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(Enztalbote)

Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt

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Druck der Buchdruckerei Wildbader Tagblatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad?

Nummer 138

Fernruf 179.

kliederailwa« »icvt fskteipslillli.

Der Abg. der Deutschen Volkspartetz Generaldirektor Tr. Vögler hat einem Mitarbeiter derB. Z. am Mittag" seine Auffassung über die gegenwärtige Regie­rungskrise dargetegt. Seine Ausführungen scheinen uns von so programmatischer Bedeutung zu sein, daß wir sie im nachstehenden wörtlich wiedergeben:

Tie Vorschläge, die bisher für die Bildung des neuen Kabinetts gewacht worden sind, verraten die abftumpfen- den Einflüsse der reinen P ar teiPo l i tik. Nicht dar­über, daß wir in den nächsten Wochen die schwerwiegend­sten Verhandlungen mit unseren Gegnern in Spa zu führen haben werden, Verhandlungen, von deren Ans­gang alle Volksgenossen in gleicher Weise abhängig sind, nicht darüber, daß die Wirtschaftskrise, die zahl­reiche Betriebe, JndustriegrnPpen und deren Arbeiter­schaft stillznlegen droht, durch eine Steigerung und Ver­billigung der Urproduktion überwunden werden muß, nicht darüber daß die Defizitwirtschaft,, bei den Eisenbahnen monatlich zwei bis, vier Millionen Mark, so bald wie möalich durch eine .RernMnisation unseres Verkehrs­wesens/beseitigt werden wird, nicht darüber, daß eine Vereinfachung der Verwaltung und schleunigste Aus- lösuna^der Kriegsgesellschaften schon aus Gründen der Sparsamkeit drinacnd durchgeführt werden müßte, nicht darüber, daß ein Abbau der Zmangswirt s chast ein­geleitet werden muß, der hie Produktionsfreudigkeit hebt und den kostspieligen Apparat der Verteilniigsbureau- kratie anslöst, nicht darüber, daß die Notenpresse stillgeleat iverden muß, wenn wir uns nicht jede finan­zielle Gesundnna selbst unmöglich- machen wollen, nicht darüber haß das Steuersystem vereinfacht werden muß schon damit es überhaupt von der Steuerverwaltnng durchgeführt werden kann, nicht darüber, daß zur gründ­licher!!, vorurteilsfreien Behandlung dieser dringenden wirtschaftlichen Maßnahmen ein organisiertes Zu­sammenarbeiten aller werktägigen Beruf s- stände nötig ist, nein, darüber hat man sich nicht den Kopf zerbrochen.' Tie schwierigen Ueberleguugen der Par- teimathematiker .gehen dahin, ob die Kartei bei der jetzigen Konstellation günstig abschneidet. Ein peinlicher Anblick für jeden Wähler!

Dieser Verwirrung muß man entgegentreten. Vor der Sicherung unseres wirtschaftlichen Daseins müssen alle andern Zukunftsfordernngen zurückgestellt werden. Dem­entsprechend ist die Forderung der Zeit nicht ein koalier­tes Parteiministerium, sondern ein Kabinett des Wie­deraufbaus, dessen Mitarbeiter auch das Vertrauen der Wirtschaftsorganisationen haben. Ter Reichspräsident hat die ihm von der Verfassung übertragene Aufgabe, einen neuen Mann mit der Kabinettsbildung zu beauf­tragen. Es handelt sich jetzt darum, daß bei der Aus­wahl dieses Mannes vorurteilsfrei verfahren wird. Seine Mitarbeiter müssen die sachliche Eignung zum Wiederans- üau, zur wrr'tschastlichen Erneuerung Deutschland, besitzen. Der verhängnisvolle Unfug, daß die Parteien den: Mini­sterpräsidenten ihren Ministerkandidaten präsentieren, muß verschwinden. Gerade in der jetzigen Lage ist eine solche engstirnige Parteiherrschaft völlig unmöglich. Ter Mini­sterpräsident muß seine Mitarbeiter selbst aus w ählc n und in der heutigen Lage Wert darauf legen, F a ch - Männer um sich zu haben. Ein solches Ministerium wird eine Mehrheit im Parlament finden. Diese Mehr­heiten können wechseln, obwohl bei den praktischen Vor­schlägen für den Wiederaufbau ein sachlicher Zwang vorliegt, dem sich keine Partei ungestraft entziehen darf. Tie Partei, die gegen das Wiedcraufban-Kabineit in kurzsichtiger Opposition stünde, triebe Obstruktion gegen die Gesundung nnserep wirtschaftlichen und sozialen Ver­hältnisse. Ein solcher von einer festen Koalition freier Ministerpräsident wäre endlich wieder in der Lage, zu führen. Da könnten auck Oppositionsparteien in be­stimmtest Fällen Mitarbeiten und znstimmm. Tie Oppo­sition wäre nicht mehr, wie bisher, in einen dauernden Gegensatz hineingezwnngen, und:, dem Volke wäre ge^- hohen! Jedermann weiß, wir brauchen, die Arbeiter­schaft, stur brauchen 'die Landwirtschaft, wir brauchen die Intelligenz der Industrie, Landet, Gewerbe und Be­amtenschaft. Also macht ein DU niste rin m aus Ar­beitern, Bauern und Fach in änner n, ein Mini­sterium des Wiederaufbaus! Das wird das Volk be- greis.n und gutheißen. ^

Wilädsä, kneilag, äen 18. )uni 1920.

