Rundschau.

Stuttgart. Böse Folg?» eines Rausches Halle sich in der Nack! den Sonntag auf Montag ei» junger Mensch zugezogen. In seinem sehr stark angeheiterten Zustande ge­sellten sich einige Burschen zu ihm, welche ihn angeblich nach Hanse begleiten wollten. Statt dessen führten sie ihn in ein Wein- b-rghänschen, beraubten ihn keiner Uhr und Portemonnaies, sowie auch Ueberziehers und Nocks. Das Erwachen war ein sehr unan­genehmes, und zu dem leiblichen trat noch ein moralischer Katzenjammer, denn der Ver­lust beträgi über 100

Heildronn, 29. Dez. Der Neckar ist nun fast bis Heidelberg völlig zng'froren.

Nagold, 31 Dez. In der letzlen Nacht sind in Hawrdach 2 Häuser abgebrannt. Leider kamen 3 Kinder dabei ums Leben.

Ellmendingen. Anläßlich des sogenann­ten N ujahrschi ß-ms zerschmetterte sich der 24 Jahr alte Sohn des Landwirts Augen- st in von hier 3 Finger an der linken Hand.

Aus Tvdtlian im Schwarzwatd wird berichlcl, daß ein Waldhüter im nah n Rvth- wiiiijcnwald m hrere Wölfe gesehen habe. Der Mann behauptet auf das bestimmteste, e>»e Täuschung sei ausgeschlossen, zumal in der Nahe kein Hof sei, von dem etwa Hunde entlaufen sein könnten. Seil Jahren hat man von einem Auftreten der Wölfe in die­sem Teile des Schwarzwsldes nichts mehr gehört.

- Im Städtchen Kuppenheim (Baden) sind am letzten Donnerstag durch eineFeuers- l runst l6 Gebäude ejugeäschert worden. Bei den Löjcharbciten fehlte es zuerst an Wasser, sodann froren die Schläuche und Spritzen cm. Acht Familien sind obdachlos.

Das bayerische Königshaus zählt be­kanntlich zwei praktische Aerzte zu seinen Mitgliedern, den berühmten Augenspezialisten H rzog Karl Theodor, der eine segensreiche Lhäugk' it in München, Tegernsee u. Meran ansübt, und de» Prinzen Dr. Ludwig Fer­dinand. Letzterer veiöffentlicht von Zeit zu Zeit die E>f hrungen und Erfolge aus seiner Praxis in wissenschaftlichen Schriften; seine neueste Schrift behandelt die Ursachen und Erscheinungen der Rippenfellentzündung. Die Münchener Aerztl. Rundschau bezeichnet sie als eine der für die B> Handlung fruchtbar­sten und für die Leser anregendsten Arbeiten Über diesen wichtigen Gegenstand.

Der Kaiser hat seinem künftige» Schwager, dein Prinzen Friedrich Karl von Hessen, serner d-m Landgrafen von Hessen und dem Herzoge Friedrich Ferdinand von Scbleswig-Holstein-GlückSburg den Schwar­zen Adlerorden verliehen.

Berlin, 2. Jan. Al« der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich nach der ParoleauS- gabe im Zeughanse nach dem Schloß zurück- kehrte, trat ei» Mann aus dem Publikum hervor und überreichte eine Bittschrift, welche ihm Prinz Heinrich abnahm.

In einem hocbssstziösen Artikel der Nordd. Mg. Zig " läßt der Kultusminister Bosse erklären, er habe die volle Ueberzeug- ung gewonnen, daß der Erlaß seines Vor­gängers, der die Kinder dtssid,Mischer Ellern zum Bestick des Retigionsunterrickts in der Sckule zwingt, auf gesetzlicher Grundlage beruhe, w-ghalb die Beschwerdeführer von ihm nicht zu erwarten hätten. Es entspreche den preußischen VrfassnngSgrundsätzen, daß jede« Kind Religionsunterricht genieße. Ein

Ersaß dieses Religionsunterricht« könnte nicht gesund n werden in dem von bekannten So­zialisten oder den Predigern freier Gemein­den geleiteten SiitlichkeitSunierrichte.

Wie aus Berlin gemeldet wird, hat die französische Regierung der deutschen be­reitwilligst gestattet, die auf franrösischem Bo­den ruhenden Ueberreste der Offiziere und Soldaten des Kaiser-AlexanderrcgimentS aus- zugrsben und nach Deutschland überznführen, was unmittelbar bevorstehl.

Straßburg, 29. Dez- Vom 1. Januar 1893 ab bedarf es im Eisenbahnverkehr zwi­schen den reichsländischcn Stationen und den Stationen der preußische« Staatsbahnen der Abstempelung der Rückfahrkarten auch von längerer als dreitägiger Giltigkeitsdaner vor Antritt der Rückeeise nicht mehr.

St. Johann, 29. Dez. Gegen 3 Uhr ist die Pulverfabrik zu St. Ingbert in die Luft geflogen. Zwei Mann wurden getötet.

(Ein nobles Weihnachtsgeschenk.) Ein vor Kurzem verstorbener Leipziger Bürger, Kaufmann Dönges, hal der Stadtgemeinde die Summe von 100000 vermacht, deren Zinsen zu WohlihätigkeitSzwecken verwendet werden sollen.

Eine schauerliche Entdeckung machte man im Lyoner Bahnhof in Pari« bei der Ankunft eines Zuges von Moret. Im Aschenkasten unter der Lokomotive fand man den blutigen Kopf eine« jungen Manne«. Der Zugführer erklärte, er habe bei der Station Cesson einen Stoß gefühlt, als ob die Lokomotive über einen Körper hinwegfahre. E« läßt sich darnach nur vermuten, daß jener junge Mann überfahre» und so sein vom Rade abgeschnittcner Kopf durch den Stoß in den Aschenkasten geschleudert worden ist.

