WM ad er Tagblal

(Enztalbote)

Amtsblatt für Wildbad. Chronik und Anzeigenblatt

für das obere Enztal.

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Druck der BuchdruLerei Wildbader Tagölatt; Verlag und Schriftleitung: Th. Gack in Wildbad.

Nummer 117

Der NeichswrrLs

. Durch die neue Verordnung über die. Bildung des vor­bereitenden Rcichswirtschastsrats hat der ursprüngliche , Entwurf der Regierung und des Reichsrnts in mannig­facher Hinsicht Abänderungen erfahren./ Tie'Gesamtzahl Ser Mitglieder iff' von 200 auf 326 erhöht worden. Der von den Arbeitgebern in der Industrie laut gewordenen Nage über mangelnde Gleichheit in der Besetzung derJn- dustriegruppe ist dadurch Genüge geschehen, daß an Stelle der in dem ersten Entwurf vorgesehenen Verteilung der ben fachlichen Vertretnngskörpern vorbehaltenen Sitze auf 14 Arbeitgeber- und 22 Arbeitnehmervertreter nunmehr 21 Arbeitgeber neben 21 Arbeitnehmer treten sollen, während die 4 vom Reichskohle nrat und 2 vom Reichs kalirat zu ernennenden Vertreter eben­falls nach dem Grundsatz der Gleichheit zu bestimmen sind. Ferner ist die von der gesamten industriellen Arbeitsgemeinschaft, Arbeitgebern wie Arbeitnehmer«, nachdrücklichst erhobene Forderung nach stärkerer Vertre- . tung der Fach verbände gegenüber den örtlichen und» Landesorganisationen ebenfalls berücksichtigt worden.. Während der Entwurf des Reichsrats 42 Vertreter der Fachverbände gegen 20 von den örtlichen Organisationen i (Handelskammern usw.) zu ernennende Vertreter vor-; sah, ist das Verhältnis nunmehr 48 zu 20. Das ge­waltige Anschwellen der Gesamtmitgliederzahl begünstigt nun nicht gerade die Aussicht auf die wünschenswerte glatte: Erledigung der dem Reichsrat vorbehaltenen Tätigkeit. Daher ist in Aussicht genommen, das Schwergewicht der Arbeit in die Ausschüsse zu verlegen, während bei/ der Vollversammlung nur die Aufstellung der--'allge­meinen Richtlinien und die in gewissen Zeiträumen not­wendige Stellungnahme zur Tätigkeit der Ausschüsse ver­bleiben, soll. Die Verordnung selbst/sieht vorläufig nur Ausschüsse für Wirtscha stspolitik. und Sozial­politik vor, während weitere Ausschüsse durch die Geschäftsordnung gebildet werden können.

lieber die Zusammensetzung der ständigen Ausschüsse wird demBerliner Tageblatt" mitgeteilt, daß keine . Beschickung der Ausschüsse durch dei Fra ktionen von Fall zu Fall in Betracht kommen könne, wie es bei den Parlamenten üblich sei. Vielmehr bleibe nur der' Weg^ daß die Vollversammlung 30 Mitglieder und 30 Stell­vertreter in die beiden ständigen Ausschüsse ernenne, um diesen die Möglichkeit zu geben, in dauernder gemein- , sanier Arbeit den nötigen Ueberblick über das Wirtschafts­leben und die Fähigkeit zur Abwägung der 'allgemeinen Interessen zu geben. Weiter wird in diesey Erklärung die neuerdings häufig erhobene Forderung^ den vorläufigen Reichswirtschaftsrat zu einer an der, EesetzgebuiH ent-, scheidend beteiligten Kammer der Arb eitt weiters zubilden, als zurzeit undurchführbar, ab gelehnt. DF Parlamentarische^Verantwortlichkeit dürfe nicht verschoben werden, und eZ genüge, wenn sich die Stellung des Reickys- wirtschaftsrats allmählich so festige, daß das politische Parlament nur schwer über einen vom Reichsivstrtschaists- rat gefaßten Beschluß hinweg könne, und daß. anderseits ein Wirtschafts-, Arbeits- oder Finanzminister, der das Pertrauen des Reichswirtschaftsrats genieße» ein Miß­trauensvotum des Parlaments nicht zu fürchten brauche.

