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(Enztalbote)
Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt
für das obere Enztal.
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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitnng: Th. Gack in Mildbad.
Hummer 225
Fernruf 179.
man
bezahlen?
Von Gewerbebaiikbirektor S ch m l V t-Nlm.
Man hört wohl die Aeußermrg, daß das Reichsnot- opfer ain besten nicht sofort, sondern durch allmähliche Amortisation in 30 bzw. 50 Jahren bezahl^ wird. Einem Praktiker sei gestattet, die Vorzüge uno die Nachteile der sofortigen Zahlung des Rcichsnotopfers zu beleuchten.
Wer über freies Kapital verfügt, wozu außer Bargeld, den Bank- und Sparkassenguthabcn auch der Besitz an Wertpapieren zu rechnen ist, zahlt ambest e n das R ei ch s n o.to P.fer sofort. Unter allen Umständen hat er ja dem Reich 5 Prozent Zinsen aus seiner Reichsuotopferschuld mit Wirkung vom l. Januar 1920 an zu entrichten. Sein Bankguthaben, seine Vfano- briefe, seine Hypothekenforderungen nsw. erbringen ihm kaum 5 Prozent. Dazu kommt, daß die Barbezahlung des Reichsnotopfers bis zum 31. Dezember ds. Js. die Vergünstigung eines Iprozentigen Rabatts in sich schließt.
Selbstgezeichnete Kriegsanleihen sollten zur sofortigen Bezahlung des Reirbsnotopiers verwendet werden. Tie. bprvzentigen Kriegsanleihen werden zu 100 Prozent, die 4 H/Zprozentigen Neichsschatzanwei- sungen zu 96 Hs bzw. 100 Prozent von den Finanzämtern in Zahlung genommen. Der eigentliche Wert der Kriegsanleihen ist aber zurzeit etwa 20 Prozent geringer als der Annahmewert seitens der Finanzämter. Somit ersparen die Steuerpflichtigen bei Verwendung ihrer selbstgezeichneten Kriegsanleihen ein Fünftel der betr. Steuerbeträge, ein Vorteil, der. unter allen Umständen wahrgeuommen werden sollte. Manche Steuerzahler sind der Meinung, es sei besser, in bar zn bezahlen und die 1 Prozent Rabatt in Anspruch zu nehmen, die Kriegsanleihe aber zu behalten, weil diese verhältnismäßig gut verzinslich ist. Rechnerisch ist dies jedoch ein Irrtum, da der Betreffende 16 Prozent an der Steuersumme verliert. Solche Leute würden am besten ihre Steuerschuld anstatt mit Bargeld mit ihren Kriegsanleihen be- gleichen und das zur Steuerzahlung verfügbare Bargeld zur Neuanschaffung von Kriegsanleihen verwenden, die zum Kurs von 80 Prozent zu kaufen sind. Besonders 'betagten Leuten ist dringend zu raten, ihre selbstgezeich- uete Kriegsanleihe zur Steuerzahlung zu verwenden. Nach ihrem Ableben müssen die Erben die Steuern unter allen Umständen in Bar entrichten. Sic sind demnach um ein Fünftel des Reichsnotopferbetrags geschädigt.
