Mutter besorgte die Stallgeschäfte. Eine ältere ledige Frauensperson war unterdessen bei den Kin­dern im Wohnzimmer und bereitete doS Morgenessen. Ein siebenjähriges Mädchen warf nnvo'stchtigerwcise die Ertölampel um. Dadurch geriet das Hemdchen eines vierjähr. Knaben in Brand nnd in wenigen Augen­blicken stand das Kind in Hellen Flammen. Auf das Jammergeschrei und den Feuerschein in der Stube eilte der Vater so schnell als möglich hinauf. Aber das Entsetzliche war schon geschehen. DaS Hemdchen des bejam­mernswürdigen Knaben war bis an die Schul­tern vom Feuer verzehrt und schon fingen die Haare desselben an zu brennen. Der Körper und teilweise auch die Beine waren mit Brandwunden über und über bedeckt. Trotz angewandter ärztlicher Hilfe ist heute nachmittag das bedauernswerte Kind gestor­ben- Die schwerbetroffene Familie wird all­gemein bedauert- (Enzlh.)

Calw, 23. Jan. Bei der heute statt- gehabten Wahl zur Handels- und Gewerbe­kammer gingen aus der Urne hervor '. Bann­wald , C-, Kommerzienrat in Nagold (34 St), Eommerell, Carl, in Höfe» (34 St.), Zöpprttz, Emil, in Calw (30 St.), Frey, Carl, in Schwarzenberg (29 St.). Weitere Stimmen haben erhallen: Haug, Carl, in Freuvenslabt (5) Georgti, Emil I-, in Calw (4). Adgestunmt haben 34 Wahlberechtigte.

Ans Bietigheim wird geschrieben: Die in der vergangenen Woche herrschende außerordentlich große Kälte hat vor allem der Bäumen geschadet. Beim Gehen auf der Landstraße hörte man diese krachen, wie wenn mit Pistolen geschossen würde; auch in den Viehställen war die Kälte sehr fühl­bar, jo daß die Bauern ihr Vieh durch Be­decken mit Tüchern vor dem Erfrieren .schützen mußten.

Zur kirchlichen Feier des fünfzig­jährigen BischosSjubUäum »eS PopstcS hat der Bischof von Rottenburg nach dem D. V.-Bt. einen Hirtenbrief ergehen lassen, der am Sonntag den 29. Jan. von den Kanzeln verlesen werden wird. Am Vorabend der kirchlichen Feier (Sonntag 19. Febr.) wird das Fest feierlich eingetäutet. Den Tag über werden zur Empfangnahme von Gaben für den Papst die Opferbecken an den katholischen Kirchen ausgestellt.

Nottendurg, 22. Jan. Uhrmacher Karl Fischer und Barbara Ruggaber von hier wur­den hier getraut am 22. Januar 1833 und feuern heule nach zurückgelegten 60 Jahren ihre« Ehebundcs die diamantene Judelhoch- zeit. Der 86jährige Jubilar erheitert sich täglich in Gesellschaft beim Kartenspiel, seine Gattin im Alter von 82 Jahren ist geistig ebenfalls noch frisch. Seine zehn Kinder be­nutzen sich in günstigen Lebensstellungen und

sind in allen Herren Länder zerstreut, einige leben in Odessa; sie bekunden stets eine innige Anhänglichkeit zu ihren Eltern.

In Ulm ist vom Gouverneur ange­ordnet worden, daß die Wachtposten inner­halb der Hauptumwallung mit Ausnahme des Militärgefängnisses und des Arresthau- ses ohne scharfe Patronen stehen.

Im Dezember v. I. hatte sich im Hotel zum Kronprinzen in Ulm ein Herr einlogiert und machte dem Hotelier weis, er sei ein Kaufmann aus Danzig und werde sich mit einem Ulmer wohlhabenden Fräu­lein verloben; da» Verlobungsfest sollte im Kronprinzen" stattfinden und es würde da­bei hoch hergehcn. Der Hotelier schenkte dieser Rede Glauben, stellte ein kostbares Menü zusammen und gewährte dem Schwind­ler 14 Tage freie Zehrung und Wohnung. Al- die Rechnung auf 150 ^ angelaufen war, stellte es sich heran«, daß der angebliche Kaufmann ein mittelloser Schäftemachcr Na­men« Grundmann aus Danzig war. Er wurde von der Strafkammer wegen dieses Betrugs zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt.

Sulz a. N-, 25. Jan. Gestern nach­mittag brachte der Salinenarbeitcr Wcißburgcr von hier feine linke Hand zwischen die beiden Quetschwalzen der Anhydrilmühle, infolge­dessen nicht nur die ganze Hand vollständig zermalmt, sondern auch noch die Haut des Unterarme« zerrissen und abgestreist wurde. Nachdem der Verunglückte in das Bezirks­krankenhaus gebracht worden war, mußte ihm der Vorderarm unterhalb des Ellenbogens abgensmmen werden.

Vom Fränkischen. 25. Jan. In Königs­hofen hat sich vor acht Tagen der Tüncher T. und heute dessen Ehefrau erhängt. Als Ursache wurde beim Manne Geistesgestörtheit angegeben; doch sagt man heute, daß Elend und Not »er Grund des DoppctselbstmordeS war. In Oberschur bei Krombach ver­brühte sich in einem unbewachten Augenblick ein l'/r Jahre alles Kind durch Ausschütten von siedendem Kaffee derart, daß es sofort starb.

