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Nation alr r r sa m mlrmg.

Ncichsr,u:z'er Müller über von französischen Einbruch.

B.rin, 12. April.

Präsident FrhrknLach erössnet die Sitzung um 3.2ch Uyc und teil: mit. dup ei» Tclegranu» des A.>g. iüitzka elritzelrunrni ist. daß die Adgeoronetc» aus Üb.'rschleöen >nn der E> :en:e und der Ausii.ua^ iprer ORanonte b h »d>rt we-d.'n. (Hörtl hon! unerhört!) Ci» gleiches Telegramm ist oo» dem Abgeordnete» Hartmann cingegange». Gegen diele »»erhör.e» ElngtllF werde der schärfste Protest eingelegt und die Regierung geriete», sosort die nötige» Sch.itte zu tu». Die Ratio»alverMimlu»g >verüe voraussichtlich nur bis zur nächsten Woche tage».

Auf der Tagesordnung steht zunächst die Eiilg.'gennahme der Regierungserklärung.

Reichskanzler Müller: Der Pnisident hat soeben mit Recht Protest erhoben gegen das völkerrechtswidrige Verhalten der Entente. Aehnliche Meldungen liegen aus Masuren vor. 1 Die Regierung wird energisch» dagegen Vorgehen. Dem iiber-

: chtigen französischen Militarismus können wir nichts ent-

WlWW^^Mf^^tzen als unser gutes Recht. Senegal-Neger hißten in der frankfurter Universität die Tricolore über die Maingane. Der 's Kapp-Pntsch loa- eine Lssiziersrevollc. Die Rcichs»vehr hatte

das Vertrauen bei der Arbeiterschaft verloren. Das ist die Schuld der kappleute. (Widerspruch und Lachen rechts.) Ohne Kapp kein Generalstreik, ohne diesen keine Rote Armee im Rnhrrevicr. Die Arbeiter sind» zu ihrer Arbeit zurückgekehit,

. aber der Janhagel des Ruhrreviers machte sich die Lage zu

Nutze. Dagegen mußte die Regierung einschreiten und so mar« F schirrte die'Reichswehr ei». Selbst' die Unabhängigen forder-

( ten den Einmarsch. Wir wollen die Reichswehr nur da einsctzen,

wo es unbedingt nötig ist. die Opfer der Reichswehr betragen rund 600 Mann. Dies sollte sie vor Vorwürfen schützen. Solange es »orb eine Möglichkeit der friedlich.'» Verständigung gab, mußte» wir zuwart.», aber als n l: den Einmarsch veria igten, mußten nur Vorgehen oder abdanken.

Wie mußten einmarschicr.n. chne die Einwit igung Frankreichs erlangt zu haben, welches die Unternehmung für unnötig und gefährlich erklärte. Die Notwendigkeit zu benrtenen. war Sache der deut'chen Regierung. sBeisall.) Frankreich hat den Mut, sich durch das Vorgehen in seiner militärischen Lage bedroh! zu erklären, trotz der 10OVO Mann in der neutralen Zone gegen­über der wafsenslarrenden Bcsatznngsarmee. Wir haben eine form l e Nnt lass'-eng begangen. Den Weit rie en haben w r oi t bedroht. Wir erheben gegen die französische Regierung An­klage, den Bersai'ler Vermag os 1 ist und den Vökerbund. noch ehe er in Krnst getreten ist. um jeden Kredit gebracht zu haben. Die französische Note wurde uns in Paris übergeben drei Stun­den »ach dem Einrn.k.» in Frankfurt. Krieg oder Frieden, ein drittes gibt es nicht, wenn nicht die Anarchie alles verschlin­gen soll.

England und Ita'i u scheinen das cinznsehen. Allerdings würde es verfrüht sein, daraus zu schließen, daß der Bestand der Entente gefährdet sei. Wir wollten die Wasser» im Privatdesitz im Rrchrgciebt ei,stamme!», Frankreich hindert uns daran.