Industrielle, Gewerbe- und Handeltreibende und Leute, diefremde Kapitalien und namentlich Bankkre- di t e in Anspruch nehmen müssen, dürften vielleicht vorteilhafter von der Stund nng des Reichsuotopfers Gebrauch machen, da die Zinsen,' die ans Reich Zn bezahlen sind, geringer sink! als die ihrer Gläubiger. Soweit aber selb st g ez e i ch n e t e Kriegsanleihen vorhanden sind, must mich hier die Verwendung dieser zur Steiicr- zahlung unter allen Umstünden empfohlen werden. Mstt- glied'er von Genossenschaften seien ganz besonders auf die Vergünstigung, »ach der auch die selbst- gezeichneten Kriegsanleihen ihrer Genossenschaft durch sie zur Bezahlung- ihres Reichsuotopfers verwendet werden können, aufmerksam geupicht. Es erwächst daraus der Genossenschaft sowohl als auch den Mitgliedern ein. finanzieller Vorteil. . . '
Wer den Steuerbescheid noch nicht besitzt, kann int Voraus den -ungefähren Steuerbelrag an sein Finanzamt bezahlen Es entsteht ihm daraus Hein Nachteil, da ja in dkm Augenblick der Swuerentrichtung die bprozemige Zinsverpflichlung an das Reich anshört. Das Reichsnotopfcr ist vom 31. Dezember 1919 an mit 5 Pro- Zent Zinsen .an das Finanzamt geschuldet. Bis 31. Dezember 1921 must sich jeder Steuerpflichtige schlüssig gemacht 'haben,' ob er . das Michsnotopfer in Bar ^bezahlen oder von der bprozentigen Stundung (mit Til- gmigsabzahlulig 51/» bzw. M/Z. Prozt.) Gebrauch machen will. Es wäre eine große Selbsttäuschung, zu glauben, dast das Gesetz des Reichsuotopfers aufgehoben werden könnte.
MHädsä, oiensleig, äen 28. September 1920.
Die Brüsseler Konferenz.
Berlin, 27. Sept. Tie Reichsregierung hat der Finanzkonserenz des Völkerbunds in Brüssel über 'die Finanzlage Deutschlands einen Bericht vorgelegt, dem folgendes zu entnehmen ist: Tie Schuldelast des Reichs hat sich seit Kriegsausbruch von 5 ans 240 Milliarden Mk. erhöht, wozu noch 35 Milliarden Schulden der Einzel-' staaten kommen, ungerechnet die Schulden der Kreise und Gemeinden. Nicht berücksichtigt sind auch die Entschädigungen für die Ausländsdeutschen mit etwa 41 Milliarden und der Reeder mit 90 Milliarden. Die Reichsschuldeulast ist seit dem 31. Mälz 1920 um 40 Milliarden gewachsen, wovon 14 Milliarden auf deu Ilebergang der Eisenbahnen und Posten an das Reich. 8 HZ Milliarden auf die Deckung des Fehlbetrags des NeichshauShalts '.durch Noten entfallen. Nur 91 Milliarden sind fundierte Schulden, 149 Milliarden waren nach dem Stand vom 31. August 1920 schwebende Schulden (Papiergeld usw.).' Der Gesamthanshalt 1919 gleicht sich nach dem Haushaltsplan mit 15,8 Milliarden ordentlichen und 47,2 Milliarden außerordentlichen Ausgaben und Einnahmen (unter letzteren 46,4 Milliarden Anleihen,' also Schuldenvermehrung) aus. 6,25 Milliarden wurden zur Verbilligung der Lebensmittel verwendet. Das tatsächliche Ergebnis des Rechnungsjahrs 1919, .das noch nicht festgestellt ist, wird schätzungsnwise an ordentlichen Ausgaben und Einnahmen 17,5 Milliarden, an außerordentlichen 57,8 Milliarden sein, der Voranschlag Ist also hoch überschritten.. Die tatsächlichen Steuereinnahmen sind mit 7,6 Milliarden um fast die Hälfte hinter dem Voranschlag zurückgeblieben, während die Ausgaben ihn um fast 12 HK Milliarden übersteigen dürften.
Der Haushaltsplan für 1920 soll sich mit 39,6 Milliarden- ordentlich und 39,7 Milliarden (worunter nicht weniger als 37,7 Milliarden Deckung durch Anleihe) -außerordentlich ausgleichen. Zur Verzinsung der Reichs-
Fernruf 178.
