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Dom romanischen und gotischen Baugedanken.
Von Johannes Aichelin.
1. Romanisch und gotisch
.. kunstlicbenden und -verständigen Laien bekannte Vcnennun- «iür zwei durch bestimmte Merkmale verschiedene, leicht zu unter. Weidende Baustile. Er bezeichnet den romanischen als den Rund- Men- den gotischen als den Spitzbogenstil. (Vergl. die Fenster auf den Bildern 1, 4, 5 und die Arkadenbogen Bild 3 u. 5) Außerdem l-nnt er meist noch alz Eigentümlichkeiten der Gotik: Pfeiler im -fnnern statt der Säulen (obwohl es Pfeiler auch in romanischen, Säulen auch in den gotischen Kirchenbauten gibt), die Strebepfeiler ,md Strebebogen an den Außenseiten der gotischen Kirchen; ferner unterscheidet er das romanische Kreuzgewölbe und das gotische Spitzbogen- oder Netz- oder Gurtgewölbe. Er weiß auch, daß das Spitz- bogcnsenster bereits in romanischen Bauwerken vorkommt, und diese dann zum sog. Uebergangstil gehören. Münster und Dome sind für ihn Benennungen besonders großer, gewaltiger Kirchenbauten mit hohen Türmen oder einer mächtigen Kuppel, und meist eher mit der Vorstellung eines gotischen als eines romanischen Bauwerks verknüpft. Es wäre sehr zu wünschen, wenn im Sprachgebrauch der deutschen Kunstwissenschaft etwa mit den Worten Dom nur die romanische, Münster nur die gotische Großkirche bezeichnet würde. Da dies nicht der Fall ist, müssen wir auch hier die gebräuchlichen Fach- und Fremdworte Basilika und Kathedrale gebrauchen und erklären Mit der Vorstellung eines Münsters ist tn der Regel also die Vorstellung eines besonders hohen Turmes verbunden. Daß der gotische Turm etwas ganz andres ist und darstellt als der romanische, fällt wohl leicht ins Auge. Der romanische Turm (vergl. Bild 1 u. 51) steht und steigt. Auch er hat den Höhenzug (dieVertikaltendcnzi des christlichen Glaubens, von der Erde zum Himmel, aus dem Diesseits nach dem Jenseits wie der gotische. Die christliche Weltanschauung ist der gemeinsame Boden; aber: dem gleichen Gott stehen andre Menschen gegenüber. Der gotische Turm wächst, strebt — in seinen tausend Linien stürmt der Mensch Gott ent- gegen,das Endliche verliert sich im Unendlichen; im romanischen Turmbau steigt der Mensch in Gottes Nähe, bleibt aber innerhalb der ewig-menschlichen Grenze. Der Turm zu Hirsau ist ein besonders schönes Beispiel dafür, gleichgültig wann und zu welchem unmittelbaren Zwecke er der Peter- und Paulkirche
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1. Euleuturm.
(Gsz. ». I. Luz.)
engebaut wurde. Es geht hier nicht um einzclgeschichtliche Forschung, sondern um dem Einblick in das Innere der romanischen und gotischen Baukunst: um den Baugedanken, der den Baustilen zugrunde liegt. Wir schließen im täglichen Leben vom Aeußeren aufs Innere, mit Recht und meist auch richtig; wir beurteilen und verstehe» die Menschen nach ihren Handlungen. Auch in den Werken der aast stehen wir Handlungen gegenüber. Und auch diese offenbaren ne Innenwelt. Vergleichen wir den Turm zu Hirsau mit em des Ulmer Münsters etwa, auf dem gleichen Hintergrund, em blauen Himmel, so ergänzen wir unwillkürlich eine andere Um- » ^ Turm zu Hirsau wahrscheinlich eine italienische
andschaft, für das Ulmer Münster eine altdeutsche Stadt. Der wm zu Hirsau hat aber unmittelbar mit Italien gar nichts zu tun. lick " eine anvere innere Welt offenbart als der Ulmer, das ist -w Schönheit liegt in seiner Ruhe, er hat etwas,
-in n?' Schönheitsideal der griechischen Kunst: „Der
^ Einfalt u. stillen Größe an sich," (Winckelmann über die griechi- Kunst), denn davon sind Reste im romanischen M i geblieben; Kraft u. Anmut sind in unserm Turm innig Verbundes Klarheit liegt in seinem Wesen, beruhend auf der Wahr-
Sstwpsor, auf der unerschütterlichen Wahrheit ihrer b Der Gotiker ist ein andrer, ruheloser, erschütterter,
Der etwas über die Erdbahn hinausgeworfener Mensch.