Die Einwohnerwehren, die keine null »rischen Organisationen sind, richten sich gegen die Plünderungen und gegen die Anarchie. Dje Regierung ha! mit den Ländern über die Auslösung der Einwohnerwehren nur verhandelt auf Druck der Entente, nicht auf Druck der Gewerkichnftrn. Eine Nebenregierung der Ge­werkschaften lehnen wir ab. Mitregicren kann nur der, der die Deraniwortung mit übernimmt. Die Gewerkschaften hatten bei- nerlei Forderungen ultimativen Charakters gestellt. Allerdings lege ich den größten Werl daraus, die Wünsche der organisierten Arbeiterschaft zu hören. Nach dem Sturz der Mnchtpolitiker wird das deutsche Volk eine Demokratie sein oder es wird nicht sein.

Das Duell Frankreich-D utschland muß aushören. Frankfurt, das Herz Europas, ist getroffen. Ehe Fraizksurt nicht frei ist, werden alle schön.» Worte der Verständigung verhallen. Frank­reich hat alle natlon-rlistisch» Instinkte wieder erweckt. Die Nationalisten .aller Länder leisteten die besten Dienste. Wir erlauben dem Militarismus keine Rückkehr. Die militärische Aktion im Rnhrgcbict acht ihrem Ende entgegen. Die Truppen werden schrMtzstens zurückgezogen. Damit wird hoffentlich auch die Besetzung des Maingattes ihr Ende erreichen. Wir wollen eine Abkehr von ollen Kriegsanschanungen und allen Kriegs- Mitteln.

Morgen: Anfragen. Besprechung der Erklärung der Regierung ». a. Schluß nach 4</t Uhr.

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L as non PrLrchsw hlges tz.

Der soeben veröjsen l chre Rrichswahlges','.. yurf ent­hält folgendes:

In jedem Wahlkreis dünn» von mindestens SO Wühlern K r e i s w a h l v o e > ch i ä g e eingereicht weiden. Sie dürfen «in- «rnrnal soviel Ramen enthalten, wie die Zahl der 'Abgeordneten beträgt, für die der Wahlkreis bemessen ist. Am 2!. Tage vor der Wahl sind die Kreiswah.vorschlüge einzureichen. Statt beim Kreiswahlleiier können beim Verbandswahlleiter ciuck Ver­ba n d s w a h ! v o r s ch i ä g e durch 50 Wähler der Wahlkreis« de» Verbands cingereicht wer-).»» das bedenre', daß nicht nur für die fünf Wn stbreste a-.r.-rnst.' Wah v : ' st, - für ganz

Württemberg anfgesi I t werde.: nönn-n. F > de» Wahlvorschlng »cs Berbandswahlkreises oder des Wah'krcises Krim, ein Be- wcrbsr nur einmal genannt werden. Endlich können nach beim

e i ch s w a h l l e i t'e r Reichr-wahlvorMige mit beliebig viel Nnmen eingereicht werden. Hier sind auch Bewerber gestattet, die in einem Kreis- oder Verbandswahtvorschlag genannt wor­den sind. Die Kr eis- und die Verbands wahlvorfchlage müssen die Erklärung entha'ten, welchem^ Reichswahlvvrschlag ibre Resrstimmsn zuzurechnen sind. Der Stimmzettel darf nur Namen ans einem Kreis- vder Verbandswahlvorschlag ent- batlen. Eine Name genügt. Die Angabe einer Parte, auf lern Stimmzettel wird nicht beachtet. Jedem KreiswahloorMag wer­den soviel Abgeordnete zugewiesen, daß je einer auf 60 000 für ihn abgegebene Stimmen kommt. Nicht verbrauchte Stimmen werden dem Neichswahl eiter mitgeleiic (Reststimmen). Der Reichswahlausschuß zählt dir in alt.» Wahlkreisen o-,er Verbandswahlkreisen aus die Reichswah Vorschläge gefallenen Nest- slimmen zusammen und teilt jedem Reichswahlvorschlag üuf je 60 Reststimmen ein.» Aogeordnetensitz zu. Die Abgeord­netensitze werden auf die Bewerber nach ihrer Reihenfolge in den Wahlvvrich ägcn verteilst Bei Verhinderung oder^S t ü - rung der Wahl durch Naturereignisse oder Gewalt smdet eure Wiederholung der Wahl statt. Die Ausländsdeut­schen erhnlren soviel Abgeordnetensitze, als die Summe der von ihnen abgegeb nen Stimmen durch 6),.00 teilbar ist. Die Stimm­zettel ha'en ne den zuständigen deutschen Konsuln in Europa spä­testens am 30.. auß.rhalb Eurovas spätestens am 60. Tage nach dem al'gem.in.w Wahltag aözageben. Die Kosten einer Reichs- wähl, die den G-m.'ittden entstehen, werden zu vier Fünfteln vom Reich ersetzt: a' e übrigen Wahlkosten trägt das Reich.

