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Roman von H. v. Limpurg.
(Nachdruck verboten.)
34 .
Sehr ruhig, obschon totenblaß, schritt er durch das Gemach bi« zu seiner Schwester und reichte ihr mit warmem Drucke die Hand.
„Guten Abend, meine liebe Luise, ich komme, um Dich abzuhelen, denn der fernere Verlauf diese« Abends dürfte für Dame» allzu peinlich ausfallen."
Baron Linden bemerkte zuerst die Reitpeitsche in den Händen Leopold« und erbleichte bei dessen drohenden Worten, doch ein rasch umhergeworfener Blick überzeugte ihn, daß Flucht unmöglich sei.
Der Geheimrat, welchem nur auffiel, wie sein Sohn den Baron und die anwesenden Gäste geflissentlich ignorierte, kam jetzt sehr erregt näher und rief laut: „Nun, Leopold, Du hast heute diel versäumt, kommst aber immer noch zurecht, um Deiner Schwester zur Verlobung Glück zu wünschen."
Jetzt wandte sich der Assessor um; und Aug' in A»g' standen sich Vater und Sohn gegenüber.
„Ich weiß nicht, was Du damit sagen willst, Vater. Der Bräutigam meiner Schwester ist mein Freund Hauptmsnn v. Leuthold; diesen — Abenteurer dort wird sie so lange ich lebe niemals heiraten."
„Abenteurer ?" rief der Geheimrat außer sich vor Schreck und blickte angstvoll zu dem Baron hinüber, der scheinbar gar nicht hörte, was gesprochen wurde. MäßigeDich, mein Sohn, mir Deinen Worten, und frage Deine Schwester, ob sie nicht Baron Linven ihr Jawort gegeben hat —"
„Weißt Du denn nicht mehr, Vater, daß ich Dir heute früh erst erklärte, ich würde — jenen Betrüger zu Boden schlagen, Wenn er um Luisen werben sollte."
Die Worte waren so laut gesprochen worden, daß Linden nicht anders konnte, als Notiz von ihnen zu nehmen; hastig wandte er sich um — und stand Leopold gegenüber, der ihn verächtlich von Kopf bis zum Fuß musterte.
„Ich freue mich, Baron Linden," sagte jetzt Leopold, „Ihnen in's Gesicht sagen zu dürfen, wa« ich von Ihnen halte. Sic find ein Schuft und Betrüger und derlei Leute straft man auf diese Weise."
Pfeifend sauste bei den letzten Worten die Reitpeitsche durch tue Luft und traf den zurückfahrenden Baron über die Wange, daß ein blutroter Striemen darauf sichtbar wurde.
Nun entstand eine allgemeine Verwirrung , in der nur die beiden Nordenfichen Geschwister ruhig blieben. Die Damen drängten angstvoll in« Nebenzimmer, der Geheimrat und Linden schrien und stießen durcheinander Drohrufc gegen Leopold aus, welcher mit übercinandergeschlagenen Armen neben Luise stand und verächtlich wiederholte :
„Ich erwarte morgen früh Herrn von Linden« Sekundanten. Natürlich ist die Verlobung meiner Schwester mit jenem Herrn aufgehoben, denn er hat die Universität mit einem gefälschten Manuscript betrogen —"
„Nun gut, mein Herr Assessor, wir werden un« wieder sprechen," erwiderte Linden.
Aber wenn ich — au« Unkenntnis betrog, aus welchen Gründen that eS denn —Ihr Vater?"
Totenbleich schritt Leopold auf den Baron zu und hob mit einem fürchterlichen Blicke die Reitpeitsche abermals.
„Hinaus — und wir werden mit der Pistole da« Uebrigc abmachen. Senden Sie Ihren Sekundanten."
Wie gelähmt stand die kleine Gesellschaft, dann zerstreuten sie sich nach kurzem Abschied. Der Geheimrat war völlig außer Fassung fortgestürmmt, um sich in seinem Zimmer einzuschließcn.
„Nun ist alles au« — alles," murmelte er vor sich hin und wieder knirschten die Zähne, zwischen den tieferblaßten Lippen, dann kicherte er irrsinnig auf: „Hihi, eine wunderschöne, vornehme Braut, deren Bruder Schulden hat und deren Vater den Zücht- lingSrock trägt. Und cs ist doch Sebastian- Bachs Lied I Sie sind nur neidisch u. wollen mir den Ruhm nicht gönnen! Haha, ich weiß cs wohl. Aber Fluch über diese ungeratenen Kinder, sie bringen den Vater in die Grube. O, e« schmerzt und hämmert hier drinnen und die Dämonen lachen den aus, der ein gelehrter Professor war— und nun in's Gefängnis oder in'« Irrenhaus kommt I"
Voll Angst und Qual hatte Luise die kommende Nacht durchwacht. Auf den Zehen war sie zu des Vater« Studierzimmer geschlichen und hatte stets Licht darin bemerkt, stets ein leises Gemurmel oder grelles Aus- lachen vernommen. Der Geheimrat öffnete auf kein Pochen, kein Flehen der Tochter die Thür.
