(Eingesandt.)

Ein wohlbekannter Spaßvogel hat in Nr. 7. der Wildbadcr Chronik wieder ein­mal über die Schnur gehauen, in dem der­selbe inEingesandt" die Wildbader-Eis- bahnverhältnisse in einer Weise verzerrt, die eiaer besseren Sache würdig gewesen wäre. Daß der Einsender auch etwas vom Lügen versteht beweist der Umstand, daß sich Ein­sender als armer Wildbadcr aufspielt, wäre derselbe ein Wildbader s» müßte er doch wissen, daß vor etwa 68 Jahren schon ein freiwillig zurückgetretener Stadtrat selbst die Eisbahnfrage durch die hiesigen Blätter jagte und daß die Wildbadcr bürgerlichen Collegien damals schon nicht Lust halten für einige Nichlsthuer auf Kosten der Steuer­zahler eine Eisbahn herzurichten, die Ansicht der Wildbadcr geht dahin, daß wenn den Fröschen die Eisbahn von Tnbach u. Hcmpel nicht genügen, dann allerdings müssen die lieben Queckcr im Frojchteich bleiben und die Klagelieder weiter singen :

Es ist im Leben häßlich eingerichtet!"

Rundschau.

Stuttgart, 18. Jan. Wie der Staats- anzeigcr vernimmt, hat da« K. Ministerium de« Kirchen- und Schulwesen- mit Aller­höchster Ermächtigung angeordnet, daß der Tag des GeburtSfesteS G. M. des deutschen Kaisers an den öffentlichen. Schulen des Landes allgemein als schulfreier Tag zu be­handeln ist.

Wie man dem St.-A. mitteilt, findet nach der Wehrordnung vom 22. November 1888 der Dienstetntrilt Einjährig-Freiwilliger bei sämtlichen Waffengattungen ausschließlich des Trains jetzt nur noch am 1. Oktober, beim Train am 1. November statt. Einzelne durch die Geiural-Kommandsk zu bestimmende Infanterie Truppenteile, insbeiendere in den UuivcrstlätSstäaten, dürfen aber auch am 1. April Emjährig-Freiwillige annehmen.

Der bekannte Gelehrte, Dr. von Zech, früherer Direktor des Stuttgarter Polytech­nikums, ist in einer Privatanstalt in Laick- ingen gestorben. Die Leiche wird nach Stuttgart übertührt.

Gmünd, 13 Jan. Seit einiger Zeit ist in unserer Edelmetall-Industrie wieder ein besserer Geschäftsgang wahrnehmbar, ver­schiedene Firmen haben namhafte Aufträge in Gold- und Silberwaaren zu verzeichnen und können ihr Fabrikpersonal über die üb­liche Zeit beschäftigen. Die verlangte rasche Bedienung steht mit den frühen Osterfeier­tage» in Verbindung.

Nagold, l5 Jan, Das vierte Opfer der bei dem Brand vom 30/31. Dez. v. I. in Haiterbach Verunglückten ist nun gefordert, indem der Vater der drei verbrannten Kinder, Maurer Wilhelm Schüler, nach unsäglichen Schmerzen dieser Tage seinen Brandwunden erlegen ist. Die einzig von der Familie zu­rückgebliebene Mutter und Witwe scheint da- Leben zu behalten und bald von ihren äußer­lichen Wunden zu genesen. Die innerlichen de« Verluste» sämtlicher Angehörigen werden wohl nie vernarben.