Berlin, 23. Jan. Der Kaiser hat- die Wahl des Rechtsanwalt- Kirschner (Bres­lau) zum zweiten Bürgermeister von Berlin bestätigt.

Da- Hofmarschallamt in Berlin hat ein wiederholtes Gesuch Berliner Zeitungen um Zulassung von Berichterstattern zu den Hosfestlichkeiten abschlägig beschieden und zwar, wie behauptet wird, auf direkten Be­fehl des Kaiser.

600 000 Mark im Spiel verloren. Uebcr eine Spielaffaire allerschlimmster Art, die im Centrum Berlins Aufsehen erregt und durch welche ein dortiger Jnbustrieller, dessen Vermögen vor kurzer Zeit noch auf eine Million Mark geschätzt wurde, arg ge­schädigt worden ist, macht man folgende Mit­teilung : Der Betreffende hal mit mehreren anderen Kaufleuten in einer Privattvohnung drei Tage und drei Nächte hindurch Karten gespielt und dabei, so unglaublich dies auch klingen mag,' ca. 600,000 Mark verloren, die er seinen glücklichen Mitspielern in Check» auf eine hiesige Bank, bei welcher er sein beträchtliche« Baarvermögen deponiert, schlank auszahlte. Einer der Tevflnner, ein kleiner Agent in der Nähe des Alexanderplatze- wohnhaft, hat nicht weniger als 120,000 Mar! gewinnen. Der Rest de« Vermögen­de« betreffenden leidenschsstlichen Karten­

spielers und Verlierer- ist durch Interven­tion der Verwandten für seine Kinder sicher­gestellt worden.

Der Rhein ist, wie aus Köln, 24. Jan., berichtet wird, der Köln. Volksztg. zu­folge hier beinahe gänzlich eisfrei. Nur zeit­weilig sieht man noch vereinzelte Eisschollen von etwa« größerem Umfange vsrbeilreiben. Die Schneemassen gehen allmählich ab. Schwaches Steigen de« Rheine-.

Bei dem Dorfe DaVttN (Pommern), wo am Dienstag Pioniere mit Aufwerfen von Gräben beschäftigt waren, exptodierte ein 40 Pfund schweres Sprenggeschoß und riß den Premierlieutcnant Chamier in Stücke. Einzelne Gliedmaßen wurden 300 Meter weit geschleudert.

Au« Temesvar wird gemeldet, daß im Walde von Kövers in den letzten Tagen drei Frauen »on Wölfen zerrissen worden sind. In einzelnen Gegenden de« TemeS- »arer KomitatS wagen sich die Bewohner gar nicht aus den Häusern, da infolge der Kälte die Wölfe in ganzen Rudeln die Dörfer auf­suchen.

Die von Schweden nach Lübeck be­stimmten Heringsdampfer haben schwere Rei­sen. Der Dampfer Meta wurde vom Eis durchschnitten, die Bemannung ist gerettet, mit Ausnahme de« Kocht. Der Dampfer Christine wird vermißt; man besorgt, daß das Schiff im El» irgendwo sestsitzt; es konnte aber auch in einen Nothafen geflüch­tet sein.

Eine schauderhafte Wette. Aus Drenzfurt berichtet derGes." : Geradezu unsinnig sind »ft Wetten, die in Wirts­häusern geschlossen werden. Vor einigen Tagen wettete, demGes." zufolge, ein Be­sitzer au« Th. gegen ein Entgelt von 20 eine Bierflasche nebst Inhalt zu essen. Er machte sich auch thstsächlich au die Arbeit, zerbiß die Flasche in kleine Stücken und gab sie mit einer Menge Blutes wieder von sich. Er hatte die Wette gewonnen, freilich auch wahrscheinlich seine Gesundheit schwer geschädigt.

In Valcnciennes explodierte in der Papierfabrik N her eine Dampfmaschine- Von den 40 im Maschinensaal beschäftigten Ar­beiterinnen wurden zwei sofort getötet; mehrere andere erlitten schwere Verwundungen.

Am Mittwoch nachmittag wurde in Rom, sowie in Nespel und den südlichen Provinzen Italien« ein leichtes Erdbeben ver­spürt.

Das Schiff Atlantic, von Bergen nach Liverpool unterwegs, ist mit Besatzung und Ladung verloren gegangen.

Halle, 24. Jan. Pros. Robert Koch ist nach Trotha geeilt, wo ein Arbeiter, der gestern Saalwasser getrunken, indem er sich über das Verbot lustig machte, in den letzten Zügen liegt. "V

Grubenunglück in Böhmen- Wiener

Blätter melden, bei Dux in Böhmen habe eine Explosion schlagender Wetter statlgefun- den. Bisher seien 4 Tote und 30 Ver­wundete zu Tage gefördert. Späteren Meld­ungen zufolge wurden im Fortschrittsschachte zu Dux bisher 10 Tote uni 15 Verwundete gefunden. Angeblich befinden sich nach meh­rere Hunderte im Schacht.

Frankfurt a. M., 25 Jan. Die Frank­furter Zeitung meidet aus Prag: Bi« jetzt sind «US der Fortichritt-Grube (Eigentum von Honssen und Mch-r i» Dresden) 40