berichtet, gestern das Reichskabinett in demselben Sinne entschieden. Auch in parlamentarischen Kreisen teilt inan die Ansicht, daß eine Loslösimg Oberschlesiens von Preu- s ßen für dieses wie für das Reich gefährlich werden j könnte und daß es genüge, Oberschlesien als preußischer i Provinz etwa mehr Rechte zu geben, als den anderen ! Provinzen. i
Gespannte Lage in Oberschlesien. !
Breslau, 7. Sept. In Oberschlesien wird die Lage . immer gespannter. Die Unterhandlungen zivischen den ! deutschen und den polnischen Parteien werden von pol- s nischer Seite offensichtlich mit Lüge betrieben. In § Lipine wurde die Bildung der neuen Abstimmungspolizei durch bewaffnete polnische Zivilisten verhindert. In Myslowitz wurde die Abstimmungspolizei von den Polen gezwungen, die Stadt zu verlassen. Auch die italienischen Besatzungstruppen mußten sich aus der Stadt zurückziehen, kehrten aber später wieder zurück. In Bo- gutschütz weigerte sich die neugebildete Polizei, die Mitglieder des Geiverkschastsbnnds der Angestellten bei her Tagung des Bundes vor den Ueberfällen durch polnische Banden zu schützen. Auch sonst gehen die polnischen Gewalttaten ungchinder,- weiter. Auf der Prinzengrube j bei Laziak haben die Polen 13 deutsche Beamte ab- j gesetzt und durch polnische ersetzt. General Lerond lehnte j es ab, sich in ,,>oirlschaftliche Differenzen" einzumischen, j Bon einer Wasfenabgabc der Polen ist nirgends etwas s zu spüren. Der englische Kreiskontrolleur in Beuthen, Major Ottley, erklärte selbst, daß es unmöglich sei, von den Polen Waffen herauszubekommen. In der deutschen Bevölkerung ist das Gerücht verbreitet, daß man in Paris mit der Absicht umgehe, die Abstimmung überhaupt nicht stattsiuden zu lassen.
Gewaltherrschaft der Polen.
Tan ig, 7. Sept. Nach einer Meldung aus Marienwerder haben die Polen im Kreise mehr als 200 deutsche Bürger wegen angeblichen Einverständnisses mit dem Feinde verhaftet, lieber Thorn haben die Polen wegen der llnruhebewegung der Deutschen den Belage- run gszu st and v e rhän g t.
Tmowski gegen Pilsndski.
Danzig, 6. Sept. Die „Tanziger Ztg." berichtet aus Granden,am 4. September seien der Bahnhof und alle öffentlichen Gebäude von Graudenz durch pommerelische Truppen lPolen des ehemals deutschen Gebiets) besetzt worden. Die Polen aus dem eigentlichen (KongreßchPolen seien gewaltsam entfernt worden. Kurz darauf habe eine Schwadron aus Kongreßpolen (Truppen des Gene- l rals Pilsudsli) die Pvmmerclen überrumpelt und 3—400 > gefangen genommen. Gerüchtweise verlautet, daß 8000 Polen ans Posen (wo der polnische national.demokratische Regierungsanwärler Dmomoki sich anshält) erwartet werden, die Graudenz und alle ehemals preußischen Landesteile von den Kongreßpolen säubern sollen. Dmowski wirft der Regierung Pilsndskis vor, daß sie gegen das Deutsche Reich nicht scharf genug sei.
Die Konferenz in Genf. ;
Paris, 7. Sept. Der „Ternps" verlangt, daß Deutschland seine Vorschläge für die Genfer Konferenz zunächst der Wredergntmachungskommiision zur Prüfung vor- lege, damit die Konferenz nicht wieder, wie in Spa, von den deutschen Vorschlägen überrascht werde, wodurch viel Zeit verloren werde. Tie Wiedergutmachungs- kommissiou habe bis jetzt noch nicht einmal die Prüfung der französischen Forderung fertig gebracht, wenn sie auch die deutschen Vorschläge prüfen soll, würde die Konferenz erst an Ostern zusammentretcn können- Die Unruhen in Italien.
