Rundschau.
— Wiener Blättern zufolge wird Se. Mas. der König nach »er Teilnahme ander Wiener Hochzeit seinen Schwiegervater, den Prinzen Wilhelm zu Schaumbnrg-Lippe, zu NachoS in Böhmen besuchen, wo die Königin Charlotte mehrere Tage verweilt, während d r König am 26. ds. über Halbstadt nach Berlin reist.
— Se. Majestät der König empfing am 11. Januar den Stadischnltheißen Rümelin in Audienz.
Stuttgart, 14. Jan. Der Direktor der Zentralstelle für Gewerbe und Handel, v. Gaupp, wurde laut St.-Anz. zum Mitglied der Ersten Kammer auf Lebenszeit ernannt.
Heilbronn, 13. Januar. In gestriger Gcmeinderatösitzung wurde beschlossen, während deö Andauernß der strengen Kälte an Unbemittelte, Brennmaterial und Kartoffeln zu ermäßigtem Preis adzugebcn. — Demnächst gelangen seitens der Stadt Schuldverschreibungen im Betrag von 54,500 zur Ausgabe. Dos Geld dient zur Deckung der Kosten von Bauausführungen.
— Der kürzlich in Hamburg verstorbene G- L- Gsiser aus Schlierbach in Württemberg , Chef der gleichnamigen Firmen in Hamburg, Harburg und Lagos, welcher vor Jahren mittellos eingewandert, sich durch ratlose eigene Thätigkeit eine der hervorragendsten Stellungen und ein sehr bedeutendes Vermögen erworben hat, hat sehr nahmhafte Legate in der Höhe von zusammen einer Million ausgesetzt. Davon erhalten u. s. sein Geburtsort Schlierbach 50,000, die Oberamtsstadl Kirchheim u. T., w« der Verstorbene eine Besitzung hat, und im Sommer zu lebe» pflegte, 100,000 sowie 10,000 -/A das Waisenhaus „Paulinen- pflege" daselbst. 300,000 -/A erhält u. a. der hamburgischc Schulverein, 100,000 das Kindcrhospital daselbst, 50,000 ^ die Unterstützungskasse sür Lehrerwitwen und Waisen, 50,000 der Evangclifche Verein der Gustav Adoff-Stiflung.
Brettach, OA. Neckarsulm, 11. Januar. G stern hielt unser neugewählter Schultheiß Kultruff aus Waldenburg seinen Einzug in hiesiger Gemeinde, um seine neue Stelle alt Orlsvorstand anzulreten. Am Abend brachte der Gesangverein vor seiner Wohnung ein Ständchen; tocann war Festessen im Gasthaus zum Lamm mit über 100 Gedecken. An Rede» und Toasten fehlte es dabei nicht.
Ehingen, 14. Jan. Ein Familienvater von Deppe,>baustn, welcher in der kalten Nacht vom 12. auf 13. Jannar von Mun- derkingen in sein Stunden entfernte Humat gehen wollte, suchte unterwegs in einer Hopsenhülle Schutz gegen Kälte und Sturm, wo er des Morgens erfrtren aus- ftkjunde» wurde. Der Unglückliche ist 52 Jahre all und hinterläßt 8 Kinder, von welchen schon mehrere verheiratet sind. — I» letzter Nacht halten wir starken Schnce- fall mit Slurm. — Heute war die Beerdigung oes Pfarrers Fröhner in Atisteußtingen, bei welcher viele Bewohner aus der Ober- amlsstadt leitnahmen, da der Verstorbene weithin in größter Achtung stand.
Rotteuburg, 6 Jan. Im August d. I. wird Biswof Dr. Kart Josef v. Hefcle sein diamantenes Pi teste» jubiläum begehen.
Meistcrshosell rci Fuedrichshafen, 12. Jan. Au ver Werkstatt? des Maschinenbauers Hügte hier war ein Arbeiter damit
beschäftigt, das Wasserrad, welches von dem an die Wcrkstätte anstoßenden Wasserkanal getrieben wird, vom Eis freizumachen; das Rad kam unvorhergesehener Weise in Umlauf, erfaßte den Mann und zerbrach ihm beide Arme und eine Hand und hatte sonst noch mehrere Verletzungen im Gefolge. Der Verunglückte ist verheirate! und Vater mehrerer Kinder.
Von der hohenzollernschen Grenze, 13. Jan. In Sigmaringen fand gestern abend ein glänzender Hofball stall, dem alle noch anwesenden Fürstlichkeiten beiwohnten, auch das Brautpaar. Der König bewegte sich sehr viel unter den Gästen.
Von der hohenzollernschen Grenze , 14. Jan. Nach einer Meldung auS Sigmaringen werden die Neuvermählten, Prinz Ferdinand und Prinzessin Maria, Mittwoch über Ko- burg »ach Bukarest reisen.
— Die Oberpräsidcnten sind zu eingehenden Gutachten über die bisherigen Wirkungen der Sonniagkruhe im HanretSgewcrbe und über diejenigen elwa ersorterlich n Veränderungen der jetzt geltenden Bestimmungen aufgefordert, die ohne Veränderungen der jetzt Gesetze-, also auf dem Verwaltungswege, getroffen »erden können.
— König Albrecht von Sachsen und König Christian von Dänemark treffen am 22. d. M. zu den Hochzeitsfeierlichkeiten in Berlin ein.
— Von einem neuen Verlobungsprojekt ocS Großsürstcn-Thronfotgcrs von Rußland wird in Hoskrcisen gesprochen, und zwar wird der Name der Prinzessin Alice von Hessen, der Schwester des Großhcrzog« genannt.