^ f ^gedanke, die Erdentfremdung und Diesseitsfeindschaft seine/» Christentum mit der Zeit geworden sind — haben in Mein die Spitze erreicht, der Wahnsinn mittelalterlicher Irans ni« , Verirrungen lobte sich auf andern Gebieten noch lange i!ck> n, die Renaissance den Menschen Europas wieder zu
^ brachte und auf die Erd- stellte.
Menisck'"^ Ettvas zu dem Kapitel „Romanisch und gotisch"! „Ro- .wnian't/" Wortgebrauch der Kunstwissenschaft nichts mit den Goten' VEern" gemein, und „gotisch" nichts mit . den „alten strs- de .llotisch" hat man wohl auch schon das „germanische", ist uwn mr Zement dieses Kunststils bezeichnet. Aber auch das l»der» / Kapitel: „Menschliches und MenschheitlichcS
lim« sei ^ Werden wir sehen, warum. Wohl schmähten die Jta- !>arb . ^n neuen Baustil jenseits der Alpen gotisch gleich
»nb >,,!?' de"n sie verstanden und erkannten den Baugedanken nicht -um Ek darum. Aber das Schimpfwort ist inzwischen
dieses geworden, und an der Schöpfung und Ausbildung
such di ' ^ ^ europäischen christlichen Völker" beteiligt, bwnkreick ^Eener; jenseits und diesseits des Rheines, in w und Deutschland ist seine entere Heimat. Roma
nisch hat hier dieselbe Bedeutung wie im Begriff: romanische Sprache. Es besagt, daß Bestandteile der Kultur der Alten Welt, besonders der Römer, hier solche der Kunst, dort solche der Sprache darin enthalten find. Reste die mehr als Ueberreste sind! Zur „Romantik", der „romantischen" Kunst, den „Romantikern", hat unsre Romanik, wie wir im Anschluß an das Wort Gotik sagen können, vollends keine Beziehung. Romantik und romantisch kommen her von „Roman".
2. Fries-am Euleuturm. » °"z->
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Man setzt den zeitlichen Beginn der romanischen Baukunst gewöhnlich ins 10. oder 11. oder noch früher, die Blütezeit ins 12., den Verfall ins 13. Jahrhundert, Uebergangstil etwa 1175 bis 1250. Aber die Grenzen sind stressend, sowohl zwischen der altchristlichen und romanischen Baukunst, als zwischen d.r Romanik und Gotik (12. bis 14. Jahrhundert), als innerhalb der Baustile selbst. Das kommt davon her, daß der Baugedanke stets eine Steigerung aus der einmal eingeschlagenen Li"ie e-- fährt, solange, bis ihm eine natürliche Grenze gesetzt, aus der inneren oder äußeren Natur: denn der Turmbau von abel wiederholt sich immer wieder.
2. Kunst und Kunstwissenschaft.
Was ist Schönheit? Das ist heute eine noch größere, weniger gelöste Frage als die des Pilatus: Was ist Wahrheit? Zum Beispiel: es gibt Menschen, die unfern Turm — den „Eulenturm" — nicht „schön" finden; sie fühlen ihn kalt, langweilig — oder die S t e i n b i l d n i ss e (s. Bild 3) (Plastiken, Skulp- turenj des seltsamen Gürtels, den er trägt, roh, fratzenhaft, u »künstlerisch, und darum auch nicht schön. Ob aber schön und unkünstlerisch dasselbe find, ist erst noch eine Frage. Sie ahnen nicht — viele wissen es freilich — daß sie mit vielem raschen Urteil eine der schwierigsten Streitfragen der Kunstwissenschaft für ihre Person abgetan — endgültig entschieden oben, freilich; aber darum doch nicht gelöst. Aber das sind nicht nur persönliche Fragen, nicht bloß Geschmacksfragen.
