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Die innere politische Lage.

In den Kreisen der Mehrheitssozialisten fand gestern nach­mittag eine Besprechung statt. Es herrscht Üebereinstimmung darüber, daß Neuwahlen gegen Ende Mai oder in den ersten Lagen des Juni stattfinden müssen. Ferner wurde allgemein zugegeben, daß eine gänzliche Neubildung oder erhebliche Um­bildung der Negierung sehr bald erfolgen müsse. Ueber die Latsache, daß Neichswehrminister Noske gestern sein Abschieds­gesuch erneut eingereicht hat, haben in den sozialdemokratischen Fraktionen sehr erregte Auseinandersetzungen stattgefunden. Das Abschiedsgesuch wurde gebilligt. Das Reichskabinett ist um 4 Uhr nachmittags in der Wohnung des Reichskanzlers zu einer Sitzung zusammengetreten, an der auch der Reichspräsident teilnahm. Es wurden neue Forderungen der radikalen Arbei­terschaft überreicht. Die Lage wird allgemein für außerordent­lich ernst angesehen.. Wie aus zuverlässiger parlamentarischer Quelle weiter verlautet, hat d:e unabhängige sozialdemokratische Partei es grundsätzlich abgelehnt, sich an der Neubildung des Reichskabinetts in irgend einer Form zu' beteiligen. Von leiten der Zentralleitung der Gewerkschaften besteht die Absicht, einen Versuch zur Bildung einer Ärbeiterregierung zu unter­nehmen. Vor allem ist Legten in dieser Richtung bemüht, und er stützt sich hierbei auf Erwägungen, die in dem Wunsche nach einer Einigung der sozialdemokratischen Parteien ihren Ur­sprung finden. Der Versuch der internationalen sozialistischen Kommission, die während der schwarzen Woche in Berlin weilte, Einigungsverhandlungen zwischen den beiden sozial­demokratischen Parteien herbeizuführen, ist, wie man hört, ge­scheitert. Huysmanns selbst hat sich bei maßgebenden Persön­lichkeiten der Mehrheitssozialisten und der Unabhängigen be­müht, jedoch ohne Erfolg und zwar vornehmlich wegen der resoluten Weigerung der Unabhängigen.

Nach neuesten Informationen wächst der Mißmut in den Kreisen des Reichskabinetts über die uferlosen Forderungen der Groß-Berliner.Arbeiterschaft. Man ist überzeugt, daß eine Politik praktisch undenkbar ist, die darauf hinausläuft, von Woche zu Woche neue Forderungen der verschiedenen Arbeiter- kategorien in die Tat umzusetzen. Augenblicklich steht es fest, daß mit Ausnahme von Groß-Berlin in fast sämtlichen Ge­bieten Deutschlands ein Nachgebell in oer Frage des Streikab­bruches unter Erfüllung der von den Gewerkschaften gestellten weitgehenden Bedingungen zu verzeichnen ist. Es droht somit die Gefahr eines Rücktritts sämtlicher Mitglieder des Mehr­heitskabinetts. In welcher Form dann ein Ersatz geschaffen werden kann, läßt sich im Augenblick nicht übersehen.

Was den Einfluß der Unabhängigen auf die Arbeiterschaft in der Frage des Sterikabbruches betrifft, so kgnn auf Grund eingehender Erkundigungen in gut informierten politischen Kreisen sestgestellt werden, daß die Stellungnahme der Unab­hängigen fast ausschließlich durch politische Gesichtspunkte be­dingt ist. Man vertritt den Standpunkt, daß die augenblicklich von den Unabhängigen und Kommunisten im Rheinland, in Westfalen und in Thüringen gehaltenen Positionen nicht auf- aegeben werden dürfen. Es wäre gewissermaßen ein Jn-den- vtucken-fallen für die Unabhängigen in den genannten Gebieten, wenn jetzt der Streik in Groß-Berlin abgebrochen werden würde. Auch bestände dann die Gefahr, daß die in Berlin frei­werdenden Truppen gegen die aufständische Arbeiterschaft im Reiche mobil gemacht werden würde. Aus diesem Grunde wissen die Unabhängigen die Unzufriedenheit der Arbeiterschaft mit allen künstlichen Mitteln zu steigern. Es sind denn auch schon die Straßenbahn- und Hochbahn-Angestellten, des weiteren die Buchdrucker und Arbeiter anderer Kategorien an die betreffen­den Werke und Betriebsleitungen herangetreten unter Auf­hellung von Tarifen und anderen Forderungen, die mit dem ursprünglichen Zweck des Generalstreikes nicht das geringste «ehr zu tun haben. ,