— Der Trierer Gerichtshof sprach den der Entführung eines evangelischen Schulmädchens behufs dessen Erziehung in einem Kloster angeklagten katholischen Pfarrer Slöck kostenlos frei, derselbe Freispruch erging gegen die Mutter des Kindes. Der Staatsanwalt hatte gegen die beiden Angeklagten neun, rcsp. 6 Monate Gefängnis beantragt.
Mannheim, 14. Jan. Wegen des starken Eisganges wurden sämtliche Schiffbrücken des Oberrheins abgefahren. Der Bahn- und FuhrwerkSverkchr wird teils beschränkt, teils eingestellt.
— DaS bayerische Ministerium de« Innern genehmigte zehntausend Mark als Garan- ticbeitrag sür die Beteiligung deS bayerischen KunstgewerdcvereinS an der Weltausstellung in Chicago.
— Da» Zivilgericht injBasel behandelte den Mönchenstemer Entschädigungsprozeß von Kempcn's au« Süchteln, Rheinpreußen, welcher dauernd erwerbsunfähig ist. Er beanspruchte Fr. 130 000, erhielt aber eine Jahresrenle von Fr. 4000 und eine Ent- schäoigung von Fr. 12 5000.
— Das Vermögen de« Reichswaisen- hauses in Lahr beträgt nunmehr 406 805 ^ An Weihnachlsgaben sind in diesem Jahre 928 36 ^ eingegangen. Eine
Frau M. M. hat der Anstalt neuerdings 5000 ^ zugewendet.
Enkheim, 9. Jan. Hier ist ein junger Mann da» Opfer einer unsinnigen Welte geworden ; er hatte sich verpflichtet, einen Liter Schnaps zu trinken. Er führte den Vorsatz auch aus, stürzte aber nach dem Genuß de« Getränke» tot zu Boden.
— Die Spitze seines eigenen Säbels
hat der Echmid Adam Abel ans BraunSfelö, der im Jahr 1866 bei den Kürassieren stand, 26 Jahre lang in der Brust herumgnragen. DaS kam so: In der Schlackt bei König- grätz zerschmetterte ihm em Granatsplitter den Säbel und verwundete Abel schwer. Er genas aber wieder, nachdem ihm d r Granai- splitter auf operativem Wege enlf rnt worden war, >>nd machte 1870/71 den K.ieg gegen Frankreich mit, au« dem er unverletzt heimkehrte. Er ging wieder seinem Beruf nackf da verspürte er plötzlich vor etwa einem halben Jahr an der Brust in der Nähe seiner früheren Wunde Schmerzen, und bald blldete sich eine zunehmende Geschwulst die ihn nötigte, im Kölner Bürgerspital ärztliche Hilfe zu suchen. Dort öffnete »non am 20. v M. die Geschwulst und holte aus ihr die scharfe, 33 Millimeter lange Spitze deS Kürassiersäbels heran«, die ihm in der Schlackt von Königsgrätz in die Brust gedrungen war, als der Granatsplitter de» Säbel in der Faust zertrümmerte. Die Genesung de« alten Soldaten ist nun nur noch eine Frage weniger Tage.
— Die Windmühlen in der Umgebung von Potsdam werden in diesem Frühjahr abgerissen werden müssen. Die Windmüll>r haben nämlich seit Jahren das Mehl sür die Potsdamer Garnison gemahlen, sind aber sämtlich, sowie auch zwei in Neuenkorf wohnende, von der Garnisonv rwaltung zum 1. April l. I, gekündigt worden, weil der Reichstag vor mehreren Jahren die Errichtung einer Militärdampfmahlmühle beschlossen hat und diese nunmehr in Betrieb tritt. Die Windmüller sind infolge dessen, weil sie keine Pnvatauflräge mehr erhallen und mit den Dampfmühlen der Umgegend nicvt konkurrieren können, gezwungen, ihre Mühlen abzureißen und zn verkaufen, was such, bi« auf eine Holländer Mühle, geschehen soll.
Wiirzburg, 14. Jan. Fürst Bismarck hat nach der Allg. Ztg. in einem Brief an den Bürgermeister Fuchs in Bad Kissingen milgeteilt, daß er auch Heuer im Somm r nach Kissingen zu kommen gedenke.
-- Sech« Handlungsgehilfen, die am 8. es. Bukarest verließen, um ihre Ellern in den G meinden Domnescht-Calßun u, Balu- scho ni im Distrikt Jlfoo zn besuchen, wurden auf dem Wege vom Schneesturm überrascht und unter den Schneemassen begraben; vier von ihnen fanden dabei ihren Tod, die beiden anderen wurden heute abend erfroren und schwer krank nach Bukaiest gebracht.
— Die Ungarische Geistlichkeit predigt äußerst heftig gegen die C'vilehe. Abtpfar- rer von Zents eiferte in se ner letzten Conn- lagspredigt besonder« leidenschattlich. Ec nannte die Eivilehe eine Quelle der Untreue von Gatten, welche die Gattinnen sortjagen würden. Die anwesenden Frauen schluchzten und schrien laut und warfen sich jammere d zu Boden.
— Ein Familiendrama. In Nzetzow in Ungarn hat, wie von dort berichtet wird, der seit dreißig Jahren dort bei den Husaren dienende Büchsenmacher Oswald zuerst seine Frau, dann sich erschossen. Die Thal scheint im Einverständnisse »nil der Frau erfolgt zu sein, da die Eheleute sich vorder vo» ihren Bekannten verabschiedeten, dieselben sogar beschenkten und ihre Vennögenveihällnlsse ordneten. Ueber die Ursache des tragischen Falles sind verschiedene Ge-.üchte im Umlauf',