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R u n d s ch a n.

Das am Samstag abcud gefällte Ur­teil des Obeilandesgerichts Stuttgart im Prozeß v. Münch lautet: Die Revision wird verworfen und tj? sämtlichen Kosten dem Beschwerdeführer v. Münch auferlegt. Die Gründe besagen, daß sämtliche Angriffe auf das Ur'eil der 2. Instanz, womit die Revision begründet wurde, abzuweisen sind. jch. Münck wurde wegen Beleidigung des Colin vom Schöffengericht zu 300 Geldstrafe, von der Strafkammer zu 2 Monaten Gefängnis und 300 <.E. Geldstrafe verurteilt. Gegen dieses Urteil halte v. Münch das letzte Rechts­mittel der Revision ergriffen."

Heilbronn, 5. Jan. Die Neckar-Zeit­ung schreibt: Die Entscheidung des Reichs­gerichts gegen das freisprechende Urlcil der hiesigen Strafkammer jm Prozeß Hegelmaier wegen falscher B urkundung dürfte auch die Frage der strafrechtlichen Zurechnungsfähig­keit HegelmaierS zur Entscheidung bringen. Die Strafkammer wird, nachdem dos Gut­achten d s MedizinalkollegiumS veröffentlicht ist, nicht umhin können, vor Wiederaufnahme de- Verfahrens ein weiteres Gutachten von Sachverständigen über den Geisteszustand HegelmaierS einzuholen.

Nagold, 5. Jan. Der Gemeinderat in Altensteig hat in seiner letzten Sitzung die Einführung der elektrische» Straßenbeleuch­tung beschlossen. Auch verschiedene Gcwerb- treibende haben sich bereit erklärt, die elekt. Kraft in ihren Werkstätten zu verwerten. Dii Einrichtung übernimmt das Wernerfche BruderhauS. Die Straßenbeleuchtung soll nicht höher kommen als seither. Ueber elekt. Kraftübertragung wird in der nächsten Wvche Oberingenieur Cox aus Eßlingen im Nagol­der Hirschsaalc einen Vortrag halte» und damit Demonstrationen unter Benützung einer Dampfmaschine verbinden.

Ueb,r den m der Nacht vom 30/31. Dez. in Haiterbach vorgcko.nmenen Brand wobei 3 Kinder jämmerlich um's Leben kamen, haben wir schon in Nr. 2 dr. Bl. kurz be­richtet. Es folgen nun nähere Angaben: Maurer Wilh. Schüler befaßte sich mit Tannenz«pfendörren. Ehe er sich am Abend des 30. Dez. vor. I- zu Bette legte, ssrgte er für ordentliche Nachschür, wurde aber dann bald von seinem Weibe welches am Rauchgeruck erwachte, aus dem festen Schlafe gerüttelt. Wohl in der Meinung, deS aus- gebrochenen Feuers Herr zu werden, wohl auS Furcht vor Strafe, weil strenge bezirks- polizeiliche Vorschriften bezüglich des genann­ten DörrcnS bestehen, dachte der Mann nur an Niedcrhaltung des Feuers bis seine Kraft brach und entsetzlich mit Brandwunden be­deckt, in der Verzweiflung seine Kinder ver­gessend, das nackte Leben durch das Fenster retten mußte. Kaum besser erging eS der Frau, welche ebenfalls sehr beschädigt ist und das um Hilfe rufende 9jährige Töchtcrchen nickt mehr retten konnte. So gering der Gebäudebrgndschaden, um so gräßlicher ist das Unglück durch das Opfer von 3 Menschen­leben, welchem weitere noch folgen können. Das älteste der Kinder, das Mädchen von 9 Jahren, wurde als unsörmliche Masse in den Trümmern gefunden, die andern zwei, eines mit 4 Jahren, das andere m>t 6 Wochen, wurden schier zu Atomen verbrannt und sind spurlos verschwunden.

Ulm, 9. Jan. Der König vsn Rumä­nien traf gegen '/rll Uhr mittels Sonder-

zugs mit großem Gefolge hier ein und wurde auf dem hiesigen Bahnhöfe von dem rumän­ischen Generalkonsul Beuger aus Stuttgart begrüßt, worauf er nach 10 Minuten die Reise nach Sigmaringen fortsetzte. Bald nachher traf mittels SonderzugS S. M. der König von Württemberg hier ein und wurde von dem zahlreich versammelten Publikum mit brausenden Hochrufen begrüßt. Eine Viertelstunde später traf auch S. M. der Kaiser ein. Der Kaiser verließ den Wagen und wurde ans dem Perron von S. M. dem König begrüßt, mit welchem er etwa eine Viertelstunde in herzlicher Unterhaltung zu- brachte. Der Kaiser setzte hierauf die Reise nach Sigmaringen fort, und S. M. der König fuhren nach Stuttgart zurück.

Von der hohenzollernschern Grenze, 5. Ja». Der rumänische Thronfolger ist von Koburg in Sigmaringen angekommcn. Die Influenza macht sich auch in unserem Ländche» stark bemerklich. Von der einen Compagnie deS 114. Regiments, welche die Besatzung der Burg Hohenzollern bildet, sind, wie man der Tagt. Rundschau milleilt, nicht weniger als 41 Mann erkrankt; ein Teil davon wurde in das Krankenhaus in Hech- ingen verbracht.