Mailand, 7. Sept. Eine Versammlung der Vertreter des Allgemeinen Arbeiterbunds (C. G. T.), des Metall- arbciterbunds, der sozialistischen Parteien und der Arbeitskammer billigte das Vorgehen des Metallarbeiter- i bunds gegen die Unternehmer. Von letzteren wurde ge- j wünscht, daß sie nicht auf die Bestrafung der Arbeiter j dringen. Die durch die Metallarbeiter ungerichteten Schäden betragen viele Millionen. !
Die Bauditen von Finme. ^
Rom, 7. Sept. Eine Schar aus Fiume hat bei i Cattaro einen Dampfer abgesangen, der mit einer La- ^
düng im Wert von l>> Millionen nacb Amerika fugt, und ihn nach Fiume gebracht. Miniperpräjident Gio- likti hat strenge Bestrafung der Schuldigen ungeordnet,
Deutsche Bonds über 6S Milliarden Mark.
Paris, 7. Sept. Der „New York Herald" berichtet, die Wiedcrgntmachungskommission fordere von Deutschland auf Grund der Abteilung 12 des Anhangs II des Friedcnsvertrags die Aushändigung von 60 Milliarden Mark in Bonds (VerbürgungSscheinen). Ein Ueber- eirüommen über die Form der Bonds sei bereits getroffen und Deutschland werde znstimmcn. Durch die Hinterlegung der Bonds solle eine Bestimmung des Friedensvertrags äußerlich erfüllt werden, praktisch würden sie zunächst keinen Werl besitzen. Sie würden solange in den Händen der Wiedergntmachnngskommis- sion bleiben, bis man sich über die ganze Kriegsent- schädignngssumme und die Art ihrer Bezahlung geeinigt habe. Erst dann würde man versuchen, die Bonds auf dein Weltmarkt unterznbringen.
Abstimmung über den Raub in Schleswig.
Kopenhagen, 7. Sept. Bei der gestrigen Volksabstimmung über den Gefetzesvorscblag betreffend die Ein- ver nordschlcsimgschen Landesteils an Dänemark wurden nach vorläufiger Aufstellung für den Vorschlag 616 954, dagegen 19 726 Stimmen abgegeben. Dadurch sind die durch' die Verfassung vorgeschriebenen 45 Prvz. der Stimmen erreicht.
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Berlin, 7. Sept. Die Neichsregierung hat zur Unterstützung der durch ium Poleneinfall geschädigten Deutschen in Oberschlesien 10 Mill. Mk. bereit gestellt.
Köln, 7. Sept. Aus dem Saargebiet sind im Monat August allein auf dem Wasserweg 79 378 Donnen Kohlen nach Frankreich ausgcführt worden. (Dazu kommen 1 550 000 Tonnen aus dem Rnhrgebiet.)
Amsterdam, 7. Sept. In Sprmgsield (Illinois, Am.) wurden 20 Banditen verhaftet, die einen Sonderzng zerstören und berauben wollten.
Schlechte Herbftaussichten in WüriLsmöerg.
