Vas Vedviwais äer I^rau ätz 1a Kare.
Roman von H. v. Limpurg.
(Nachdruck verboten.)
31.
Er stand auf, sein Gang war schwankend, seine Hände tasteten nach einem Stützpunkt und schwersällig ließ er sich am Schreibtisch nieder; bald darauf lag der Brief an Assessor von Norden fertig da und Leuthold klingelte dem Burschen.
„Schaffe den Brief an seine Adresse und frage zugleich von mir au«, wie es — den Herrschaften geht."
Die Zeilen an Luise wollten nicht so rasch fertig werden. Drei Bogen rissen de« Hauplmanns eiskalte Finger durch, ehe er mit dem zufrieden war, war nun auf dem Papier stand; er hatte geschrieben aus übervollem Herzen, ohne Rücksicht auf andere mögliche Mitleser:
„Meine geliebte Luise!
Unter unsäglichem Weh und Herzeleid sende ich Dir hiermit einen Abschudsgruß! Ja, wer hätte vor vierundzwanzig Stunden gedacht, daß Alle« so rasch und grausam vorüber gehen werde I Du bringst durch die Verlobung mit Baron Linden Deinem Vater ein furchtbar schweres Opfer, welches er Dir niemals vergelten kann. Du bist ein Engel, meine Luise, zum letzten Male darf ich Dich so nennen und Dir sagen, daß meine Liebe Dir bleiben wird in alle Ewigkeit. Mein Gebet zum Himmel ist Dein Glück! Mögest Du nie das treue Herz dessen vermissen, der Dich nach namenlosen Kämps-n erst frei giebt. O, meine liebe Luise! Aber still davon, wozu die bittre, blutende Wunde aufreißen, die so wie so nie ganz heilen wird. Daß Dein Vater da« Opfer des eignen Kindes «n nimmt, ist schwer begreiflich, doch der Menschen Herz ist eben unergründlich! Lebewohl, mein heißgeliebter Liebling, laß mich noch einmal in Gedanken Deine Hände küssen.
Friedrich von Leuthold."
Totenbleich, ohne das Geschriebene nochmal« durchzulesen, nahm der Hauptmann den Bogen, faltete und couvertierte ihn.
Dieser Brief sollte erst mit der Post ankommen, wenn er fort war, wenn Luise früh aus dem Schlafe erwachte. Hastig eilte Leuthold zu seinem Obersten, um einen vier- zehntägigen Urlaub anzutreten, den er unter dem Vorwand dringendster Familienverhältnisse forderte.
„Reisen Eie, Herr Hauptmann," sagte der Oberst gutmütig, „und kommen Sie recht erfrischt «jeder, denn Sic sehen ganz entsetzlich angegriffen au». Haben Sie Unannehmlichkeiten gehabt?"
„Allerdings, Herr Oberst, es wird mir gut thun einmal vollständig auS diesen Verhältnissen zu kommen."
»Ja, ja, mein Freund. Auf Rosen ist eben kein Mensch gebettet und wenn man au« den zwanziger Jahren heraus ist, sieht man, welch' eine schwere Aufgabe das Leben ist."
Als Leuthold sich von dem Oberst verabschiedet und in seinem Mantel gehüllt durch den eiskalten Schneesturm dahinschritt, mußte er immer wieder an den Ausspruch seines Vorgesetzten denken.
Auf der Straße war eS leer, er traf fast Niemand und als er in der Nähe de« Norden- schen Hause« anlangte, kämpfte er nur kurz mit sich selbst, dann eilte er demselben zu. Noch einmal wollte er vvrübergehen; vielleicht, daß er die Geliebte stehen sah an dem ihm so wohlbekannten Fenster!
Nein! niemand ließ sich blicken, nur aus dem letzteren drang schwacher Lampenschcin auf die Straße. Sie war also zu Hause und allein! Hatte der Gcheimrat wohl schon die Verlobung mit Linden veröffentlicht und flössen nun vielleicht beiße Thränen «uf dessen schimmernden Ring?
Halb unwillkürlich blieb Leuthold an einer Säule lehnen, die brennenden Augen hafteten dort an matt erleuchteten Scheiben, die bleichen Lippen murmelten Li besworte — und das starke Mannesherz rang vergeben« „ach Fassung.
„Lebe wohl, meine teure Luise! Ohne Dich wird mein Leben öde und trostlos sein — und wenn uns das Schicksal nach dieser Prüfung nicht vereint — dann helfe mir Gott, daß ich nicht zur Waffe greife."
In derselben Nacht reiste Hauptmann von Leuthold ab. Sehr ernst waren s-ine Züge, als er auf dem Bahnhof ein Billet nach H . . . löste, wo seine Mutter lebte.
Gedankenvoll lehnte Hauptmann v. Leuthold im Coupe und wirbelnde Gedanken kreisten hinter seiner hohen Stirn.
Der Sturm hatte nachgelassen, cS war bitterkalt geworden, aber der ernste Mann empfand es kaum ; der Rückschlag vom stolzen Glück zum tiefsten Elend hatte ihn abge härtet gegen äußere Einflüsse.
Stunde um Stunde verrann, der Morgen dämmerte grau herauf und der Cvurierzug hielt.
„Station H . . , I" rief der Schaffner.