Jedenfalls steht zur Stunde fest, daß nnt einer Gesamt­demission des Reichskabinetts vorläufig nicht gerechnet werden kann, denn die Verhandlungen mit den Gewerkschaften stehen in einem kritischen Stadium, in dem jede Voraussage unzweck­mäßig wäre. Die Nationalversammlung wird bekanntlich am Mittwoch zusammentreten. Die sozialdemokratische Fraktion hat sich gestern nachmittag bereits mit der politischen Lage m einer eingehenden Aussprache der in Berlin eingetroffenen Mit­glieder befaßt. Im großen und ganzen war die Meinung vorherrschend, daß ein weiteres Nachgeben gegenüber den For­derungen der Gewerkschaften der Reichseinheit zum Schaden gereichen würde und daß infolgedessen nicht daran gedacht wer­ben dürfe, jetzt ein Experiment wie dasjenige einer Arbeiter- regierun g zu unternehmen. _

Deutschland.

Jreibura, 20. März. Die am Samstag beschlossene Eini­gung der drei Parteien der Linken, der Mehrheitssozialisten, Unabhängigen und Kommunisten, die unter dem Eindruck des Berliner Putsches zustandegekommen war, wurde, wie wir m derFreib. Ztg." lesen, infolge der radikalen Forderungen der kommunistischen Partei bald wieder aufgehoben. Die Kommu­nisten forderten nämlich in einer Entschließung die Bewaffnung des Proletariats, die sofortige Schaffung des revolutionären Arbeiterrats und den sofortigen Anschluß an-die russische Sow­jetrepublik. Die Mehrheitssozialisten lehnten diese Forderungen ab und stellten mit den Unabhängigen eigene Forderungen auf. die auf sofortige ernstliche Inangriffnahme der Sozialisierung und auf verstärkten strafrechtlichen Schutz der Republik hinaus­laufen.

Karlsruhe, 23. März. Die belgische Regierung hat weitere Lruppenverstärkungen ins besetzte Gebiet geworfen In dem Raum zwischen Krefeld und München-Gladbach sind mehrere tausend Mann belgischer Infanterie, Artillerie und Panzer- Auto-Kolonnen durchgekommen. Die Truppen bewegen sich sämtlich in Richtung nach dem Rhein zu, auf dessen linksseiti­gem Ufer die Besatzungen sehr erheblich verstärkt werden.

Solingen, 23. März. Der seit dem 8. Februar in der So­linger Stahlwarenindustrie herrschende Streik wurde gestern abgebrochen. Der Spruch des Schiedsgerichtes auf Wiederein­führung der 48stündigen Arbeitswoche, statt der bisherigen 46 stündigen, unter besonderer Bezahlung der 1H Stunden Mehrarbeit fand bei der Urabstimmung in drei beteiligten Ver­

bänden eine geringe Mehrheit. 4906 Stimmen waren für die Annahme, 4709 Stimmen für die Ablehnung des Schiedsspru- hes. Die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt am heutigen lienstag. Damit ist der über 6 Wochen dauernde Streik, bei dem es selbst zu tätlichen Ausschreitungen gegen die Arbeit­geber, sowie zu einer Interpellation in der Voll- und Landes- versammlung kam, seitens der Arbeiterschaft abgebrochen wor­den.

Berlin, 23. März. Die Geschäfte des zurückgetretenen Reichswehrministers Noske führt vertretungsweise General von Seeckt. Die Führer der Berliner Gewerkschaften ver­langen ein rein sozialistisches Reichsministerium. Der Vor­stand der Deutschen demokratischen Partei wird sich, so rasch als die Verkehrsverhältnisse es gestatten, vollständig vereinigen, um zu den Vorkommnissen in Berlin abschließend Stellung zu nehmen. Auch die Einberufung des Parteiausschusses steht unmittelbar bevor. Die dänische Regierung hat gegen eine Revision der ersten Abstimmung in Nord-Schleswig im Sinne der Tiedge-Linie Protest eingelegt. Die deutsch-polnischen Verhandlungen sind abgebrochen und die deutsche Delegation ist abgereist, weil die polnische Regierung die deutsche Dele­gation nach dem Putsch vom 13. März nicht mehr für aus­reichend legitimiert hält.