Die neue Regierung?

Berlin, 17. Juni. Die Berufung Mayers.

TieGermania" schreibt: Trimborn hat heute vor­mittag nochmals mit Vertretern der Mehrheits- s o z i a l d eink ra t i e verhandelt und dabei feststellen müs­sen, daß für eine Teilnahme dieser Partei an einer Re­gierung zurzeit keinerlei Aussicht vorhanden ist. Es bleibt also nichts weder übrig, als das Augenmerk auf ^ie Bildung einer bürgerlichen Regierung zu rich­ten. Trimborn hat in diesem Sinne dem Reichspräsi­denten in erster Linie den Präsidenten der National­versammlung, Fehrenb ach, als Reichskanzler in Vor- schiag gekracht, der jedoch, obschon er allen Parteien ge­nehm war, ans trÜ-igen Gelinden glaubte ablechnen zu müssen. Daraus hat Trimborn in Uebereinstimmung mit F'ehrenbach' und unter voller Billigung der Zen- trumSfraktion, sowie des Parteivorstands, die heute eine gemeinsame Sitzung, abhielten, den deutschen Geschäfts­träger in.Paris, Dr. M ay er-Kausbenren,benannt. Die­ser Vorschlag fand die vo.le Billigung des Reichs­präsidenten,- der sich seinerseits sofort telegraphisch mit einem entsprechenden Angebot an Tr. Mayer wcnidte. Dessen Antwort steht zur Stunde noch ans. Nimmt er an, was in parlamentarischest Kreisen allgemein ge­hofft wird, so darf man eine befriedigende Erledigung der Trimborn'schen Mission ehestens erwarten. ' Berliner Presiestimmen.

Die Jstanssichtnahme des Abg. Dr. Mayer-Kansben- rcn als Kanzler wird in den Morgenblättern im allge­meinen günstig besprochen. In einem Blatt wird oie Berufung um deswillen als bemerkenswert bezeichnet, weil Tr. Mayer gar. nicht der Partei angehöre, die seinen Namen in-die Wagschale der Entscheidung gewor­fen habe. Das Zentrum habe es geschickt verstanden, durch die Wahl eines Mannes, der früher zu den besten und allgemein anerkannten Köpfen der Partei gehörte, eine Brücke zu der seinerzeit abgesplitterten Bayerischen Vvlk-.partei hinüberzuschlagen. ,

Heber die gerstigen Berhandlniwpm Trimborns tei­len, verschiedene Morgenblätter mit, daß der genannte Zeutrnmsführer g. a. sich mit dem Vorsitzenden der volks­parteilichen Reichstagsfrnklion in Verbindung setzte, um ihn zu fragen, ob er das Justizministerium zu über­nehmen bereit sei. Tr. Heinze machte die Annahme von einen! Beschluß seiner Partei abhängig. Diese ent­schieden sich dann in verneinendem Sinne. Tie Deut­sche Volkspartei, so soll erklärt worden sein, nehme an der der Zusammensetzung des neuen Kabinetts nur inso­fern Anteil, als Fe Wert daraus llege, daß das Reichs- -wirtschastsministeriuin mit Gehcimrat Wiedfeld besetzt wer­de und daß das Reichsivehrministerinm einem Fachmann übertragen werde.

Die ?Mehrhntssozialiften hätten,. demVerl. Lokal­anzeiger" zufolge, die Duldung dieses Kabinetts, das ver­schiedentlich zngesagt,

sozialdemokratische!! Reichlbeamtcn im Dienst bliebem

Ans führenden Kreisen der Teiusch-en Volkspartei.er­führt daSBert. Tagebl.", daß die Partei v m Dr. Drim- born zum Eintritt in die. Regieningskontition bisher nicht änfgesordert worden ist. Wohl aber haben Verhandlungen über die Regierungsbildung an sich stattgesnnden. Da­bei wurde eine lieberen,stimmuiig erzielt, und zwar dahin, daß die szenische Volkspar Vorschlag bringe: trauen

Abg. Dr. Heinze

Fernruf 179.

54. ^ökiMrig

ms ein

für Spa bezeichnet wird, nachdem.sie die Versicherung erhiellen, daß die

solch-

riei nicht offiziell Minister in aber durch Fackmrinister ihres Ver­ein der Regierung beteiligt werden, soll. Der ., 2 .s- Heinze ist daraufhin von Dr. Trimborn- änfgesordert worden, das Justizministerium zu überneh­men; er hat aber nach Aussprache mir seiner F a Mi darauf verzichten müssen.

Vorläufige M'ttiftcrliste.