54. Isttrgong
Künstir.he Kohle ans NohLors.
durch
Ter Breunstofsmaugel, hervorgerufen namentlich die Kohlenlieferung an unsere Feinde, zwingt uns zur besseren Verwertung der vorhandenen Brennstoffe und. zu Ersat brennstoffen. So hat der Tors wieder überall neue Freuüde gefunden, so sucht man Abfallstoffe wie Säge- späue, Lokomotivlösche und sogar die halbverbrannte Kohle (Aschenceste) als Brennstoff auszunutzen.. Die Aufgabe, hochwertigen Brennstoff aus einem schon vorhandenen Brennstoff herzustellen, scheint seiner Lösung entgegen zu gehen- und zwar wird hier in erster Linie der Torf Verwendung finden. Jener Prozeß, der die Steinkohle in Tausenden von Jahren werden ließ- wird künstlich erzeugt und in fabrikatorischer Weise der Dorf zur Kunstkohle um- gcwaudelt. Von dem an der; Erfindung beteiligten Ingenieur August Bau schlichen, der die TorsweAX Kremmen betreibt, wird geschrieben: z gende Mitteilungen: :
„Es ist gelungen, aus vegetabilischen Absallnoßen -» M-1 V 2 Sluuden eine künstliche Kohle von hohem Hr'> wert zu machen. Von besonderer Wichtigkeit für die l-m!aOvn in dabei, daß das Produkt aus ganz n a > se m Torf hergestellt wird, der direkt der Grube entnommen wird, daß also die Fabrikation auch in der ungünstigsten Jahreszeit und selbst^ im Winter - erfolgen kann. . Das Produkt aus nassem Torf ist sogar erheblich besser, als das ans trockenem Torf, wie, man im Lauf der Versuche gefunden hat. Der neue Brennstoff Gasokkohke genannt, hat einen Heizwert bis zu 7500 Wärmeeinheiten, brennt mit langer Flamme, kann nach Bedarf sofort entzünd- und entflammbar gemacht werden, wodurch das Anseuerungsmaterial gespart werden*kann. Es ist auch möglich, eine koksartige Kohle von geringerer Entflammbarkeit zn schaffen. Gegenüber/- der Naturkohle hat die Kunstkohle die Ileberlcgenheit,/ daß sie ohne Schlackenrückstände verbrennt und nur pulverförmige weiße Aschen- rcste hinterläßt. Die Kohlenerzeugung nach dem neuen Verfahren wickelt sich über der Erde ab. Die Anlagen sind daher bedeutend billiger als die Bergwerksanlagen, und infolgedessen ist auch der Preis der Kunstkohle nicht teurer, als der der Naturkohle." .
Für das neue Verfahren der Herstellung von Kunstkohle ist eine Gasolkohle-Gesellschäft in Berlin gegründet Wörden. ho» K h (( ^
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schuld sind 12 Milliarden, für den Pensionsfonds 4 Milliarden erforderlich. Heer und Marine kosten über 5 Milliarden. Nach der vollen Durchführung der Entwaffnung nach dem Friedensvertrag werden die 100 000 Mann Reichswehr und 15 000 Mann Marine noch jährlich mehr als 3 HZ Milliarden erfordern. Vor dem Krieg stellte sich die durchschnittliche Jahresausgabc für einen Soldaten ans 12 7 '":»rk, jetzt auf 24 300 Mark. Die feindlichen Besatznngskosten belaufen sich bis jetzt auf niedrere Milliarden (rund 15 . Nicht berücksichtigt ist der Felsthetrag der Eisenbahnen mit 16,1 und der Post mit 2 Milliarden. Der Papiergeldumlanf beträgt 72 Milliarden. Die Handelsbilanz von 1919 weist eine Einfuhr von 32 und eine Änsinhr von nur 10 Milliarden aus. In den ersten 3 Monaten des Jahrs 1920 hielt der ungünstige Stand noch an; Januar Einfnhrübcr- überschnß 3,3, Februar 1,7, März 1,5 Milliarden. Vom April an macht sich die Schließung des „Lochs im Westen" geltend. Der ApÄl zeigt einen Ausfuhrüberschuß von 576 Millionen, der Mai einen solchen von 1,1 Milliardcn.
Nach dem französisch c n Finanzbericht beträgt die .Steuerbelastung auf den Kops der Bevölkerung jetzt voraussichtlich 420 Franken, gegen 108 Franken vor dem *Krieg (sie war damals, erheblich höher als in Deutschland. T. Schr.). Die Regelung der Finanzen werde die Kräfte des Landes nicht übersteigen. Ter Notenumlauf sei seit 1914 tldn 10162 Millionen auf 37 274 Millionen Ende 1920 gewachsen und nehme langsam ab.
