Die Leichen wurden mit militärischen Ehrenbezeugungen zusammen beigesetzt.
— Im Hofe des GerichtSgefängnisfe« Nenrutzpin fand am Mittwoch vormittag acht Uhr die Hinrichtung de« Schuhmacher-Adolf Heinrich Reyher durch den Scharfrichter Reindel au- Magdeburg statt. Reyher war vom Schwurgericht zum Tode verurteilt worden, weil er seine beiden 2'/r Jahre und sechs Monate alten Kinder ermordet hat. Er war 52 Jahre alt, von denen er 17 Jahre in Zuchthäusern zugebracht hat.
— In der Nacht vom 11. auf 12. dr. ist in der Matzleinsdorferstraße in Wien eine 84jährige Pfründnerin ermordet worden. Eise silberne Uhr und kleines Geld wurden geraubt. Der mutmaßliche Mörder ist ein ungarischer Stallknecht.
Vermischtes.
.'. Ein singender Pudel. Im Berliner „Wintergarten" produziert sich jetzt auf der dortigen Spezialitälenbühne ein Pudel, welcher die Melodie der „Letzten Rose" aus der Oper „Martha" — sing«. DnseS Singen
— so bemerkt ein Berliner Zeitungsrefcrent
— ist nun allerdings ein Mittelding zwischen
Heulen und Winseln, aber die Tonfolgt läßt sich doch herauskennen, und gar drollig ist der kleine Köter, wenn er, angethan im schwarzen Frack, den Takt zur Musik schlägt. So wäre denn „Martha" glücklich auf den Hund gekommen!
Bettler-Dankbarkeit. Als vor einigen Tagen ein Herr bei Schneewetter auSging und seinen Regenschirm aufspannte, wurde sein Zylinder und sein Ueberzieher durch au- dem Schirme fallende gekochte Bohnen beschmutzt. Zu Hause klärte ihn seine Frau darüber auf; sie hatte tag« vorher einem Bettler einen Teller mit Bohnen gereicht und dieser muß sie wohl in den Schirm geschüttet haben.
(Man hat's ja dazu ) 14 000 Rbl. für eine Kranken-Visite soll der bekannte Moskauer Prof. G- A. Sacharjin kürzlich bekommen haben. Er wurde au- Moskau mit seinem Assistenten auf ein Gut im Kreise Skwira zu der kranken Frau de- Gutsbesitzers Tercschtschenko cingeladcn und soll bei freier Reise, Kost, Logis rc. für die Visite 14 OOO Rbl. bares Geld erhalten haben. Seinem Assistenten wurden 2000Rubel verabfolgt. Daß Herr Tercschtschenko übrigen«
Geld In Nebenfluß hat, beweist auch schon der Umstand, daß er noch ärztlicher Visite die Arznei au- Kiew mit seinem Extrazug abholen ließ.
(Auch ein Jubiliäum.) In einer Herberge zu Könitz feierte «m 9. ds. ei» 68jühriger Handwerksbursche sein 50jähriges Wander-Jubiläum. Der Mann hat seit seinem 18. Lebensjahre nie gearbeitet, sondern stets bettelnd ganz Deutschland und andere Länder durchzogen. Der „Jubilar", welcher mehrere Sprachen spricht, ist noch sehr rüstig.
(Einfach.) „Na, mein Lieber, was bekommt Ihr denn Abends in der Kaserne zu essen?" „Oh, da lehnen wir uns mit dem Magen an den Ofen und wärme» das auf, wa- wir Mittags halten I"
(Beim Schuhmacher.) „Sie wünschen also ein Paar Stiefel, Vielleicht gefallen Ihnen diese Zugstiefel?" — „„Wo denken Sie hin ? Zugstiefel bei meinem Rheumatismus ?""
Gedenket der Böget!
ÜLL8 ätz!' Urin
ätz 1a Rar«.
Roman von H. v- Limpurg.
Nachdruck verboten.
35.
„Wat ist geschehen, Liebste ?" frug Juana endlich sanft, „ich sah Dich schon mehrere Tage nicht und fürchtete ein Unglück; gestern traf ich Deinen Bruder — doch er sah genau so finster drein — als neulich, da er mir einen Verlornen Brief wieder brachte. Aber setze Dich, Liebling, ruhe Dich au-, Du bist ja völlig außer Dir."
„Ach, Juana," jammerte Luise, völlig aufgelöst in Schmerz, wo soll ich anfangen, Dir all mein Elend zu schildern. Lies dies Telegramm l"
Nach und nach erfuhr Madame de la Mare Alles. Ihre Züge verfinsterten sich mehr und mehr dabei, bis sie endlich aufsprang und zornig ausries: „Und es ist wieder und immer wieder Linden, meines Leben- Unstern I Aber nun ist's genug, nun läuft da« Maß meiner Geduld über. Noch heute soll der Schändliche entlarvt werden!"
„Er wird sich heute mit Leopold duellieren, der ihn vor Zeugen mit der Reit« peilsche züchtigte."