Das Wal, laiter bleibt 20 Jahre. Nicht berechtigt zur Wahl sind im Gegensatz' zur letzten Wahl die A n - gehörige» der Wehrmacht.

Baden, Las bei den Wahlen zu: deutschen Nationalversamm­lung im Januar 1019 einen einzigen (M.) Wahlkreis bildete, wird in -i Wahlkreise zerlegt» Nr, 100 Konstanz, Nr. 107 Frei bürg, Nr. 108 Karlsruhe, Nr. 109 Mannheim, Znm Wahlkreis K o n stanz gehören die Kreise Konstanz, Vi> lingm, Wa dshui und Lörrach (ansschi, Amtsbezirk Mül.heim.) Zum Wahlkreis Freiburg der 'Amtsbezirk Müllheim und die Kreise Freiburg und Offenburg. Znm Wahlkreis Karlsruhe die Kreise Budeu. Karlsruhe, der Amtsbezirk Eppingen und ein Teil des Avnsbezirks Sinsh.'iii'. Z nn Wahlkreis Dt a » nh - i in die Kreise Mannheim. Mos'.cch ,.ns Heidelberg (außer Amts­bezirk Eppingen und dem ge.u..,.» Teil von Sinsheim). Di: Wahlkreise Konstanz und Freiourg sind für je 4 Abgeordnete bemessen, .Karlsruhe und Mannheim für je 5.

Während Las Rejchspaelament zurzeit 423 Berteter zäh't. wird ln Zukunft die Zahl der Asgeordn ten von der Wah beteiiigung adhäagen. Man wird mit 4 20 bis 450 Abgeordneten rechnen können, wenn mau von den 58,6 Millionen Seelen etwa 26 dis 28 Millionen als Wühler betrachtet.

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VON ctül"Ks!-6N l'f'n

Frankfurt a. M., IN ApRi. Ter Verein der Frauk- surter Presse Hot gegen die Vernrteilung ziveser Redak- teure zu hohen Geldstrafen wegen angeblicher Verbrei­tung falscher Nachrichten beim französischen General Ver­wahrung eingelegt, da die betreffenden Nachrichten ans amtlicher Mitteilung beruhen und in einem Fall von der französischen Behörde zensiert waren.

Die Arbeiter von Chemnitz haben sich mit 22000 gegen 14 000 Stimmen gegen den Generalstrest ausgespro­chen, falls die Reichswehr im Voigtland nud im Erz­gebirge einrücken sollte.

C'iue neue Abgabe. Die Neichsregierung hat, wie aus Berlin gemeldet Ivird, dein Neichsrat eine Ge­setzesvorlage zugehen lassen, nach der zur Förderung der Bautätigkeit Steuern erhoben werden, mit denen die Baukost«« bezw. die Zuschüsse der Gemeinden ge­deckt werden sollen. Abgabepflichtig sind alle hör dem l . Juli 1918 erbauten Häuser, zu deren Erstellung keine Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln gegeben worden sind (Notwohnungen). Die Abgaben sollen zum Teil den Gemeinden, zum andern Teil, der jährlich festgesetzt wird, dem Reichsbaugrundstock zusallen. Die Steuer ist vom Mieter vder dem sonstigen Nutzungsberechtigten nach der Nutzbarkeit der einzelnen Wohnungen oder sonstigen Räume zu entrichten. Für das Jahr 1920 soll sie mindestens 15 Prozent der Miete betragen. Zu­gleich soll ein Gesetz erlassen werden, das weitere Miete- strigerungen durch die Hausbesitzer in gewissen Gren­zen halten soll. dem neuen Gesetz würden also z. B. zunächst für c Wohnung im Preis von 750 Mark mindestens 112.50 Mark Steuer im Jahr zu be­zahlen sein.