Der Reichswirtschaftsrat wird sich im einzelnen ans ' 10 Vertretergruppen zusammensetzen: 1.-Landwirtschaft und Forstwirtschaft (68 Mitglieder), 2> Gärtnerei nnd Fischerei (6), 3. Industrie (68), 4.- Handels Banken und Versicherungswesen (44), 5. Verkehr und. öffentliche Unternehmungen (34). 6. Handwerk (36), 7-, Verbrancher- lchast (30h 8. Beamtenschaft nnd freie Berufe (16), 9. d'-e vom Reichsrat zu ernennenden Personen (12), 10. die von der Reichsregierung zu benennenden Abgeordneten (12). Von der Gesamtzahl der Mitglieder entfallen so- wit aus die Land- und Forstwirtschaft nicht.ganz 23 Pro- Mt (nach dem früheren Entwurf 24,5 Proz.), auf die chidustrie 21 (bisher 23), auf das Handwerk 11 (7), Handel 13 (14h Verkehr 10 (12), Verbraucher 9 (7H .Beamtenschaft 5 (4), Reichsrat nnd Reichsregiernng je o,7 (4,31.

Von der Gesamtbevölkerung entfallen nach den letz- ten Reichserhebungen als Berufsangehörige auf die Land- umschaft 17,68 Millionen, aus die Industrie im engeren

Miläbaä, -Dienstag, äen 25. Mai 1920.

13 Millionen, ans Handel und Verkehr 8,28 Millionen. Die jährliche Werterzeugung vor dem Krieg betrug bei (der Landwirtschaft einschließlich Forstwirtschaft und Fi- ' Awei nach der Schätzung des preußischen Lgndes-Oekviw- nue-Lollegiums rund 17 Milliarden Marß diejenige der Industrie einschließlich der Kohlen- und Erzgewin­nung nnd des mehrfach zu berechnenden Rohmaterial­werts (Hei den verschiedenen Stadien der Verarbeitung der Stoffe, z. B. der Baumwolle und des Nähfadens usw.) n'uch den Annahmen des Reichsstatistischen Amts 11Hz Milliarden. Ter Umfang der Beteiligung der Arbeitnehmer verteilt sich folgendermaßen: Landwirtschaft zwei Zehntel) Betriebsleiter (Besitzer), fünf Zehntel oder die Hälfte Familienangehörige, drei Zehntel fremde Ar­beitskräfte; Industrie vier Fünftel (80 Prozent) fremde Arbeitskräfte, ch /- /

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^ Das Papierholz.

Der Reichsrat) hat die Vero rdnung der Reichs­regierung, daß die Bundesstaaten zur Herstellung von Papier für die ZÄtungen billigeres Holz abzugeben ver­pflichtet sein sollen,, abgelehnt. Der Berichterstatter, säch­sischer Ministerialdi wkwr Gras v. Holtzendorff, führte aus, die Ablehnung' geschehe aus schweren verfassungs­rechtlichen Bedenken/ .Es sei nicht statthaft, daß das Reich in die Forstvürwajtung der einzelnen Länder ein­greife, denn die Forsten seien noch eine der wenigen Omellen. aus denen die Länder Einnahmen schöpfen kön­nen, nachdem dkv ; Stenttrhoheit der Länder so sehr be­schränkt worden (sei und »Eisenbahnen und Post an das Reich übergegangen seiend .Die.Verordnung würde also ihnen unzulässigen' Eingriff' des Reichs in den Rest vorn Steuerhoheit ,der Länder',bedeuten. Der Reichsrat verkenne aber diepNotlage der Zeitungen nicht und sei sich ^bewußt, daß (etwas geschehen müsse, um nament­lich (die kleinen undrmittlcren Zeitungen vor dem Unter­gangs: znj bewahren, Er sei als Vertretung der Einzel- ländeL bereit, im WHe einer freien Vereinbarung nmt dchns Reich größere Mengen Papierholz zu einem verbilligten Preis, insbesondere für die kleineren und mitt­leren, Blätter zux Verfügung zu stellen. ,

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^'NUl 13,58 Millionen, auf das Haudwerk(1 Ist Million ch'ttiebe mit 4 Hz Mill. Arbeitnehmern und Lehrlingen, ^z^l den Handwerkskammern beitragspflichtig sind) rund

R fWirtschafEckor Wochenüberblick.

