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Roman »on H. v. Limpurg.

(Nachdruck verboten.)

37.

L^Denn « war doch eben nur Eifersucht gewesen, wa» sie zum Zahlen jener Summe bewogen unter der Bedingung, daß er die Freundin nicht heiraten möge; » nein, er täuschte sich nicht, nur die Liebe zu jenem Elenden hat Jüans zu diesem Schritte be­wogen.

Sein Atem stockte, schmetternd warf er da« Fenster zu und trat zum Schreibtisch. D« lagen die Adschiedszeilen, welche er für Juana niedergeschrieben; Eine Thräne rann auf seine festen, eleganten Schriftzüge, ein Seufzer entrang sich der Brust.

Lebewohl, Juana," murmelte er. Dann nahm er mit fester Hand die Pistole au« dem Kasten und untersuchte sie von allen Seiten,

Leise pochte e« an der Thür. Luise stand auf der Schwelle und er streckte ihr in auf- wallendem Empfinden beide Hände entgegen.

Komm her mein Liebling," sagte Leo­pold,laß un» Abschied nehmen. ES ist ein sonderbares Empfinden, so mitten im vollen Leben stehend, dem Tode entgegen zu gehen."

Nicht dem Tode, Lcopold," flehte sie außer sich,sprich nicht so. Wa« sollte ich wohl ohne Oich beginnen? Der arme Vater redet im Wahnsinn I"

,Jm Wahnsinn ? Allmächtiger Himmel I So mag Gott der Herr Dir helfen, wenn ich fallet"

Lange, lange standen sie in inniger Um­armung schweigend da, endlich machte der Assessdr sich sanft au« den Armen der Schwester frei und sagte ernst:

Nun wir» e« Zeit, Luise, ich muß noch zum Vater, um Abschied zu nehmen. Falle ich, so gied jene« Brief dort an Juana ab."

Lebewohl, Leopold und Gott sei mit Dir!"

Aber trotz dieser zuversichtlichen Worte sank da» arme Mädchen doch schluchzend zu Boden, al« der Bruder da« Zimmer ver­lassen hatte.

Festen Schritte« ging der Assessor hin­über in seines Vaters Studierzimmer, wo er denselben in seltsamer Hast mit einer Feder und einem Bleistifte hantieren sah. Ein rötlicher Schreck duHrieselte Leopold, al» er s» den Vater sah. Ja, das war Wahnsinn I

Lieber Vater, ich komme, um von Dir Abschied zu nehmen," begann er so ruhig al« nur möglich,ehe ich zum Duell mit Baron von Linden gehe."

Baron von Linden?" frug der Geheim- rat erstaunt,kenne ich ihn auch? Ich bin jetzt so beschäftigt mit dem Gutachten für die Handschrift, daß ich jeden geselligen Ver­kehr vermeide."

Du hast den Baron ja selbst Luisen« Hand zugesagt, Pap«, und ich gab e« nicht zu, daß sie diesem Schurken geopfert würde."

Dem alten Herrn schien die Wahrheit wieder zu dämmern, er sagte langsam :Nun verstehe ich Dich. Luise, die« unddankbare Geschöpf ist an Deinem und meinem Un­glück schuld. Sie wollte den Baron nichl heiraten und behauptete er sei ein Be­

trüger. O, ich hasse sie ich habe keine Tochter mehr."

Daß Linden ein Schurke ist, sagte ich ihm seihst in« Gesicht und werde mich mit ihm duellieren. Aber, Vater, sprich in mei­ner Gegenwart nicht mehr so hart und lieb­le« von Luisen."

»Ich habe keine Tochter mehr! Du bist mein einzigstes Kind, Leopold I"

Ja und auch dasjenige, wa« Dir am meisten Sorge bereitete. Laß mich Dir, vielleicht zum allerletzten Male Lebewohl sagen, Vater. ES bleibt dabei, ich duelliere mich mit Baron von Linden."

Nein, barmherziger Himmel, Du darfst nicht I Leopold, Dein Vater bittet Dich fuß­fällig, dringend, gehe nicht."

Und che der Assessor den Vater hindern konnte, war er zu Boden geglitten und hob flehend da- thränenübcrströmte Antlitz zu dem Sohne auf:Leopold mein einziges Kindl"

Nicht so, Vater, stehe auf und bete zum Höchsten, daß er Dir Deine Sünde vergebe, di« beste, edelste Tochter zu verleug­nen. Wenn ich falle so denke daran, daß e« mein letzter Wunsch, mein einzige- Vermächtnis ist, daß Du Luisen ebenso wie mich lieben sollst. Und nun lebewohl will'« Gott auf Wiedersehen!"

Noch einen Brief an Leuthold besorgte der davon eilende Assessor, dann begab er sich zu seinem Sekundanten, wo ein Wagen schon wartete; die Herren stiegen ein n»d die Pferde zogen an. Man rollte der be­stimmten Stelle deS Zweikampfes zu.

Ich habe übrigen»," begann der Sekun­dant,heute früh ein Gericht vernommen, da« auch Sie, Herr von Norden, oder wenig­sten« Ihren Herrn Vater beirifst."

Ich kann mir denken, war eS ist," er­widerte Leopold,man sagt, die Handschrifi Sebastian Bach« die mein Valer begut­achtete, sei nicht echt."