Es stellt sich jetzt immer mehr heraus, schreibt der ' „Weinbau", daß die Eingriffe der verschiedenen Pilz- ° krankheitcn in dem Behang der Weinberge recht tief- i gehender Natur sind. Man ist versucht, die Niederlage, die unsere Weinberge erlitten haben, zu verglei- ! chen mit derjenigen, von der unser Volk betroffen ist. ! Wie wir unter der Uebermacht der verbündeten feind- j liehen Mächte znsammengebrochen sind, so hatten sich! in den Ncbfluren Blattsallkrankhcit und Rebenschimmel, Lederbeerenkrankheit und Rotbrenner zu einem Buno ! vereinigt, und dieser „Entente" war es ein leichtes, s an ungeschützten und schwachverteidigten Stellen einzu- l brechen nnv verheerend zu wirken. Wo Vorsorglich Voll-- ! Werke errichtet waren, vermochte der Feindbuno nur i wenig anznhaben und siegreich konnten sich manche in ! geschützter Abwehrstellung befindliche Plätze behaupten. ' Nach den Berichten der Vertrauensmänner bestehen die ! besten Herbstanssichten im Lande im Tauber-, Vorbach- z und Kochertal bei Jngelfingen. An der Tauber waren Niederschläge und Nebel seltener als in allen übrigen Landesteilen; in Jngelfingen hat die frühe Kupferung die Ernte gerettet. Ganz ordentlich steht es auch in einigen Orten des Weinsberger-, des Schozach-- und Bott- wartals und Zabergüus; dagegen gibt es in den übrigen Weinbaugebieten des Unterlands bis hinauf zum Albtrauf nur noch Glücksherbste. Jnr Landesdurchschnitt wird man sich mit einem knappen Drittelsherbst begnügen müssen. Wers mit dem Spritzen richtig erwischt hat, bekommt noch'Trauben, die Säumigen brauchen oft kaum zu lesen. Ein Glück ist es bei allem Unglück, daß sich das Laub im allgemeinen gesund gehalten hat, sodaß die Holzreife wenigstens gesichert ist. Seit Anfang August findet man weiche Trauben; Ende August werden wohl die Trauben aller Sorten „im Wein" sein. Für die Förderung des Reiseprozesses wäre allerdings ein durchgreifender Regen noch nötig. Besteht auch Aussicht auf einen frühzeitigen Lesebeginn, so muß doch befürchtet werden, daß die Trauben wieder
Venen 8»a ttägrl a« im fierren?
klomnn von k ricki ebenst ein.
57. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Bin ich Ihnen so fremd geworden, Hoheit, daß mein Anblick Sie erschreckt?" fragte er ruhig. '„Das täte mir leid!"
„Nein — verzeihen Sie! Es war nur ... die Ueber- raschung! Man sagte mir —"
„Daß ich verreist sei. Ich mußte leider zu dieser List greifen, sonst wären Sie ja nicht gekommen! Und es war doch dringend notwendig, daß ich endlich einmal persönlich mit Ihnen spreche, Hoheit, des Knaben wegen und — auch Ihretwegen!"
„Meinetwegen?" stammelte sie hilflos.
„Ja. Sie sehen gar nicht gut aus. Als Ihr Freund und Arzt kann ich nicht länger dulden, daß Sie den so anstrengenden Pflegerinnenberuf noch weiter ausüben —"
„Er strengt mich nicht an! Ich bin glücklich dabei!" unterbrach sie ihn hastig. „Sie dürfen mir nicht das einzige nehmen, das mich aufrecht erhält!"
„Das — einzige? Und Achim?"
Hessolda schwieg und ließ den Blick unruhig am Boden umherirrcn. Nach einer Weile sagte sie matt: „Er ist in guter Hut. Gerade seinetwegen muß ich das Opfer bringen, ihm fern zu bleiben. Meine Nähe hat ihm schon früher kein Glück gebracht, sie würde es jetzt noch viel weniger —"
Seit wann sind Sie denn abergläubisch?"
„Ich weiß es nicht. Aber es . . . (st eben eine Ueber- zeugung!
„Dann nur eine sehr ungesunde, unnatürliche, die Sie energisch bekämpfen müssen! Der Knabe ist jetzt völlig gesund und lebenskräftig, er gehört nicht mehr unter ärztliche Obhut, sondern zu seiner Mutter."
Ja — wenn diese Mutter wäre, was sie einst war, waS j andere Mütter sind! Aber so — quälen Sie mich nicht. Sei- I lern! Sie wissen ja nicht — kein Mensch kann wissen, wie mir zumute ist . . . Tag und Nacht gejoltert von Erinnerungen . . . von Selbstvorwürsen ..."
„Selbstvorwürsen? Mein Gott, Hessolda — ?"' Diealte Anrede aus ihrer Kinderzeit kam ihm unwillkürlich über die Lippen. Besorgt beugte er sich über sie und ergriff eine ihrer schlaff herabhängenden Hä. de. ..Welchen Wahnideen geben Sie sich hin? Sie, die beste, -.einste Frau der Welt, die zärtlichste Mutter . .
„Ich bin es nicht!"