Geldmarkt.^ In Zürich istsdie deutsche Mark am Freitag m!I ttl.M Rappen notiert worden. hSie notierte vor acht Tagen 11.55, oor 14 Tagen» 10,55 und vor^drei Wochen 9.80 Der Privat» Üscont notiert? andauernd 4(4 i, Prozent.

Börse. Borlder mehrtägigen Unterbrechung durch die Pflügst- seiertage lag über dem Börsengeschäft, wie immer unter solchen Umständen, . eine) gewisse ZurücklMung, die diesmal verschärft Ede durcb das'Mißtrauen und die Börseulage überhaupt und durch Befürchtungen, daß der bevorstehende Krach am Waren­markt -der sich schon durch umfangreiche Kreditkündigungen an- -ncldet, auch nicht ohne Eins uh auf das Effektengeschäft bleiben , «rde. Die soirst von der Spekulat'o.i am meisten bevorzugten P apiere hatten vielfach einen Rückgang zu verzeichnen. Recht gurst hielten sich dagegen die fe/verzinslichrn Anlagewerte. So mar ^ am Freitag die Kriegsanleihe mit 80 gesucht. Die 4prvz. Win 'ttemberger stiegen sogar' akf 89, wogegen die Schatzan- weisu. '»gen auf 99(4 sich ermäßigten.

Pro ^ultmmarkt. Habcr kommt n uerdings wieder stärker an den Ar 'arkt. Auffallend groß ist der Unterschied in den Preis- notieru» Heu zwischen Berlin nnd Süddeutsch and. Troß flauer l'endcnr Ovnrden am Freitag in Berlin 170 Mk. für den Zentner bemhit -in Mannheim nur 150 Mk. Die Nachfrage nach Heu luit > rufgehört. Stroh ist schwer verkäuflich. Die Preise der Hülscnsriw ü« st-rrlen sortgescip, besonders Erbsen, die jetzt nur noch . Ne ^ Mfte^wn dem kosten, was sie noch vor 6 Wochen galten.»

fest undttiirirkeli, gerades» WA Bremsjchiili gegen einen allgemei­nen Abbanh der stmmek nocst-Z>E '1" hogen Warenpreise. In TettilsachenMst. das- Trst'po lam/samer. ,n Knuten und Led r rascher,- abcp in beiden Vpollzieht- stch her Prcisrndiga ig u ». rushaltsam, /nnd zchar in.vhn schneller, je mehr d>e Kaufe» in ihrer ZniiiMinltung hvrrhar v-rv- . V. ,

Biehmarkt. Die/denchc nattt dauert RrU'ennindert an Die Viehpreise steigen pvieder sechrLchnell/ Ep> .jchone» Drkel stellt sich auf 400 Mk.s Die M/tickte sind meist emgestettt.

Die Mrtrkle. ,»'v weg,

Holzmarkt. Noch Abschluß kl ^großen Holzm^

es sich, daß der.-BchnhigunglsproZeß'.i»eltere Foitsch.ittr. macht.

Die Mvbelfabrikxn Klagen über bestlnnpiide-Absatz,tockungin und ckis Bangeschäst.i, allen Hosfi iiirigrnV znni Trotz, will auch in die ein. Frühjahr^ nicht in Sc fpvwig hKamme». Ausfaliend >,t, . die Papicrpreise "noch s» ?igen,'(^obgleich ,dns Holz eme ständia rückläufige.Tendrenz verfolgt.'^-. .-.sts.-.-.

»64. lalirgang

, Neues vom Dage.

Ernermuntf.

Berlin, 23. Mai. Nach demBerliner Lokolanz." sott der imabhänchge Sozialist Lei0-Berlin, Aritglied der preußischen Landcsversammlung, zum Landrat.des preußischen Köeises Schlensingen in Thüringen ernannt werden. Schlensingen wäre.also nach Bitterseld und Sangerhansen der dritte Kreis im mitteldeutschen Auf- rnhrtzebiet, der einen Unabhängigen zum Landrat erhielt.