Baron von Linden hat aber dieselbe der Universität angeboten," bemerkte der Sekun­dant.

Allerding« und ich verpfände mein Ehrenwort, daß er um den Betrug wußte."

Hm, ein sonderbarer Mensch," bemerkte der Sekundant,ich bin nicht recht aus ihm klug geworden, ob er reich oder ein Schwindler ist; er rühmte sich sehr geheim­nisvoll seiner Beziehungen zu der reichen Witwe Madame de la Mare."

Und ich halte die- für eine ebenso große Schufterei al« seine sonst. Großsprechereien," fügte Leopold hinzu, dessen Antlitz sich hoch­rot gefärbt hatte.

Endlich war man am verabredeten Platze angckommen, die Herren stiegen au« und befahlen dem Kutscher in einer halben Stunde zurückzukommen.

Die Herren Gegner sind noch nicht zur Stelle," bemerkte der mitgenommene Arzt, den Mantel abwersend,und doch fehlen nur noch Minuten an der au«dedungenen Zeit."

Eie werden schon kommen," sagte der Assessor,die Uhren gehen vielleicht ver­schieden."

Keiner der Herren hatte im nahen Ge­büsch die schlanke Frauengeftalt bemerkt, welche sich dort verborgen hielt. Juana« totenblasse« Gesicht blickte unter einem schwar­zen Pelzmützchcn hervor, die Peizjacke schloß dicht am Hat«, aber man konnte die Dame

durchaus nicht bemerken. Eie stand ganz still, obschon ihre Kniee wankten und ein fieberhaftes Zittern durch ihre Glieder flog, die großen, dunklen Augen hafteten voll namenloser Innigkeit an dem ernsten, schönen Manne dort drüben, für dessen Leben allein sie betete.

t Fortsetzung folgt )

Vermischtes.

Eine Geistergeschichte. Dem in Lon­don verstorbenen engl. Naturforscher Richard Owen passierte zu der Zeit, als er noch Gc- fängniSarzt in Lancaster war, eine Geistergc- schichie, die er später gern erzählte und die einer seiner Freunde jetzt im Daily New- mitteilt. Eine- TageS starb ein Neger im Gefängnis. Nachdem der junge Arzt die erforderliche Totenschau »orgenommen hatte, wurde der Leichnam in den Sarg gelegt und der Decket zugeschraudt, da die Beerdigung auf den folgenden Tag angesetzt war. Owen beschäftigte sich fch»n damals mit vergleichen­der Anatomie, und Negerköpfe waren ziem­lich selten; er beschloß daher, diesen sür die Sache der Wissenschaft nicht verloren gehen zu lasten. DeS Abends kehrte er ins Ge­fängnis zurück, mit einem schwarzen Sack versehen, der einen Backstein enthielt. Auf Grund seiner amtlichen Stellung erlangte Owen ohne SchwierigkettEinlaß in die Leichen­halle; hier wurde der Saig geöffnei, der Kopf des Negers herausgenommen und der Stein an seine Slelle gelegt. Der AuSgang der Leichenhalle war aber sehr abschüstig und durch den Schneefall äußerst glatt; Owen hatte kaum einige Schrille gclhan, al« er siet und im Sturze de» Sack aus der Hand verlor, au« welchem «er Kopf herausfiel und den Slraßenoamm entlang rollle. Owen erhob sich, ergriff seinen Sack, eilte dem Kopf nach, der lewen Laus in einem kleinen TadakSladen beendete; er steckte ihn wieder >n den Sack und machte sich, so rasch er konnte, aus dem Staube. Ais Owen am folgenden Morgen dcSsclbigen Weg« gezogen kam, um seine tägliche Pflichten un Gefäng­nis zu erfüllen, rief ihn die Frau in den Laden hinein und bat ihn, doch nach ihrem Manne zu sehen, der gestern abend vor Schrecken ganz krank geworden fei. Wie sich herausstellle, war der Mann ein pensionier­ter Schiffskapilän und hatte auf den westin­dischen Inseln mancherlei Abenteurer gehabt, und manche Thal begangen, unter anderem auch einen Neger getötet, und da« belastete sein Gewissen. Nun erzählte der alte Kapi­tän, er habe gestern abend i» aller Ruhe in feinem Laden gesessen und zufällig gerade an den Neger gedacht, da sei plötzlich dessen Kspf zur Thüre hereingerollt gekommen und hinter ihm sei der Leibhaftige Teufel mit einem schwarzen Sack in ber Hand herge­laufen und habe den Kopf aufgesangen, und dann feien beide wie ein Blitz in der Erde verschwunden. Die Schilderung war viel­leicht nicht sehr schmeichelhaft für den jungen Anatomen, aber jedenfalls gereichte sie ihm insofern zur Beruhigung, als sie bewies, daß man ihn nicht erkannt hatte.

MeH's.

Wer die Gemeinheit bi« in Himmel preist,

Die Ehrlichkeit jedoch mit Kot b<schmeißl,

Der ist, hat er auch Witz im Kopf,

Moralisch doch ein fchlechier Tropf f

Druck und Berlag v«n Bernhard H-smann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Beruh. Hofmann.)