Tic neue Regierung der bürgerlichen Mille nm,,- im Laufe des gestrigen Tages noch nicht gebildet, kann aber trotzdem sclivn als scrlig angesehen iverden. Man spricht in parlamentarischen Kreisen, de»! Vorwärts zu­folge, von folgender Liste: Reichskanzler: Dr. M aper­st a'nibcnren: Inneres: Koch: Auswärtiges: v. No­stitz (fn'Uierer sächsischer Gesandter in Wien); Wirt­schaft: Wievielst.' Finanzen: Wirth; Schatz: v. Sieni e » s: Arb'cit: Stegerwald; Verkehr: Gr ö- ncr: Reickftwehr' Geßle'r: Justiz: Heinze. Diese

Liste kann jedoch nicht als feststebend betrachtet iverden, da ein Teil der lna .Aussicht genommenen Ministerkandi-

.iten noch, gar nicht seine Zustimmung gegeben Hai. Es bandelt sich also nur um einen Plan, aus dem mindestens einzelne Personen ausgewechselt werden, wenn die Kandi­daten ablehnen öder sich sonst Schwierigkeiten ergeben. Die Liste gibt also nur ein ungefähres Bild der Grund­lage, aus der das neue Kabinett, znstandekommen soll und voraussichtlich auch znstandekommen wird. Dr. M ayer- Kausbeurei! befindet sich noch nicht in Berlin, sondern in Paris. Eine Antwort von ihm war kn später Abendstunde noch nicht eingetroffen.

Rsues vom Tage.

Flensburg frei.

Berlin, 17. Juni. Gestern mittag sanken kn Flens­burg die Fahnen der vier fremden Mächte unter dem Jubel' einer großen Menschenmenge. Die- französischen Alpenjäger, die mit anfgepflanztem Bajonett aufmar­schiert waren, macksten die Ehronerweisnngcn und General­sekretär Bruee als letzter Vertreter der .Kommission schritt mit anderen Offizieren die Front der Truppen ab. Als die Franzosen abzogen, ertönten deutsche vaterländische Lieder. Zn irgendwelchen Zwischenfällen kam es nicht. Am Mittag traten Ser Reichsministcr des Auswärtigen und der preußische Minister des Jnnem ein. Sie. wur- ' den von den städt. Behörden empfangen. Im Anschluß daran fand ein Frühstück im kleinen Krciie statt, nach-' miittaas eine Rundfahrt am der Förde. -

Mehrhcitsfozialiften und Unabhängige.

Berlin, 17. Imst. Die im Reichstagsgebände seit Sonntag geführten n n v'e r b i n bl i ch e n Besprechungen der Me'hrheitssozialistei! nyst der Unabhängigen haben zu .keine v Einigung geführt. Tie Unabhängigen leh­nen ein Znwinmenaeben mi > ?n Mehrheitssozialisten auch, in der Frage der Bekämpfung einer b ü rgerlichen Bei "sregi r mg i n R i HZtag ab.

Gegen die Putschisten in der Reichswehr.

Berlin, 17. Juni. Beim Untersuchungsausschuß für die Märzvorgänge im Reickswehrministcrinn! sind gegen 69 l Offistere Anklagen erhoben, worden. Bis jetzt ist in 307 Fällen entschieden. .In 97 Fällen ist ans Dienst­entlassung und Beurlaubung erkannt, während der Nest durch Versetzung und Niederschlag seine Erledigung fand. Um auch dein Unterpcrsonal zu seinein Recht zu vexhel- sen und unrechtmäßige Entlassungen zu verhüten', ist ein weiteres Referat für Keschwerdenvom' Unter-personal, zu­ständig mit einen! Offizier, Unteroffizier und einem Zivil­referenten, errichtet worden. >

Deutsche Konsulate in Italien.

Berlin, 17. Juni. Wie derDeutschen Mg. Ztg " aus Rom berichtet wird, hat die italienische Regierung die Wi ederanfvichtnttg der deutschen Konsu­late, auf die Deutschland nach dem Friedensvcrirag keinen Anspruch hat, Kirgesagt.

Die franLönscheAbrüstung".

Paris, 17. Juni. Der Armeeausschuß nahm gestern einen Bericht Andre Lefcvres über die Grundgedanken

Lage, die noch nicht genügend gefestigt sei, nicht möglich war, schon jetzt eine Mjlitärdienstdmier von weniger als zwei Jahren in'Aussicht zu nehmen. Andererseits ver­breitete sich Lefevre über die Verwendung der französi­schen Bestände im Orient, besonders in Cinucn, wvbci er Mitteilungen über die sich dort ab.rstck,-sichen Opera­tionen machte. Er brachte z«r Kenullsts, daß dort aeaen- wartig ungefähr 70st«, Mann st hen. die Mn müssten Teil den Koioni-U.eai.nenkern anFr'Br.-n. - , »

Retziexu«gs;rrse in Rorrrt.tr,:.

London. 17. Imst. TcL . . »or-

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gemäß dem, Antrag de: Kvmtssion des StorthingZ nicht anncBm:: lrnne. Das Siorthing genehmigte den fhom- nstssicnsontrag mit 7-1 gegen -7,1 Stimmen. Die Mehrheit bestand aus den Konservativen und den Sozialist^,