„Aber was um Himmels willen drückt Sie denn so schwer? Was können — Sie sich dorzuwerfen haben? Wollen Sie es mir nicht sagen. Hessolda? Ich war an Ihrer Seite, als Sie, noch ein kleines Mädchen waren, war allzeit Ihr bester, treuester Freund! Und ein Arzt ist immer auch ein Stück Beichtvater — sprechen Sie sich aus zu mir, es wird mir dann leichter Ihnen zu Helsen!" Sie schüttelte traurig den Kopf.
„Mir kann niemand helfen. Auch — Sie nicht ! Sie am wenigsten."
Er schritt ein paarmal unruhig durchs Gemach und blieb dann wieder vor ihr stehen. Seine Stirne hatte sich sorgenvoll gefurcht.
„So kommen wir nicht zum Ziel," begann er gepreßt, „und wir müssen zum Ziel kommen! Ich will, daß Sie wieder froh und glücklich werden. Hessolda — durch Ihr Kind — für Ihr Kind! Wenn Sie mir nicht sagen wollen, was Sie quält, dann werde ich es Ihnen sagen!"
„Sie? . . . mir?" Namenlos erschreckt starrte sie ihn an.
„Ja. Sie haben Ihren Gatten nicht aus Liebe geheiratet und Ihr Herz har nie den Weg zu dem seinen gefunden. Das machte Sie einsam hier, vis das Kind kam, das Ihre Seele
übkreiliss und vorzeitig Pom Stocke gerissen werden und so die Vorteile einer frühen Traubencntwicklung verloren gehen. Das Rennen nach dem „Heurigen" hat begonnen; über die Bewertung desselben läßt sich noch nichts sagen; soviel weiß man gewiß, daß auch bei hohen Weinpreisen mancher nicht auf seine Auslagen kommt; betragen doch die Bewirtschaftungskosten von einem Morgen Weinberg nach neuen zuverlässigen und genauen Erhebungen je nach der Gegend 3000—6000 Mark, im Landesdurchschnitt über 4000 Mark.
Württemberg.
Stuttgart, 7. Sept. (Heymann gegen Körner.) Äm Mittwoch' nachmittag findet vor der Ferienstrafkammer II des hiesigen Landgerichts die Verhandlung gegen den Schriftleiter der „Schwäbischen Tageszeitung" Körner jun. wegen Beleidigung des früheren Ministers Heymann statt.
r. Welzheim, 7. Sept. (Hochwasse r.) Die Wies- lauf ist durch die starken Regenfälle hoch angeschwollen. Das Wieslaustal gehört zu den lieblichsten Landschaften des Schwabenlands und es hat einst Justinus Kerner zu dem bekannten Volkslied „In einem kühlen Grunde da geht ein Mühlenrad" begeistert. Aber der silberhelle Bach, der durch die Talkrümmungen in starkem Ge- säll vom Ebnisee der Rems zueilt, kann in wenigen Stunden zum reißenden Strom werden, wenn bei rascher Schneeschmelze oder anhaltenden Regensällen von den steilen Waldbergen die zahllosen kleinen Sturzbäche sein Bett, überfluten. Eine der gefährlichsten Stellen ist dann die kühne Eisenbahnbrücke bei Lausenmühle. Schon beim letzten Hochwasser am 24. und 25. Dezember v. I. war diese Bahnstrecke schwer bedroht. Gestern trat nun rasch wieder ein starkes Hochwasser ein. Der Bahnverkehr ist bei Lausenmühle auch wirklich unterbrochen. Auch das Remstal ist zum Teil überschwemmt.
Gmünd, 7. Sept. (Wassers ot). Der andauernde Regen hat Rems, Jagst und Josefsbach in reißende Flüsse verwandelt. Der Stadtteil Psennigmühle ist überflutet.
Hagelloch OA. Tübingen, 7. Sept. (Der Landhunger). Im Gewand Schweinhag wurden etwa 35 Morgen, dem Staat gehörig, abgeholzt. Es ist nun nach langen Verhandlungen gelungen, die ganze Fläche für die Gemeinde zu gewinnen, die sie als Pachtland in erster Linie an solche Einwohner verteilt, die keinen eigenen Grundbesitz haben. Die Pachtzeit ist auf 12 Jahre festgesetzt.