Die Steinbildnisse im Fries des Eulenturmeg sind ohne Zweifel bcmdwerklich lso übersetzen wir technisch: von Hand und wirken und Werk) roh, aber darum nicht häßlich. Dem Künstler, der sie geschaffen, kamen sie sicher als etwas Wunderbares vor, er hat in ihnen alles gegeben, was er geben konnte — und wollte. Er war eben ein anderer Mensch ars wir; anders an Leib. Seele, Geist. Das müßten wir bedenken; aber es wird selten bedacht. Alles Verurteilen gründet auf Vorurteilen.
Die alte Aureliuskirche! Es gibt sogar fach- urd sachverständige Kun^misfenl^after, die diesem Denkmal — gar keinen künstlerischen Wert beilegen — nur kunstgeschichtliche Bedeutung belassen. Wir, für unsere Person, suchen nicht .ehr Schönheit in diesem Bau, als er seinem Ursprung nach haben kann. Gewiß, die Säulen sind unverhältnismäfug kurz, stumpf, dick; schwer lasten auf ihnen die wuchtigen Arkndenboae. (f. Bild!); die wirkliche Aufgabe der Säule, das Tragen (des Ge-
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5. Kloster Hirsau, (Gez. v. I. Luz^ Peter und Paulkirche.
bälkes, der Decke) kommt zu stark dem heutigen Beschauer z» Bewußtsein: die ungeheuren Würfelkapitäls drücken den Säulenschaft in den Boden. Der Beschauer vermißt den ihm von den gotischen Kirchen her gewohnten Zug in die Höhe; er empfängt statt dessen einen solchen in die Tiefe. Aber oas sst eine zufällige Eigenschaft dieses Bauwerks, nicht etwa ein Grundsatz des romanischen Baugedankens überhaupt, das offenbart uns in herrlichster Weise die Pet» r - und Paul Leche. Wir geben selbstverständlich ein Mißverhältnis zwischen den einzelnen Formen beim Aureliusbau zu, nicht aber ein solches zwischen Form und Inhalt: wir spüren eine ungeheure Kraft in diesen Säulen, eine Kraft, die aus einem Reiche kommt, das nicht von dieser Welt ist, der Kräfte der Seele, die noch nicht genügend vom Geiste durchdrungen, geordnet, die noch ungebändigt sind, die noch nicht genügend Gedanke geworden sind, und außerdem den Hammer und den Meißel einer Hand, die aus diesen und zeitlichen Ursachen noch keine andre Bildung Hatto. Aber das ist kein Grund für uns, das Bauwerk als häßlich oder auch nur als unkünstlerisch zu bezeichnen. Soviel zur Einleitung darüber.
