Dieselbe brachte wir die „Preuß.-Lit. Ztg." erzählt, den Berechtigungsschein mit und erklärte, daß sie die Rente, die sie schon seit einigen Monaten bezieht, fernerhin nicht mehr haben wolle, da sie fast immer krank wäre und sich nun zur Ruhe setzen bezw. zu ihrer Tochter hinziehen wolle. Die Frau ist offenbar der Meinung, daß ihr nur die Altersrente zustehe, s» lange sie arbeite. Daß sie sich in einem Irrtum befinde, konnte ihr nicht klar gemacht werden, und sie wurde schließlich mit der Bemerkung abgewiesen, daß sie ihre Tochter senden solle, damit dieser die Angelegenheit klargestellt werden könne.
— Belohnte Hilfsbereitschaft. Unter sonderbaren Umständen hat eine Dame, wie ein Korrespondent der Londoner Daily News schreibt, ein Vermögen von 150,000 Pfund Sterling geerbt. Frl. Durch befand sich im Jahre 1880 inmitten einer Menschenmasse in der Nähe dcS Buckingham-PalasteS, um die Ankunft der zum Empfang bei der Königin sich begebenden Damen abzuwarten. Ein alter Herr au- der Provinz, der ebenfalls ein Zuschauer war, fiel ohnmächtig nieder. Frl. Durch zeigte sich hilfreich. Auf Verlangen gab sie dem Herrn ihre Karte
Vas VvLeiiimis äer ^rriu äv 1a Rare.
Roman von H. v. Limpurg.
Nachdruck verbeten.
32.
„Sie wissen e-auch schon, Hr. Banquier?" frug Leopold finster, „nun so mögen Sie denn der Erste sein, dem gegenüber ich fest und osten erkläre, daß daS Lied Sebastian Bach« unecht und völlig wertlos ist."
„Aber, Herr Assessor! Wie ist das möglich? Man spricht bereit» überall davon und erst vorhin erzählte mir der Univerfl- tälSsekrelair, daß die kostbare Handschrift erworben sei."
Leopold erbleichte. „Mat hat meinen Vater auch betrogen," meinte er kurz, „dock gleich viel! was kümmern mich fremde Angelegenheiten, wo die meinen so verwickelt und aussichtslos sind. Herr Banquier, ohne Umschweife; ich komme, Sie um Frist meiner Schuld zu ersuchen."
„Ihre Schuld, Herr von Norden," rief der ernste Geschäftsmann und lächelte fein; „Ich weiß von keiner Schuld, denn jene 10,000 Mark sind bereits vor einigen Tagen beglichen worden."
Leopold sprang empor und starrte Olfers an, als habe er nicht recht gehört.
„Meine Schuld — beglichen?" frug er atemlos, „Sie irren sich, mein Herr, ich kenne Niemanden, der eS für mich thun würde
— und ich selbst habe kein flüssige« Kapital aufgetrieben."
„Ist auch wie gesagt unnötig und alles in bester Ordnung, Herr Assessor."
„Aber, mein Himmel, wer ist e« gewesen, der meine Schulden bezahlt hal? Herr Banquier, sagen Sie e» mir, bei Ihrer Ehre
— ich muß e« wissen."
„Bester Herr von Norden, die — Persönlichkeit, welche jene Summe bezahlte, hat Len Wunsch geäußert, Sie nicht von der Begleichung dcS Geldes zu benachrichtigen und Eie begreifen, daß ich nicht indiskret sein will."
„War e< ein Herr — oder ein Dame?" LerautworÜicher Redakteur r B e r n
— und vor einigen Tagen erhielt sie von einem Londoner Rechtsanwalt die Nachricht, daß der alte Herr ohne Erben gestorben und sie mit einem Vermögen von 150,000 Pfd. Sterl. (8 Millionen Mark^ in seinem Testament bedacht habe.
— Den Täufling im Schnee verloren. Aus Ungarn wird folgende erbauliche Geschichte bekannt: Die Ressinczer Insassen Johann und Magdalena Datier fuhren in Gesellschaft der Geburtshelferin am Neujahrstage in die benachbarte Gemeinde Traunau sTemes), um ein neugeborenes Kind taufen zu lassen. Bevor sie den Schlitten bestiegen, nahmen sie einen starken JmbiS mit viel Schnaps bei sich, das Kind brachten sie wohlverpackt auf dem Bocke de« Schlittens unter. Um sich zu erwärmen, sprachen sie auch unterwegs fortwährend der Schnapr- flasche zu und so kamen sie in ziemlich angeheitertem Zustande in Traunau vor der Kirche an. Als sie jedoch den Schlitten verließen und das Kind holen wollten, gewahrten sie, daß sie dasselbe verloren hatten. Sie fuhren sofort eine Strecke zurück und fanden das arme Würmchen im Schnee liegen; es gab aber kein Lebenszeichen mehr, es war in
„Wie gesagt, Herr Assessor, ich bedaure, keinerlei Auskunft geben zu können; man sagte mir, Ihre Familie habe die 10,000 Mark bezahlt. Uebrigcns hier ist mein Hauptbuch, worin der Empfang derselben steht."