Nagold, 16. Jan. Schultheiß GLnßle in Walddorf hat infolge hohen Alters und zunehmender Gebrechlichkeit vor einigen Wo­chen seine Resignation eingcreicht. Mit ihm tritt der älteste Ortsvorsteher nicht nur un­sere« Oberarms, sondern wohl des ganzen Lande« zurück. Geboren tm Jahre 1814

als Sohn des damaligen Schultheißen G. in Walddorf, wurde er nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1849 zum Ortsvorsteher gewählt, nachdem ihm schon 10 Jahre zu­vor die Ratsschreiberei übertragen werden war. Also 44 Jahre Schultheiß und 54 Jahre RatSschreiber gewiß eine lange Zeit! Die Gemeinde in jeder Hinsicht zn heben und zu fördern, lag ihm stets am Herzen. Seine Thäligkeit auf landwirtschaft­lichem Gebiete wurde durch Verleihung der silbernen landwirtschaftlichen Verdienstmedaille im Jahre 1891 gewürdigt. Der landwirt­schaftliche Bezirksverein ernannte ihn zum Ehrenmitglied seines Ausschusses. Aus An­laß der 25jährigen AmtSthätizkcit war Gänßle schon früher mit der silbernen Zivilverdienst­medaille ausgezeichnet worden : ebenso wurde ihm im Jahre 1889 anläßlich des 25jährigcn RegierungSjubiläums des Königs Karl die bronzene Medaille verliehen. Möge ihm noch rin ruhiger Lebensabend beschieden sei» I

Kemnath, 18. Jan. Folgender Vorfall möge in der jetzigen kalten Zeit jzur War­nung veröffentlicht werden: Gestern mittag vergnügten sich einige Schüler der hiesigen Obcrklasse damit, die vor dem Schulhause an der Treppe sich befindenden eisernen Stangen mit der Zunge zu belecken. Einem 12jährigen Mädchen blieb dabei die Zunge infvlge der Kälte an der Stange kleben. Beim Versuch, diesebe zu lösen, zerriß das Kind sie bedeutend, so daß es jetzt große Schmerzen empfindet- Also Vorsicht I

Rottweil, 17. Jan. Der ledige Tag- löbner und Besenbinder Gaiselmann von Feckenhausen, hiesigen Obcramts, wurde heute morgen vor der Stallthüre der Witwe Dreher in Göllsdorf erfrsren aufgefunden.

Von der bayerischen Grenze, 17. J-n. Vor einigen Tagen trug sich in Damm ein bedauerliches Unglück zu. Das 8jährige Mädchen de« Bauern W. war von seinen Eltern, die in der Scheuer zu arbeiten hal­ten, beauftragt, nach dem Feuer im Ofen zu sehen. Da« arme Mädchen verbrannte sich dabei so sehr, daß es al«bald verstarb.

Am Eam«tog ist nach demM. Anz." in Schornsheim bei Mainz die Frau de« Metzgermeisters Nauth vor Schrecken ge­storben. Sie sah, wie ihr Kind, das mit einem Schlachtmesser spielte, von der Bank auf die Erde stürzte. Die Frau erlitt bei diesem Anblick einen Herzschlag, dem sie er­lag.

In Kulmsee sind fünf Kinder durch Kohlendunst erstickt. Die Mutter hatte vor­zeitig die Ofenklappe geschlossen.

In Wickenrode (unweit Kassel) ha­ben 4 Kinder einer Familie den Erstickungs­tod durch Einatmen von Kohlenoxydgasen gefunden. Die Eltern hatten sich zu einer Festlichkeit in ein Nachbarort begeben und die 4 Kinder zu Haufe zurückgelassen. Diese gingen, al« die Eltern in später Stunde noch nicht zurückgekehrt waren, zu Bett, nachdem sie zuvor da« Feuer noch tüchtig aufgeschürt halten. Durch Funken, die hcrausfielen, gerieten die unter dem Ofen aufgehäuften Braunkohlen in Glnt, und die Gase, die sich nun entwickelten, brachten den Kindern, die im Alter von 210 Jahren standen, den Tod. Wiederbelebungsversuche, die nach Rückkehr der Eltern angestellt wurden blie­ben erfolglos.

