ren sein eigene», ihm angetraute« Weil erkannt haben wallte. Die Frau selbst entschied sich anfänglich weder für den Einen noch den Anderen, und so wurde unter heftigen Warten beschlossen, statt in die heimatlichen Dörfer zurückzukehrcn, in Neusatz einen Rechtsanwalt aufzusuchen, der Licht in die dunkle Affaire dringen sollte. Vor dem Hause de» Rechtsanwalt« gerieten die „zwei Männer mit der einen Frau" in ein ernstliche« Handgemenge, nachdem sich die vielbe- gehrte Ehehälfte für den jüngeren der Rivalen entschieden hatte. Die Polizei mußte intervenieren und während der Jüngere glücklich mit seiner Frau zum Recht«anwalt eilte, stand der Andere baarhaupt, thräuenden Auge« vor dem „gestreng-n Herrn Kommissar" und klagte ihm sein Unglück. Eine Entscheidung über den Besitz der Frau konnte noch nicht gefällt werden, da außer dem Pastor der beiden Dörfer eine große Menge von Zeugen Vernommen werden muß.
— Nicht zu fest schnüren! Ein warnende« Beispiel dafür, welche furchtbaren Folgen das übertriebene Schnüren bei Damen haben kann, wird aus Bayreuth mitgetcilt: Eine dortige junge Dame, die einzige Tochter eine«
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1a Llartz.
Roman von H. v. Limpurg.
Nachdruck verdaten.
36.
Kaum war die Freundin gegangen, als Juana sich mit glühenden Wangen hinsetzle, um einen Brief zu schreiben. Er war an den Schatzmeister der Universität gebracht und enthielt eine Anweisung auf 30,000 Mark, die genaue Summe, welche für die gefälschte Handschrift auSgezahlt worden.
„Ich wünsche ausdrücklich," schrieb sie, „daß der arm,, von Baron Linden betrogene Gcheimrat und Professor von Norden völlig unbehelligt von der fatalen Sache bleibt und keinerlei Unannehmlichkeiten ersährt. Die Rückerstattung der Summe für das gefälschte Manuskript geschieht au« Freundschaft für die Familie von Norden und soll möglichst geheim bleiben I"
Dann setzte Juana den Hut auf, warf den Pelzmantel um die Schultern und eilte, den Brief selbst zu besorgen. Ihr schwirrten dir Gedanken, ihr kam da» unselige Duell nicht aus dem Kopfe und der Atem stockte ihr, wenn sie daran dachte, daß Leopold durch die Hand des Gegners fallen könnte.
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Als Luise zu Hause anlangte, eilte sie sagleich zum Vater, dessen Zimmerthür sie offen, ihn selbst auf dem Sopha sitzend vorfand. Er beachtete ihr Eintreten nicht, sondern starrte unverwandt vor sich hin, nur die Finger trieben ein unheimliche« Spiel mit einigen Federn.
„Papa, lieber Papa, komm hinüber zum Mittag-ssen,* bat Luise sanft, „ich habe Dich gewiß schon warten lassen."
Keine Antwort des Geheimrats erfolgte, nur seine Hände arbeiteten rastlos fort.
„Hörst Du mich nicht, lieber Vater? Komm mit mir, Leopold ist gewiß schon da I" fuhr Luise fort.
Lehrer«, hatte sich zu fest geschnürt und ging zum Ball. Im Garderobezimmer wollte sie die Ballschuhe Anziehen, sie bückte sich und fühlte sich bald unwohl. Ohne getanzt zu haben, begab sie sich nach Hause, es wurde der Arzt gerufen und dieser stellte fest, daß infolge zu engen Schnüren« ein Darm geplatzt sei. Am andern Nachmittag starb die Dame.
Petersburg, 17. Jan. Auf der Sia- toust-Ssamarjcher Linie geriet ein Eisenbahnzug bei voller Fahrt in Brand. 48 Rekruten sind umgekommen, sieben erhielten Brandwunden. Ein Verwundeter ist später gestorben.
New-Aork, 18. Jan. Der frühere Präsident Hayc« ist diese Nacht an einer Herzkrankheit gestorben.
— Eine Schlacht in der Kirche. Aus Porter (Ohio) wird Newyorker Blättern über eine furchtbare Tragödie berichtet, die sich vor einigen Tagen in einer protestantischen Kirche abspielte. Man feierte ein sogenanntes „Reviral" und der Gottesdienst sollte soeben beginnen, al« ein gewisser Clark Wat- kins die Frau seines Bruders am Arm eines jungen Manne«, zu dem sic unerlaubte Be-
Endlich blickte der Geheimrat auf — aber Luise erschrsck vor den irren Augen des Vaters.
„Laß mich — ich kenne Dich überhaupt nicht I" schrie der Geheimrat. „Ich muß beweisen, daß die Handschrift doch echt ist!"