Kunst u. Kunstwissenschaft stehen in eigenartigem Verhältnis zueinander. Von den sogenannten „exakten Naturwissenschaften:" wird die Kunstwissenschaft" oft überhaupt nicht als „Wissenschaft" angesehen, und der „schaffende Künstler" selbst spricht nicht selten dem Kunstwissenschafter jedes „künstlerische Verständnis" überhaupt ab. Er behauptet, daß die Theorien dieser Wissenschaft vollends für ihn ohne jegliche „praktische cdeu- tung" seien. Das ist nicht ganz unrichtig. Aber der Kunstwissenschafter hat ganz andre Dinge zu tun, als dem schöpferischen, aus auch dem Psychologen heute (z. T. wenigstens sicher!) noch unbekannten geheimnisvollen Gründen, Kräften schöpfenden und schaffenden Künstler „praktische Vorschriften" zu machen, Gesetze, Ziele, Normen usw. für das künstlerische Schaffen überhaupt aufzustellen. Das wird nie gelingen; denn Kunst ist wie der Mensch kein seiendes, einmaliges Ding, sondern etwas in der Zeit ewig Werdendes, nie Beendetes, auch nie Vollendetes im Sinne des Vollkommenen. Nein, der Kunstwissenschafter, der ein Wissenschafter ist und wirklich auch etwas von der Kunst, die der Gegenstand seiner Wissenschaft ist, versteht, der weiß, was seine Aufgabe ist und wo deren Grenzen sind. Kunstwissenschaft darf man nicht einfach als Aesthetik auf-
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3. Inneres der Aureliuskirche. 2 ^->
fassen oder bezeichnen; denn was heißt und ist Aesthetik? Es wird viel darunter verstanden und getrieben — leider, was freilich den schaffenden Künstler nur lächerlich anmuten kann. Der kennt keine andern Gesetze als die seiner Natur, der Natur eines Priesters, eines Dieners, eines Göttlichen unter den Menschen. Und diese Gesetze seines Schaffens und Schöpfens sind uns auch heute noch ein Rätsel, trotz der modernen experimentellen Psychologie. Kunstwissenschaft ist 1. einmal der Versuch einer vergleichenden Psychologie der Kunst und Künstler, des Menschen, der Kultur aller Völker und Zeiten, im Hinblick ruf das Wirken, das Schaffen; 2. der Versuch einer vergleichenden Geschichte der menschlichen Kunst im Hinblick auf die Werke, das Geschaffene, und 3. erst der Versuch einer Aesthetik im engsrn Sinne, die es mit den sogenannten begrifflichen Bestimmungen des Schönen und Häßlichen usw. — aber nicht für ewig und alle Zeiten! — zu tun hat. Wir gebrauchen das Wort „ästhetisch,, deshalb in diesen Untersuchungen nicht. Aesthetisch und schön sind nicht dasselbe, sind es noch nie gewesen, ebensowenig bedeuten auch nicht unästhetisch und häßlich das gleiche. Was ist schön? Was ist ästhetisch und was nicht, was das Gegenteil? Selbst Kinder und Weise finden nicht die endgültige Ai.two« darauf. Was wir, was eine Zeit für schön befindet, hängt von uns, hängt von der geistigen Verfassung einer Zeit, der „Seele einer Kultur" ab. Wie die Weltanschauung eines Menschen, so ist auch seine Kunstanschauung durch ihn selbst bestimmt, von innen her — nicht durch seinen freien Willen; sondern durch andre, größere, höhere, allgemeinere Mächte und Kräfte. Wer das nicht versteht, versteht auch die Gotik oder Romanik nicht; überhaupt keine Kunst, als die „ihm gemäß" ist. Es gibt keinen allgemeinen Maßstab, hier zu messen; einen solchen anlegen, nur weil es Werke von Menschenhand sind, heißt Göttliches mit Menschlichem messen, und gründet sich auf ein Mißverstehen des Wesens der Kunst. In ihr offenbart sich immer Menschliches und Menschheitliches; aber gerade deshalb kann hier nie mit sogenannten Allgemeinbegriffen gearbeitet werden, denn solche sind immer einzelmenschlich oder den Anschauungen einer einzelnen, oft kurzen, rasch verlaufenen, bestimmten Zeit entnommen. Vom Schönheitsideal der klassischen Kunst aus kann nie und nimmer die Kunst der Primitiven, (der Kinder unter den Völkern der Erde, der Menschheitsgeschichte), der Acgypter, der Romanik, der Gotik oder gar der neuzeitlichen jüngsten Kunst: des Expressionismus verstanden werden. Aber die Festsetzung jenes Schönheitsideals zum Maßstab aller Kunst — eine Beschränkung auf Grund zeitlicher Beschränktheit — war das Verhängnis der Kunstwissenschaft überbauvt und — der deutschen Kultur besonders.