Die Arbeiter-Entlassungen in der Mannheimer Industrie..

Die Polizeidirektion in Mannheim hat den Arbeitern der Firmen Äopp u. Reuther, Benz u. Cie. (Abt. Automobilbau), Zergin-Anlage-Rheinau, Hommelwerke Mannheim und Win­terberg, Streng u. Co., Käfertal, die von den Unternehmern als geschlossen erklärt worden sind, durch Anschlag an den Fabriken folgendes bekannt gegeben:Nachdem Arbeiter einiger Fabri­ken Mannheims gegen den Willen der Unternehmer in die Fa­briken eingedrungen sind und sich dort aufgehalten haben, nach­dem Gewalttätigkeiten gegen Personen und Sachen verübt und Entwendung von Fabrikeigentum angedroht wurden, machen wir auf die strafrechtlichen Folgen solcher Handlungen nach­drücklich aufmerksam." Nach Anführung der schweren Strafen bei Hausfriedensbruch, Landfriedensbruch, Freiheitsberaubung, Nötigung, bewaffnetem Diebstahl, bewaffnetem Raub, die hier in Betracht kommen können, heißt es zum Schluß:Im Hin- olici auf die strafrechtlichen Folgen der Gefetzesverletzungen fordern wir die Arbeiterschaft auf, den Betrieben fern zu blei­ben, solange der Betrieb durch die allein verfügungsberechtigten Unternehmer für geschlossen erklärt ist." Die revolutionären Betriebsräte haben den Industriellen folgende Forderungen unterbreitet: 1. Volle Bezahlung der Streiktage und der Tage, an denen passive Ressistenz geübt wurde, 2. Weiterbezahlung des vollen Lohnes bei Krankheit, 3. volle Anerkennung der revolutionären Betriebsräte. Diese Forderungen wurden ab­gelehnt.

Festsetzung der Neichstagsneuwahlen.

Berlin, 23. März. Der interfraktionelle Ausschuß der drei Mehrheitsparteien hielt gestern eine Sitzung ab. Der Senioren­konvent des Reichstags tritt heute zusammen, um die Tages­ordnung für die Mlttwochsitzung des Plenums festzusetzen. Unter den Mehrheitsparteien herrscht, wie verlautet, Üeberein- stimmung darüber, daß die Neuwahlen für Ende Mai oder für die ersten Tage des Juni anzuberaumen sind. Ueber die Neu­bildung des Kabinetts haben Besprechungen noch nicht statt­gefunden.

Kapp nur ei« Strohmann.

Haag, 23. März. DerNieuwe Rotterdamsche Courant" bringt folgende Darstellung der Berliner Vorgänge: Der Am­sterdamer sozialistische Beigeordnete Wibaud, der am Samstag aus Berlin zurückqekehrt ist, und der den ganzen Putsch mit­gemacht hat, teilt über seine Eindrücke mit, daß nicht Kapp, sondern Ludendorff die treibende Kraft bei dem Putsch gewesen sei. Ludendorff habe zu einer bekannten Persönlichkeit ge­äußert, daß man für Kapp auch ebenso gern eine andere ener­gische Persönlichkeit selbst von links genommen hätte. Hieraus geht hervor, daß Kapp nur ein Strohmann gewesen ist. Lu­dendorff habe auch versucht, mit ausländischen Sozialisten über die Bedingungen zu verhandeln, unter denen Kapp in der Re­gierung hätte bleiben können. Aber die Ausländer hätten davon nichts wissen wollen, da man überzeugt gewesen sei, daß man es hier mit einem Versuch Ludendorffs, die alte Militärkaste wieder zur Herrschaft zu bringen, zu tun gehabt habe.

Haftbefehl gegen Ludendorff.

Berlin, 23. März. Gegen General Ludendorff ist wegen seiner Beteiligung an dem Kapp-Lüttwitzschen Putsch Haft­befehl erlassen worden.

Der Kampf gegen den Umsturz von links.

Berlin, 23. März. Der Reichspostminister Giesberts ist gestern mittag mit einem Sonderzug in das Ruhrgebiet ge­fahren, um im Aufträge der Reichsregierung zu versuchen, die furchtbaren Kämpfe, die zwischen den bewaffneten Arbeitern des Kohlenreviers und der Reichswehr bevorstehen, nach Mög­lichkeit durch seine Vermittlungstätigkeit zu verhindern.