Bestellungen in England. i

Berlin, 23. Mai.. Berliner Blätter teilen mit, Kur Uniformierung der Berliner Sicherheitswehr seien 400000 Meter Tuch zu außerordentlich hohen Preisen in Eng­land gekauft worden, obgleich deutsche Firmen, bei denen 'Arbeitslosigkeit herrsche, das Tuch um 86 Millionen Mk. billiger hätten liefern können. . ch ; /

Aus dem Ruhrgebict- ..

Berlin, 23. Mai. Ter soeben aus dem Rnhrgebiet ziirückgekchrte Reichslvehrminister berichtet, daß die Lage dort noch wenig befriedigend sei. Ter Aufstandsfunke glimme noch unter der Asche und es bedürfe der größten Wachsamkeit, damit man nicht tmrch' neue Ereignisse über­rascht werde. Die Eisenbahnverwaltung stellte fest, daß vom 20. März bis 6. April durch den Aufruhr der Verwaltung iirfolge von Zerstörungen nnd Raub ein Schaden von 20>, Millionen entstanoen sei, darunter 18 Millionen durch Beraubung von Eisenbahnwagen usw. Das Ziel der Kommunisten.

Halle a. S., 23. Mai. Ein Kommunist, der' auf der Reichsliste zum Reichstag steht, forderte in einer Wahl-; rede zum Bürgerkrieg ans. Wenn die Kommunistische Partei sich an den Reichstagswahlen beteilige, so beab­sichtige sie damit nicht, au der Tätigkeit im Parias ment tcitzuuehmen, sondern dessen Arbeiten zu stören.

Professor Werkmeister aus Stettin, der in einer Versammlung der Unabhängigen gesprochen hatte, ist verhaftet nnd nach Magdeburg in Schutzhaft abgeführt worden.

In einer von den Kommunisten abgehaltenen Ver­sammlung wurde der ehemalige Führer der Roten Armee ini Rnhrgebiet, Franz Doinbrv w ski, der wegen einer Reihe schwerer Verbrechen vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt wurde nnd geflüchtet war, verhaftet. . - >

Michel macht auf.

> Berlin, 23. Mai. Tie Blätter vttöffentlichen Ein­drücke aus der Ostmark. ES heißt darin vom Deutsch­tum, es habe sich von Tag zu Tag mehr in eine Kamps-; stiinmuna hineingearbcitet. Man dürfe mit ruhigem Gewissen sagen, daß das Deutschtum dieser Landschaf­ten aus seiner Ruhe erst durch die offenen Angriffe der Polen aufgerüttekt worden sei. - .

Paris, 23. Mai. Tie Botschasterkonferenz, der Mar- ichall Foch beiwohnte, hat die Verstärkung der Polizm- /.nppen in den Bezirken Allenstein und Mavienwerdee in tt/A/öt aenemnien.

Französischer Nachlaß.

Berlin, 23. Mai. Aus Frankfurt a. M 21. Mai, wird denPol. Parlament. Nachr." berichtet: 182 An­zeigen gegen Angehörige der abgezogenen französischen Besatzung wegen schwerer krimineller Verschlungen sind der Polizeibehörde zngegangen. Tie Anzeigen, unter de­nen sich 76 wegen Sittlichkeitsverbrechen befinden, sind von den Betroffenen so lange zurückgehalten worden, weil sie Vergeltnngsmaßregeln der Franzosen befürchteten. T

Tie Finanzlage Bayerns.

München, 23. Mai. Im Landtag wurde von dem Regienmgsvertretcr mitgetei.t: , In den Hanshalttings- jahrcn 194617 hatte Bayern noch einen verfügbaren Uebersch u ß von über 66 Millionen Mart Ter Ncber- schuß für das Jahr 1918 wird s-ch nach einer vorläufigen Berechnung auf etwa 60 Millionen Mark belaufen. Schon

1918 schloß der Haushalt der Staatseisenbahnen mit einem Fehlbetrag von 125tt> .Millionen Mark ab, der vom Reich übernommen werden muß. Das Rechnungsjahr

1919 wird mit einem Fehlbetrag von etwa «288

Millionen Mark abschließen. Hiervon s?i abznziehen ein Mehreinkommen an direkten Stenern von 80 Millionen Mark, sowie ein Rückersatz vom Reich von 90 Millionen Mart, sodaß der gesamte Feh.betrag etwa 120 Millionen Mark ausmachen würde. - - ' .