In Berlin forderte die grimmige Kälte (früh 23 Grav) unter den Obdach!»«

sen mehrere Opfer. Nach den Meldungen der Blätter sind drei Perssnen erfroren auf­gefunden worden. Auf den SanitätSwachen melden sich zahlreiche Personen mit erfrore­nen Gliedern. Die Zufuhr von Lebensmit­teln ist vielfach gestört.

Die serbische Staatsbahn stellte am 18. VS. auf allen Linien bis auf Weitere« den Verkehr ein. Die Kälte und da« Schnee­gestöber sind im ganzen Laude außerordent­lich stark und viele Gemeinden werden von massenbaft auftreienden Wölfen bedroht.

Wien, 18 Jan. Die Wiener Zeitung veröffentlicht die Ernennung des Herzogs Aibrecht von Württemberg zum Ritter des Ordens vom goldenen Vließ.

Die Vermählung der Erbherzogin Margarethe Softe, Nichte de« Kaisers Franz Josef, mit dem Herzog Aibrecht von Würt­temberg, ist nunmehr auf de» 24. d. Mts. festgesetzt.

Krupp in Essen, lieber den neuesten Umfang des Kruppschen Werkes bericht« t die in Berlin erscheinende Eisenzeitung. Danach befinden sich in der Fabrik 3752 verschiedene Offen, 439 Dampfkessel, 82 Dampfhämmer, 21 Walzenstrecken, 450 Dampfmaschinen von 2 bis 1000 Pferdekräften, 1622 verschieden; Werkzeugmaschinen. Zur Vermittlung des Verkehr« dienen 43 km normaispurige, 29 km schmalspurige Eisenbahnen, 69 Pterde, 80 km Telegraphenlcitung, 140 km Fcrn- sprechleitungen. An jedem Arbeitstag werden durchschnittlich verbraucht 33,320 Zentner Kohlen und Koks, 18,834 bis 26.898 odm Wasser, 13,350 dis 42,700 okm Leuchtgas Die Fabrik, die in ihrer Anlage einer an­sehnlichen Provinzialstadt gleicht sogar eine eigene 70 Mann starke Feuerwehr ist da, besitzt für ihren Bedarf ein chemisches Laboratorium, eine photographische und litho­graphische Werkstatt, eine Buchdruckerei und eine Buchbinderei. Ein ganz besonders groß­artiges Gebäude ist d>e Halle für den Stahl­guß. Die Fabrik, die bereits mehr als 24,000 Geschützrohre abgeliefert hat, besitzt ferner eigene Kohlenzechen bei Essen und Bochum, in Deutschland allein gegen 550 Eisensteingruben, mehrere Gruben bei Bttbao in Spanien, 4 Hüttenwerke in Duisburg, Neuwied und Sayn sowie 4 Transporldamps- schiffe. In den Gußstahlfadriken in Essen arbeiten etwa 11,500 Arbeiter, in den Berg­werken, Hütten u. s. w. etwa 8400 Arbeiter, zu denen insgesamt beinahe 50,000 Familien­glieder gehören.

In Jessenitz (Bezirk Königgrätz) ist eine Zigkunertamilie von sechzehn Köpfe» erfroren; sämiliche Personen waren tot.

Die Times berichtet über ein Eisen­bahnunglück zwischen Matadi und Ampose am Kong». Der Bahnzug mit Europäer» und Eingeborenen stieß zusammen mit einem Dynamilwaggon mit 154 Dynamitkisten und 82 Tonnen Pulver. Die Waggons teS Zuge« wurden vollständig zerstört, die Leich­name größtenteils in Fetzen gerissen. Der einzige anwesende Arzt wurde schwer ver­wundet, 4 Europäer und 45 Schwarze sind tot; über die Zahl der Verwundeten fehlen die Angaben.

Der Streit um die Frau. Man schreibt aus der ungarischen Freiltüdt Neu­satz unierm 10. Januar t Zwei flovakische Bauern, welche sich auf der Eisenbahn ge­troffen hatten, gerieten in einen heftigen Streit, weil der Eine in der Frau des Ander