Nur ein einziger Passagier stieg aus, es war Hauptmaun von Leuthold; er übergab seine Sachen einem Kofferträger, nannte vie Adresse seiner Mutter und trat in die Restauration, um eine Tasse heißen Kaffee zu trinken, denn ihn fröstelte.
„Nun wird sie meinen Brief bald erhalten, Gott schütze Dich, Luise! Ich bin geflohen wie ein Feigling — ach, ich konnte eS doch nicht ertragen, sie zu verlieren, nachdem ich sie kaum gewonnen."
Die Straßen der kleinen Provinzialstadt waren noch ziemlich leer, als Leuthold durch dieselben dahinwanderte, dem von seiner Mutter bewohnten Hause zu. Stufe um Stufe stieg er die wohlbekannte Treppe hinan, oben blieb er, einen Moment aufatmend, stehen, dann zog er die Klingel zweimal scharf hintereinander wie eS einst als Knabe seine Gewohnheit gewesen.
Drinnen ward hastig eine Thür geöffnet, leichte Schritte kamen näher. Das Schloß flog auf und eine ehrwürdige Dame breitete halb jubelnd, halb schluchzend die Arme aus, indem sic rief: „Mein Sohn, mein Friedrich, Gott grüße Dich im Mutterhause!"
„Mama, da bin ich, Gott sei gedankt, daß ich Dich noch habe," erwiderte Leuthold und lange hielten sich Mutter und Sohn umschlungen. Dann richtete sich die Frau Rat von Leuthold auf und sagte vor Freude zitternd: „Und nun komm in« Zimmer, Fritz. Du mußt ganz erfroren sein von der langen Nachtreise. Hier ist Dein Zimmer. Al« ich gestern Abend Dein Telegramm erhielt,
ließ ich es gleich Heizen. Lege «h, Fritz, und dann komm ins Wohnzimmer, der Kaffee ist gleich fertig."
Wie wohl ihat dem unglücklichen Manne der herzliche Empfang, das ganze traute Heim der Mutter.
Bald saßen Mutier und Sohn beim Kaffre- tisch.
„Und nun sprich, mein lieber Fritz! WaS ist Dir widerfahren?" srug Frau von Leuthold,
Der Hauptmaun blickte traurig in die treuen Mutterangen, dann begann er, das Antlitz mit der Hand beschattend, von seiner Liebe und seinem Schmerz zu erzählen. Es war ein langer, trüber Bericht und die Mutter ließ eine Th.änc nach der andren über ihre Wangen rollen. Zärtlich legte sie dann die Hand auf des Sohnes Arm und sagte:
„Mein armer Fritz ! So hast Du schon jetzt erfahren müssen, wie das Glück zerfließt gleich einer Seifenblase I Aber, fasse nur Mut > Die arme Luise, von der ich gestern einen liebevollen Brief erhielt, ist selbst unglücklich, denn sie liebt Dich wirklich. Thue was Du kannst, um den Abenteurer zu entlarven.
(Fortsetzung folgt.)
— Anmut und praktischer Sinn, — auf diesen beiden Grund-Eigenschafien baut sich bas behagliche Heim auf, in dessen Dienst sich unsere besseren Frauen-Zeitschriften zu stellen suchen. Allen voran in dieser Be, ziehnng die Modenwelt, gegründet 1865. Weit entfernt von einer planlosen Registrierung und Veranschaulichung neuester Mo. de-Thorheiten, hat sic es verstanden, dem Wechsel des Geschmacks Rechnung zu tragen und ihn gleichzeitig nach der Richtung des Einfach-Schönen hin zu beeinflussen. Diesem Zwecke dienen in den 24 Jahres Nummern nicht nur m,hr als 2000 vorzüglich ansgc- führte Abbildungen in Holzschnitt, sondern auch jährlich 12 g' vße farbige Mosm Panoramen mit etwa 100 Figuren, die es ermöglichen, Salon-, Ball- und StraßenToiletten auf ihre Farbenwirkung hin zu prüfen. Noch vor Schluß des Jahres kündizt die Msdcn- welt eine Erweiterung ihres Raumes um jährlich fast 100 Seiten ihres große» Formates an, deren Inhalt den bisher erstrebten neue Ziele hinzufügt. Besonders dankenswert erscheint es, daß die Hälfle des Raum- zuwachfes den hauswirtschastiichen Interesse» der Familie zur Verfügung gestellt wird. Auch die Gärtnerei im Freien und im Hause, sowie Blumen- und Gemüsezucht finde» eingehende Berücksichtigung. Der Preis ist nach wie vor 1 M. 25 Pf. das Vierteljahr.
Diese Raum-Erweiterung kommt gleichzeitig in erhöhtem Maße der „Illustrierten Frauenzeitung" („Modeiiwelt" mit Unterhaltungs-Beilage) zu Gute, die durch die Hinübernahme der Rubriken „Für's Haus" und „Gärtnerei" in den speciellen Modenteil für größere belletristische Arbeiten und - unterhaltende Plaudereien Platz gewinnt. Auch hier tritt keine Preiserhöhung ein, so daß daS vierteljährige Abonnement für die kleine Ausgabe auch ferner 2 M. 50 Pf.
(in Oesterreich Fi. 1.50) ; für die Ausgabe 4 M. 25 Pf. (in Oesterreich Fl. 2.55 beträgt.
Druck unh Perlag von Bernhard Hosmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh- Hofma n^n.)