„Ah, brav, sehr brav von Deinem Bruder! Er thut mir nur leid, nicht dabei gewesen zu sein," sagte Juana drohend. „Für Linden hat eine Entehrung freilich nicht die Wirkung wie bei andren Männern, so ist nun seine Stellung doch vernichtet. Aber ist e« denn wahr — er dueiiert sich — mit Leopold?"
„Als ich unser Hau« verließ kam der Sekundant."
„O, Allmächtiger! Wenn — ein Unglück geschehe!"
„So liebst Du den Elenden also doch immer noch, wie mein Bruder behauptet?" frug Luise bitter und richtete sich empor, „Juana, da« hätte ich nie von Dir gedacht!"
„Ich — ich sollte Linden lieben?" fuhr jetzt Frau de la Mare auf und ihre Augen
blitzten. „Denkst Du denn wirklich von mir so niedrig, Luise?"
„Ich mußte fast annehmen, daß Du Linden."
„O nrin, nein I" unterbrach Juan« hastig die Freundin. „Ich verabscheue Linden, aber ich liebe — Deinen Bruder, auch wenn er mich verachiet, ihm gehört mein Herz, mein Sinnen und denken seil der ersten Stunde, daß ich ihn sah."
„Juana, ist da- wahr?" jubelte Luise, für einen Moment alles Weh vergessend.
„O, ich wußte e« ja, es konnte nicht ander- sein. — Nun wird vielleicht Leopold noch glücklich. Sv kam wohl jene Summe, mit welcher Leopold« Schulden bezahlt wurden."
„Von mir," hauchte die schöne Frau hocherglühend und preßte da- Antlitz an die Schulter der Freundin.
„Aber still davon, Luise. Sei barmherzig und verdirb mir nicht die Freude. E- ist das erste Mal, daß ich stolz darauf war, reich zu sein. Aber Leopold darf eS nicht erfahren." .
„Aber Linden, o, Juana, sage mir, wie stehst oder standst Du mit ihm?"
Juana zauderte, dann schlang sie schmeichelnd beide Arme um den Nacken der Freundin und sprach stehend: „Ich kann Dir das Geheimnis noch nicht enthüllen, Luise, heute noch muh ich schweigen, aber vertraue mir, denn ich schwöre Dir beim ewigen Gotte, daß ich Linden — nie geliebt habe und nie ein bedenkliches Verhältnis zu ihm hatte. Wirst Du mir glauben!"
„Ja, Juans, ich glaube Dir und es ist in meinem Unglück der erste lindernde T'oft, daß ich mich nicht in Dir täuschte. Darf ich eS — Leopold sagen?"
„Nein," sagte die junge Frau fest und ecnst, „ich allein will ihm einst Alle- sagen. Golt gebe nur, daß Leopold nicht im Duelle mit dem elenden Linden fällt. Bitte, Luise, telegraphiere sofort an Leuthold — und sende nur Botschaft — wo da« Duell stattfinden soll.»
„Sei nicht unvorsichtig, Juana I"
„O, Luise, sprich Du mir von Klugheit! Denke daran, was Du lhätest, wenn Leui- hold an Leopold- Stelle stünde!"
„Ich würde zu Hause in die Kniee sinken und für ihn beten," erwiderte Fräulein von Norden demütig.
„Aber ich, ich muß bei dem Duell zugegen sein!" fuhr Juana leidenschaftlich empor, „ich will Leopold die Augen zudrücken, wenn er fallen sollte und den elenden Linden strafen."
„O, waS willst Du thun, Juana?"
„Frage nicht warum?" erwiderte Frau de la Mare und ihre Augen blitzten und ihre zarte Gestalt schien zu wachsen, „sondern laß uns handeln I Vielleicht ist das Schlimmste nicht so schlimm als wir denken, die Ungewißheit allein reibt mich auf. Weiß Dein Vater von der bevorstehenden Katastrophe ?"
„Ich will zu ihm gehen," seufzte Luise traurig, „heute Morgen haben wir immer vergeblich an seiner Thür gepocht. O, Juana, meines Vaters Schicksal ist bei allem Jammer die schlimmste Sorge I"
„Und Du weißt sicher, daß Linden bereits von der Universität die Kaufsumme für das Lied Sebastian Bachs erhielt?"
„Allerdings. Das macht die Angelegenheit eben völlig trostlos."
„O nein, dafür kann Linden viel zu gut rechnen."
„Juana," seufzte Luise völlig trostlos, „wenn nur Papa — anders gehandelt hätte I"
„Ja, wie konnte ein Vater, um ein Kind zu retten, das andere opfern?" rief Juana bitter. „Aber wozu die unnützen Klagen? Wir können die Thalsache nicht mehr ändern.
Geh nur, Liebste, eile, ehe e« zu spät wird I"
(Fortsetzung folgt.)
Mahnung:
Mädle horch'! Du wirscht a Frau — Wenn net glei', jo später —
Drsm mutzscht koche' könne' au',
-'Soll verlangt a Jeder.
Verantwortlicher Redcckreur r Bernhard Hsswsnn-t Druck und Brrtag van Bernhard Hoimann in Wlbbgo.