Frankfurt, 23. März. Die bolschewistische Bewegung hat auf weitere Städte im Münster- und Sauerland Lbergegriffen. In Hamm, Witten Und Iserlohn haben revolutionäre Voll­zugsräte die Macht an sich gerissen. Bewaffnete Arbeiter radi­kaler Richtung terrorisieren vielfach die Bevölkerung. Die zahlenmäßig unterlegenen Reichswehr-Abteilungen haben sich vorläufig aus den bedrohten Bezirken zurückgezogen.

Düsseldorf, 23. März. Die revolutionären Arbeiterräte baben im Ruhrgebiet die Verbindungen miteinander ausgenom­men. In Düsseldorf sind rund 15 000 Arbeiter bewaffnet, in Essen und den Nachbarbezirken sind regelrechte rote Arbeiter- Bataillone gebildet worden, deren Stärke man auf 20 000 Mann beziffert.

Dortmund, 23. März. Der Widerstand der Arbeiter soll nach den Anweisungen der Zentrale ans das schnellste einheit­lich organisiert werden. Die bewaffneten Arbeiter werden in Truppen, Züge, Kompanien und« Bataillone eingeteilt.

Köln, 22. März. Der telephonische Verkehr mit Essen a. d. Ruhr ist wieder vollkommen gestört. Die Lage soll in Essen wieder ruhig sein. Mülheim und Duisburg stehen seit gestern mittag unter kommunistischer Herrschaft. Die Reichswehrtrup­

pen aus Mülheim, Düsseldorf und den übrigen Orten -es Jndustriebezirkes haben sich nach Wesel zurückgezogen. Die Ruhrorter Rheinbrücke ist von Belgiern besetzt. Die Zahl her Toten der Essener Kämpfe wird auf mehrere Hundert geschätzt. Die Krankenhäuser liegen voll von Verwundeten. Bei der Oeffnung der Gefängnisse sind mit den politischen Gefangene« auch zahlreiche gemeine Verbrecher, Diebe und Räuber, tn Freiheit gesetzt worden.

Bochum, 22! März. Eine Vertreterversammlung der Ar­beiterräte aus Bochum und den umliegenden Jndustrieortea erklärte, wirtschaftliche Experimente, die Sozialisierung einzel­ner Betriebe wolle und dürfe man jetzt nicht vornehmen. Die Bieldungen über Errichtung einer Räte-Republik seien falsch. Leuber-Bochum erklärte u. a., man müsse von der Regierung verlangen, daß sie dem Volk die Köpfe von Lüttwitz und Kapp vor die Füße lege.

Plauen i. B, 22. März. Bewaffnete Banden sind nachts mit Maschinengewehren, Minenwerfern und Handgranaten in das Landgericht eingedrungen und haben die Herausgabe der bei dem Falkensteiner Putsch vom 24. und 27. April v. I. Be­teiligten, sowie die Herausgabe der Akten verlangt. Der Staatsanwalt, der die Herausgabe verweigerte, wurde mit de» befreiten Gefangenen auf einem Auto fortgeschleppt.

Leipzig, 23. März. Die Kämpfe in Halle haben nach dem amtlichen Bericht der hiesigen Brigade gestern Abend naöh mehrstündigen schweren Artilleriekämpfen mit der Besitzergrei­fung der Stadt durch die Regierungstruppen geendet. Der Bahnhof Staßfurt ist noch von bewaffneten Kommunisten be­setzt, die keine Züge durchlassen. Gestern Abend soll der Versuch gemacht worden sein, sie mit Gewalt zu vertreiben.

Berlin, 22. März. Stadt-, Ring- und Vorortsbahnverkehr sind wieder ausgenommen worden. Die Post arbeitet. Die Warenhäuser und Geschäfte sind geöffnet/ Kleine und mittlere Fabriken arbeiten ebenfalls, soweit sie Strom haben. Hoch- und Straßenbahn fahren noch nicht. Die gestrigen Verhandlungen zwischen den Funktionären der 3 Linksparteien haben zu keine« Einigung geführt. Obgleich die Gewerkschaftskommissionen be­schlossen haben, daß die Arbeit am Montag ausgenommen werden soll, hat die Zentralstreikleitung heute morgen durch Flugblätter zum weiteren Ausharren im Generalstreik aufge- sorüert. Auf, heute nachmittag sind etwa 12 Versammlungen der Fabrik- und Handwerksbetriebe anberaumt, wo die gestern gewählten revolutionären Betriebsräte darüber entscheide« sollen, ob gearbeitet werden soll oder nicht.