Tie Vertreter Dänmarks, Hollands, der Schweiz, Norwegens, Schwedens und 'Spaniens haben die Finanz- richteH ihrer Länder vorgelegt: am Montag wird der englische zweite Vorsitzende Tr. Prand über die Finanzlage der West berichten. Am Dienstag wird Tr. Vrsserimg (.Holland) über Geld- und Wechselkurs, am Mittwoch oe Couters (Belgien) über den intcr- ncckiopalen Hsandel, am Tonnerslag Ccllier (Frankreich) üaer internationale Kredite sprechen. Ter Vertreter der Vereinigten. Staaten, B 0 yden , hält sich außerordentlich zurück und ist nur als .Hörer anwesend. Tie Erörterungen haben daher vorläufig nur bedingten Wert. — Bei der Abstimmung über die. Leitsätze hat jeder Anwesende eine persönliche Stimme, es wird nicht nach Ländern abgestimmt. , -
Peiarischlagung der Steuer v 1 nd Zölle'für 1920.
drr Schätzung der allgemeinen Finanzv.'rnmllimg der Relch einnahnie» aus Steuern und Zöllen im R.-chnnngsjahr 1920 werden folgende Zahlen angeführt: »
1. Einkommensteuer 12 Milliarden, wovon den Ländern und Geme-nde» zwei Drittel zu überweisen sind.
2. Körperschaftsfiruer 0,9 Milliarden, woran ebenfalls zwei Drittel den Ländern überwiesen werden.
3. Kapitalertragssteuer im ersten Bcranlaznngsjahr 1,3 Milliarden.
4. Gesamteinnahme aus dem Rüchsnolozfer für 1920 8Vr Milliarden, woran mit Rücksicht auf bqrc Barauszahlungen 2,75 Milliarden ans Zinsen für die Zeit vom 1. Januar 1Ü20 bis Ende Mürz 1921 und 0,75 Milliarden ans eingezahlte Stcnerbcträge'entfallen dürften. Letztere Einmihme fall zur Pb'er- nahmc von Kriegsanleihen, die zur Sten-rzahlnug eingelicfert. werden, Verwendung finden. Dar, gesamte Auftzonimen ans vcm Reichsno 0 .per wird auf 45 M! müden veranschlagt.
5. Besitzf.euer 100 Millionen.
6. Erbschaftssteuer 620 Millionen, wovon ein Fünftel an die Länder zu überweisen märe.
7. Umsatzsteuer 3150 Millionen, wovon 15 Prozent den Landern und Gemeinden zugute kommen.
8 . Grunderwerbsstruer 220 Millionen, die zur Hälfte auf die Länder entfallen.
9. Reichs/empefabgaben 400 Millionen.
10. Abgaben vom Personen- und Güterverkehr 630 Millionen, gegen 445 Mill. im Vorjahr, wegen der Erhöhung der Tarife.
11. Die Kricgsabgalie vom Berm'ügmszuwachs wird nach Maßgabe der Zahlungsfristen mit 31/2 Milliarden auf das Fahr 1919 und 4pe Milliarden «uf 1920 verrechnet.
t2. Zollcinnahmkn 2,5 .Milliarden einschließlich des mit 1,8 Milliarden angcsetztcn Goldaufgelds.
13. Kch'.enfeusr 4,5 Milliarden.
14. Tabaksteuer 1 Milliarde.
15. Merstener 130 Millionen.
16. Weinfiener 250 Millionen, bisher 100 Millionen.
17. Schaumweinsteuer 100 Millionen, bisher 30 Millionen, die Steuer ist vervierfacht.
18. Branntwe'nmono ol 320 Millionen. Die rund 170 Millionen Einnahmen aus der Verwertung vo 1 Znlandsbrannt- meiu reichen zur Deckung der Ausgaben nicht ans, das Geschäft mit ausländischem Branntwein gleicht jedoch den Fehlbetraa aus und ermöalickt es der Mönovolvermaltuna. außer
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