Schwenningen, 7. Sept. (Tödlicher Unfall.) Gemeinderat Paul Maier war mit seinem Fuhrwerk ans den: Heimweg begriffen, als die Pferde plötzlich scheuten. Maier wurde zwischen das Fuhrwerk und einen an der Straße stehenden Telephonmast eingeklemmt und ihm das Rückgrat abgedrückt.
Frcuvenstadt, 7. Sept. (Einbruch). In der Nacht ans Samstag wurden im Waldkafee Kläger u. a. 200 Silberlösfel, Schokolade, Zigarren und Zigaretten, Kuchen usw. gestohlen.
Alm, 7. Sept. (Kundgebung.) Am Sonntag erschien vor dem Untersuchungsgefängnis eine Schar von etwa 200 jungen Leuten. Sie führten eine rote Fahne und Musik mit sich. Ter Kommunist Werner hielt eine Rede und brachte auf die in Untersuchung sitzenden „Kollegen", die am Montag vor dem Schlrmrgericht sich wegen Beteiligung am Krawall des 22. Juni zu verantworten haben, ein Hoch aus. Tann wurde die Internationale gesungen.
Weitersheim OA. Mergentheim, 7. Sept. (Einbruch.) In dem Uhrengeschäft von Fr. Tüß wurden für 8000 Mar Goldwaren gestohlen.
Stuttgart, 7. Sept. (Der Tank der Regierung.) Das Staatsministerium erläßt nachstehende Dankeskundgebung: Ter hinter uns liegende unglückselige Generalstreik ist ohne größere Zlvischenfälle und ohne daß es zu offenen Gewalttätigkeiten gekommen wäre, überstanden. Hiezu hat das besonnene Verhalten des größeren Teils der Arbeiterschaft beigetragen. In erster Linie iß aber dieser Erfolg auf das bestimmte, tatkräftige und doch sehr taktvolle Auftreten der Polizei-, der Ver
dau; ausfüllte! Und von diesem Kinde wollte er Sie trennen — nicht wie ich. um des Kindes Besten willen — sondern einer Marotte wegen, der es wahrscheinlich zum Opfer gefallen wäre. Denn Achim brauchte keinen Präzeptor, sondern einen Arzt. Ein schroffer, bloß äußerlicher Wechsel der. Lebensweise, eine sogenannte „militärische" Erziehung wäre dßM zarten Pflänzchen verhängnisvoll geworden. Das fühlte Ihr Mntterhecz und dagegen lehnte es sich auf. Aber Sie wußten auch, daß Sie unterlegen wären, wenn der Erbprinz hier geblieben wäre. Darum begrüßten Sie es als Erlösung, daß ec fort mußte. Dieses Gefühl — so begreiflich vom Standpunkt des Mutterherzens aus — und schmerzlich erst durch die späteren traurigen Ereignisse — quält Sie jetzt! Sie machen sich Vorwürfe, als ob Sie dadurch irgendwie mitschuldig am Tod Ihres Gemahls geworden seien. Aber das sind krankhaft: Ideen. Hessolda! Wir können nicht in die Zukunft blicken, und was geschieht, vollzieht sich als Schicksal, gegen das unsere Gedanken und Empfindungen ohne jeden Einfluß sind. Was wir allein können, ist: fest am Platze stehen und diesen Platz nach besten Kräften ausfüllen! Das haben Sie getan. Denn einer Mutter Platz ist allzeit zuerst an des Kindes Seite. Erst wenn Sie den aufgeben wollen, würden Sie sich etwas vorzuwerfen haben!"
Hessolda hatte ihn, den starren Blick unverwandt auf ihn gerichtet, erschüttert angehört. Schreckhaftes Staune» malte sich in ihren Zügen.
Woher wußte er das alles? Konnte er denn in ihrer Seele lesen, was sie so ängstlich vor aller Welt verborgen zu haben glaubte?
Plötzlich schlug sie die Hände vor das Antlitz und brach in Tränen aus. Es waren die ersten Tränen seit dem Tode ihres Gemahls, und sie flössen wild und stürmisch.
Seiler ^ ließ sie weinen.
Erst nach einer Weile trat er wieder zu ihr und sagte