Die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen bereitete ihren Arbeitern tadurch eine große Neujahrsfreudc, daß sie denselben für jedes in der Fabrik zuge- brachte Jahr ein Geschenk von 5 ^ aus­händigen ließ, so daß manche Arbeiter, welche schon viele Jahre in der Fabrik thätig sind, recht ansehnliche Summen erhielten. Außer­dem fpendete dieselbe zur Ausschmück­ung der evang- und der kath. Kirche in Lnd- wigshafen je 3000

-- Der angekündigte Besuch des Groß fürsten-ThronfolgerS Nikolaus von Rußland am Berliner Hofe anläßlich der Vermählung der Prinzessin Margarethe von Preußen gilt jetzt als sicher. Es verlautet in poli­tischen Berliner Kreisen, daß der russische Thronfolger zugleich ein Handschreiben seines kaiserlichen Vaters an Kaiser Wilhelm Über­bringer, werde, welcher Vorgang, sollte er znr Thatjachc werden, allerdings die dem be­vorstehenden Besuche des erlauchten Gastes zugeschriebcne politische Bedeutung erkennen lassen würde.

In der Süddeutschen Tabakzeitung wird au« Darmstadt, de» 31, Dezember 1892, berichtet:Das Ministerium de» Innern und der Justiz hat an sämtliche Kreisämter des Landes ein Rundschreiben erlassen, wo­durch die Kreisämter angewiesen wer­den, in Sachen Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, insoweit ein Bedürfnis als vorliegend anerkannt wird, u. A. nachstehende Erleichterungen zu gewähren: Der Handel mit Tabak, Zigarren und den dazu gehörigen Rauch-Utensilien ist für die Zeit von 11 Uhr Vormittag» bis 7 Uhr Abends zu gestatten, jedoch nur für solche Läden, worin keine anderen als die bezeichneten Gegenstände feil- geboten werden."

Eine schöne Weihnachtsgabe wurde dem am 27. Juni 1816 in Hainschen ge­borenen Friedrich Gottlob Keller, McchaniknS in Krippen bei Schandau, zu teil. In An­erkennung seiner Verdienste als Begründer unserer jetzigen Papier- und Holzstofffabri- kation überreichten ihm die deutschen Holz- pspirrfabrikauten eine Ehrengvbe von 12000

Mark, damit sich sein Lebensabend zu einem recht soraenlosen a>stallen möge.

Ein Arbeitsloser in der Verzweif­lung. Aufsehen erregt ein am letzten Donners­tag gefälltes Urteil des Wiener Landesgericbts: Der arbeitslose Hilfsarbeiter Gabuner war des Verbrechens der Aufreizung angeklagt, weil er in einer Versammlung der Arbeits­losen sein und seiner Familie Elend schildernd sagte, daß kein Richter Jemand verurteilen könnte, der vom Arbeitsuchen hoffnungslos heimkehrend das Auslagefenster eines Selcher­ladens zertrümmern und zur Stillung seines Hungers eine Wurst stehlen würde. Dann hatte der Angeklagte weiter gesagt:Demon­strieren wir, sie sollen uns immerhin zn- sammeuschießen wie Hunde, was liegt an unserem elenden Leben!" Der Regierungs­vertreter sagte auS, die Schilderungen des Elends hätten auch auf ihn einen ergreifen­den Eindruck gemacht. Gabauer wurde frei­gesprochen, da auch der Regierungsvcrtreter den Eindruck gewonnen hatte, daß hier die Aeußerung eines verzweifelnden hungernden Menschen vorliege, ein solcher aber seine Worte nicht auf die Gotdwage lege.

Eine gesegnete Familie. Daß die brasilianische Erde fruchtbar und die Volks- Vermehrung in Brasilien eine ziemlich schnell fortschreitende ist, gehört zu den bekannten Thatsachen. Aber eine Vermehrung, wie sie die Familie Schneider in Bom Jardin und Umgegend sufzuweisen vermag, übersteigt alle« bisher Dagewesene und verdiente historisch festgi stellt und auf der Chicagoer Weltaus­stellung mit der goldenen Medaille prämiirt zu werden. Die Nachkommenschaft des im Jahre 1829 eingewanderten Herrn Peter Schneider aus Neu-Vorwciler bei Saarlouis belauft sich heute auf die stattliche Zahl 682 (Sechshundertzweiundachtzig) leben. Personen. AuS einem einzigen Ehepaare sind in der Zeit von 7 Jahrzehnten so viele geworden, daß sie für sich allein eine ansehnliche Kolonie bilden könnten.

Wie aut Monte Carlo eingetroffene Nachrichten melden, hat dort der Galizjsche Petrolenmgrubenbesitzcr Viktor von Klobassa, eine in Wiener Gesellschaftskreisen bekannte Persönlichkeit, wegen großer Spiclvcrluste dort einen Selbstmordversuch unternommen. Der Bruder des Herrn von Klobassa ist nach Monte Carlo abgereist.

Bei Bares sUngaru^ wurde der be­rüchtigte Räuberhauptmann Bakony Horvath, die Landplage der ganzen Gegend, nachts von Gendarmen umzingelt; Horvath lötete einen Gendarmen und wurde dann selbst er­schossen.

Großer Theaterskandal in Messina. Das Opernhaus in Mejsina war am letzten Freitag der Schauplatz turbulenter Szenen. Während des zweiten Aktes der Oper »Die Hugenotten" drangen bei 200 Studenten i»S Theater ein und inszenierten eine lärmende Demonstration gegen die beabsichtigte Auf­hebung der Universität Messina. Dieselben erklommen die Bühne, während das Publi­kum und die Sänger panikartig flohen. Es entstand sodann ein Handgemenge mit de» herbeigceilten Carabinieri, welche schließlich das Theater nach viertelstündigem Tumulte räumten.

Protest gegen die Altersrente- Eine alte Frau, welche die Altersrente nicht mehr Will, erschien vor wenigen Tagen in d-m Bure«» de» Landralsamts von Gnbinnen.