Am folgenden Morgen, nachdem sie den Bruder gesehen und dieser ihr alles mitge- teilt, die falsche Handschrift, den Fehltritt des Vater« und jene rätsellose Tilgung der Summe bei Olfers, erklärte Luise entschlossen:
„Ich muß Juans sprechen, denn sie allein hat den Schlüssel zu dem Rätsel — und sie ist trotz aller Zweifel gut und edel —"
„Aber ich kann sie nicht sehen, habe Erbarmen, Schwester," rief Leopold finster, „auf den Knieen wollte ich ihr abbitten, wenn ich ihr mit Linden Unrecht thue, aber — es ist doch wahr, sie liebt ihn u. wollte nur mit mir spielen."
„War schon ein Sekundant de- Baron« bei Dir?" frug Luise zögernd, „ach mein Bruder, der Gedanke, daß Du um meinetwillen Dein Leben in Gefahr bringst, ist grausig."
„Sei ruhig, mein Herz, unser aller Ehre erfordert cs. Aber er wird den Vater nun preisgeben, das glaube ich sicher."
„Der Baron hat jene Kaussumme von der Universität gestern gezahlt erhalten," erwiderte Leopold.
„Großer Himmel, dann sind wir verloren ! Man wird sich an den Vater halten — "
„Eine Botschaft von Herrn Bsron L.," meldete eintretend der Diener, „der Herr wartet draußen."
„Geh' zu Jüans, mein Herz," bat Leopold sich erhebend, „vielleicht — wird sie Dir Aufklärung geben."
„Sic soll und muß alles wissen. Gott helfe Dir, Bruder, Du — gehst doch nicht ehe ich heimkomme?"
„Luise — wir müssen noch Abschied nehmen, e« könnte auf Tod und Leben sein I"
Al« Luise auS dem Hause trat, begegnete sie dem Telegraphenbotcn, welcher ihr ein Telegramm einhändigte; entsetzt riß sie e« auf und la«:
„Ist dies Dein zweiter Brief an mich oder erhielt ich einen gefälschten? Tausend Grüße.j
Leuthold.
Wie daS arme, schwergeprüfte Mädchen zu der Freundin gekommen, wußte sie später kaum; weinend sank sie dieser in die Arme, al« sie im Salon stand. Mit taufen süßen Kosenamen suchte die junge Witwe Luise zu trösten, denn so unglücklich hatte sic die ernste, stille Freundin noch nie gesehen.
l Fortsetzung folgt )
Vermischte«. (Zerstreut.) „Sieh, sieh, mein lieber Meyer, auch mal wieder da?" — „Ich heiße ja Müller, Herr Professor." — Professor: „Richtig, richtig, Müllerl Nun, was macht denn Ihre liebe Frau?" — „Aber, Herr Professor, ich bin ja Junggesell." — Professor: „Ach ja, richtig Junggesell. Und wie lange sind Sie Junggesell?" — Seit meiner frühesten Jugend!" — Professor: „So so, daS bedaure ich lebhaft."
(Schlaue Berechnung) Student: „Ich will Ihnen sagen: das Zimmer kon- veniert mir zwar, aber ich kann e« nicht mieten, e« liegt mir zu niedrig. Ja, wenn e« mindesten« im vierten Stockwerk läge, da würde es mir schon recht sein!" — Wirt: „Aber, lieber Herr, das sehe ich nicht ein . . —Student: „Da« können Sie auch
nicht. Aber ich habe einen lahmen Schneider I"
.. (Selbstgesprächs Leutnant (nach einem mißglückten HeiratSanirag) : „Korb gekriegt?
— Jefalle ihr also nicht ? —dumme Jans!
— Kann ihr nicht helfen. Wenn ich einer Dame nicht gefalle, so hat sie sich ihr Unglück selber zuzuschreiben I"
(Aufregend.) Gast (zornig zum Kellners : „Donnerwetter, Franz, erst gestern hat mir der Doktor ordiniert, ausregende Getränke zu meiden, und nun bringen Sie mir bereits die zwölfte Maß — eine schlechter cingeschenkt als die andere!"
.. (Vorsichtig.) Mann: „Aber Frau, Du bist doch so gesund I Weshalb willst Du denn ins Bad reisen?"
Frau: „Um nicht krank zu werden I" .'. (Neue Truppengattung.) A.: „Sagen Sie, hat der junge Meyer gedient?" Er sagt, er sei Kavallerist gewesen."
B.: „Gewiß I Bei der Wechselreiterei."
Liebesdrama.
Er hatte einst ein Mädchen lieb,
Sie ward ihm täglich lieber,
Doch völlig kalt und fühlloS blieb Ihr Herz ihm gegenüber.
Er fleht sie an) er klagt und weint, Und droht sich zu erschießen,
Die Spröde aber lachend meint,
Das könnt' sie nicht verdrießen.
„O herzlos Weib!" rief er u. ging— Nicht mehr so leben mocht' er — Verzweifelt in den Wald und hing Sich an — die Förster-tochter.
A. K.
Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Mldbad, (Berantwvrtlicher Redakteur Beruh. Hofma n.n.)