Ausland.

Straßburg, 23. März. Nachdem vorgestern eine neue ge­waltige Versammlung der Arbeiter gegen die Teuerung prote­stiert hatte, sind gestern morgen die Arbeiter des Städtischen Gas- und Elektrizitätswerkes in den Ausstand getreten. Die Straßenbahnen liegen still. Die Zeitungen können zur gewöhn­lichen Stunde nicht erscheinen. Der Streik der Metallarbeiter dauert noch an.

London, 22. März. Der Minister für Irland teilte im Unterhause mit, daß seit dem 1. Januar 22 Polizisten, zwet Soldaten und ein Regierungsbeamter von den Sinn-Feinern ermordet worden seien. Außerdem seien 39 Attentate auf Re­gierungsbeamte erfolgt und 155 Polizeikasernen angeariff»» worden. Es verlautet, daß Irland in vier Militärbezirke eiik- geteilt werden soll, deren Chefs ausgedehnte Vollmachten er­halten sollen, damit den Unruhen ein Ende bereitet werd« kann.

London, 22. März. DemDaily Expreß" wird aus Kon- stantinovel gemeldet, daß in der türkischen Hauptstadt Ruhe herrsche. Es habe keinerlei Protestkundgebungen gegen die Be­satzungstruppen gegeben, die weiter die öffentlichen Gebäude sichern. Die Hauptführer der Nationalisten, die verhaftet wur­den, sind auf der Deportation nach Neapel unterwegs.

Stockholm, 22. März. Eine Expedition des amerikanisch«» Roten Kreuzes fand bei Nowo Rossijk die Großfürstin Olga, eine Schwester des letzten Zaren, sowie mehrere andere Ange­hörige der Zarenfamilie vor. Die Unglücklichen lebten in einem leeren Eisenbahnwagen.

Belohnungen für vernichtete deutsche Unterseeboote.

Die englischen Behörden gewähren nach Entscheidung der Prisengerichte Belohnungen für vernichtete deutsche Untersee­boote. Neuerdings wurden wieder folgende Gelder bewilligt. 1. 215 Pfund fürU 48" mit einer Besatzung von 43 Köpfen. Nach der Aussage des Kapitäns des ZerstörersGipsy", de» am 24. November vor den Goodwin Sands kreuzte, waren t Fischerfahrzeuge dabei,U 48" im flachen Wasser festzuhalten, und es so am Tauchen zu verhindern, als dieGipsy" erschieß die dann das U-Boot zerstörte. Von der Mannschaft wurden 19 gerettet und gefangen. 2. 145 Pfund fürU C 55" mit 29 Mann Besatzung. DieTirado" sichtete das U-Boot, wäh­rend sie bei Lerwick Geleitdienst tat, und fuhr dann mit Voll­dampf darauf zu. DieSylvia" eröffnete das Feuer, und beide Schiffe beschossen dann das U-Boot, das mehrmals getroffen wurde. Ein Treffer auf den Fuß des Kommandoturmes machte es kampfunfähig und zwang es, ganz aufzutauchen. DieTi­rado wollte rammen. Das U-Boot sank aber schon, als die Tirado" noch etwa 300 Meter entfernt war. Um die Zer­störung vollständig zu machen, warfen beide Schiffe -Wasser­bomben auf die Stelle. Anscheinend wurde also niemand von der Besatzung gerettet. 3. 120 Pfund für U-Boot 20 mit 24 Mann Besatzung. Zwei Seeflugzeuge sichteten das Boot und bewarfen- es mit Bomben, von denen mehrere trafen. Das Unterseeboot sank mit dem Heck zuerst. Der Bug stieg an­dern Wasser, bevor es verschwand. Man konnte sehen, wie di, Seiten aufgerissen war en._Ueberlebende gab es nicht.

Aus Sradr, Bezirk und Umgebung!

Neuenbürg, 28. März. Die am Montag abend bei Keck zur Erntracht" stattgehabte Generalversammlung des Gewerbe-Vereins hatte sich eines verhältnismäßig guten Besuches zu erfreuen obgleich zu wünschen gewesen wäre, daß dre Beteiligung der Mitglieder im Hinblick auf die Wichtigkeit der Tagesordnung eine noch zahlreichere gewesen wäre. Schrift­führer Rektor Vollmer gab nach kurzen Begrüßungsworten das Protokoll der letzten Generalversammlung bekannt, «»--