Wien, 27. Dez. In brr Weihnachts­nacht ist eine 63jährige kranke Näherin in ihrem Beile buchstäblich verbrannt, oder ver­kohlt, wenn das besser klingt. Die Hilflose, von allen Verlassen, hatte sich wahrscheinlich vom Beite aus etwas Thec kochen wollen, der brennende Spiritus hatte das Bett er­griffen , und so war da« Schreckliche ge­schehen. Am Morgen sah man Rauch ari­dem Dachfenster bringen, eilte hinauf und fand die verkohlte Leiche.

Au« Hamburg, 29. Dez. wird gemeldet: Bei San Lucas ist das Schiff Maria Teresa untergegangkn; von der Besatzung sind acht Mann ertrunken.

Verschiedene«. (Einiges über die Frauen.) Die Spruchweisheit der Völker weiß viel, leider nicht immer Artiges von den Frauen zu sagen, In Griechenland spricht »er Volks- mund:Die Liebe ist blind, aber die Ehe sicht scharf."Eine Kokette ist wie ein Schatten; folge ihr und sie entflieht Dir; fliehe sie und sie wird Dir folgen." Ein französisches Sprichwort lehrt: Wer seine Frau schlägt, gleicht einem Manne, der auf einen Sack Mehl klopft: Das Gute fliegt heran«, das Schlechte bleibt zurück." DaS Land der Kastanien hat folgende Erkenntnis gezeitigt,Von einer Frau und einem Maul­esel erreicht man mehr durch Güte und sanfte Behandlung als durch Zwang." Der Hollän­der sagt:Wer seine Frau lieb hat, läßt sie zu Hause" undEine Frau trägt in ihrer Schürze mehr zum Hause hinaus, als der Mann mit einem Wagen hineinbringen kann." Im himmlischen Reich hat man die Erfahr­

ung gemacht:Je mehr eine Frau ihren Mann liebt, je mehr wird sie dcmack nack­ten, seine Fehler zu verbessern." Und der Araber endlich meint:Beratschlage imm-r mit Deiner Frau, wenn Du etwas unter­nehme» willst, und thue dann, was Dir be­liebt."

Schlauheit Ein neues Mittel um seinen Mielzi»« zu bezahle», hat ein junger Mann erfunden. Derselbe ließ einfach in eine Zeitung folgende Annonce setze»-Je­dem, der an mich 25 C-nts einsendet, gebe ich dos Mittel an, auf welche Weise er sich leicht das Geld für seinen Mitzins verschaffen kann." Natürlich laufen die 26 Centsstücke in großer Anzahl ein, der pfiffige D-nikee befriedigt davon seinen Hausherrn und v.r- lendet an sämtliche Korrespondenten einfach ein Zirkular mit den Worten:Machen Sie cS so wie ichl"

Eine drastische Zurechtweisung erfuhr kürzlich in einem Gasthause zu Moisburg bei Rumburg (Sachsen) ein Czeche, der sich daselbst ein Etas Bier bestellte, aber ein Ge­fäß verlangte, aus dem noch kein Deutscher getrunken habe. Die Kellnerin meldete dies dem Wirt, der ohne Zögern dem czechischen Gaste einen Spucknapf vorsetzte, mit der Versicherung, daß daraus noch kein Deutscher getrunken habe. Unter dem Hohngelächter der übrigen Gäste verließ daraus der czechijche Nationaiheld das Lokal.

(Jägerlatein.) Ter Förster X. sitzt in einem Kreise von Jägern, die sich von ihren Hunden die unglaublichsten Geschichten erzählen. Endlich ergreift auch er das Wort und spricht:Was Sie da sagen, meine Herren, ist ja recht hübsch, aber es kommt alles nicht gegen meinen Caro. Vorgestern hatte ich vergessen, ihm sein Frühstück zu geben. Wat thut das Vieh? Er läuft in den Garten, pflückt eine Blume, kommt wie­der und was hält er mir als Mahnung ent­gegen ? Ein Vergißmeinnicht I"

(Mrs Mögliche.) Köchin:Bei meinem Schatz gehl alles wie im Fluge ich komme kaum zur Besinnung l Vorgestern lernten wir uns kennen, gestern haben wir uns verlobt, unb heute ist er mir schon hundert Mark schuldig."

(Stoßseufzer eines VaterS.) Es ist merkwürdig I Hst man hübsche, einigermaßen normal gebaute Buben, so kommen sie zum Militär. Hal man hübsche, einigermaßen normal gebaute Mädchen, so kommt's Mili­tär zu ihnen. eS ist doch merkwürdig!

(Erklärbar.) Redakteur:Ihr Ge­dicht ist im Gedanken ganz gut nur die Verse sind etwa« holperig!" Junger Dichter:Ganz begreiflich, ich Hab' es auch ans einer Fcrienreise im Omnibus ge­macht I"

Hiesiges.

Wildbad, 2. Jan. Im Jahre 1892 wurden im hiesigen Schlachihaus geschlachtet: 237 Slück Ochsen,

45 Kühe,

652 Schweine,

1167 Kälber,

216 Schaafe

15 Ziegen

2332 Stück zusammen.

Von Auswärts eingebrachtes Fleisch: 32,940 Pfund.

Schlachthausvcrwaltung: Vorstand F. Weber.