Leipzig, 12. April. Wie dasLeipziger Tageblatt" an zuständiger Stelle erfährt, sind einzelne Truppenteile am Sonntag nach dem Vogtland in Marsch gesetzt wor­den. Nur keine Ueberstürzung.

Gera, 12. April. Tie Landesregierung Reuß und der Aktionsausschuß für Gera-Reuß haben an die in Frage (kommenden Regierungen, bezw. an die mitteldeut­schen und sächsischen Aktionsausschüsse Einladungen zu einer Konferenz am 14. April ergehen lassen, zur fried­lichen Beilegung der Umtriebe des Hölz.

Schließung -er Börse.

Berlin, 12. April. Da wegen der stürmischen Prokest- kundgebung gegen die angekündigte Verordnung über die Beschlagnahme der ausländischen Effekten und der Festsetzung der Entschädigung auf Grund des Kurses vom 10. Januar 1920 kein geregelter Verkehr an der Fondsbörse stattfinden konnte, mußte die Börse am heu­tigen Tage geschlossen werden. >

Deutlicher!

Paris, 12. April. LautTemps" fordert die Note der britischen Regierungin versöhnlichem Ton" eine Auslegung des Schlußsatzes der französischen Note, daß,.Frankreich in allen interalliierten Fragen betreffend die Ausführung des Friedensvertrags in vollem Ein­verständnis mit den Mittelmächten handeln" wolle. Die britische Regierung glaube, haß Frankreich sich volle Handlungsfreiheit habe Vorbehalten wollen, ohne vorher init den Alliierten über strittige Angelegenheiten sich zu beraten. Das sei jedoch nicht Frankreichs Absicht gewesen. (!) ' -

Paris, 12. April. Millerand hat gestern dem englischen Botschafter Lord Derby die Antwort der srassizösischen Regierung auf die englische Note überreicht.

Paris, 12. April. König Gustav von Schwe­den begab sich gestern nach London, um von ort über .Paris nach Südsrankreich zur Erholung zu reisen.

Kotvno, 1-. April. Wie die litauische Telegraphen- agentur meidet, hat Tschitscherin mitgeteist, daß Rußland die Unabhängigkeit Litauens vorweg anerkenne und sie nicht erst bei den Friedensoerhandlungen erörtern wolle.

Amsterdam, 12. April. LautTimes" ist in Je­rusalem der Belagerungszustand verhängt worden. Bei den jüngsten Zusammenstößen wurden 12 Juden und 4 Mohammedaner getötet, 5 Juden, 22 Mohammedaner und 2 Christen verwundet.

Nöttyork, 12. Aprit. Man schätzt die Zahl der in den westlichen Bezirken streikenden EisenLahnangestellten «uf 40 000 Mann. Viele Tausende von Arbeitern wer­den znm Feiern gezwungen.

Me wilüe fiummel.

» Roman von Erich Friesen.

9 sbortsewung.)

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Ja Mutter WilhelminenS Hütte, in dem eigenen zrstzkn Beil der braven Alten, liegt der kranke' Fremde in schweren Fieberphantasien.

Die qroben Fäuste Martins, deSDoktors" von Büffel-Goldfeld, wögen gut sein für die stiernackigen Axngen«". Für die zartgebauten Glieder des vorneh­men JüngltngS erwiesen sie sich als allzu kräftig. In arger, schmerzen windet sich der arme junge Mann ans ieO»ei>- Hanen Lager, und Tränen treten i r Hnm- melchens Anger- bei Anblick der schmerzverzerrten feinen Züge

G.-ge« Morgen schläft der Kranke endlich etwas ein. Und nwhreod Mutter Wilhelmine in die Küche geht, «m i.M! ein- Suppe zu koch- u. setzt die wilde Hummel sich still hin neben das Schmerzenslager.

Er wähnt sich daheim in Deutschland. Zn Berlin.

Und wieder beginnen die Fieberphantasien ... Bon seiner Mutter spricht er . . ^ von einer großen Villa und vielen Freunden. > ,

Dabei kehrt ein Name beständig wieder, so daß er sich dem Ohr des Mädchens fest einprägt.