„Denke nicht an diese Sache, lieber Papa I"
„Wer bist Du?" frug er unheimlich und blickte starr in ihr Gesicht, „ich meine, Du siehst auS wie sie — die man meine Tochter nannte — und die mich — und den Bruder verriet. Nein, nein — nun habe ich keine Tochter mehr — aber wo ist mein Sohn — mein einziges Kind?"
Wie Dolchstiche trafen seine Worte das Herz des Unglücklichen Mädchens, mit Mühe nur vermochte sie die hervorstürzenden Thronen zurückzudrängen.
„Sprich nicht so, lieber Papa, ich bin nach wie vor Deine treue, gehorsame Tochter, die gewiß Alles nach Deinem Willen thun wir» — und- Dich sehr lieb hat."
„Aber Du wolltest den Baron nicht heiraten und Leopold hat ihn mit der Reitpeitsche geschlagen, nun wird er kommen, um mich als Betrüger anzuklagen — o, mich, den berühmten Gelehrten! Siehst Du die Gerichtsdiener kommen? Geh fort, sage ihnen, daß ich nicht milkommm könne, denn die Handschrift sei echt — dort der Baßschlüssel."
Und wieder versank der unglückliche Mann in dumpfes Brüten, wieder irrten seine magere Finger auf der Tischdecke umher; Luise nicht mehr im Stande, .sich aufrecht zu halten, ging leise aus dem Zimmer und brach, in dem ihrigen angelangl, weinend zusammen.
„Wahnsinnig," flüsterte sic, „auch das noch, s mein Gott; was kommt alles über uns I Es ist zu viel für da- arme Meuschen- bcrz I"
Ruhelos schritt indessen Leopold im Zimmer umher; auf dem Tische stand sein Pi- stolenkasten geöffnet, er hatte eine der Waffen auswählen wallen zu dem bevorstehenden Zweikampf, aber sich in dieser Beschäftigung wieder unterbrochen, um Briefe zu schreiben.
ziehnngen unterhielt, in die Kirche treten sah. Ohne ein Wart zu sprechen, sprang WatkinS mit seinem Messer wie ein Tiger auf die Beiden l»S, die von dem Rasenden verfolgt über Bänke und Stühle sprangen und schreiend und jammernd dem Ausgange zustrebten. Von den in der Kirche Versammelten Gläubigen nahmen die Einen für WatkinS, die Anderen für das Liebespaar Parlei, bis es zuletzt zu einem allgemeinen Kampfe kam. Nachdem dieser beendigt war, fand man P ter WatkinS, den Gemahl der Dame, die die eigentliche Urheberin der Schlacht gewesen war, tot vor; Harris, der Liebhaber »er Dame, war tötiich verwundet, und Clark WatkinS und etwa 12 andere Personen hatten mehr oder minder schwere Verletzungen davangetragen. Das Mobiliar der Kirche war vallständig demoliert.
(Beruhigt.) „Fürchten Sie nicht, einmal lebendig begraben zu werden? Unsere medizinische Wissenschaft tappt hier doch eigentlich noch im Finstern."
„Offen gestanden, nein! Ich habe einen Arzt, auf den ich mich verlassen kann. Wenn dessen Patienten sterben, so sind sic wirklich tot."
Es war ein eigentümliches Gefühl, das ihn ergriff, als er nun so var Tod und Leben stand I Ein wohlgezielter Schuß des Gegners, der die erste Kugel hatte, und Alles war aus, Sonne und Schalten, Glück und Leid!
Er gr>ff mit der Hand an die Stirn, er öffnete das Fenster und lehnte sich weit hinaus in die winterlich sonnige MittagSluft. Ja, wenn cs um etwa« Großes, Edles gewesen wäre, daß er sein Leben auss Spul setzte, doch einem elenden Abenteurer die Brust zu bieten — daö war schwer, furchtbar schwer. Und dann — sie, die er liebte, wie sanft nichts auf Erden — in dieser Stunde empfand er van neuem die ganze Tiefe seines Gefühls — sie hing an dem Abenteurer, sie liebte ihn I
(Fortsetzung felgt.)
Dank.
Ich zürne nicht, wenn Du Dein Haupt Auch stolz von mir gewendet,
Wenn auch der erste LiebeSlenz So schmerzenrcich geendet.
Er war zu schön, als daß er uns Beständig blühen bliebe;
Dir aber dank ich immerdar Den Traum der ersten Liebe I
Du warst es, die das Knabenherz Zu besserem Sein erweckte,
Du warst es, die der Lieder Quell In meiner Brust entdeckte;
Du bist es, die mich immer noch Aus allem Staub erhebet,
Die klärend, bessernd über mir Zu jeder Stunde schwebet.
Das dank ich Dir I — Und ob Dein Haupt Sich stolz auch von mir wendet:
Du hinderst dach nicht, daß Dein Bild Mir ewig Segen spendet,
Daß dankend meine Grüße sich Zu Dir herniedersenken,
Und daß ich überselig bin
I» süßem Deingedenken I W. Sch.
Gcdeilket der Vögel!
Lrraruwartücher Redakteur! Bernhard H»t»snn.) Druck und Verlag van Bernhard Hosman» in Wildbad.