Mit beinah noch schwerem Herzen ater gekommen verließ Leopold da« Bankgeschäft. Sei» erster Gedanke war Jüans, aber sein Stolz bäumte wild auf, wenn er dachte, daß sie es gewesen, welche ihn errettet
— stk, die er hassen wollte und doch noch immer liebte. Linden« Brief war in seinem Besitz; er wollte zu ihr und sie fragen, wo« sie damit gemeint, wollte ihr sagen, daß er fortgehen werde, sobald Luise gerettet, — Ja, w«S wollte er noch sagen? Von dem Weh, welches die Entdeckung, daß sie Linden liebe, ibm bereiiet, durfte er nichts lagen — sie sollte es nicht ahnen, denn er würde sie wieder sehen.
Als die Bisttenzeit gekommen und er vor dem Hause anlangte, ritt Juan» soeben, begleitet von dem Reitknecht, an ihm vorbei, Bei seinem Gruße ward sie dunkelrot und sekundenlang leuchtete ein Glanz in ihren Augen auf, so hell und verräterisch, daß auch Leopolds Herz aufjudeln wollte, dann aber gedachte er an die Scene im Theater mit Linden und — wandte sich ab just im selben Moment als die schöne Witwe ihn anred en wollte.
Da erlosch der Schimmer in ihrem Blick, schmerzlich zuckte der kleine Mund und Frau de la Mare ritt weiter.
Um die Mittagsstunde kam der Geheimrat von Norden nach Hause, viel eher als sonst, und begab sich sogleich in den Salon, wo Luise schon war; sie trug ein bis zum Hals hinauf geschlossenes schwarzes Kleid ohne jede Verzierung, nur am Halse durch einen goldnen Stern geschlossen.
„So düster, mein Kind?" lächelte der Vater freundlich wie sonst nie, „weshalb hast Du keine hellere Farbe gewählt zur Verlobung?"
„Weil dieselbe für mich kein frohes Ereignis bildet; ein Opfer darf dunkle Farben tragen."
har» H »s »an n.s Druck und Verlag von B e
der -rimimgen Kälte erfroren. Gegen die Patenleute wurde die Strafanzeige erstattet.
.-. Das ewige Licht in der Domkirche. In der Salzburger Domkirche, so erzählt die Salzburger Chronik, fand man in der letzten Zeit täglich in der Frühe das „Ewige Licht" ausgebrannt. Man vermutete, daß der MeSuer das Oel, anstatt es einzusüllen, für seine Zwecke verwendete, und wollte ihn trotz seiner UnschuldS-Beteurungen enllassen. Schließlich prüfte man die Sache doch noch einmal, und der Domdechant selbst setzte sich unbemerkt in einen Stuhl de« PreSbyleriumS. Wie erstaunte er aber, als eine gewaltige Ratte an dem Seile, woran die Ampfel hing, heruntcrkletterle, daS Oel im Nu aussoss und wieder in ihre Dachboden-Residenz zurückkehrte I
.'. (Deutlich.^ Baron (überbringt einer Künstlerin ein Bouquets: „Gestatte mir, Ihnen, gnädiges Fräulein, diese Kleinigkeit um Zeichen meiner Verehrung zu überreichenI"
— Sie: „Sehr liebenswürdig Herr Baron I . . ." — Er: „Aber was suchen denn gnädiges Fräulein in dem Bouquet?" — Sie: „Ich kann die "Kleinigkeit" absolut nicht finden I"
Nordens Anllitz ward finster, eine heftige Antwort schwebte auf seinen Lippen, doch er bezwang sich, denn man vernahm draußen ein lautes Klingeln und gleich darauf ward Baron Linden gemeldet.
„Luise," sagte der Geheimrat halblaut und dringend, „nimm Dich zusammen — denke daran, daß Deines Vaters Ehre und Leben in Deinen Händen liegt."
Todesbleich, aber ruhig irat das schöne Mädchen dem Baron entgegen, welcher, ein köstliche- Bouquet in Händen, lächelnd und beweglich bereinschlüpske.
„Fräulein Luise und Herr Gebcimrat! Ich freue mich aufrichtig, Sie beide zu sehen, denn die« giedt mir die erneute Hoffnung
— meine heißesten Wünsche erfüllt zu sehen. Nicht wahr, ich läusche mich doch nichl?"
S-i» fragender Blick ruhte teuflisch lächelnd auf dem jungen Mädchen, die augenscheinlich schwer mit sich rang und endlich ihre Erregung bezwang.
„Allerdings nicht, Baron von Linden," entgegne» sie leise, denn ich habe PapaS — Befehlen nachgegeben — und bin bereit — Ihren Antrag anzunehmen."
Halbohnmächtig tasteteste bei diesen Worten nach einer Stuhllehne, um sich zu stützen, das Opfer überstieg doch fast ihre Kräfte und als der Baron mit einem freudigen Ausruf zu ihr hineilte, hob sie schwach ad« wehrend die Hände. „Vergeben Sie, Herr Baron, es ist nur eine — vorübergehende körperliche Schwäche!"
In überschwänglichen Worten drückte Baron Linden seine Freude über Fräulein von Nordens Einwilligung aus, ohne ihre Bemerkung „auf deS Vaters Befehl" zu beachten. ES war nicht zu verkennen, daß sein Benehmen sich verändert hatte, eine anmaßende Sicherheit lag in jeder Miene, er schien den Geheimrat gar nicht zu bemerken und nur sür die schöne Braut zu existieren, welche reglos, bleich wie eine Marmorblatte vor ihm stand.
(Fortsetzung folgt.)
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