Norbert" heißt der Name.' Und wiederholt wird er gerufen in Verbindung mit einem andern, j > ,

Und dieser andere Name istLiselotte". ' '

Wer mögen die beiden sein? Bruder und Schwester? Oder Mann und Frau? Und ob Norbert und Liselotte wohl diesem Jüngling gleichen? Und ob dort oben im Norden die Menschen alle so zart und blond und rosig Lind?..-

Nachdenklich ruht HummelchenS Blick auf dem blaf­fen Gesicht, das jetzt mit geschlossenen Augen so still in den buntgeblümten Kissen liegt.

Und wieder öffnen sich die fieberheißen Lippen. Und wieder ringt sich ein Name aus der schweratmende» JünglingSbrust. . i , . - . ,

Sonnenscheinchen!" ' ''

Verwundert horcht das Mädchen auf. Ihr eigener Name? Wie komisch!

Und wieder: ' ' ' ^ H

Sonnenscheinchen! Liebes Sonnenscheinchen! ... Sich nur, Norbert, wie schön sie ist! Viel schöner als die Damen bei uns! Auch schöner als Liselotte! ... Solch' wundervolle dunkle Locken! Und solche glänzen­den schwarzen Augen! ... Und ihr Lachen! Wie eine Glocke so hell! ... Und mutig ist sie, Norbert!, Mutig! Keine Wachspuppe, wie unsere Mädchen daheim. Mein Leben hat sie gerettet ... mit Gefahr ihres eigenen LebenS! ... Tu willst eS nicht glauben? Du lachst? ... Sieh hier, das Loch in ihrem Hut! TaS hat die Kugel gerissen oh, oh!"

Ter Kranke schauert zusammen. Auf seinen blei­chen Wangen brennen zwei rote Flecken.

»Ich werde sie um den Hut bitten ... sie mutz ihn mir geben ... ja, sie mutz! ... Sie muß mir noch viel mehr geben ... ja, noch viel mehr ... Sonnenschein- chcn, Sonnenscheinchen!"

Erschrocken über den ihr unverständlichen leiden­schaftlichen Ton in seiner Stimme springt das Mädchen empor und will rasch das Zimmer verlassen. Als ahne der Kranke ihre Absicht, schreit er plötzlich laut auf:

Sonnensch^nchen. Smnensche'nchen! Verlag mich nicht ... Bleib' bei mir!"

Tie schwankt. Dann wirft sie ärgerlich den Kops

in den Nacken. Ah bah! Wovor fürchtete sie sich denn? Sie, die wilde Hummel, die sich noch nie gefürchtet hat nicht vor dem Heuschreckengeziefer, nicht vor dem Kasferngesindel, nicht vor dahersausenden Flintenkugeln und wildem Geliert Lächerlich!

Mit sich selbst unzufrieden, nimmt sie wieder auf dem groben Holzstuhl am Krankenbett Platz und legt ihre kühle feste Hand auf die fieberheiße Stirn ihres Schützlings.

Und wie unter einem magnetischen Einfluß beru­higt er sich nach und nach. Gleichmäßiger wird' sein Atem. Tie Fieberglut weicht.

Als Mutter Wilhelmine bald darnach mit einer kräftigen Suppe eintritt, schläft Gerald v. Trotha den tiefen, stärkenden Schlaf der Genesung.

Tie wilde Hummel aber verläßt schweigend das Zimmer

Ihre großen Augen zeigen einen seltsamen Aus­druck, halb Verwunderung, halb mädchenhafte Scheu vor etwas Unbekanntem, Unfaßbarem, das sie sich nicht erklären kann und das sie beängstigt-

Eine Ahnung davon dämmert in ihr auf, daß sie kein Kind mehr ist. Und etwas wie Bangen zieht durch ihre Seele.

Wäre Karl doch da! Ihr lieber, guter Freund Karl, dein sic stets alles anvertraut! Ten sie in allein ihr Unverständlichen um Rat fragt!

Aber Karl Heinzius ist seit heute früh in Kapstadt und kommt erst in ein paar Tagen zurück.

TaS kleine Erlebnis hat zur Folge, daß die wilde Hummel sich nicht wieder an dem Krankenlager ihres Schützlings blicken läßt.

(Fortsetzung folgt.)